Das Altmühlthal gehört zu denjenigen Gegenden Süddeutschlands, die von den Vergnügungsreisenden noch in unverdienter Weise vernachlässigt werden, obgleich es mannigfache Schönheiten birgt, die einen Besuch wohl lohnen.
Sonderbar geformte Felsen und zerklüftete Wände steigen rechts und links vom Flußbette der Altmühl empor, grüner Laubwald bedeckt die Hänge, saftige Wiesen schmücken den Thalboden und von den steilen Höhen grüßen stattliche Burgruinen und Schlösser herab, unter denen Riedenburg, Randeck, Rabenstein, Kipfenberg, Tachenstein und Prunn die bemerkenswerthesten sind.
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Wir bringen eine Abbildung des letztgenannten Schlosses Prunn, das auf schroffer Felswand wie ein Adlerhorst über dem Dorfe gleichen Namens thront. Wer von Regensburg nach Ingolstadt fährt und auf der Station Kelheim an der Mündung der Altmühl in die Donau aussteigt, um die auf dem Gipfel des Michaelisberges von König Ludwig I. von Bayern errichtete Befreiungshalle zu besuchen, sollte den kleinen Ausflug in das Altmühlthal nicht scheuen. Prunn besonders bietet noch in allen Theilen das wohlerhaltene Bild einer echt mittelalterlichen Ritterburg und eine wunderschöne Aussicht auf das Thal nach Randeck und Riedenburg zu.
Die Geschichte dieses stattlichen Schlosses ist uralt. Angeblich bereits von den Römern befestigt, gehörte es im 11. und 12. Jahrhundert den Herren v. Prunn und kam 1338 an die Frauenberger, von denen Ritter Hans als Turnierheld und wackerer Kämpe weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus bekannt und gefürchtet war. In der Kirche von Prunn ist noch heute sein stattliches Grabmal von rothem Marmor zu sehen. Nachdem in den Kriegen des 14. Jahrhunderts das Schloß von Herzog Albrecht erobert worden war, verlor es an Bedeutung und wurde 1675 von den Jesuiten Ingolstadts angekauft. Nach Aufhebung des Ordens fiel es an die Malteser bayerischer Zunge und von diesen endlich an den Staat.
Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 5/1890 des Das Buch für Alle.