Am 12. März d. J. ist in Kulmbach, auf dem malerischen Marktplatze, der durch Staat und Stadt mit einem Kostenaufwande von 30 000 M. errichtete Luitpold-Brunnen nach dreijähriger Arbeitszeit enthüllt worden. Der Entwurf des Brunnens ist aus einem auf in Bayern lebende Künstler beschränkt gewesenen Wettbewerb hervorgegangen, in welchem die Hrn. Arch. Martin Dülfer und Bildh. E. Beyrer jun., beide in München, Sieger blieben.
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Wie unsere vorstehende Abbildung zeigt, gewährt der Brunnen mit seiner Umgebung und mit dem Hintergrunde der malerisch sich auf der Felshöhe erhebenden Plassenburg, der ehemaligen Bergfestung, die von 1398 bis 1603 die Residenz der hohenzollernschen Markgrafen von Kulmbach war, ein wirksames architektonisches Bild. Neben den genannten beiden Künstlern waren an der Herstellung des Brunnens betheiligt: Fr. Buchner in Würzburg, welcher das grosse Becken lieferte, und R. Rosenbach in München, welcher die übrigen Steinmetzarbeiten ausführte. Die Bronze-Arbeiten waren an J. Braun, die Kupfertreib-Arbeiten der Muscheln und des Sternes an Seitz Nachfolger, beide in München, übertragen. Der im Louis-Seize-Stile, in welchem die beiden Künstler mit grosser Vollendung arbeiten und welchen sie bei einer Anzahl eigenartiger Grabdenkmäler mit grossem Glück anwandten, gehaltene Brunnen stützt sich auf die Grundform des Obelisken, der aus einem polygonalen Brunnenbecken herauswächst, an seinen drei Kanten unmittelbar über dem Sockel Brunnenschalen trägt, in welche die von Delphinen entsandten Wasserstrahlen sich ergiessen.
Die Vorderseite ist durch das Medaillonporträt des Prinzregenten Luitpold ausgezeichnet. Die Frage der Führung der Wasserstrahlen, welche bei neueren Brunnenwerken nicht immer mit der nöthigen Sorgfalt erwogen scheint, ist, wie die Abbildung lehrt, hier in einer Weise gelöst, welche mit der Gestalt des Brunnens ausgezeichnet zusammengeht. Das Wasserspiel ist zierlich und doch reich und verdeckt keine wesentlichen künstlerischen Theile des Brunnens. Es ist ein ausgezeichnetes Kunstwerk, durch welches die Stadt Kulmbach bereichert wurde. –
Dieser Artikel erschien zuerst am 02.09.1899 in der Deutsche Bauzeitung.