Bilder von der Pariser Weltausstellung

Eine unberechtigte Eigentümlichkeit der großen Ausstellungen ist es, daß sie nicht rechtzeitig fertig werden.

Die bevorstehende Pariser Weltausstellung soll sich in dieser Beziehung von ihren Vorgängerinnen vorteilhaft unterscheiden. Der deutsche Reichskommissar Geheimrat Richter teilte neulich im Reichstag mit, daß die Eröffnung zweifellos am 15. April stattfinden werde. In erfreulicher Weise vorgeschritten sind, wie er hinzufügte, namentlich auch die deutschen Arbeiten. Allein nicht nur durch Pünktlichkeit, sondern auch durch Gediegenheit und Geschmack wird sich Deutschland in Paris auszeichnen; es wird nach den Angaben unseres Reichskommissars durch etwa 600 Aussteller in allen Gruppen würdig, in vielen hervorragend vertreten sein, am glänzendsten durch sein Kunstgewerbe und durch seine Kraftmaschinen.

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Ausstellungsbauten der fremden Staaten am Ufer der Seine

Erleichtert wurden den Deutschen die Vorarbeiten durch die freundliche Haltung der französischen Ausstellungsbehörden; das Zusammenarbeiten der deutschen Arbeiter mit den französischen wurde nie durch einen Mißton gestört. Hier, auf dem Feld friedlicher Arbeit, schweigt der Chauvinismus; hier wird man uns Deutschen einen Sieg auch nicht weiter verübeln. Uebrigens haben die Pariser schon jetzt sich einigermaßen an ein stärkeres Hervortreten des deutschen Elements gewöhnen können.

Der Elektrizitätspalast auf der pariser Weltausstellung

Es ist in der Nähe des Ausstellungsparks ein förmliches deutsches Viertel entstanden, in dem ausschließlich deutsch gesprochen und deutsch – getrunken wird. Deutsches Bier hat zwar schon seit Jahren in der französischen Hauptstadt Eingang gefunden, aber das, was dort verzapft wird, ist zumeist nicht echt, sondern nur nach unserer Art in Frankreich gebraut. Aber in dem jetzt erstandenen deutschen Viertel kann man sich an echtem Bayrischen mit den dazu gehörigen Nationalgerichten, wie Leberknödeln für die Süddeutschen oder Eisbein und Sauerkraut für die Norddeutschen, erlaben. Das ist angenehm und stimmt arbeitsfreudig, aber einen noch größeren Ansporn zu eifriger Thätigkeit bildet doch die hoffnungsvolle Erwartung, daß die Arbeit nicht umsonst gethan, sondern zu einem Erfolg Deutschlands im internationalen Friedenskampf beitragen wird.

Ausstellungsbauten der fremden Staaten (links das Deutsche Haus) am Quai d’Orsay

Werfen wir einen Blick auf die Baulichkeiten der Ausstellung, so fällt uns zunächst das „Deutsche Haus“ unter den Pavillons der fremden Nationen am Quai d’Orsay in die Augen, das sich seiner ganzen Gestalt nach mit dem hohen schlanken Turm und den zahlreichen Ecken und Altanen als ein echt deutscher Bau kennzeichnet, dessen Muster in einer alten deutschen Stadt zu finden sein könnte. Spanien und Norwegen waren so freundlich, ihre Paläste bis dicht an das „Deutsche Haus“ heranzubauen, so daß dieses etwas eingeengt wurde, aber der günstige Gesamteindruck wird dadurch kaum beeinträchtigt. Leider entspricht die innere Ausstattung nicht dem in jeder Beziehung gelungenen Aeußeren. Die Ausschmückung im Innern trägt nämlich nicht deutschen Charakter, sondern ist zum großen Teil in französischem Geschmack gehalten; das Schloß in Sanssouci hat dazu als Muster gedient.

Pavillion der deutschen Schiffahrtsaustellung

Stolz nimmt sich nicht minder der Pavillon der deutschen Schiffahrt aus, ein prächtiger Bau mit einem veritablen Leuchtturm, von dessen Spitze die Stadt Paris abends durch einen Riesenscheinwerfer beleuchtet werden wird. Einen prächtigen Anblick gewährt auch der Elektrizitätspalast, der naturgemäß einen Hauptanziehungspunkt der ganzen Ausstellung bieten wird, ist es doch die letzte des Jahrhunderts der Elektrizität.

Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.