Schloßruine Tharandt

Schloßruine Tharandt. Nach einer Originalskizze von Paul Remmert

Zwei Meilen von Dresden liegt im malerischen Weißeritzthale das Städtchen Tharandt, weit über Sachsens Grenze hinaus bekannt durch seine Forstakademie. Es bildet einen der beliebtesten Ausflugsziele der Dresdener, denn es bietet Gelegenheit zu den schönsten Waldspaziergängen und äußerst romantische Picknickplätze bei der alten Schloßruine, die sich inmitten grüner Bäume auf einem Felsvorsprunge erhebt.

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Die Schloßruine Tharandt (siehe unser Bild) hat eine lange und interessante Geschichte. Gegründet von den heidnischen Böhmen als trotzige Veste gegen die vordringenden Sachsen, fiel sie in deren Hände ungefähr im 11. Jahrhundert, brannte 1190 nieder und wurde bald darauf wieder neu aufgebaut, doch weiß man nicht von wem. Im Jahre 1218 finden wir das Schloß im Besitze des Markgrafen Dietrich von Meißen, der es bei seinem Ableben seiner Gemahlin Jutta verschrieb. Jutta’s Sohn, Heinrich der Erlauchte, wählte es zu seinem Lieblingsaufenthälte und stattete es aus den Erträgnissen der Freiberger Silberbergwerke mit fürstlicher Pracht aus. Diesem Glanzpunkte in Tharandt’s Geschichte folgt unmittelbar der Verfall, denn keiner der späteren Besitzer weilte mehr dauernd dort. Die Reihe der fürstlichen Personen, welche in dem Schlosse lebten, beschließt die Wittwe Herzogs Albrecht des Beherzten, welche im Jahre 1500 nach dem Tode ihres Gemahles sich nach Tharandt zurückzog.

Schloßruine Tharandt. Nach einer Originalskizze von Paul Remmert
Schloßruine Tharandt. Nach einer Originalskizze von Paul Remmert

Sie ist die Stammmutter der sächsischen Fürsten aus der albertinischen Linie. Nach ihrem Dahinscheiden diente Tharandt nur noch zeitweilig als Jagdschloß, bis der Bruder des Kurfürsten Moritz im Jahre 1568 die gänzliche Ausräumung der Burg befahl. Alle Möbel und Geräthe, welche sie enthielt, wurden nach dem neuen Jagdschlosse Grullenberg geschafft; man deckte sogar das Schieferdach ab und hob die Thüren und Fenster aus, so daß Luft und Feuchtigkeit fortan ungehinderlen Zutritt hatten. Diese begannen ihr Zerstörungswerk schnell genug; schon 1582 stürzten einige Mauern zusammen und jetzt sind nur noch drei Wände des Hauptgebäudes übrig (siehe das kleine Eckbild links) welche vor weiterem Zerfall sorgfältig bewahrt werden. Eine Gedenktafel ist an der Innenseite der mittleren Mauer zur Erinnerung an die am 28. Mai 1797 von den Tharandter Bürgern begangene Geburtsfeier Friedrich August’s, des ersten Königs von Sachsen, angebracht.

Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 10/1890 des Das Buch für Alle.