Eins der Glanzstücke der Pariser Ausstellung wird die Kollektion der bekannten Juweliere und Goldschmiede Tiffany u. Cie. in Newyork sein. Sie ist für das Ausland schon aus dem Grunde von Interesse, weil für einzelne Stücke der Sammlung bis zum kleinsten Steinchen herab ausschließlich amerikanisches Material, von amerikanischen Händen verarbeitet, erscheint. Es ist also hier nicht nur der Beweis für den großen Reichtum Amerikas an edelstem Material erbracht, sondern auch die hohe Stufe veranschaulicht, die die einschlägige Kunst der Verarbeitung erreicht hat.
Das Gold stammt aus Kalifornien, Klondyke und den neuen Minen Alaskas, das Silber aus Kolorado und Neumexiko, die Opale aus Mexiko und Washington, Turmaline aus Maine, Konnektikut und Kalifornien, blaue, seegrüne und gelbe Berylle aus denselben Fundorten, Nordkarolina und Alabama, tiefdunkle Rubine aus Arizona, gelbe Spessartinen aus Virginien lilafarbige aus Washington.
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Schwarze und graue Perlen werden im Golf von Kalifornien, die am schönsten schillernden aus den Flüssen in Maine, Ohio, Tennessee, Wiskonsin und Texas gefischt.
Völlig gleichwertig mit diesen Naturprodukten ist die Kunst, mit der die unter Leitung Paulding Farnhams stehenden Arbeiter dies erlesene Material verwertet haben. Wenn auch wiederholt Motive aus der Goldschmiedekunst anderer Nationen und früherer Feiten verwendet erscheinen, so ist doch ihre Umgestaltung, die neuen Kombinationen und die mit Rücksicht auf das fallweise zur Verwendung gelangende Material besonders gewählte Komposition als durchaus originell zu bezeichnen.
Das Tiffanyglas ist eine der zartesten Erfindungen des modernen Kunstgewerbes, die leichten Glasgebläse, die in allen Farben des Regenbogens schimmern, machen den Eindruck erhärteter Seifenblasen. Es war daher kein leicht zu lösendes künstlerisches Problem, diese zarten luftigen Gebilde mit dem starren festen Metall zu verbinden. Das Tiffanyglas verträgt keinen Zwang, in seiner zufälligen geschwungenen Form lebt es sein eigens künstlerisches Dasein, das frei von jedem Schema ist; gleicht doch fast keines dieser leichten Gebilde, die fast wie kein anderes kunstgewerbliches Produkt den bis ins sensibelste gesteigerten Kunstgeschmack unserer Zeit charakterisieren, dem andern. In jedem Einzelfall mußte daher der Künstler eine andere Fassung ersinnen und sowohl Metall wie die Schmucksteine dem phosphoreszierenden Farbenspiel der Gläser anpassen. In den Prunkstücken, deren Abbildungen wir unsern Lesern vorführen, ist dies in geradezu überraschender Weise gelungen. Leicht und harmonisch schmiegt sich der schmale Goldstreifen um die graziöse Bogenform der Blumenvase. Die Ziervase, deren Farbenspiel den schönsten Muscheln des Meeres gleicht, wird von zwei entzückenden Meerweibchen getragen, und der Rand wird von andern Kindern des Meers von großen Perlen, gebildet. So klingen Darstellung, Form und Farbe harmonisch zusammen.
Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.