Die internationale Ausstellung für Feuerschutz und Feuerrettungswesen zu Berlin

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Das 50jährige Jubiläum der Berliner Berufsfeuerwehr, deren Einrichtung für die Entwicklung des Feuerlöschwesens in ganz Deutschland von maassgebendstem Einflusse und vielfach vorbildlich gewesen ist, hat Veranlassung gegeben, den heutigen Stand des Feuerschutz- und Feuerrettungswesens und einiger damit in mehr oder weniger engem Zusammenhange stehenden Industrien in einer Ausstellung vorzuführen, die den Namen „Internationale Ausstellung für Feuerschutz und Feuerrettungswesen“ trägt. Da sich an derselben die Feuerwehr-Vereine Russlands und der Schweiz, ähnliche Organisationen in England und anderen Ländern, sowie von ausländischen Städten Wien, Budapest, Rom, Florenz, Stockholm, Amsterdam, betheiligt haben, so trägt die Ausstellung, wenigstens auf dem Gebiete des Feuerrettungswesens, auch in gewissem Grade einen internationalen Charakter. Dagegen hat sich die ausländische Industrie so gut wie gar nicht betheiligt und das für uns besonders interessante Gebiet des Feuerschutzwesens, soweit es sich dabei um technische Einrichtungen handelt, ist ausschliesslich durch einige deutsche Firmen vertreten. Insgesammt zählt der Katalog rd. 600 Aussteller,

Die unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Kaiserin stehende Ausstellung wurde am 25. Mai d. J. eröffnet auf einem im Westen Berlins am Kurfürstendamm gelegenen, an den beiden Langseiten von der Albrecht Achilles- bezw. Nestorstrasse, an der hinteren Schmalseite durch die Paulsborner und Westfälische Strasse begrenzten Gelände von 81 558 qm Grundfläche, das von den Besitzern zur freien Verfügung gestellt wurde. Ursprünglich war das Gelände des grossen Moabiter Exerzierplatz in Aussicht genommen. Zur Gewinnung der Pläne für die Ausstellungsbauten auf diesem Platze war bekanntlich (Dtsche. Bztg. No. 10 u. 25 d. J.) ein Wettbewerb unter den Mitgliedern des Berliner Architekten-Vereins und der Vereinigung Berliner Architekten ausgeschrieben worden, aus welchem die Hrn. Arch. H. Jansen und Reg.-Bmstr. Dinklage, Berlin, als Sieger hervorgingen. Mit Rücksicht auf die veränderten Platzverhältnisse konnten diese Pläne für das Gelände am Kurfürstendamm nicht zur Ausführung kommen und es wurde daher die Bearbeitung der Ausstellungsbauten, da ausserdem die Zeit ausserordentlich drängte, von dem Bauausschusse der Ausstellung, dessen technischen Vorsitz Hr. Oberbaudir. Hinckeldeyn führt, Hrn. Arch. Prof. Hoffacker in Gemeinschaft mit Hrn. Kreisbauinsp. Jaffé übertragen. Da ersterer infolge seiner Berufung nach Zürich bald ausschied, verblieb dem Letzteren die weitere Bearbeitung der eigentlichen Ausstellungsbauten allein. Es wurden jedoch nunmehr die beiden Sieger des ersten Wettbewerbes zu besonderen Aufgaben herangezogen und zwar Hr. Arch. Jansen zur Bearbeitung des Hauptportales am Kurfürstendamm, das wir in unserer Abbildung zur Darstellung bringen, und Hr. Reg.-Bmstr Dinklage für das Hauptrestaurant.

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Das Gelände hat eine mittlere Breite von 230 m und eine mittlere Länge von 410 m. Das I-förmige Hauptgebäude, das senkrecht zu den beiden parallelen Langseiten des Platzes etwa in dessen Mitte angeordnet ist, nimmt mit seinen Anbauten die volle Breite desselben ein und theilt ihn in zwei getrennte, nur durch das Hauptgebäude mit einander in Verbindung stehende Theile. Der vordere, an der Strasse gelegene ist vom kgl. Gartendirektor Hrn. Geitner-Berlin zu einer Gartenanlage umgeschaffen, während sich an den äusseren Umgrenzungen Hallenanlagen hinziehen, die zu den rechts und links an den vorderen Ecken des Grundstücks untergebrachten Restaurationen gehören. In der Mitte der vorderen Schmalseite und in der Hauptaxe der ganzen Anlage liegt am Kurfürstendamm das von zwei hohen Thürmen flankirte Hauptportal mit den Kassen. Hinter dem Haupt-Ausstellungsgebäude sind im Mittelpunkt die Maschinen- und Kessel-Anlagen, davor ein Steigerhaus mit Thurm für die Uebungen der Feuerwehr und ein Teich zur Wasserentnahme für die Spritzen angeordnet. Ausserdem sind hier kleinere Ausstellungshallen, Baracken und kleine Pavillons, die selbst als Ausstellungs-Gegenstände dienen, untergebracht. Der hinterste Theil der Ausstellung ist als Versuchsfeld für Brandproben aller Art freigehalten.

Haupteingang zur internationalen Ausstellung für Feuerschutz und Feuerrettungswesen in Berlin. Arch. H. Jansen u. W. Müller in Berlin
Haupteingang zur internationalen Ausstellung für Feuerschutz und Feuerrettungswesen in Berlin. Arch. H. Jansen u. W. Müller in Berlin

Das dreischiffige, hauptsächlich in Eisen und Glas hergestellte, Haupt-Ausstellungsgebäude hat mit seinen Kopfbauten, in denen Post, Polizei, Feuerwehr und Presse Unterkunft gefunden haben, 9000 qm Grundfläche. Davon entfallen 8100 qm auf die Ausstellungsräume im eigentlichen Sinne. Architektonisch betont durch Giebelaufbauten, Kuppelthürmchen usw. sind die beiden Eckbauten und namentlich die Mitte des Hauptgebäudes, in welcher hinter einem Vorflur ein Kuppelsaal von 13 m Durchmesser zu Vortragszwecken angeordnet ist, in welchem 366 Sitzplätze geschaffen werden können. An der Ostseite des Hauptgebäudes schliessen sich Anbauten an, welche ein Diorama mit Bildern von 6 grossen Bränden, ferner Stall, Remise usw. aufnehmen. Die Verwaltung ist in einem besonderen Gebäude an der Albrecht Achilles-Strasse zwischen Hauptgebäude und Restaurationshalle untergebracht.

Die Ausstellung gliedert sich 6 hauptgruppen: I. Feuerlöschwesen; II. Hilfe in Noth und Gefahr; III. Strassenreinigung, Strassenpflasterung und verwandte Arbeitszweige; IV. Feuersicherheits-Technik; V. Wohlfahrts-Einrichtungen für Feuerwehren; VI. Lehrstoffe, Kunst, Litteratur. Von diesen 6 Gruppen kommen für unser Arbeitsgebiet im wesentlichen nur Gruppe III. und IV. inbetracht, Gruppe I. nur insofern, als die Wasserversorgung hierin aufgenommen ist. Gruppe IV. ist getrennt in die Unterabtheilingen: Feuersicherheits-Technik; feuersichere Bauausführungen; Feuer – Schutzvorrichtungen; Feuer-Nachrichtenwesen, Elektrotechnik, Haus-Blitzableiter; Theater; Versicherung. Etwa 1/3 der gesammten Aussteller gehört Gruppe IV. an, während nur einige 30 in Gruppe III. ausgestellt haben. Im übrigen ist die bautechnische Seite des Feuerschutzes, namentlich hinsichtlich der feuersicheren Baukonstruktionen nur schwach vertreten. Wir kommen auf diejenigen Ausstellungs-Gegenstände, die für unsere Leser von Interesse sind, noch einmal kurz zurück.

Fr. E.

Die internationale Ausstellung für Feuerschutz und Feuerrettungswesen in Berlin.

II.
Ein Studium der Ausstellung ist den Besuchern nicht ganz leicht gemacht, da weder eine systematische Trennung der einzelnen Gruppen in der Ausstellung selbst, noch im Katalog stattgefunden hat. Letzterer enthält vielmehr die Nummern der Aussteller nach der Reihenfolge der Anmeldung, wobei dem Namen nur die Gruppennummer zugesetzt ist. Ein ausserdem beigegebenes alphabetisches Namensverzeichniss ist auch nur wenig geeignet, als Führer durch die Ausstellung zu dienen.

Am übersichtlichsten sind die feuersicheren Baukonstruktionen der Gruppe IV angeordnet, da sie meist hinter dem Hauptgebäude auf dem hinteren Ausstellungsgelände in besonderen eigenen Pavillons untergebracht sind, oder als selbstständige kleine Bauwerke im Freien vorgeführt werden. Die feuersicheren Materialien dagegen sind nicht nur hier, sondern auch an verschiedenen Stellen im Ausstellungsgebäude selbst zu finden. Einzelne Aussteller haben es leider ausserdem nicht verstanden, ihre Konstruktionen in klarer Weise vorzuführen, indem sie es ängstlich vermieden haben, einen offenen Querschnitt, oder gar die Eiseneinlagen zu zeigen, sodass man sich vielfach über die Art der Konstruktion kein richtiges Bild machen kann.

Am meisten fällt in der Gruppe der Baukonstruktionen, die im übrigen keine wesentlichen Neuheiten enthält, ein aus Pavillons, Freitreppen, Plattformen und Verbindungsbrücken bestehendes, von einzelnen Mitgliedern des Verbandes deutscher Gips-, Cement- und Deckenbau-Geschäfte in Berlin gemeinsam hergestelltes Bauwerk auf. An demselben sind die Firmen Johannes Müller, Marx & Co., Czarnikow & Co., Gebr. Wagenknecht, Carl Schulz u.a. betheiligt. Die „Eisenfeder-Decke“ der erstgenannten Firma erfreut sich eines guten Rufes sowohl inbezug auf hohe Tragfähigkeit als auch auf hohen Widerstand gegen Durchschlag (vgl. Dtsch. Bztg. 1896 S. 207 und 1899 S. 409).

Andere Mitglieder dieses Verbandes, wie Paul Zöllner & Co., Höfchen & Peschke, Wayss & Freytag, Julius Donath & Co. haben eigene kleine Baulichkeiten ausgeführt. Die „Spanneisen Decke“ der ersteren Firma unterscheidet sich von der „Koenen’schen Voutenplatte“ hauptsächlich dadurch, dass die Rundeisenstäbe, die mit ihren Enden um den Oberflansch der Träger greifen, zunächst rechtwinklig zu letzteren verlegt und dann schräg angetrieben und dadurch in Spannung versetzt werden, wodurch die Tragfähigkeit der ganzen Decke bei gleichzeitiger Eisenersparniss erhöht werden soll. Höfchen & Peschke führen ihre bekannte „Anker-Dübeldecken“ vor, Jul. Donath & Co. ihre massiven Decken und freitragenden Wände mit und ohne Eiseneinlage (vgl. 1898 S. 339, 1900 S. 69 und 96, sowie 544), Wayss & Freytag die „Holzer’sche Decke“ (vgl. 1896 S. 144), sowie eine „Spanneisen-Decke“ eigener Konstruktion vor. Letztere unter D. R. P. 109964 eingetragen, scheint neueren Datums zu sein. Die Eisenstäbe bestehen hier aus 3 Theilen. Die einfachen Enden greifen über den Oberflansch der Träger, bezw. an der Mauer um einen von Haken gehaltenen Stab, und sind dann bis dicht zur Unterkante der Deckenplatte herabgebogen. Der mittlere Theil des Stabes ist doppelt und durch einen Stift, der durch die ösenartig umgebogenen Enden durchgesteckt ist, mit den beiden äusseren Stäben verbunden. Es lässt sich auf diese Weise in dem stärker beanspruchten Mitteltheil der Decke mehr Eisen als an den Enden unterbringen. Diesem Vortheile gegenüber steht aber die reichlich komplizirte Konstruktion. Diesem Vortheile gegenüber steht aber die reichlich komplizirte Konstruktion.

An sonstigen Decken ist noch die „Reformdecke“ von Warnebold & Nasse, die Gipsdecke mit Spiraleisen-Zulage von W. Düsing (vergl. D. Bztg. 1897 S. 48), die „Viktoriadecke“ von J. W. & M. Müller, die sich wohl der weitesten Verbreitung erfreuende „Kleine Stapf’sche Decke“ nebst der „Gewölbeträgerdecke!“ (früher Schürmann’sche Decke, 1895, S. 423, 435 u. 486), sämmtlich von Berliner Firmen, und schliesslich die „Förster’sche Massivdecke“ von H. Förster, Langenweddingen, ausgestellt. Die letztere besteht bekanntlich aus hakenartig in einander greifenden Formsteinen, ohne Eiseneinlage, während bei der ersteren in die schräg zu den Trägern gerichteten, sich überblattenden Stossfugen Rundeisen eingelegt werden. Die Viktoriadecke besteht ebenfalls aus Formsteinen mit oder ohne Eiseneinlage. Die Firma führt eine Art Thor mit 7,5 m freitragender Decke vor, die allerdings unbelastet ist. Wenn wir noch die ebenfalls schon länger bekannte Konstruktion der Baugesellschaft „Terrast“ erwähnen, so ist damit die Zahl der vorgeführten Decken abgeschlossen.

Unter den Wandkonstruktionen sind die freitragenden Hohlsteinwände von Jul. Donath & Co. schon erwähnt.

Sehr interessant ist die von Prüss & Koch, Berlin, ausgestellte Konstruktion, die wir erst S.228 eingehend besprochen haben. Es wird hier eine Wand in den natürlichen Abmessungen, nicht in kleinen Modellverhältnissen, vorgeführt. Auf je 2 Eck-Pfeilern sind 2 parallele Wände von 5,15 m Höhe frei aufgelagert, die zwischen sich ganz frei schwebend eine 6,47 m lange Wand tragen, die in der Mitte noch durch eine Thür durchbrochen ist. Das ganze System schwebt nur auf den 4 Eckpunkten, giebt also einen thatsächlichen Beweis, dass eine grosse Zimmerwand dieses Systems sich selbst freiträgt. Statt der senkrechten Fugen der die Fächer der Bandeisen ausfüllenden Steine sind hier geneigte Fugen angewendet. Angeblich soll damit eine noch bessere Wirkung erzielt werden. Eine weitere freitragende Wand ist die von Lorenc, Prag, die ganz ohne Eiseneinlage in beträchtlichen Spannweiten hergestellt ist. Die Stossfugen der hochkantig stehenden grossen Steine sind flach gewellt, sodass Wellenberg und Thal zweier benachbarten Steine ineinandergreifen. Die von der Firma angegebene Tragfähigkeit der Wände und Decken dieses Systems ist auffällig hoch.

Treppenanlagen sind, abgesehen von einigen Massivtreppen auf eisernen Trägern, nur durch die freitragende Treppe der Kunstsandstein-Werke Viktoria in Charlottenburg vertreten. Eine 5stufige Treppe dieser Art, 1,53 m freitragend, mit 13 cm Einmauerung der Stufen (jede 3. Stufe 25 cm) trug bei einem im Vorjahre ausgeführten Versuche in der mechanisch-technischen Versuchsanstalt 10 860 kg bis zum Eintritt von Rissebildungen; bei 11 600 kg Belastung erfolgte der Bruch. Auch die Treppenmauer zeigte jetzt starke Risse. Die Treppe ist bei 1,5 m grösster freitragender Länge vom Polizei-Präsidium allgemein zugelassen.

Konstruktive Verbesserungen an Fenstern und Thüren, die dem Zwecke vermehrter Feuersicherheit dienen, werden von einigen wenigen Firmen ausgestellt. Besonders fällt die Ausstellung der bekannten Deutschen Rettungsfenster-A.-Gesellschaft, Beuel a. Rh., auf, die sich, wie seinerzeit auch auf der Pariser Weltausstellung im Park von Vincennes, einen 26 m hohen Thurm zur Vorführung ihrer Rettungsfenster geleistet hat. Die Konstruktion dieser Fenster haben wir in der Dtschn. Bztg. 1896 S. 42 mit Abbildung beschrieben. Es sind jetzt noch einige Verbesserungen angebracht inbezug auf die leichtere und sicherere Auslösung der Fenster und der mit ihnen verbundenen Rettungsleitern. Die Firma Rohloff & Possekel, Berlin, stellt Fenster aus, die sich um eine wagrechte, oder auch senkrechte Achse drehen, sodass man sie beliebig weit öffnen, in verschiedener Lage feststellen und leicht von innen an beiden Seiten reinigen kann. Ein besonderer, leicht ein- und auszuschaltender eiserner Dichtungsrahmen stellt einen staubdichten Verschluss her. Als Rettungsfenster bei Feuersgefahr sind sie mit einem Hebelgriff an der Aussenseite des Gebäudes so verbunden, dass durch einfache Umlegung des Hebels sämmtliche Dichtungsrahmen einer senkrecht übereinander liegenden Fensterreihe gelöst und die Fenster hochgeklappt werden, sodass man nun bequem vor die letzteren angebrachten festen Podeste und Rettungsleitern erreichen kann.

Wellblech-Rolljalousien als Schaufenster- und Zwischenabschlüsse in Waarenhäusern stellen Pfeiffer & Druckenmüller, sowie König, Kücken & Co., Berlin, aus, ausserdem werden mit Asbestzement verkleidete Brandmauerthüren von verschiedenen Firmen vorgeführt. Eine feuersichere Brandmauerthür, die für gewöhnlich geschlossen, nach Zerschlagen einer kleinen Gussplatte neben der nur auf der Rückseite befindlichen Klinke den Zugang zu letzterer und damit die Oeffnung der Thür ohne Schlüssel gestattet, ist vom Patentinhaber Reg.-Bmstr. Friedrich Hahne Berlin, zur Ausstellung gebracht.

Das Gebiet der Konstruktionen ist damit im Wesentlichen erschöpft, soweit es sich um die Vorführung derselben in der natürlichen Ausführung handelt. Zu erwähnen sind noch Zeichnungen des preuss. Ministeriums des Inneren, welche verschiedene Anstalten, namentlich Gefängnisse, mit ihren Einrichtungen für Feuerschutz und -Rettung zur Darstellung bringen, sowie Zeichnungen der kgl. Eisenbahn-Direktion Berlin von feuersicheren Gebäuden für Arbeiter- Aufenthaltsräume, grosse und kleine Petroleumkeller mit ihren Sicherungen usw. Die Generalintendantur der kgl. Schauspiele zu Berlin hat Zeichnungen des feuersicheren vor etwa 2 Jahren hergestellten grossen Kulissenmagazins in der Prinz Louis Ferdinand-Strasse, Berlin, beigebracht. Diese Zeichnungen, ein 6×3 m grosses Modell eines Theaters der Firma Schwabe & Co., Berlin, mit allen Einrichtungen für Feuersicherheit, sowie Sicherheits-Vorrichtungen für das Personal usw., sowie ein von der Firma David Grove, Berlin, beigebrachtes Modell des Apollo-Theaters mit Regenvorrichtung ist so ziemlich alles, was sich auf das Theaterwesen bezieht. Der Katalog besagt darüber, dass es leider nicht gelungen sei, dieses interessante Gebiet in entsprechender Weise vorzuführen.

Wir kommen nun zu den feuersicheren oder Schutz gegen Feuersgefahr bietenden Baumaterialien, unter denen diejenigen welche unmittelbar zu Wand- und Deckenbildungen bezw. zur Umhüllung von Eisen-Konstruktionen angewendet werden sollen, ferner die zur feuersicheren Verschliessung von Oeffnungen in Brandmauern usw.dienenden Glassorten und schliesslich die zur feuersicheren Imprägnirung von Holz benutzten Stoffe zu unterscheiden sind.

Zu den ersteren gehören namentlich die Kork- und Asbest- bezw. Kieselguhr-Fabrikate, die von verschiedenen Firmen ausgestellt werden. Unter den Ausstellern von Korkfabrikaten sind Grünzweig & Hartmann, Ludwigshafen und Berlın, Haacke, Celle & Co. in Berlin, sowie die Sächsische Korkstein u. Isolirmaterial-Fabrik, A.-G., Einsiedeln bei Chemnitz, zu nennen während unter der zahlreichen Verfertigern von Asbest Fabrıkaten nur J. N. Kröger, Hamburg-Eilbeck, mit dem Asbest-Zement Kühlewein. und die Asbest- und die Gummi-Werke A. Calmon, A.-G. in Hamburg mit Niederlagen in Berlin, Dresden, München London hervorgehoben seien. Die Erzeugnisse dieser beiden Firmen erfreuen sich bereits der weitgehendster Verwendung, namentlich zur gluthsicheren Umhüllung eiserner Säulen, Träger usw. Nicht so bekannt dürfte es sein, dass Asbest-Zement nicht nur dem Feuer widersteht, sondern auch dem diesem feindlichen Element dem Wasser. Der Asbest- Zement Kühlewein ist z. B. in langsam bindender Form (Marke B) völlig wasserundurchlässig, eignet sich also zu Fundament-Isolirungen, wasserdichtem Putz, Schutz von der Witterung ausgesetzten, freistehenden Giebeln, Auskleiden von Kalt- und Heisswasser-Becken usw. Bezüglich der Firma A. Calmon, welche auf der Ausstellung auf dem vorderen Gelände vor dem Hauptgebäude einen grösseren eigenen Pavillon mit ihren Gummi- und Asbest-Fabrikaten errichtet hat, benutzen wir gerne diese Gelegenheit, um auf den Brand des Asbesthauses des Grafen Waldersee in Peking zurückzukommen, das bekanntlich von dieser Firma in kürzester Zeit hergestellt worden ist und dessen Zerstörung zu Betrachtungen in der Tegspresse geführt hat, die geeignet waren, die deutsche Astbestfabrikation überhaupt in Misskredit zu bringen. Es ist bei diesen Auslassungen vollständig übersehen worden, dass das Gebäude gar keinen Anspruch darauf machen konnte und wollte, feuerfest zu sein, da es aus offen zutage tretendem Holzfachwerk bestand, in dessen Gefache Asbest-Schieferplatten eingeschoben wurden, die lediglich als Isolirung gegen die Witterungs-Einflüsse dienen sollten. Ausserdem geht aus einem Briefe des Grafen Waldersee an die Firma hervor, dass der Hof,in welchem das Gebäude stand, als Schutz gegen die Sonne ganz von einer Strohmatte überdeckt war, die sich brennend über das ganze Gebäude legte, dessen Dach ausserdem von einem brennenden, herab stürzenden Balken durchgeschlagen wurde, so dass das Feuer auch von Innen Zutritt fand. Unter diesen Umständen war eine rasche Zerstörung des Gebäudes selbstverständlich. Graf Waldersee bestätigt jedoch ausdrücklich, dass die Asbest-Schieferplatten dem Feuer widerstanden haben, natürlich aber beim Einsturz des Gebäudes zertrümmert wurden.

Besonders zu erwähnen sind auch die Feuerschutz-Umhüllungen der deutschen Feuertrotz-Gesellschaft von Rheinhold & Co., Berlin, deren Konstruktionen aus Kieselguhrmänteln mit dazwischen liegenden Schichten leicht verkohlender und dann sehr schlechte Wärmeleiter bildender Materialien wir schon auf S. 564 1900 näher besprochen haben. Zu feuerfesten Umhüllungen, sowie zu Wänden und Decken eignen sich ferner die sogen. Drahtziegel von Stauss & Ruff, Kottbus, eine Drahtnetz-Konstruktion, bei welcher die Knotenpunkte mit kleinen, kreuzförmigen, aufgepressten und ziegelhart gebrannten Thonkörpern umhüllt sind. Auf diesem Netz haftet der Putz besonders fest; das Material ist in der verschiedenartigsten Weise verwendbar.

Das Gebiet der feuersicheren Dachdeckungen ist in der Ausstellung so gut wie nicht vertreten. Allerdings sind besondere Neuerungen hier auch nicht zu verzeichnen, und andererseits lassen sich die massiven Deckenkonstruktionen und die zu ihrer Herstellung verwendeten verschiedenen Baumaterialien z. Th. auch auf schwere Dachkonstruktionen übertragen, sodass eine besondere Vorführung hier nicht geboten schien.

Zu nennen ist nur der Verband der Zement-Dachstein-Fabrikanten, der ein Versuchshäuschen in getheerten Zement-Falzziegeln ausgestellt hat. Diese Zementziegel, die meist noch von Hand auf besonderen Schlagtischen, neuerdings auch mit Maschinen hergestellt werden, sind geeignet, mit den gebrannten Thonziegeln erfolgreich in Wettbewerb zu treten, namentlich da, wo es nicht auf die Schönheit der Färbung ankommt. Auch als ein Ausstellungsgegenstand kann die ohne Schaalung hergestellte Eindeckung des Hauptgebäudes der Ausstellung (12 000 qm) in feuersicher imprägnirtem, wasserdichtem Leinenstoff von Weber-Falckenberg, Berlin, betrachtet werden. Das Material eignet sich ausserdem zu Fussbodenbelägen, inneren Wandbekleidungen, äusseren Wänden leichter transportabler Baracken. Bei bleibenden Bauten ist natürlich Schaalung anzuwenden, während bei provisorischen eine Verlegung auf leichten Sparren, ohne Schaalung, genügt. Allerdings wächst mit einer solchen Erleichterung der Konstruktion naturgemäss auch die Gefahr der Abdeckung durch Sturm, insbesondere bei innerem Winddruck, Das Material ist in umfangreicher Weise auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896 (40 000 qm), sowie auf der Pariser Weltausstellung (15 000 qm) zur Anwendung gekommen. Die Stoffe werden in Breiten bis 165 cm und Längen bis zu 60 m hergestellt; Gewicht für 1 qm 1,5 bis 1,8 kg. Nach fertiger Verlegung ist die Oberfläche noch einmal mit der Imprägnirungsmasse zu streichen. Dieser Anstrich ist alle 4-5 Jahre zu wiederholen.

Eine besonders wichtige Aufgabe der Feuersicherheits-Technik ist die Herstellungt feuersicherer und doch genügend lichtdurchlässiger Verschlüsse der nöthigen Lichtöffnungen, da gerade auf diesem Wege häufig eine rasche Verbreitung Feuers stattfindet. Hier ist zuerst die A.-G. für Glasindustrie, vorm. Fr. Siemens, Dresden, vorgegangen, die in ihrem Drahtglas nicht nur ein Material von hoher Bruchfestigkeit, sondern auch von hoher Feuersicherheit liefert, das auch zur Herstellung von Abschlüssen in Brandmauern und an anderen besonders gefährdeten Stellen baupolizeilich zugelassen ist.

Durch Versuche ist nachgewiesen, dass solche Verschlüsse dicht bleiben, bis die Temperatur den Schmelzpunkt des Glases erreicht hat. Mit dieser Erfindung ist die Firma 1892 hervorgetreten und hat nach ihrer Angabe bisher 525 000 qm Drahtglas geliefert. Das Glas wird in verschiedenen Grössen und Stärken, glatt, gemustert, genarbt und auch farbig hergestellt. Die Firma hat einen eigenen kleinen Pavillon ausgestellt, der aus Glasbausteinen, ebenfalls eigenes Erzeugniss, hergestellt und mit Drahtglas eingedeckt, bezw. mit Drahtglasfenstern versehen ist.

Mit dem Drahtglase tritt zurzeit das Elektroglas des Deutschen Luxfer-Prismen-Syndikates, Berlin, in Wettbewerb. Das Eigenthümliche an dieser Erfindung ist die Fassung der Scheiben in schmalen Streifen aus dünnem Kupfer. Als Glas können sowohl die für die Erleuchtung tiefer, dunkler Räume mit Tageslicht erfolgreich verwendeten Prismen, wie auch glatte Glasscheiben verwendet werden. Für erstere wird jetzt nur noch die Elektro-Verglasung angewendet, da diese grosse Festigkeit der ganzen Scheibe bei sehr schmalen Fassungen (also möglichst geringer Lichtverlust), Licht- und Staubdichtigkeit, sowie grosse Feuersicherheit bietet. Die zu einer Tafel zu vereinigenden Scheiben werden durch schmale Kupferstreifen von wenigen Millimetern Dicke getrennt (wobei die Kreuzungsstellen leicht verlöthet werden) und dann, in einen Rahmen gespannt, bis 40 Stunden in ein Kupferbad gelegt. Dadurch bildet sich über dem Kupferstreifen beiderseits der Scheibe und diese mit den Rändern fest umfassend ein Wulst aus dem niedergeschlagenen Kupfer, der die Scheibe durchaus fest und sicher einfasst, sodass die fertigen Platten eine ausserordentliche Widerstandskraft gegen Verbiegungen sowohl unter mechanischem Einflusse, wie unter dem Einflusse des Feuers besitzen. Die Scheiben widerstehen daher selbst andauernder hoher Gluth, sodass diese Art des Glases ebenfalls als feuersicherer Abschluss von Lichtöffnungen zugelassen ist.

Zum Schlusse sind noch kurz die Mittel zu erwähnen, die dazu dienen, Holz gegen den Angriff des Feuers unempfindlicher zu machen, ihm zwar nicht absolute Feuerfestigkeit zu geben, aber ihm einen solchen Widerstand zu verleihen, dass es längere Zeit dem Angriffe der Flammen widerstehen kann, wodurch schon ausserordentlich viel gewonnen ist, da dann im Allgemeinen die Rettungs-Arbeiten noch rechtzeitig werden einsetzen können. Auf diesem Gebiete finden sich 2 Aussteller, G. F. Richter, Warnsdorf O.-L., mit Anstrichen und Imprägnirungsmitteln und Hülsberg & Co., Charlottenburg. Ueber die Materialien der ersteren Firma ist uns nichts bekannt geworden, während wir über die Imprägnirung der letzteren bereits einige Mittheilungen auf S. 27 gebracht und auch über weniger günstige Erfahrungen an anderer Stelle auf S. 128 berichtet haben. Es liegen uns jetzt wiederum günstige Ergebnisse von Brandproben vor, die von dem kgl. Landbauamt I. Dresden in diesem Frühjahre vorgenommen worden sind. Während ein ungeschütztes Versuchshäuschen nach 2 Minuten zusammenstürzte, zeigte das aus imprägnirtem Holze hergestellte, nachdem das im Inneren aufgehäufte Brennmaterial ausgebrannt war, nur wenig angekohlte Holzflächen, „ohne dass an dem Holze sich Blasen oder Abblätterungen gezeigt hätten“. Nach Ansicht der die Proben leitenden Baubehörde ist mit dieser Probe der Beweis erbracht, dass die so imsprägnirten Hölzer „wohl im Stande sind, entstehende Brände sehr erheblich aufzuhalten und die Gefahr der Weiterverbreitung derselben gegebenenfalls wesentlich zu beschränken“. Bei den nur mit Anstrich versehenen Hölzern zeigte sich zwar auch ein gewisses Aufhalten des Feuers, aber nur so lange, als die Anstrichdecke nicht unter dem Einflusse der sich im Holz bildenden Dämpfe zum Platzen kam. Jedenfalls aber ist auch auf dem Gebiete der feuersicheren Holzimprägnirung ein schätzenswerther Fortschritt zu verzeichnen, wenn auch noch keineswegs alles Erstrebenswerthe erreicht ist.

Fr. E.

Die internationale Ausstellung für Feuerschutz und Feuerrettungswesen in Berlin.

II.

In der Gruppe IV hatten auch die wenigen Ausstellungs-Gegenstände Aufnahme gefunden, welche sich auf Heizung und Beleuchtung bezogen. Namentlich auf dem ersteren Gebiete hatten nur einige Firmen, darunter Gebr. Körting, Hannover, und R. O. Meyer, Hamburg, ausgestellt, welch’ letztere Firma auch Niederlassungen in München, Bremen und Berlin besitzt. Erstere Firma stellte namentlich emaillirte Rippenheizkörper, letztere Zeichnungen ausgeführter Anlagen aus. Verschiedentlich wurden Schornsteinaufsätze vorgeführt, welche der Rauch- und Russbelästiguug steuern und geregelten Zug sichern sollen. Unter diesen fiel eine einfache Konstruktion der Siegersdorfer Werke auf, die aus gewöhnlichen Hintermauerungssteinen mit Bandeiseneinlage hergestellt wird. Bezüglich der Beleuchtungs-Einrichtungen waren namentlich die Allg. Elektr. Gesellschatt, Berlin, sowie die El.-Gesellsch. Hansen, Leipzig, zu nennen. Letztere hatte die elektrische Einrichtung der Ausstellung eingerichtet, während erstere auf dem vorderen Gelände der Ausstellung in einem reich geschmückten Pavillon die „Nernst-Lampe“ zur Ausstellung brachte, deren angenehmes weisses Licht sich nur halb so theuer stellt, wie gewöhnliches Glühlicht. Der Verbrauch von elektrischer Energie beträgt für die Hefner-Kerze nur 1,5 Watt. Die Dauer der Lampen stellt sich auf etwa 300 Brennstunden. Ausser der Nernst-Lampe wurden in dem Pavillon noch elektrisch angetriebene Ventilatoren vorgeführt. Die Wände waren mit Bildern der grossen Lichtzentralen in Berlin geschmückt, von denen die an der Oberspree allein 54 000 P.S. besitzt.

Auch die Elektrotechnik war der Gruppe IV zugetheilt.
Die ausgestellten Gegenstände beschränkten sich dem Charakter der Ausstellung entsprechend im Wesentlichen auf die Einrichtungen zum Feuermeldewesen, Blitzableiter-Einrichtungen usw. Hier hatte eine ganze Reihe grösserer Firmen ausgestellt, unter denen wir Siemens & Halske, Berlin, Schuckert, Nürnberg, Mix & Genest, Berlin, unter anderen nennen. Erstere Firma hatte namentlich eine ausgedehnte Zusammenstellung von Feuermelde- und Alarm-Einrichtungen aller Art für Städte, gewerbliche Anlagen, Bergwerke usw. vorgeführt, die besonderes Interesse verdiente. Hier fanden sich Feuermelder verschiedener Konstruktion für die Aufstellung in geschlossenen Räumen und auf der Strasse, Einrichtungen für Feuerwehr-Zentralen, Wächter-Kontrolleinrichtungen, Alarmglocken für Gruben, die einer besonderen Ausbildung bedürfen, um den Weckapparat vor dem Angriff von Feuchtigkeit und Gasen zu schützen; Fernsprech-Einrichtungen und Kontroll-Apparate verschiedener Art, Blitzschutz-Vorrichtungen in elektrischen Leitungen, Schalter und Sicherungen usw. vervollständigten das Bild dieser Ausstellung, auf die wir des beschränkten Raumes wegen im Einzelnen nicht näher eingehen können. Aehnlich, aber weniger umfangreich, waren die Darbietungen der anderen Firmen.

Eine besondere Gruppe III war für Strassenreinigung, Strassenpflasterung und verwandte Gebiete geschaffen, also für Gegenstände, die mit der Feuerschutz-Ausstellung an sich eigentlich nur einen losen Zusammenhang besitzen. Diese Gruppe bot aber mancherlei Interessantes, wenn auch die auf den Strassenbau bezügliche Unterabtheilung nur wenige Nummern aufweisen konnte. Hier hatte die Stadt Berlin Strassenquerschnitte in Bild und Modell, sowie Werkzeuge zur Strassenpflasterung und Material-Proben ausgestellt, einige Steinsetzerfirmen hatten Proben von Mosaikpflaster geliefert; die Firma Heinrich Freese, Berlin-Hamburg, welcher das Verdienst gebührt, dem in Deutschland fast ganz in Verruf gerathenen Holzpflaster nach dem Beispiele der Pariser Stadtverwaltung wieder Eingang dort verschafft zu haben, wo sich seine Anwendung der besonderen Eigenschaften und Vorzüge halber vor anderen Pflasterarten empfiehlt, hatte ebenfalls Zeichnungen von Holzpflasterstrassen und Proben von Hart- und Weichhölzern ausgestellt und schliesslich hatten sich sämmtliche Berliner Asphaltfirmen zusammengethan, um einen Asphalt-Strassenquerschnitt mit eingebettetem Strassenbahngleis in natürlicher Grösse und in natürlichem Material vorzuführen. Es waren dies die Firmen: Neufchatel-Asphalte-Company, A.-G. f. Asphaltirung und Dachbedeckung vorm. Joh. Jeserich, Berliner Asph.-Ges. Kopp & Co., Asphaltwerk Franz Wigankow, Asph.-Ges. San Valentino von Reh & Co., Deutsche Asph.-A.-G. und schliesslich The French Asphalte Company.

Strassenkehrmaschine der Gesellschaft Salus in Düsseldorf
Strassenkehrmaschine der Gesellschaft Salus in Düsseldorf

Ziemlich umfangreich war die Ausstellung hinsichtlich der Strassenreinigung, Müllbeseitigung usw. Namentlich war seitens einer grossen Anzahl von Firmen, die wir im Einzelnen nicht alle aufführen können, Betriebsmaterial hierzu ausgestellt, das heisst Sprengwagen, Strassenkehrmaschinen, Asphaltstrassen-Waschmaschinen, Müll- und Schlammwagen verschiedenster Konstruktion. Die Stadt Berlin hatte sich hier wiederum in ausgedehnterem-Maasse durch Darstellung ihres Strassenreinigungswesens betheiligt. Es waren hier in einer geschlossenen Gruppe sowohl die Werkzeuge, wie namentlich auch interessante graphische Darstellungen und auch Photographien ausgestellt, welche über den Umfang der Schnee- und Müllabfuhr, über Benutzung und Anlage der Müllabladelätze und über die Müllverladestellen Auskunft gaben. Die ungeheuren Zahlen lassen erkennen, welche Bedeutung die Beseitigung des Mülls für die grossen städtischen Gemeinwesen gewonnen hat; daher überall die Versuche mit Müllverbrennungs-Anlagen, Müllverwerthungs-Einrichtungen usw., die theils mit Erfolg gekrönt wurden, an anderen Stellen, wie z. B. in Berlin, aber solche Kosten erfordert haben, dass man sich, so lange man das Müll noch anderweitig los wird, zu so kostspieligen Einrichtungen nicht hat entschliessen können. Die Frage wird allerdings immer brennender, die Anforderungen an hygienische Einrichtungen nehmen auch in den Landgemeinden stetig zu, – sodass die Aufnahmefähigkeit der letzteren für die städtischen Abfallstoffe schliesslich ihre Grenzen erreicht. Zu den mit Erfolg betriebenen Anlagen dieser Art ist die „Verbrennungsanstalt für Abfallstoffe“ in Hamburg zu rechnen, welche von der Baudeputation dieser Stadt in Modell und zahlreichen Zeichnungen und Photographien dargestellt war (vgl. Dtsch. Bztg. 1897 S. 622). Aus München war die „Müllverwerthungs-Anstalt Puchheim, G. m b. H.“ in Photographien und Eisen der aus dem Müll gewonnenen Materialien ausgestellt. Das Müll wird erst von Arbeitern sortirt und dann wird aus dem feingemahlenen Rest ein Eisenfarbstoff bezw. eine in Wasser lösliche Phosphorsäure gewonnen, von welchen Stoffen im Feinmüll 7 bezw. 9 % enthalten sein sollen.

Unter den Strassenkehrmaschinen verschiedener Konstruktion fiel namentlich diejenige der Gesellschaft „Salus“ in Düsseldorf auf, welche mit selbstthätiger Spreng- und Kehricht-Aufladevorrichtung ausgerüstet ist. Wir geben eine Abbildung dieser Ausführungsweise nebenstehend wieder. Die.Besenwalze M ist winkelförmig gebogen, kehrt also den Strassenkehricht nach der Mitte zu. Hier wird er von einer Schaufel in Empfang genommen, von der er dann durch einen Abstreicher in die Becher des Elevators J geworfen wird, die ihn heben und in den Anhängewagen w werfen. Die sämmtlichen Bewegungen erfolgen selbstthätig mit Hilfe eines Systems von Kettenrädern, Gall’schen Ketten und Zahnrädern. Sobald die verstellbare Besenwalze auf den Boden gedrückt wird, arbeitet auch der Mechanismus, während er ruht, sobald die Besenwalze ausgerückt ist. Letztere hat eine biegsame Achse, sodass sie sich den Unebenheiten des Bodens anpassen kann. Unter dem Kutschersitz liegt der Wasserbehälter E, dessen Inhalt je nach den Anforderungen auf 400-1500 l bemessen ist. Die Besen haben je nach den Strassenverhältnissen 2,5-3,3 m Breite, während den Anhängewagen 500-1500 l Inhalt gegeben wird. Dieser richtet sich namentlich darnach, ob der Kehricht gleich zu seinem Bestimmungsort gefahren werden soll, oder erst in grössere Abfuhrwagen umgeladen wird. Diese Kehrichtmaschine, von der Exemplare in Paris, Köln, Elberfeld arbeiten, hat neben hygienischen Vorzügen auch vor allem den einer erheblichen Ersparniss an Arbeitskräften, die auf 40 % gegenüber gewöhnlichen Kehrichtmaschinen angegeben wird.

Aus der I. Gruppe, welche die Organisation des Feuerlöschwesens umfasste, also die wesentlichsten, dem Hauptzweck der Ausstellung dienenden Darbietungen enthielt, sei zum Schlusse noch kurz hingewiesen auf einige interessante Darstellungen aus dem Gebiete der Wasserversorgung. Hier fand sich eine Vorführung der Stadt Odessa, ferner der schweizerischen Städte Zürich, St. Gallen, Winterthur usw,, schliesslich eine grössere Sammlung von kartographischem, statistischem und zeichnerischem Material des kgl. Bayerischen Wasserversorgungs-Büreaus, dessen Aufgabe es ist, für eine entsprechende Wasserversorgung auf dem flachen Lande und in kleinen Städten, die sich keinen eigenen sachverständigen Techniker halten können, zumtheil unter Zuschuss staatlicher Mittel zu den Kosten, zu sorgen und überhaupt eine berathende Zentralinstanz für derartige Fragen zu bilden. Württemberg ist zuerst mit einer derartigen Einrichtung vorangegangen. Im Jahre 1865 wurde der Ingenieur Ehmann, jetziger Baudirektor Dr. v. Ehmann, mit diesen Aufgaben betraut, dem dann 1869 die Staatstechniker-Stelle für das öffentliche Wasserversorgungswesen übertragen wurde. Es ist dort Grossartiges auf diesem Gebiete geleistet worden; namentlich nimmt die Wasserversorgung der Rauhen Alp volles Interesse in Anspruch. Die vortrefflichen Ergebnisse der württembergischen Einrichtungen veranlassten Baden, Bayern und Elsass-Lothringen 1878 zu ähnlichen Organisationen, die überaus segensreich gewirkt haben. Das Bayerische Büreau stellte Uebersichtskarten seiner Thätigkeit im Lande unter Angabe der Wassergewinnungsart, Skizzen kleiner ländlicher Anlagen aus der Umgegend Münchens, zahlreiche Photographien und Rechenschaftsberichte aus, welche einen Blick in die umfassende Thätigkeit dieses Büreaus gewährten.

Fr. E.

Dieser Artikel erschien zuerst am 10.07., 03.08. & 21.09.1901