Das Kunstgewerbe auf der Pariser Weltausstellung – Schmucksachen und Lederarbeiten

Die moderne Goldschmiedekunst zeichnet sich vor allem durch Bestreben aus, durch neue Linienführung und die Verwendung bisher unbeachteter ornamentaler Motive die hergebrachten Formen überwinden, die stark zur Schablone geworden waren.

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Hierbei hat man die Gefahr glücklich vermieden, in jene grotesken Zerrbilder zu verfallen, die um jeden Preis originell sein sollen, und edle Schönheit der Linie außer acht zu lassen. Daß gerade die Goldschmiedekunst sich das volle Verständnis für das mannigfaltige und durchaus verschieden zu behandelnde Material bewahren muß und sich vor allen Uebertreibungen sorgfältig zu hüten hat, das haben in letzter Zeit viele verunglückte Versuche mit streng sezessionistischen Schmuckstücken deutlich bewiesen. Die amerikanischen Schmuckstücke aus der Kollektion Tiffany, die auf der Pariser Weltausstellung auch die Blicke der verwöhntesten Damen auf sich ziehen, zeichnen sich weniger durch die überraschende Originalität der Formen als durch den ausgesuchten Wert des verwendeten Materials aus.

Schmuckglas mit Goldeinfassung
Brosche mit Brillianten
Brilliantschmuck mit Perlen

Die einzelnen Gegenstände sind mit einer Anzahl edler Steine geschmückt, die in Amerika gefunden sind und infolgedessen von der europäischen Schmuckindustrie bisher weniger häufig verwendet wurden. Durch den Farbenglanz dieser prächtigen Steine wird eine Wirkung erzielt, die unsere Abbildungen leider nicht wiedergeben können.

Speisezimmerstuhl mit Lederbezug
Truhe mit Lederarbeit
Wohnzimmerstuhl mit Lederbezug

Welchen Aufschwung die Technik der Lederbehandlung in letzter Zeit bei uns in Deutschland gewonnen hat, zeigen u. a. die verschiedenen kunstgewerblichen Gegenstände (vergl. die untenstehenden Abbildungen), die Georg Hulbe (Hamburg) für die Pariser Weltausstellung entworfen hat. Bei diesen Ausstellungsarbeiten ist besonders zu erwähnen, daß anstelle der früher angewandten Bemalung fast durchweg Beizung getreten ist, wodurch der Lederbezug eine besonders künstlerische Wirkung erhalten hat. Die eigenartige Truhe ist die Kopie eines alten, aus dem sechzehnten Jahrhundert stammenden Originals, das sich im Museum für Kunst und Gewerbe in Berlin befindet.

Dieser Artikel erscien zuerst 1900 in Die Woche.