Als vor ungefähr 15 Jahren die Elektrizität den Anlauf zu ihrem Siegeszug durch die Welt nahm, hatte sie, wie jede neue Sache, sogenannte Kinderkrankheiten durchzumachen, d. h. technische Unvollkommenheiten zu überwinden, die sich in der Praxis unangenehm bemerkbar machten.
So fehlte in erster Linie ein Instrument, das – wie der Gasmesser bei Gasbeleuchtungsanlagen den Stromverbrauch des Konsumenten ermittelte, ein Umstand, der den Bau von Zentralen und damit die Verallgemeinerung der Elektrizität für das große Publikum sehr erschwerte – ja geradezu unmöglich machte.
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Einem deutschen Gelehrten war es vorbehalten, diese, wie so manche andere Lücke in der Technik, mit glücklicher Hand auszufüllen. Im Jahr 1884 trat der Geheime Regierungsrat Professor Dr. Aron mit dem ersten brauchbaren Elektrizitätszähler an die Oeffentlichkeit. Er hatte das Problem in einfacher, genialer Weise gelöst. Sein Apparat bestand aus einem gewöhnlichen, gut gehenden Regulator, bei dem er jedoch die Pendelscheibe mit einem Magneten vertauscht hatte. Unter diesem hatte er eine Drahtrolle angebracht, durch die er den zu messenden Strom leitete. Je kräftiger nun der Strom wurde, um so viel stärker wirkte er auf die Anziehungskraft des Magneten, der dadurch das Pendel zu schnelleren Schwingungen veranlaßte und die Uhr zum Vorgehen brachte. Diese Voreilung war genau proportional der Stromstärke, so daß die Differenz zwischen dieser und einer gewöhnlichen Uhr ein Maß für die durch die Rolle gegangene Elektrizitätsmenge war.
Das war die ursprüngliche Form des Zählers, die sich im Grundprinzip bis heute erhalten hat. Nur hat der Erfinder die Zeit nicht unbenutzt vorübergehen lassen, unablässig weitergearbeitet und Verbesserung an Verbesserung gereiht, so daß man in dem heutigen Typ schwerlich das erste Modell und seine einfache Konstruktion wiedererkennen kann. Der Grundgedanke, „die beeinflußte Uhr“ ist derselbe geblieben. Nur ziehen diese Uhren – denn es sind jetzt deren zwei sich selbstthätig auf und zeigen von vornherein die durch die Strombeeinflussung bedingte Differenz an.
Außer dem Aronzähler kommen für die Praxis noch zwei andere Elektrizitätszähler in Betracht und zwar der des Amerikaners Thomson und der des Deutschen Hummel. Beide beruhen auf dem gleichen Prinzip, und ihre Beschreibung läßt sich daher zusammenfassen. Beide sind sogenannte Motorzähler. Sie stellen im wesentlichen einen Elektromotor dar, d. h. der elektrische Strom bringt zwischen Magneten einen Anker zum Drehen, und jede Umdrehung wird auf einem Zifferblatt registriert. Je größer die Stromstärke um so viel schneller geschieht die Umdrehung.
Von den neuen Erfindungen auf diesem Gebiet, die uns jedes Jahr beschert, ist es noch keiner gelungen, so festen Fuß zu fassen wie der genannte erste Zähler.
Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.