Von der Pariser Weltausstellung

Riesenglobus für die deutsche Abteilung der Pariser Weltausstellung. Modelliert von E. Wenck. In Erz getrieben von O. Bommer

Hierzu eine photographische Aufnahme von Otto Kenmitz, Wiimersdorf. „Die Welt steht im Zeichen des Verkehrs.“ Für dies Wort des Deutschen Kaisers ist gewissermaßen die ganze Pariser Weltausstellung ein lautredendes Zeugnis und insbesondere die deutsche Schiffahrtausstellung, die von den großen Rhedereien der deutschen Seestädte veranstaltet wird. Den künstlerischen Mittelpunkt des großen Gebäudes der Schiffahrtausstellung wird das monumentale Werk in nebenstehender Abbildung bilden, das dem Beschauer nicht nur von dem deutschen Verkehrswesen, sondern auch von deutscher Kunst und deutschem Kunsthandwerk einen Begriff verschaffen soll.

Das Werk ist im Auftrag der Schiffahrtausstellung, deren Leiter der Hamburger Architekt Georg Thielen ist, von dem Berliner Bildhauer Ernst Wenck geschaffen worden, von dem auch die bekannte Atlasgruppe auf dem neuen Postgebäude in Berlin herrührt.

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Das Werk ruht auf einem niedrigen zwölfeckigen Sockel, auf dem die Namen der ausstellenden Gesellschaften verzeichnet sind; ein kreisrunder metallener Gürtel, der auf blauem Grund die vergoldeten zwölf Zeichen des Tierkreises trägt, umschlingt die mächtigen Schultern des nordischen Donnergotts Thor, der mit Haupt und Brust aus dem Grund hervorragt. Seine linke Hand hält den kurzen, ungefügen Hammer, während der hochemporgereckte rechte Arm die Midgardschlange packt, die, als ein Symbol des länderumschließenden Weltmeers, mit ihrem Rachen den Nordpol, mit dem Schwanz den Südpol berührt. Das ungeheure Haupt des Donnerers ist hintenübergebeugt, und der Hauch seines Mundes bewegt die Erde, auf der sämtliche deutsche Schiffahrtslinien in verschiedenfarbiger Darstellung die Länder und Erdteile verbinden. Zwei edelgestaltete Figuren umschweben den unteren Teil der Erdkugel: der Tag, ein geflügelter Jüngling mit der Fackel, scheint die Nacht, eine zurückgelehnte weibliche Gestalt, ergreifen zu wollen, ein Symbol der sich ewig fliehenden Tageszeiten. Die ganze Gruppe hat eine Höhe von 10 Metern.

Riesenglobus für die deutsche Abteilung der Pariser Weltausstellung. Modelliert von E. Wenck. In Erz getrieben von O. Bommer
Riesenglobus für die deutsche Abteilung der Pariser Weltausstellung. Modelliert von E. Wenck. In Erz getrieben von O. Bommer

Die Gruppe wird auch insofern das Interesse der Ausstellungsbesucher erregen, als sich die Weltkugel in einer ununterbrochenen Rotation befindet die durch einen 1/4 P. S. Schuckert-Elektromotor bewirkt wird, der im Innern der Kugel angebracht wird. Den hohen Ansprüchen der Ausführung ist Otto Bommer in jeder Weise gerecht geworden. Er hat hier ein vortreffliches Werk der Kupfertreibtechnik geschaffen, das um so anerkennenswerter ist, als zur Herstellung des geschilderten Riesenwerks, das mit seinen dünnen Kupferplatten ein Gewicht von nahezu 4000 Kilogramm erreicht, nur eine Zeit von drei Monaten zur Verfügung stand.

Dieser Artikel von Paul Holthaus erschien zuerst 1900 in Die Woche.