Die Bautechnik auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896

Der Bericht über die Erzeugnisse der Bautechnik auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896 hat sich naturgemäss in erster Linie mit den Arbeiten zu beschäftigen, welche die Bautechnik für die Ausstellung selbst leistete.

Der hierdurch zum Ausdruck kommende Rang gebührt diesen Arbeiten weniger durch die Eigenschaften der Materialien, welche für ihre Ausführung für den besonderen Zweck infrage kamen, als für die Konstruktion und die in den Arbeiten steckende handwerkliche Leistung, welche als eine hervorragende, mit der dem Berliner Baugewerbe eigenen Thatkraft gebotene Leistung rückhaltlos bezeichnet werden muss. Die Architekten, welche den Bauten künstlerische Gestaltung gaben, die Ingenieure, welche für diese künstlerischen Gestaltungen die konstruktiven Grundlagen schufen, diese kleine Schaar thatkräftiger Mitarbeiter, welche unter den grössten persönlichen Opfern, die anzuerkennen eine Ehrenpflicht aller unbefangenen Urtheiler ist, in kurzer Zeit dem gewaltigen Unternehmen Gestalt und Form gaben, sie konnten es nur durch die ungewöhnlichen Forderungen und Ansprüche, deren Erfüllung sie von dem mitwirkenden Baugewerbe erwarteten. Und sie haben sich in ihren Erwartungen nicht getäuscht. Trotz Regen und Schnee, Frost und Hitze, Wind und Sturm, Vertragsbruch und Streike, mit denen die Unternehmung in unausgesetztem Kampfe sich befand, ist es möglich gewesen, die Arbeiten so zu fördern, dass die Ausstellung am vergangenen 1. Mai, zwar nicht ganz fertig, aber jedenfalls so eröffnet werden konnte, dass sie ein fertiges Bild des ursprünglich geplanten Umfanges gab. Es wäre unbillig zu verlangen, dass auch alles das fertig dastehen sollte, was erst zu späteren Zeitpunkten geplant wurde. Und dass dies geschehen konnte, ist das schönste Zeugniss für das Berliner und das auswärtige Baugewerbe, das, wo ersteres nicht herangezogen werden konnte, mit seinen Erzeugnissen einspringen musste.

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Wenn wir es daher als eine Ehrenpflicht betrachteten, der mitwirkenden leitenden Künstler und Konstrukteure zu gedenken, so erscheint uns die Pflicht nicht minder gross, im Anschluss an die voraufgegangenen Berichte auch aller der ausführenden Geschäftsleute zu gedenken, die bei dem grossen Ausstellungs-Unternehmen durch grössere Lieferungen und Arbeiten mitgewirkt haben. Es liegt aber in der Natur der Aufzählung der Mitwirkenden bei einem so vielseitigen und umfangreichen Unternehmen, dass diese eine vollständige nicht sein kann; sie erhebt auf eine solche auch keinen Anspruch. Bemerkt sei ausserdem, dass alles, was den Bauhof, seine Einrichtung und das in ihm zur Schau gebrachte Ausstellungsgut anbelangt, hier nicht erwähnt werden soll, weil diesem Theile der Ausstellung weitere Berichte zugedacht sind.

Was zunächst das Hauptgebäude anbelangt, so sind, wie schon erwähnt, die Hallenbauten von der Ausstellung in Antwerpen hierher übertragen worden. Soweit dieselben einer Ergänzung bedurften, wurde dieselbe und dazu die Aufstellung durch Arthur Koppel besorgt. Die Erdarbeiten für das gesammte Gebäude hatte die Firma R. Schneider übernommen. Die Fundamente und den Zementfussboden führten Reimarus & Hetzel aus. Neu ist die Wandelhalle mit dem von Thürmen flankirten Kuppelbau.

Abbildg. 4 – Eisenkonstruktion des Hauptgebäudes während der Aufstellung. Ing. O. Leitholf.

Für diese Theile besorgten die Eisenkonstruktion Brass & Hertslet, die eisernen Oberlichte, Thüren, Thore usw. König, Kücken & Co., die Dachdeckerarbeiten W. Neumeister, die Zimmerarbeiten F. Plumplun & Co., W. Küster und B, Treee Klempnerarbeiten P. Thom, die Glaserarbeiten F. Krüger in Spandau, die Aluminium-Eindeckung und die Thurmspitzen P. Thom, die Blitzableitung Xaver Kirchhoff, die Drahtputzarbeiten der Hallen J. Donath & Co., die Drahtputzarbeiten der Kuppeln, Thürme, Wandelhalle mit Zubehör Boswau & Knauer, die Tischlerarbeiten Gebrüder Weinmann, die Schlosserarbeiten A. Prause, die Bildhauerarbeiten der grossen Haupthalle in der Längsaxe der Kuppel R.Schirmer, die Bildhauerarbeiten des Aeusseren der Thürme, Kuppeln, Wandelhalle usw. Zeyer & Drechsler. Die Künstler der grossen Kuppelhalle sind bereits früher genannt worden. Die Malereien der Halle in der Queraxe der Kuppel sind von Prof. Kips und Unger entworfen und ausgeführt, andere einfachere Dekorations-, Maler- und Anstreicherarbeiten führten die Hrn. F. Baars, Sobotta und Stefansky aus. Die Brunnenanlage vor dem Hauptgebäude ist nach dem Entwurf von Bruno Schmitz von Zeyer & Drechsler in Hydrosandstein ausgeführt. Die Gruppen zu beiden Seiten der Wandelhalle stammen von Prof. N. Geiger. Die Eindeckung des Daches der Hallenbauten mit Dachpix erfolgte durch die Firma Kleemann & Co. Das grosse Kesselhaus mit den Schornsteinanlagen hinter dem Hauptgebäude ist von G. Lütgen-Borgmann aus gelben, rothen, grünen und weissen Verblendern errichtet.

Chemie-Gebäude der Berliner Gewerbeausstellung

Das Chemiegebäude nach den Entwürfen des Hrn. Arch. H. Grisebach ist in seiner Gesammtheit von den Hrn. Reimarus & Hetzel ausgeführt. Die Eisenkonstruktion zu demselben berechnete Hr. Ing. O. Leitholf. Die Malerarbeiten hatten Gathemann & Kellner, die Bildhauerarbeiten H. Giesecke übernommen.

Die Fundamente für den Wasserthurm mauerte H. Jaenicke; die Eisenkonstruktion ist nach den Berechnungen des Hrn. Ing. R. Bergfeld von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Akt.-Gesellschaft in Berlin-Moabit ausgeführt worden.

Den Wasserbehälter berechnete Geh. Reg.-Rth. Prof. Jntze in Aachen. Die Drahtputzarbeiten besorgten Boswau & Knauer.

Die Gesammtausführung des Hauptrestaurants hatten Ph. Holzmann & Co. übernommen; die Malerei desselben sowie die des Wasserthurmes ist von Gathemann & Kellner, die Glasgemälde des Kuppelsaales sind aus der Anstalt für Glasmalerei von Paul Gerhard Heinersdorff & Co. hervorgegangen. Die Gruppe der Berolina, die über der Kaskade vor dem Thurm thront, ist von Prof. Widemann modellirt.

Die Gesammtausführung des Fischereigebäudes war an F. Plumplun & Co. übertragen. Die Eindeckung mit wasserdichter Leinwand besorgten Weber-Falkenberg in Köln a. Rh., die figürliche Dekorationsmalerei ist von dem Maler Weimar ausgeführt, die übrigen Dekorations- und Malerarbeiten waren Hrn. Sobotta anvertraut. Die nicht unbedeutenden Holzschnitzarbeiten sind unter dem bewährten Messer von G. Riegelmann entstanden.

Die Gesammtausführung des Verwaltungsgebäudes war der Firma Stiebitz & Köpchen anvertraut; das Ziegeldach deckte Keller ein, die Fassade malte wirkungsvoll Max Seliger.

Das Schulgebäude war wieder als Ganzes der Firma Küster übertragen; die Malerarbeiten führte Fr. Richter aus, die Eindeckung der grossen Dachflächen mit wasserdichter Leinwand erfolgte wieder durch Weber-Falkenberg in Köln a. Rh.

An der Ausführung des Gasindustriegebäudes waren betheiligt mit Maurerarbeiten F. Plumplun & Co., mit Zimmerarbeiten F. Kallmann, mit Eisenkonstruktionsarbeiten König, Kücken & Co., mit Dacheindeckungsarbeiten W. Neumeister, mit Bildhauerarbeiten R. Schirmer und mit Malerarbeiten A. Meyendorf.

Die von den Endkuppelräumen der geschwungenen Wandelhalle des Hauptgebäudes ausgehenden in divergirender Richtung verlaufenden geraden, hölzernen, mit Leinwand eingedeckten Wandelhallen sind von Plumplun & Co, und W. Küster (beide Zimmerarbeiten), L. Sobotta (Malerarbeiten) und O. Eckert & R. Reichelt (beide Eindeckungsarbeiten) ausgeführt.

Die Oberleitung der gärtnerischen Anlagen des Ausstellungsgeländes wurde durch Hrn. städt. Ob.-Gärtner Hampel ausgeübt. Die Erdarbeiten des Neuen Sees und des Stichkanals besorgten R. Schneider und H. Jaenicke, die Bildhauerarbeiten der den See umziehenden architektonischen Stuckeinfassung lieferte R. Schirmer.

Für eine Reihe kleiner Gebäude, wie der Baulichkeiten für die Feuerwehr, die Gensdarmerie, die Packetfahrt-Gesellschaft usw. kommen die Firmen Kräft in Wolgast, F. Plumplun & Co., Stiebitz & Köpchen, Küster usw. inbetracht. Für das Brauhaus der Firma Oswald Berliner lieferte die farbig glasirten Dachsteine für Walmdächer, Thürmchen und Erker die Firma August Burg. Die Ueberbrückungen der elektrischen Rundbalın sind von den Firmen Ernst Meyer, Stiebitz & Köpchen, H. Simon & Co. und F. Plumplun & Co. ausgeführt. Die Einzäunung des gesammten Ausstellungsgeländes hatten Carl Lerm und Gebr. Ludewig übernommen. Die Gesammtausführung der Gartenhalle war an die Firma H. Simon & Co. übertragen. Für das Crematorium lieferten die Verblend- und Formsteine Bienwald & Rother, die Fussbodenbeläge Rosenfeld & Co. und Richard Schäffer-Berlin,

Es wären hier, zieht man den Vergnügungspark und die Kolonial-Ausstellung mit in diese Aufzählung ein, noch für mehr als 200 kleine Baulichkeiten die Hersteller zu nennen und wir würden sie auch nennen, wenn uns nicht durch den Raum natürliche Grenzen gesteckt wären. Diese zwingen uns, in den folgenden Aufsätzen nunmehr unmittelbar zur eigentlichen Bauausstellung, zum Bauhof überzugehen.

Es hiesse Eulen nach Athen tragen, wollte man für Berlin und demzufolge für die Berliner Gewerbe-Ausstellung die Wichtigkeit des Baugewerbes und seine Berechtigung, in der Ausstellung eine bemerkenswerthe Gruppe für sich zu bilden, darthun. Merkwürdigerweise aber ist man seitens der Aussteller zu dieser eigentlich selbstverständlichen weil naturgemässen Erkenntniss der Dinge erst spät gekommen und zum grossen Theil auch hieraus erklärt sich die zweimonatliche Verzögerung in der Fertigstellung und Eröffnung dieser Gruppe. Die Verzögerung in dem Zustandekommen der Gruppe kann aber nicht mit dem Hinweise entschuldigt werden, dass am Ende die Berliner Bauten in ihrer Gesammtheit und in ihr namentlich die staatlichen, städtischen und privaten Monumentalbauten eine sonst nicht erreichbare Ausstellung von Baumaterialien und Baukonstruktionen bieten, die zudem den Vortheil hat, das Material oder die Konstruktion in ihrer wirklichen Anwendung und in ihrer mitunter höchsten Leistungsfähigkeit zu zeigen. Mit diesem Grunde könnte allenfalls erklärt werden, dass nach dem Eingeständnisse der Gruppe selbst, wie es in dem Vorworte zu dem Spezialkataloge II (Verlag von Rudolf Mosse in Berlin.), welcher die Gruppen III und IV, Bau- und Ingenieurwesen und Holzindustrie aufführt, zum Ausdruck gelangt, die Zimmereibetriebe sich an der Ausstellung fast gar nicht betheiligt haben und das Ingenieurwesen eine nur sehr spärliche Betheiligung zeigt. Denn beide Gebiete bearbeiten in der Hauptsache Hilfskonstruktionen, die in seltenen Fällen nur bestimmt sind, selbständig in die Erscheinung zu treten, oder Konstruktionen, die so umfangreich sind, dass sie aus äusserlichen und materiellen Gründen nicht ohne einen besonderen fest bestimmten Verwendungszweck vorgeführt werden können. Sondern die einzelnen Zweige des Baugewerbes bieten, auch losgelöst von dem Zwecke ihrer Verwendung, ein so vielseitiges Interesse, das in dieser Loslösung mitunter noch erhöht wird, dass sich hieraus allein schon eine Berechtigung zur Ausstellungs-Betheiligung ableitet. Wenn viele Aussteller dies erst spät erkannt haben, so liegt es daran, dass die Gruppenleitung einem mehrmaligen Wechsel unterworfen war, der den Zusammenschluss der Gruppe und die Anregung der einzelnen Aussteller in ihr nicht eben förderte. Erst als der kais, Reg.-Rath R. Platz für die Leitung der Gruppe gewonnen wurde, griff eine gewisse Stetigkeit in der Entwicklung der Dinge Platz und gelang es, die doppelt so vielen Interessen wie Aussteller der Gruppe unter einer Führung zu vereinigen.

Doch wiederum nicht allein in Personalfragen lag der Grund für das Zurückbleiben der Gruppe. Nicht unwesentlich spielten Ortswechsel und eine mehrmalige Erweiterung des ursprünglich geplanten Umfanges mit. Wie die Einleitung zu dem erwähnten Spezialkatalog, die wir im folgenden benützen, ausführt, sollten anfänglich die Gegenstände der Gruppe III gleich den anderen Gruppen im Hauptindustriegebäude mit untergebracht werden. Je mehr aber der Umfang des Ausstellungsgutes der anderen Gruppen und in gleicher Weise das der Gruppe III wuchs, je mehr stellte sich die Unzulänglichkeit des Hauptgebäudes und damit die Nothwendigkeit heraus, für die Baugruppe eine eigene Ausstellung unter Beobachtung künstlerischer Gesichtspunkte anzuordnen.

So kam es, dass Hr. Architekt Bruno Schmitz beauftragt wurde, Entwürfe für die künstlerische Anordnung der Gruppe III zu liefern. Dieselben bewegten sich in malerischer Weise in dem feinen Stile einer gothisirenden Renaissance und stellten einen zweigeschossigen Portalbau mit einer Verbindungshalle zum Hauptgebäude dar. Sie kamen aber nicht zur Ausführung, weil die Betheiligung an der Ausstellung in dieser Gruppe inzwischen so gewachsen war, dass dieser Plan verlassen und zum Entwurf eines anderen geschritten werden musste. In gleicher Weise waren aber auch die übrigen Ausstellungsarbeiten, die Hr. Arch. Schmitz übernommen hatte, so an Umfang gewachsen, dass er sich ausserstande sah, einen neuen Entwurf aufzustellen und durchzuführen. Damit wurde nunmehr Hr. Arch. H. A. Krause betraut, der den „Bauhof“ in der Weise entwarf, wie er, abgesehen von Einzelheiten, heute dem Besucher der Ausstellung sich darbietet. Da Hrn. Krause die Mitwirkung an der eigentlichen Ausführung versagt war, dieselbe vielmehr durch den Gruppen-Vorsitzenden in Gemeinschaft mit den Hrn. Arch. Kopp und Adler besorgt wurde, so ist begreiflicher Weise nicht alles im Sinne des entwerfenden Künstlers ausgeführt und manches aus der Eigenart desselben herausgefallen. Im grossen und ganzen aber stellt der Bauhof in seiner heutigen Gestalt eine grosse Summe organisatorischen Talentes und ausdauernder Energie dar. Dieser Theil der Ausstellung zeigt einen würdigen ernsten Charakter, der durch die Spielereien der unteren Halle des Freihauses nicht wesentlich beeinträchtigt wird.

Die Gruppe III. umfasst das Ausstellungsgut von weit über 200 Ausstellern und beansprucht einschliesslich des 1350 qm grossen Bauhofes und eines Ausmasses von 1850 qm für die im Park zerstreuten Ausstellungen dieser Gruppe einen Flächenraum von rd. 8000 qm; sie steht mit dieser Flächenzahl nur der Gartenbau-Ausstellung und der Gruppe XIII. der Maschinenhalle nach.

Der Bauhof, der eine von architektonischen Bildungen umsäumte gärtnerische Anlage bildet, ist 45 m lang und 30 m breit. Das Bild desselben, das wir den Lesern noch vorzuführen hoffen, ist ein malerisches und gewinnendes. Die östliche Mauer, durch die Verhältnisse und Energie der Gliederung auffallend, bildet nach dem Entwurf des Hrn. Geh. Reg.-Rth. Prof. Otzen den Ausstellungsgegenstand der Siegersdorfer Werke vorm, Friedr. Hoffmann, Akt.-Ges. (Vertr. Arch. O. Ballenstedt-Berlin). Den mittleren Theil dieser Mauer nimmt ein Kirchenportal ein, welches den Formen des Thurmportals der nach dem Entwurfe Otzen’s im Bau begriffenen St. Georgenkirche zu Berlin nachgebildet ist, für welche sämmtliche Lieferungen von Formsteinen und Terrakotten von den Siegersdorfer Werken ausgeführt werden. Einen Unterschied zeigt das Portal des Bauhofes gegenüber dem der Georgenkirche insofern, als letzteres ohne Glasursteine, ersteres dagegen unter ausgesprochener Verwendung derselben ausgeführt ist. Es wird nicht uninteressant sein, einen Vergleich zwischen beiden Ausführungen anzustellen; wie er ausfallen wird, ist nicht zweifelhaft, da die Glasur in der Farbendekoration des gebrannten Steines dem rothen Grundtone lebendige Frische verleiht und somit für diesen das ist, was in der Dekorationsmalerei die Goldlinie oder Goldfläche für die übrigen Farben ist. Der Formenreichthum des Portals von St. Georg ist ein solcher, wie er von keinem neuen Kirchenwerk der gleichen Technik und vielleicht auch von keinem älteren Werke der Backstein-Baukunst erreicht werden dürfte. Die bisher in der Otzen’schen Formensprache festgehaltenen Grenzen der Materialbehandlung sind hier verlassen zugunsten einer freieren Behandlung sowohl des Maassstabes wie der Einzelformen. Die Absicht, dem Backsteinbau in künstlerischer Beziehung erweiterte Ziele zuzuweisen und in seiner Behandlung neue Wege einzuschlagen, wird sich erst nach der Vollendung der Georgenkirche in vollem Umfange kritisch erörtern lassen. Inbezug auf die Gestaltung der Portalmauer sei auf die später folgende Abbildung verwiesen, die leider den Farbeneindruck nicht wiederzugeben vermag. Dieser verdient eine besondere Würdigung, weil er unter Ueberwindung grosser Schwierigkeiten durch die Siegersdorfer Werke erreicht wurde, Daneben verdienen nicht mindere Beachtung die tiefen Unterschneidungen aller ornamentalen Theile, wodurch dieselben gegenüber der früheren stumpfen Behandlung ein frischeres, lebhafteres Aussehen erhalten haben. Die in Terrakotta hergestellte Portalfigur stammt aus der Fabrik von E. March Söhne in Charlottenburg. Die Portalöffnung wird von einem schmiedeisernen Thor geschlossen, welches von dem Kunstschmied Ferd.Paul Krüger nach den Entwürfen Otzens gearbeitet ist. Das Thor zeigt, im Gegensatz zu den meisten ähnlichen Arbeiten, innerhalb eines ornamentirten Rahmens eine reiche ornamentale Treibarbeit in Stahlblech von vorzüglicher, flotter und verständnissvoller Behandlung.

Zu der Ostmauer hatten die Siegersdorfer Werke unentgeltlich das Material, die Firma Held & Francke in gleicher Uneigennützigkeit die Bauarbeiten geliefert. Letztere Firma war es überhaupt, welche durch ihr bereitwilliges Eingehen auf die Wünsche der Gruppe, durch die willige und unentgeltliche Uebernahme der meisten der Bauarbeiten am Zustandekommen des Bauhofes ein wesentliches Verdienst hat.

An der nördlichen Seite des Hofes, dessen baumbeschattete Frische und künstlerische Geschlossenheit einen wohlthuenden Gegensatz zu dem Getriebe des Industriepalastes bietet, verbinden zwei Bogengänge von 5 m Breite, die in ihrem oberen Stockwerke eine leichte grünumrankte Pergola tragen und einen kleinen inneren Hof umschliessen, die Ostmauer im rechten Winkel mit dem Freihause, einem in romanisirendem Stile errichteten zweigeschossigen Gebäude mit hohem Dachgeschoss, das sich in seinem thurmartigen Giebelaufbau bis zu einer Höhe von 38 m erhebt. Es dient Unterhaltungszwecken der Aussteller der Gruppe III., bietet jedoch daneben der Ausstellung einer Reihe von Bauplänen und bildnerischen Arbeiten Raum. Die stattliche Vorderfassade erhält ihren künstlerischen Schmuck durch das aus Rathenower Kunstsandstein gemeisselte gothisirende Eingangsportal, das mit einem reliefirten Wappen geschmückt ist und von einer durchbrochenen Balkonbrüstung bekrönt wird, welche zu einem grossen Fenstermotiv überleitet. Ein künstlerisch behandeltes Zifferblatt schmückt den weissen Giebelaufbau, den eine Dachform von lebhafter Silhouette deckt. Ueber eine Freitreppe aus Granit gelangt der Besucher in eine Vorhalle, deren Wände mit echtem verschiedenfarbigem Marmor von guter Harmonie bekleidet sind, deren Boden Mosaikschmuck trägt und die mit einem reichen Gewölbe in Drahtputz der Höhe nach abgeschlossen ist. Sparsamer bildnerischer Schmuck vervollständigt die gefällige Erscheinung dieser Halle. Aus ihr tritt der Besucher in die das ganze Erdgeschoss des Freihauses einnehmende Haupthalle, die Abmessungen von 18:14 m aufweist und mit Drahtputzgewölben überspannt ist, die auf Marmorsäulen ruhen und dem Raume eine gefällige Theilung geben. Die Wände sind in gut gefärbtem Stuckmarmor gehalten und haben durch M. J. Bodenstein einen wirkungsvollen Schmuck in Form von romanischen Medaillonbildern erhalten. Der Fussboden besteht aus Fliesenbelag, in welchem in der Mitte eine Fläche für die Auslegung eines Reichsadlers nach der Zeichnung Düpler’s in Mosaik ausgespart ist. Diese Erdgeschosshalle ist durch den Bildhauer von Uechtritz, der sich um den Bauhof grosse Verdienste erworben hat, mit zahlreichen Bildwerken in malerischer Gruppirung ausgestattet worden. Bei aller Anerkennung der guten Absicht will es uns aber scheinen, als ob hier der Atelier-Charakter zu sehr auf Kosten der Würde der Erscheinung in den Vordergrund getreten wäre. Wir wenigstens haben das Gefühl, als ob man mit einem Theil der hier ausgestellten Gegenstände eine vornehmere Wirkung hätte erzielen können.

Aus der Erdgeschosshalle führt eine Treppe aus farbigem Kunstsandstein, von der Firma Ende & Böckmann entworfen und mit einem gut gezeichneten und geschmiedeten Geländer versehen, in das Hauptgeschoss, das einen einzigen Saal von grosser eigenartiger Wirkung bildet. Zu dieser tragen vornehmlich die Deckenbildungen bei, die aus zwei sich durchdringenden Tonnengewölben von 8 m Scheitelhöhe sowie aus 4 geschnitzten Holzdecken bestehen. Mächtige, reich geschnitzte, an nordische Stilbildungen erinnernde Balken nehmen die Gewölbe auf. Von dem Hauptraume, der in ausgezeichneter Weise durch Glasgemälde und durch dekorative Malereien von Bodenstein’s flotter Hand geschmückt ist, sind kleine Abtheilungen leicht abgetrennt, von welchen die eine eine von Prof. Messel entworfene, ungemein reizvolle Stube, die andere eine kleine Bibliothek architektonischer Werke enthält. Im Saale selbst sind Architektur-Entwürfe ausgestellt und architektonische Zeitschriften ausgelegt. Der glatte Stabfussboden steht bei Festlichkeiten in hoher Ehrung.

Parallel mit der Otzen’schen Ostfront des Hofes läuft die nach den Entwürfen von H. A. Krause errichtete Westfront, die in lebhaftem Relief und bewegter Silhonette der Töpfer- und Ofenhalle vorgelagert ist. Das feine Roth der Steine verbindet sich mit den leuchtenden Glasuren, dem satten Tone der Malereien und dem frischen Grün der Bäume, welche die Fassade beschatten, zu vorzüglicher Farbenwirkune. Ein kunstvoll zeschmiedetes Portalgitter stellt die Verbindung dieser Westfront mit dem Freihause her,

Eine ähnliche, jedoch nicht so reiche und leider auch die Bauten der Industriehalle nicht genügend verdeckende Fassade hat die Südfront des Bauhofes erhalten. Der Nothbehelf ist hier unverkennbar und wird leider um so mehr empfunden, als nicht allein vom Hauptgebäude ein starker Zugang zum Bauhofe stattfindet. Indessen wird das schöne Bild das Bauhofes nicht so wesentlich gestört, wie durch Ausführungen auf dem Hofe selbst, auf die wir, wie auch auf die anderen Theile der Gruppe III., in weiteren Aufsätzen zurückkommen werden.

Ehe wir auf die am Schluss des vorhergehenden Aufsatzes in Aussicht genommene Berichterstattung über die im Bauhofe ohne Zusammenhang mit den Bauwerken sowie über die in den übrigen Theilen der Gruppe III ausgestellten Gegenstände übergehen, wird es nöthig sein, noch einen Augenblick beim Freihause zu verweilen und der Firmen zu gedenken, die zur Errichtung desselben beigetragen haben, aber noch nicht genannt worden sind. Es lieferten zum Bau des Freihauses ohne Entgelt den Mörtel die Berliner Mörtelwerke, Gebr. Tabbert, den Quaderzementputz der Fassade die Gesellschaft für tragbare Isolir-Zementsteinbauten Behrens & Co., das Verblendmaterial zur Bogenhalle Ziegeleibesitzer Max Koch, die Kunststeinarbeiten an der Hauptfassade das Rathenower Kunst-Sandsteinwerk in Rathenow a. d. Havel (Vertr. L. Georg Jackwitz), es stellte die Aussenwände in Drahtgeflecht mit Thonauflagen und in Rohrgewebe her die Firma P. Stauss & H. Ruff in Kottbus, Die Eindeckung des Thürmchens mit Schindeln besorgten Karl Meier & Sohn, die der einen Dachhälfte mit Schiefer Gustav Adolph Wernicke. Den Fliesenbelag des Fussbodens im Erdgeschoss verlegten Emil Ende und N. Rosenfeld & Co., den Marmor-Fussbodenbelag in der Vorhalle die Marmor-Industrie von C. E. Kelch in Wittenberg, das Mosaikpflaster und die Wandbekleidung im Erdgeschoss Johann Odorico, die Verblendung der Vorhalle in norwegischem Marmor übernahm Robert Hankow.

Die vier Stuckmarmorsäulen des Erdgeschosses zu erstellen hatte Karl Hauer, den Marmorputz der Wandflächen und Pfeiler ebendort die Firma „Heliolith“, Adolf Möller sich erboten.

Für das Innere des Freihauses hatten noch Materiallieferungen übernommen das Saalburger Marmorwerk Riedel & Co., M. L. Schleicher und G. A. L. Schultz & Co., welche die Treppe aus farbigem Kunststein herstellten und versetzten. Die Modelle für die Bildhauerarbeiten der Hauptfassade sind aus der Werkstätte von Alb. Kretzschmar hervorgegangen. An der Ausschmückung des Aeusseren waren ausserdem noch betheiligt die internationale Sandstein-Giesserei „Ischyrota“, Bloemendal & Grünberg durch Widmung zweier Bären für das Hauptportal, Hofsteinmetzmstr. Otto Metzing durch Lieferung einer Granitfreitreppe und Sandstein-Balustrade in der Bogenhalle, A. Kösel mit Zimmerarbeiten am Glockenthürmchen, Heinrich Kunitz mit Wasserspeiern und verzierten Kupferarbeiten des Thurmes und M. J. Bodenstein mit Malereien der Vorderfassade. Derselbe Künstler hatte auch die Ausmalung des Innern übernommen und zwar sowohl die der Wände, wie die der von Boswau & Knauer auf Drahtgewebe geputzten Decken und Gewölbe. An der Ausschmückung der Fenster des Freihauses durch Glasmalereien und Kunstverglasungen waren mehre Firmen betheiligt und zwar: Didden & Busch, Georg Engel, Hugo Jaeckel, L. Jessel, die Münchener Glasmalerei M. Auerbach & Co. und J. C. Spinn & Sohn.

Die Fenster sind von verschiedener Güte der Zeichnung und Technik. Tischlerarbeiten lieferten zum Freihause: Ernst Gossow, C. Hardt und Edmund Schramm in Charlottenburg; die Möbelausstattung leisteten Gebr. Weinmann, Ges. m. b. H. Die ornamentalen Holzarbeiten schnitt G. Riegelmann. Franz Spengler und Bruno Mädler steuerten Fenster- und Thürbeschläge bei, Ferd. Paul Krüger Kunstschmiede-Arbeiten; die Zentral-Uhrenanlage richtete F. A. Löbner ein. Die Verlagsbuchhandlung von Ernst Wasmuth hat die Gelegenheit benutzt, in dem für Bibliothekszwecke abgesonderten Theil des oberen Saales des Freihauses eine reichhaltige baugewerbliche Bibliothek einzurichten, welche die Bauausstellung in wesentlicher Weise ergänzt.

Dies das Freihaus. Wir haben es für richtig gehalten, die Mitarbeiter zu demselben so ausführlich zu nennen, wie es unsere Erhebungen immer zulassen; neben dem grössten Mitarbeiter waren wir bestrebt, auch den kleinsten nicht zu vergessen. Alle haben sich um das gemeinnützige Werk in ihrer Weise verdient gemacht und für den mit bescheidenen Mitteln arbeitenden Baugewerkler war es kein geringeres Opfer, sein kleines Scherflein zum Gelingen des Ganzen beizutragen, als für den mit grossen Mitteln arbeitenden Unternehmer, der das Werk durch eine grössere Leistung unterstützen konnte. Wie bei jedem dem Gemeinwohl dienenden Werke ist in erster und zweiter Linie die gute Absicht zu wägen und erst in dritter Linie das erreichte Ergebniss. Das ist in den Reden, die bei der feierlichen Eröffnung des Bauhofes gehalten wurden, manchmal vergessen worden.

Für die übrigen Theile des Bauhofes sind noch einige Namen zu nennen, deren Träger durch Materiallieferungen oder handwerkliche und künstlerische Leistungen zum Gelingen des Ganzen beigetragen haben. So lieferten die Malmitzer Thonwerke des Grafen zu Dohna zu Malmitz in Schlesien Verblendsteine zur Giebelfassade der Haupthalle, die Helmstedter Thonwerke zu Helmstedt im Herzogthum Braunschweig (Vertreter L. G. Jackwitz) Verblend- und glasirte Steine, Formsteine und Terrakotten zu den Portalen an der Querhalle im Bauhof, die Ullersdorfer Werke in Nieder-Ullersdorf, Kreis Sorau in N.Schlesien (Vertr. Max Koch) Verblendsteine für die Fassade des Töpfereigebäudes; das Atelier für dekorative Malereien von L. Sobotta hatte für diese Fassadentheile den wirkungsvollen dekorativen Schmuck übernommen. Freitreppen in Stampfbeton erstellte die „Berliner Zementbau-Gesellschaft“ O, Schmidt & Co.

Der Bauhof

Unter dem Ausstellungsgute innerhalb des eigentlichen Bauhofes ist in erster Linie der nach dem Entwurf des Hrn. Geh, Reg.-Rth. Prof. J. Otzen von der Bauklempnerei von Puppel & Schulz in Kupfer getriebene, als Spitze des mächtigen Thurmes der neuen Georgenkirche in Aussicht genommene Obertheil des Thurmhelmes zu nennen, der in technischer Beziehung eine ungewöhnliche Leistung der Kupfertreibtechnik darstellt und in formaler Beziehung sich in der Richtung bewegt, die schon im vorigen Aufsatze für die Portalbildungen beschrieben wurde. Die Thurmspitze steht auf einem gleichfalls von Otzen entworfenen Unterbau aus feinkörnigem Cudovaer Sandstein aus dem Heuscheuer-Gebirge, der durch den Hof-Steinmetzmeister L. Niggl bearbeitet wurde. Die Zusammenwirkung beider verschiedener Theile ist eine gute und harmonische; auf dem Unterbau reckt sich die kupferne Thurmspitze bis zu einer Höhe von etwa 40 m in die Lüfte und bildet so den stattlichsten Ausstellungs-Gegenstand des Bauhofes, freilich, nicht ohne dass er durch seine Grösse die Maasstabsverhältnisse des Bauhofes störte.

Hätte man aber deshalb auf diesen interessanten Beitrag zur Bauabtheilung verzichten mögen?

Die Mitte des Bauhofes nimmt, auf niederem Stufenunterbau stehend, ein anmuthiger Schöpfbrunnen des Bildhauers: von Uechtritz ein. Das Brunnenbecken ist aus rothem Sandstein gemeisselt, mit dessen Farbe die des zierlichen Gitterwerks und des schönen Brunnenfigürchens gut zusammengeht. Recht quer steht eine bemerkenswerthe Leistung aus dem Gebiete der Schieferdeckerkunst auf dem Bauhof und unterbricht das interessante perspektivische Bild desselben in empfindlicher Weise. Es ist das nach dem Entwurf des Architekten Hans Grisebach ausgeführte, in seiner Dachzerfallung reizvoll gruppirte Modell eines Schieferdaches, an welchem die Firma H. Dreiling & Sohn mit Erfolg ihre Kunst des Eindeckens kleiner konkav und konvex gekrümmter Flächen mit Schiefer in ausgezeichneter Weise zur Darstellung gebracht hat. Der Ausstellungs-Gegenstand ist hochinteressant und er bedurfte, das sei zugegeben, um die Dachflächen bequem zu zeigen, eines nur niederen Unterbaues, der eine passende Einfügung erschwerte. Aber wäre trotzdem nicht seine Einreihung an einer besseren Stelle möglich gewesen? Die graziöse und malerische Silhouette des kleinen Bauwerkes hätte die Mitwirkung in einer regelrechten architektonischen und malerischen Anordnung wünschenswerth gemacht und damit zweifellos die eigene Wirkung gesteigert. So losgelöst von allem Zusammenhang büsst es vielleicht einen Theil der letzten ein.

Der Schlussbericht über die Bautechnik auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung, soweit dieselbe in den einzelnen Bauwerken wie in der Ausstellung des Bauhofes zum Ausdruck kommt – über die sehr werthvolle bautechnische Ausstellung der Stadt Berlin ist ein besonderer, von diesem unabhängiger Aufsatz vorbehalten -, möge mit einer Ergänzung bezw. Richtigstellung beginnen. Zu ergänzen ist hinsichtlich der Ausstellung „Alt-Berlin“, dass die oft schwierigen Dekorationsmalereien und anderen Malerarbeiten dieser Veranstaltung unter der Leitung des Architekten Hoffacker von der Firma Eilers in Berlin, Dessauerstrasse 32, ausgeführt wurden, und dass das den Blick auf das alte Schloss darstellende Panorama von Hrn. Maler Harder gemalt wurde. Zu berichtigen ist infolge einer Verwechselung der Notizen, dass das von dem Architekten Hans Grisebach entworfene Schieferdach des Bauhofes von der Firma Carl Meier & Sohn in Berlin mit Schiefer aus eigener Grube in altdeutscher Weise eingedeckt wurde. Das erwähnte Dreiling’sche Schieferdach befindet sich in der Längshalle des Bauhofes.

Zu erläutern ist ferner eine Stelle unseres Berichtes auf S. 395, an welcher gesagt wurde, dass die Südfront des Bauhofes nur den Charakter eines Nothbehelfes habe. Die Helmstedter Thonwerke in Helmstedt, welche in anerkennenswerther Weise zu den an dieser Front errichteten Portalen ohne Entgelt und in kurzer Lieferfrist Verblendsteine mit und ohne Glasuren, Formsteine und Terrakotten lieferten, haben diese Stelle auf sich bezogen. Das ist unzutreffend; die angeführte kritische Bemerkung trifft den Entwurf zu der südlichen Abschlusswand des Bauhofes, auf welchen die Helmstedter Thonwerke, wenn wir recht unterrichtet sind, einen Einfluss nicht besassen.

Der Bauhof

Den Hauptbestandtheil des Ausstellungsgutes der Gruppe III bilden die Baumaterialien und zwar vom edelsten natürlichen Material bis zum schlechtesten Surrogat. In der ersten Reihe der natürlichen Materialien stehen die prächtigen Marmorsorten des Saalburger Marmorwerkes Rödel & Co., die ausgezeichneten skandinavischen Granite der Firma Kessel & Röhl, die vorzüglichen Materialien der bekannten und bewährten Steinmetzfirmen Otto Metzing, O. Plöger, Karl Schilling, P. Wimmel & Co, und Gebrüder Zeidler. Der Grabstein Plögers nach einem Entwurf des Hrn. Geh. Brth. Wallot, der Baldachin zu einem Altar der St, Rochuskapelle bei Bingen, der nach einem Entwurfe des erzbischöflichen Baudirektors M. Meckel in Freiburg i. Br. von Wimmel gemeisselt wurde, der romanische Brunnen, den Gebrüder Zeidler nach einem Entwurfe des Hrn. Brth. Schwechten für das romanische Haus gegenüber der Kaiser Wilhelms-Gedächtnisskirche ausführten, sind nach Material und Technik ausgezeichnete Arbeiten des in Berlin in den letzten Jahren zu hoher Blüthe entwickelten Gewerbes der Steinmetze. In dem Altarbaldachin für die St. Rochuskappelle erreicht die technische Meisterschaft in der Beherrschung des schönen Materials eine so hohe Stufe, dass in dem freien, unterhöhlten Herausarbeiten des gothischen Laubes z. B. die Kunst der Steinmetze zu einer in grössere Verhältnisse übertragenen Kunst der Metallziselirung wird.

Neben dieser hochentwickelten Industrie der natürlichen Steine hat die für bestimmte Verhältnisse bedeutungsvolle Industrie des Kunststeines, soweit derselbe die natürlichen Materialien nachahmen will, einen schweren Stand, ausgenommen natürlich die Erzeugnisse aus Thon. Einzelne der Kunststeinfirmen konnten schon früher genannt werden. E. Rössel & Co. unternehmen es, schwedische Granite nachzuahmen, Pellarin & Co. sind eine leistungsfähige Firma für Kunstmarmor für Fussböden, Wände, Treppenstufen, Baluster, Säulen usw., Kunstmarmore erzeugen ferner Alb. Habild & Co., Karl Hauer, A. Koch in Rixdorf, Stuckmarmor und Stuccolustro Johann Odorico. Die Herstellung des Kunstsandsteines betreiben die Hydro-Sandsteinwerke W. Zeyer & Co, die Werke Ischyrota usw. Anzuschliessen ist hier für die künstlerische Bearbeitung des Steines die „Gesellschaft für Kunstbildnerei Fromm, Grüne & Co.“

Die Thonwaarenprodukte sind bereits bei der Beschreibung der Baulichkeiten des Bauhofes in ihren hervorragenden Arbeiten genannt. Ein umfassendes Feld ist für sie auch die Kunsttöpferei.

Einzelne Firmen dieses Gebietes, so A. Burg, waren mit Erfolg bestrebt, sich die Mitarbeit von Architekten wie Doflein, Krause und Möhring zu sichern. Andere Firmen waren bemüht, aus der Vergangenheit so viel herauszuholen, als dieselbe für sie bot. Hierher gehören die Firmen C. H. Herm. Sch in Velten, E. Schöffel und O. Titel. In dieser Abtheilung wie in in mancher anderen Abtheilung der Ausstellung sind übrigen die Stücke nur vereinzelt, die unbedingt gefangen nehmen.

Gut, zumtheil ausgezeichnet vertreten durch Odorico, Pellarin & Co, in Rixdorf, Wiegmann, Puhl & Wagner und namentlich durch Rud. Leistner in Dortmund ist die musivische Kunst in Glas- und Thonmosaik. Hier ist der Einfluss der grossen Berliner Kirchenbauten in der erfreulichsten Weise wahrzunehmen. In diese Gruppe kann auch die Firma Richard Dellos-Berlin aufgenommen werden. Die von ihr ausgestellten Arbeiten sind nach Zeichnung und Feinheit der Durchführung schon leidlich gute Mosaikarbeiten. Im übrigen ist gerade die Kunst des musivischen Schmuckes eine Kunst, die sich unter beständiger Anlehnung an die Architektur gebildet hat und darum so erfreuliche Ergebnisse zeigt.

Was unter verständnissvoller Mitwirkung der Architekten und durch langjährige Schulung an der Architektur geleistet werden kann, das zeigen namentlich auch die Erzeugnisse der Schmiedekunst. Gewiss giebt es auch hier Unmöglichkeiten, Fälle, in denen eine ausgelassene Phantasie unumschränkt walten konnte, dabei aber der nöthigen Schulung und technischen Fertigkeit entbehrte. Aber sie sind selten. Es hiesse Wasser in die Spree tragen, wollte man die Arbeiten der Firmen E. Puls, Hillerscheidt & Kasbaum, Marcus, Schulz & Holdetleiss, Krüger und B. Miksits – eingehender behandeln. Sie sind so bekannt und so oft bewährt, dass es mit der Feststellung der Thatsache genügen mag, dass sie der Ausstellung nicht fern geblieben sind. Neben ihnen sind noch R. Blume und A. Ursum zu nennen. Was hier geschmiedet und getrieben wurde, zeigt bei technischer Vollendung eine kraft- und verständnissvolle Behandlung des Eisens unter Beobachtung der weitgestreckten Grenzen, die diesem ausgezeichneten Material zugewiesen sind. Die Verbindung desselben mit anderen Metallen findet sich vorwiegend nur an besonderen Zierstücken, polychrome Behandlung stellenweise, Gusseisen fehlt ganz, obwohl ich mir denken könnte, dass man auch ihm bei entsprechender künstlerischer Verwerthung neue Seiten abzugewinnen vermöchte, die freilich wesentlich verschieden sein müssten von der Gusseisenbehandlung der seligen ersten 60 Jahre unseres Jahrhunderts.

Kein Material, das brauchbare technische Eigenschaften besitzt, ist so schlecht, dass es nicht nach bestimmten Richtungen hin unter Umständen auch eine bescheidene künstlerische Verwerthung finden könnte.

Im Anschluss an die Kunstschmiede-Arbeiten dürfen die Klempner-Arbeiten genannt werden. Mit zwei in Kupfer und Blei getriebenen Endigungen nach Entwürfen der Architekten Solf & Wichards ragt Peters hervor. Gute Arbeiten haben ferner Ferd. Thielemann und J. Dietrich ausgestellt.

Neben diesen Arbeiten ist auch die Kunstverglasung von künstlerischen Einflüssen beherrscht. Nicht unwillkommene Ergebnisse sind besonders da gezeitigt, wo sie das Metall und den Fassettenschliff zur Mitwirkung herangezogen hat. In ihren guten Erzeugnissen ist auch sie hier und da von Amerika beeinflusst. Die schönen fassettirten Gläser von A. Novotny und von Gustav Schulze & Jost sind wohl geeignet, die Lichtwirkung zu erhöhen. Daneben stehen die prächtigen Fensterverglasungen von J. Schmidt, Spinn & Üo., Jessel u. a. in deutschem und englischem Kathedral- und amerikanischem Opalescent-Glas, mit ihren feinen zurückhaltenden und eigenartigen Farbenwirkungen. Waller hat zu ihnen gut erfundene Entwürfe geliefert. Eine vortreffliche künstlerische Leistung ist auch das von Otto Rieth entworfene und von J. Schmidt ausgeführte Fenster mit dem Motiv: „Im starken Schutze gedeiht die Kunst“. Auch Paul Gerhard Heinersdorff & Co. haben in bekannter Weise gute Arbeiten zur Ausstellung gebracht.

Einen ausgebreiteten Raum nehmen in der Ausstellung des Bauhofes die zahlreichen Deckenkonstruktionen ein, die in den letzten Jahren in umfangreicher Weise zur Verwendung gelangt sind. Die „Deutsche Bauzeitung“ hat sämmtlichen derselben gelegentliche Besprechungen unter Mittheilung von Konstruktions-Zeichnungen gewidmet, sodass hier auf dieselben hingewiesen werden kann. Bemerkt sei jedoch, dass die Vorführung der verschiedenen Deckensysteme eine ungemein anschauliche und belehrende ist. Die einschlägigen Firmen haben es nicht verschmäht, für den Zweck eigene kleine Baulichkeiten zu entwerfen, die sich gefällig darbieten und ihrem Zwecke vorzüglich entsprechen.

Von dem bisher nicht zur Besprechung gelangten Ausstellungsgut seien noch erwähnt die Erzeugnisse der Aktiengesellschaft für Pappenfabrikation, der „Deutschen Thonröhren- und Chamottefabrik, die Leiterngerüste der Firma Kaufmann & Heiland, die Isolirmaterialien der Firmen P. Krause und Horn & Taube, die Brücke über den Kanal vor dem Theater Alt-Berlin, welche die Stettin-Gristower Portlandzementfabrik, Akt.-Ges, in Berlin ausführen liess, ein sehr bemerkenswerthes Bauwerk, das Arbeiterwohnhaus aus Gipsdielen der Firma A. & O. Mack in Berlin, die Erzeugnisse der Drahtwaarenfabrik von Ernst Schulz-Berlin, die Linoleumfabrikate der Fabriken in Rixdorf, Köpenick und von Quantmeyer & Eicke, die Jalousien von Heinrich Freese, die Baubeschläge von Franz Spengler und Bruno Mädler, die Ventilations-Apparate von Paul Sachse, die Mosaik-Fussbodenplatten von E. Albrecht-usw.

Sehr bemerkenswerth ist auch die Abtheilung für Küchen-Einrichtungen und und Pferdeställe. Die Ausstellungen der Firn Marcus Adler und E. Cohn, zu deren gefälliger architektonischer Umrahmung Bruno Möhring die charakteristischen Zeichnungen lieferte, enthalten bedeutsame Neuerungen auf dem Gebiete der Küchenfeuerung mit Gas. Gleiches Interesse erregen die reichhaltigen Erzeugnisse der Firmen Foerster & Runge und C. A. Schuppmann. Die eisernen Oefen der verschiedensten Systeme der Firma Emil Wille & Co. sind bekannt. In Musterstall-Einrichtungen, Einrichtungen für Kranken und Irrenanstalten, für Lazarethe, Kasernen, grosse Hotels usw. ragen Jakob Ravené Söhne hervor.

Dieses wie das vorhin berührte Gebiet ist ein zu umfangreiches, als dass es möglich wäre, aus ihm alle guten Erzeugnisse einzeln zu nennen oder gar eingehender auf einzelnes einzugehen. Es kann die Aufgabe dieses Berichtes nur sein, ein übersichtliches Bild der Ausstellung des Bauhofes zu geben; wer tiefer eindringen will, muss Einzelstudien an Ort und Stelle oder in der Fabrik machen.

Eine Ausstellung architektonischer Entwürfe oder Modelle hat nur in einzelnen Fällen stattgefunden. In erster Linie ist hier die Ausstellung des Kreises Teltow neben der Kuppelhalle zu nennen, die eine Reihe der bewährten Wohlfahrtsanstalten dieses Kreises nach den Entwürfen des Hrn. Brth. H. Schmieden in grossen anschaulichen Zeichnungen und Modellen enthält.

Andere architektonische Entwürfe und Aufnahmen nach Ausführungen sind im Freihause des Bauhofes ausgestellt. An dieser bescheidenen Ausstellung sind betheiligt die Hrn. Arch. Gottlob-Berlin mit Entwürfen für Miethshäuser, C. Lange im Grunewald mit Entwürfen für Villen, Gutshäuser und Schulen, W. Jost mit dem Entwurf zu einer Villa, C. Bäsell mit der Darstellung eines nach hygienischen Grundsätzen entworfenen Musterhauses, M. Bel mit einer Reihe schöner Aufnahmen nach einer umfangreich angelegten Villa usw. Auch das Arbeiterhaus spielt auf der Ausstellung eine gewisse Rolle. -H.-

Soweit die Bautechnik; neben derselben enthält die Gruppe III auch das Bau-Ingenieurwesen; wir finden aber aus dem Gebiete des letzteren nur ganz vereinzelte Ausstellungs-Gegenstände.

Es hat dies ja allerdings z. Th. seinen Grund darin, dass die Thätigkeit des Bauingenieurs mehr in grösseren Werken zum Ausdruck kommt, die sich wohl in Zeichnung und Modell, aber nicht in ihrer natürlichen Gestalt auf einer Ausstellung vorführen lassen; indessen es giebt doch eine ganze Anzahl von Zweigen des Baugewerbes nach dieser Richtung, die wohl die Ausstellung hätten beschicken können. Hier liegt die Schuld also lediglich an der Gleichgiltigkeit der betheiligten Kreise.

Abgesehen von einigen Modellen, auf die wir noch zurückkommen, und einigen in der oberen Halle des Freihauses ausgehängten Zeichnungen des Ingenieurs Immeckenberg, welche sein System zur Herstellung von Untergrundbahnen und das von ihm für Berlin geplante Untergrundbahnnetz zur Darstellung bringen, finden wir nur noch einige Ausstellungs-Gegenstände, die sich auf die Befestigung städtischer Strassen beziehen. Aber auch hier tritt das Gebotene gegenüber der Bedeutung, welche gerade in Berlin die einschlägigen Gewerbe der Steinsetzer, Asphalteure usw. besitzen, ganz zurück. Von den zahlreichen Steinsetzfirmen, die sich eines guten Rufes erfreuen, haben nur die schon genannte R. Dellos und E. Kuhlbrodt ausgestellt und die Baugeschäfte, welche sich mit der Herstellung von Stampfasphalt beschäftigen, dessen Bedeutung als Strassenpflaster für Berlin von ‚Jahr zu Jahr zunimmt, sind nur durch J. Jeserich und die Pediolith-Asphalt-Gesellschaft vertreten. Am interessantesten auf diesem Gebiete ist die Ausstellung der Hamburger Jalousie-Fabrik von Freese, deren Verdienst es ist, das nach den früheren Misserfolgen in Berlin ganz in Verruf gerathene Holzpflaster nach französischem Muster wieder eingeführt zu haben. Die Firma hat in den letzten Jahren sehr bedeutende Aufträge auch ausserhalb Berlins mit bestem Erfolge ausgeführt. Für den Fachmann von besonderem Interesse ist eine reiche Sammlung in- und ausländischer Holzarten, die für Holzpflaster Verwendung gefunden haben.

Im Modell ist eine Betonbrücke über die Donau bei Inzigkofen vorgeführt, welche mit sichtbaren Stahlgelenken in einer Spannung von 44 m bei 4,4 m Pfeil und 3 m Fahrbahnbreite hergestellt ist. Der Entwurf rührt von dem Landesbaurath Leibbrand in Sigmaringen her, die Ausführung ist von dem Betonbaugeschäft B. Liebold in Holzminden bewirkt (s. S. 7 und 133 d. J.) Die Konstruktion ist in der allgemeinen Anordnung eine ähnliche, wie sie auch von dem Präsidenten v. Leibbrand in Stuttgart z. B. bei der grossen Donaubrücke bei Munderkingen (siehe Jahrgang 1894 No. 80) zur Anwendung gebracht worden ist.

Sehr belehrend ist ein in 1/30 natürlicher Grösse im Auftrage der kgl. Kanalkommission in Münster von dem Mechaniker Voigt-Berlin ausgeführtes, in allen Theilen der Wirklichkeit entsprechendes Modell des im Zuge des Kanales von Dortmund nach den Emshäfen im Bau befindlichen Schiffshebewerkes bei Henrichenburg. Mit diesem Hebewerk, das zur Aufnahme der Schiffe einen Trog von 70 m Länge, 8,0 m Breite und 2,5 m Wassertiefe besitzt, wird in einem Hub ein Höhenunterschied von im max. 16 m überwunden; den Trog stützen 5 Schwimmer von 8,3 m Durchmesser und 13m Höhe, die in 30 m tiefe Brunnen eintauchen. Die Auf- und Abwärtsbewegung und Führung des Troges erfolgt nach Ausgleichung der Bewegungswiderstände mit Wasserballast mittels Schraubenspindeln von 0,28 m Durchmesser, die maschinell gedreht werden (Vgl. Dtsch. Bztg. 1896, No. 10). Das Hebewerk kann von Schiffen mit 67 m Länge, 8 m Breite und 1,75 m Tiefgang passirt werden.

Das Modell ist so eingerichtet, dass es auch im Betriebe vorgeführt werden kann. Die Düsseldorfer Firma Haniel & Lueg, welche das Hebewerk in seinem konstruktiven und maschinellen Theile ausführt, hat ausserdem noch Zeichnungen der Anlage im Maasstab 1:50 ausgehängt. Ein vom Landbauinsp. Grunert wirkungsvoll gemaltes Schaubild giebt eine Vorstellung von der Wirkung der Anlage in ihrer Umgebung.

Haben wir hiermit die auf das Ingenieurwesen bezüglichen Ausstellungs-Gegenstände in Gruppe III. erschöpft, so verfehlen wir nicht, darauf hinzuweisen, dass sich in anderen Gruppen bzw. an anderen Stellen noch interessante Ausstellungs-Gegenstände befinden, die eigentlich hierher gehören. In der Maschinenhalle können wir zum Ingenieurwesen die Einrichtungen für Heizung, Lüftung, Wasserversorgung und Kanalisation rechnen, die sehr gut vertreten sind. Wir nennen nur die Firmen David Grove, Rietschel & Henneberg, Börner & Herzberg, Schäffer & Walcker. Wir finden hier ferner Aufzüge für Personen und Güter mit Handbetrieb, ferner mit hydraulischem und elektrischem Antrieb von Karl Flohr, Oertling & Roth, Fleischmann & Co., F. Witte.

Auch in der elektrotechnischen Abtheilung, die im nördlichen Flügel der Maschinenhalle untergebracht ist und im übrigen keineswegs der Bedeutung entspricht, welche dieser Industriezweig in Berlin einnimmt, wird der Ingenieur mancherlei Interessantes aus dem Gebiete der Installations- und Beleuchtungstechnik, sowie aus dem Gebiete des Eisenbahn-Signalwesens finden. Hierher gehört auch namentlich die Ausstellung der Firma Siemens & Halske, die in besonderem Pavillon auf dem abgesperrten Theile der Treptower Chaussee untergebracht ist. Wir finden hier die von der Firma ausgebildeten Zentral-Weichenstell-Apparate, Signale usw.

Vor dem Gebäude ist eine Gleisstrecke mit Weichen, elektrischen Kontakten usw. verlegt, die mit entsprechenden Läutewerken und Signalen ausgerüstet ist.

Das Eisenbahn-Signalwesen leitet uns zum Transportwesen über, das auch in das Gebiet des Ingenieurs eingreift. Die bezüglichen Einrichtungen finden sich in der Hauptsache ebenfalls auf dem Mittelgange der Treptower Chaussee vereint. Die Ausstellungs-Gegenstände bestehen im wesentlichen aus Feldbahnen mit ihren Betriebsmitteln und Gleisanlagen. Zu nennen sind hier: Freudenstein & Co. mit hübschen Modellen in der Maschinenhalle, Arthur Koppel, Orenstein & Koppel, die märkische Lokomotiv-Fabrik Max Orenstein und die Feldeisenbahn-Fabrik von Spalding.

So gut wie garnicht vertreten sind auf der Ausstellung die Konstruktions- Werkstätten. Wir finden nur einige Wellblechbauten von Hein & Lehmann, Bernhard & Co., Netter & Jakobi an verschiedenen Stellen des Parkes.

Zu erwähnen ist noch das Gasindustrie-Gebäude in der Nähe des Alpenpanoramas, in dem sich eine sehr vollständige und werthvolle Kollektiv-Ausstellung der Gas-Interessenten befindet.

Auf Einzelheiten einzugehen verbietet uns der knappe Raum, Zum Schlusse erscheint es geboten, noch mit einigen Worten auf die technischen Einrichtungen hinzuweisen, welche dem Betriebe der Ausstellung selbst dienen. Behandelt sind bereits in der Dtsch. Bztg. 1896 No. 16 die dem Verkehr zur Ausstellung und in derselben gewidmeten Anlagen, während noch eine Besprechung der Einrichtungen für die Entwässerung, Wasserversorgung und Beleuchtung aussteht. Wir wollen daher noch kurz das Wissenswerthe anführen.

Die Entwässerung ist nach dem Shone-System in ähnlicher Weise wie in Chicago ausgeführt. Das ganze Ausstellungsgebiet ist zu dem Zwecke in 22 Abschnitte getheilt, deren jeder mit einer Heberstation und Ejektor ausgerüstet ist. Diesen Sammlern, die in 3 m tiefen, gemauerten Gruben untergebracht sind, fliessen die Abwässer mit Gefälle zu und von einer Zentralstation aus werden sie dann mittels Druckluft in Abflussröhren gepresst, die mit dem Hauptdruckrohr in Verbindung stehen. Dieses Rohr führt die gesammelten Abwässer in die Kanalisationsleitungen von Rixdorf. Die Anlage ist auf eine stündliche Abführung von 300 cbm berechnet, wird aber nie voll inanspruch genommen. Die Zentralstation besteht aus einem Maschinen-Gebäude, das zwischen der Maschinenhalle des Haupt-Ausstellungsgebäudes und dem Verwaltungsgebäude belegen ist. Hier ist ein Verbundkompressor von 250 P.S. und 6 Atm. Ueberdruck aufgestellt nebst zwei Zwillings-Cornwall-Kesseln. Die Einrichtung der gesammten Anlage, abgesehen von den Betriebsmaschinen, ist von der Firma Erich Merten & Co., Berlin, ausgeführt.

Die Wasserversorgung des gesammten Ausstellungs-Gebiets einschl. des Vergnügungsparkes, welche vom Ingenieur Oesten-Berlin entworfen ist, wird von 11 Stationen aus besorgt, die mit Zentrifugen, Pulsometern, Kolbenpumpen, Mammuthpumpen und Luftkompressoren arbeiten. Imganzen werden 42 cbm in 1 Stunde aus 26 Rohrbrunnen geliefert. Einige Stationen nehmen das Wasser aus dem neuen See. Ein Theil des Wassers ist bis zu beträchtlicher Höbe zu heben, die bis auf 48 m steigt. Besonderes Interesse verdienen die von A. Borsig ausgeführten Mammuth-Pumpenanlagen wegen ihrer grossen Einfachheit und Betriebssicherheit. Die ganze Pumpe besteht, abgesehen von dem Rohrbrunnen, aus 2 Rohren, die sich in einem gemeinsamen, unten offenen Fusstück unter Wasser vereinen. Das eine, etwas weitere Rohr ist das Förderrohr, das keinerlei Ventile oder Klappen enthält, das andere das Luftrohr, mit welchem aus einem Luftkompressor dem Fusstück der Pumpe Luft zugeführt wird. Infolge des Ueberdrucks steigt das Wasser mit Luft gemischt auf dem Wege des jüngsten Widerstandes in dem Förderrohr empor.

Die elektrische Beleuchtung ist von einem Syndikate des Verbandes deutscher Elektrotechniker bewirkt worden. Imganzen ist zur Lieferung der elektrischen Energie für die Beleuchtung des Hauptausstellungs-Gebäudes und eines Theiles der Parkwege, sowie für den Betrieb der elektrischen Rundbahn und verschiedener, im Ausstellungsgelände zerstreuter Motoren ein Aufwand von über 4600 P.S. erforderlich gewesen, die von 3 Maschinen-Stationen aus gedeckt werden. Die grössere derselben, von rd. 3500 P. S., befindet sich im nördlichen Flügel der Maschinenhalle, die zweite am Karpfenteich neben dem Theater Alt-Berlin, die dritte im Vergnügungspark an der Park-Allee. Die Sonderausstellung Kairo hat ihre eigene Kraftstation mit 4-500 P. S.

Die elektrische Anlage hat sich den von verschiedenen Berliner Maschinenfabiiken, namentlich A. Borsig, Hoppe, Flohr, Schwartzkopff, Cyklop usw. ausgestellten Dampfmaschinen anpassen müssen, sonst würde sie naturgemäss weit konzentrirter ausgeführt worden sein. Zur Erzeugung des Stromes sind Gleichstrom- und Drehstrom-Dynamos verwendet worden, welche von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft, von Siemens & Halske, Union, Schwartzkopff, Gebrüder Naglo, sämmtlich in Berlin und Lahmeyer & Co.-Frankfurt a.M. geliefert wurden.

Diese Dynamo-Maschinen arbeiten theils mit einer Spannung von 110 bezw. 220 Volt, theils mit einer Hochspannung von 2000 Volt, die durch unterirdische Kabel zur Verbrauchsstelle verschickt und dort durch Transformatoren auf die gewöhnliche Verbrauchsspannung herabgesetzt wird. Insgesammt sind im Park etwa 21 km unterirdische Kabel für Nieder- bezw. Hochspannung verlegt.

Zur Beleuchtung des Hauptgebäudes dienen 500 Bogenlampen, während etwa 350 in den Parkanlagen aufgestellt sind. An der Lieferung waren verschiedene Firmen betheiligt. Die gesammte Leitungs-Installation im Hauptgebäude hat die Allg. Elektr.-Ges. Ausgeführt. Es sind hierzu über 27 000 kg Kupfer verwendet worden.

Diese Artikelreihe erschien zuerst vom 25.07. – 05.09.1896 in der Deutsche Bauzeitung, sie war gekennzeicnet mit “Fr. E.”