Erweiterungen der Hafenanlagen in Hamburg

Erweiterungen der Hafenanlagen in Hamburg

In No. 6, Jahrg. 1899 der Dtsch. Bztg,, wurde in einem längeren Artikel über die Entwicklung der Hamburger Häfen zum Schluss mitgetheilt, dass seitens der Hamburger Behörden 20 Mill. M. ausgeworfen seien für den Bau eines Hafens auf Kuhwärder, der nach Fertigstellung mit den zugehörigen Schuppen, Krähnen, Gleisen usw. an die Hamburg-Amerika-Linie verpachtet werden sollte.

Der Betrieb dieser Gesellschaft hat aber inzwischen durch Einlage einer ganzen Reihe von regelmässigen Schiffslinien nach den verschiedenen Welttheilen eine derartige Ausdehnung genommen, dass die zur Pachtung vorgesehenen und jetzt noch im Bau begriffenen Hafenanlagen nicht mehr genügen werden. Während d. Z die genannte Rhederei 60 Ozeandampfer mit 263.417 R.-T. Bruttoladeraum besass, ist dieser Bestand bis Ende 1900 auf 98 Dampfer mit zusammen 486 528 R.-T. gestiegen und wird nach Ablieferung der noch im Bau befindlichen Schiffe auf 113 Ozeandampfer mit insgesammt 585 128 R.-T. steigen. Während desselben Zeitraumes ist auch die Zahl der der Rhederei gehörigen Flussdampfer, Schlepper, Leichter usw. von 72 mit einem Bruttoraumgehalt von 135 79 R.-T. auf beinahe das Doppelte, auf 136 Fahrzeuge mit 30 050 R.-T. angewachsen.

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Die Gesellschaft hat daher vor einiger Zeit bei den Hamburger Behörden den Antrag gestellt, weitere Kaianlagen für Seeschiffe zu erbauen und ihr dieselben nach Fertigstellung ebenfalls auf 25 Jahre in Pacht zu geben. Diesem Antrage ist nunmehr Folge gegeben und es sind zu diesem Zweck von den Behörden imganzen weitere 11 699 500 M. bewilligt worden.

Erweiterungen der Hafenanlagen in Hamburg
Erweiterungen der Hafenanlagen in Hamburg

Die für diese Summe herzustellenden Erweiterungsbauten bestehen aus den folgenden, in der nachstehenden Skizze angedeuteten Anlagen.

Die in der Mitte des jetzt im Bau begriffenen und im Jahre 1898 zur Verpachtung in Aussicht genommenen Hafens vorgesehene Duc d’Albenreihe soll von 500 m auf 700 m verlängert werden. Ferner soll der nach dem früheren Plane südlich dieses Hafens belegene und z. Z. auch noch im Bau begriffene Flusschiffhafen als Seeschiffhafen ausgetieft, an seiner Nordseite mit einer festen Kaimauer versehen und dort mit 2 Schuppen von je 336,7 m Länge und 61,1 m Breite ausgestattet werden. Oestlich von diesen beiden Schuppen wird eine Kailänge von 170 m unbebaut gelassen für Schiffe, welche freiladen oder nachkohlen sollen, während der sich hieran anschliessende Kohlenkai mit Einzelkrähnen und 3 Kohlensturz-Vorrichtungen ausgerüstet werden wird.

Als Ersatz des früher in Aussicht genommenen Flussschiffhafens wird südöstlich von diesem ein neuer Hafen für die Flusschiffe erbaut und zur Abgrenzung zwischen diesen beiden neben einander liegenden Häfen in 80 m Entfernung von der festen Kaimauer eine 700 m lange Duc d’Albenreihe geschlagen werden, welche an der tiefen Seite als Liegeplatz für die Schiffe der Amerika-Linie bestimmt ist. Die eigenthümliche Form des neuen Flussschiffhafens wird durch die Lage der Landesgrenze bedingt. Die gesammte Fläche des Hafens bietet mindestens ebenso viele Liegeplätze für Flusschiffe, wie der früher geplante Hafen.

Nach dem früheren Entwurfe beabsichtigte man, die Kaischuppen des im Bau begriffenen Hafens 2stöckig zu bauen; da aber die entlöschten Güter meistens wieder in Flusschiffe übergeladen werden, somit infolge dessen während der Zeit des Beladens dieser Schiffe die Kaistrecke als Liegeplatz für Seeschiffe verloren gehen würde, da ferner die Entladung solcher 2stöckiger Schuppen in Flusschiffe eine zu grosse Zeit in Anspruch nehmen würde so ist man von dem Bau solcher Schuppen wieder abgekommen. Es sollen nunmehr statt der früher geplanten 45m breiten 2stöckigen Schuppen an der Nordseite 3 einbödige von je 327,6 m Länge und 53,6 m Breite, und an der Südseite 2 von je 400 m Länge und 61,4 m Breite erbaut werden. Alle Schuppen werden durch eine Brandmauer halbirt und es sind die Abmessungen so reichlich bestimmt, dass je ein halber Schuppen die genügende Wasserfront-Entwicklung und Lagerfläche für einen grossen Frachtdampfer hat.

Die Krähne vor sämmtlichen Schuppen werden als Portalkrähne erbaut und zwar soll jeder Doppelschuppen je nach seiner Länge 14-18 Krähne von 3 t und 1 bezw, 2 Krähne von 10 t erhalten. Die Zahl der Krähne wird somit um die Hälfte gegenüber dem ursprünglichen Plane, entsprechend den stetig wachsenden Ansprüchen an schnelle Verladung, gesteigert.

Während die Gesellschaft zurzeit am Petersen- und am O’Swald-Kai eine Kailänge von 2245 m und eine Schuppenlagerfläche von 69 600 qm in Benutzung hat, werden ihr nach Fertigstellung der beschriebenen Hafenanlagen 2900 m Kailänge und 137 700 qm Schuppenfläche, sowie 1400 m Duc d’Albenreihen zur Verfügung stehen. Statt der nach dem 1898 vereinbarten Vertrage ihr auf 25 Jahre überlassenen Fläche von imganzen 165 450 qm gegen eine jährliche Pacht von 800 000 M. erhält die Gesellschaft jetzt seitens des Hamburger Staates eine Gesammtfläche von 254 280 qm für eine Summe von jährlich 1 300 000 M., wobei die 25 jährige Pachtdauer von dem Zeitpunkte der betriebsfertigen Uebergabe an rechnet. Ausser Zahlung der Pachtsumme hat die Gesellschaft noch die Unterhaltungspflicht der gesammten von ihr in Pacht genommenen Anlagen auf eigene Kosten zu übernehmen, während vom Staate nur für die Aufrechterhaltung der Wassertiefen von 8 m unter Niedrigwasser zu sorgen ist. Nach einem weiteren Abkommen wird der Gesellschaft am Westufer des die beiden vorgenannten Häfen verbindenden Mittelkanales noch eine Fläche von etwa 42 500 qm auch auf 25 Jahre für eine jährliche Miethe von 1 M. für das qm überlassen werden zur Errichtung eines Verwaltungs-Gebäudes mit Inspektorwohnung, sowie zur Herstellung von Werkstätten, Lagerschuppen u. dergl. m. – Da die Krähne und die Beleuchtung der gesammten Hafenanlagen von einer elektrischen Zentrale bedient werden sollen, so muss letztere auch gegen die früher geplante Anlage bedeutend vergrössert werden.

Nach Fertigstellung dieser sehr beträchtlichen Erweiterung der Hafenanlagen dürften diese wohl den Bedürfnissen der Hamburg-Amerika-Linie für längere Zeiten Genüge leisten. –

Dieser Artikel erschien zuerst am 07.09.1901 in der Deutsche Bauzeitung.