Evangelisches Krankenhaus zu Köln a. Rh.

Evangelisches Krankenhaus zu Köln a. Rh. Perspektive

Architekt: L. R. Alfred Ludwig, Leipzig.

In No. 94, Jhrg. 98 d. Bl., ist das Ergebniss des Wettbewerbes um den Entwurf für ein evangelisches Krankenhaus zu Köln a. Rh. kurz mitgetheilt worden.

Nebenstehend wird der zur Ausführung gewählte Plan, welcher sich durch die geschickte Auftheilung des Baugeländes und zufolge der gestellten Programmforderung als beste Lösung auszeichnete, in den Grundrissen des Erdgeschosses und einer perspektivischen Ansicht vorgeführt.

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Wie ersichtlich, liegt das Baugelände auf zwei von Strassen und 5 m breiten Vorgärten umgebenen Blocks. Für die Bebauung derselben waren gewisse Beschränkunen zu berücksichtigen. So durfte auf dem isolirten Block der Infektions-Abtheilung ausser diesen an der Weyerthalerstrasse ein Streifen von 20 m Tiefe einschl. Vorgarten für Bauten zur Krankenpflege nicht benutzt werden.

Die Vertheilung der Krankenbetten erfolgt in der Weise, dass für die

  1. Allgemeine klinische Abtheilung 200 Betten,
  2. Abth. für Infektionskranke 30 u. 50 Reservebetten,
  3. Abth. für Pensionäre I. u. II. Kl. 20 Betten angenommen wurden.

Die klinischen Betten sind zu gleichen Theilen auf Männer, Frauen und Kinder und unter sich wieder auf die chirurgische und innere Abtheilung vertheilt.

Die Einheit der klinischen Station wurde mit 24 Betten angenommen, davon sind 20 in grösseren Sälen, 2 in Zimmern zu 2 Betten und in 2 Zimmern zu 1 Bett untergebracht.

Evangelisches Krankenhaus zu Köln a. Rh. Grundriss
Evangelisches Krankenhaus zu Köln a. Rh. Grundriss

Zu jeder solchen Station gehören ein zentral gelegener, heller und mit Erker versehener Tageraum, welcher vom Schwesternzimmer oder der Thee- und Spülküche, letztere mit dem nöthigen Speisenaufzug versehen, leicht kontrollirt werden kann, ferner 1 Badezimmer (Raum für freistehende und fahrbare Wanne, sowie Waschbecken, Kloset mit Ausgussbecken), Schlafraum für Wärter bezw. Wärterinnen; letztere sind nicht in der Station selbst, jedoch in der unmittelbaren Nähe im hohen Sockelgeschoss untergebracht. Die Waschräume befinden sich mit den Bädern zusammen, sie erhielten Wäscheschloten für die Beseitigung schmutziger Wäsche. Jedem Saale sind Veranden vorgelagert, ohne demselben Luft, Licht und Sonne zu entziehen.

Die medizinische Männer- und Frauen-Abtheilung hält noch 2 Räume zu 2 Betten für Augenkranke. In der chirurgischen Abtheilung sind dafür Permanentbäder vorgesehen, sowie zur vorübergehenden Unterbringung Geisteskranker bezw. Deliranten Tobzellen.

Die Infektions-Abtheilung vertheilt sich programmgemäß zunächst in zwei kleine Pavillons. Der abseits gelegenste für Diphterie- und Scharlach-Kranke mit getrennten Eingängen und kleinem nach Norden gerichteten Operationszimmer enthält 10 Betten. Für Diphterie sind 1 Zimmer zu 4 Betten und 2 Zimmer zu je 1 Bett, für Scharlach 2 Zimmer zu 2 Betten berechnet.

Evangelisches Krankenhaus zu Köln a. Rh. Perspektive
Evangelisches Krankenhaus zu Köln a. Rh. Perspektive

Jede der beiden Abtheilungen hat an Nebenräumen: 1 Schwesternzimmer, 1 Badezimmer, 1 Theeküche, 1 Kloset. Im Pavillon für Infektions-Krankheiten sind die chirurgisch und medizinisch kranken Männer und Frauen geschossweise getrennt, die Vertheilung der Räume erfolgte für Männer: 4 Zimmer zu 2 Betten und 2 Zimmer zu 1 Bett; für Frauen: 4 Zimmer zu 2 Betten und 2 Zimmer zu 1 Bett. Für je 10 Betten wurden folgende Nebenräume, als: 1 Schwesternzimmer, 1 Badezimmer, 1 Theeküche, 1 Kloset, 1 Tageraum vorgesehen; ferner gliedert sich 1 septisches Operationszimmer, 1 Schlafraum für Wärter und 1 Assistentenwohnung an. – Für einen späteren Ausbau dieser Abtheilung ist noch ein grosser Pavillon zu etwa 50 Betten ins Auge gefasst. Die Abtheilung für Pensionäre I. und II. Klasse befindet sich im Obergeschoss des Verwaltungs-Gebäudes mit 20 Betten, zur Hälfte für Frauen und Männer in 20 Einzelzimmern mit 1 Bett. Die Trennung von den klinischen Abtheilungen wurde durch diese Anordnung vollständig durchgeführt, andererseits ist die Verbindung mit dem Operationsraume durch Krankenaufzug und Treppen eine verhältnissmässig bequeme. Die Assistenten-Wohnungen liegen im Erdgeschoss ebenfalls in unmittelbarer Nähe.

Die Zimmer liegen so zu einander, dass ein Theil derselben durch Oeffnen einer Zwischenthür als durcheinander gehende Räume benutzt werden können. An Nebenräumen für je 10 Betten sind vorhanden: 1 Badezimmer, 1 Schwesternzimmer, 1 Kloset, 1 grösseres Gesellschaftszimmer, Theeküche und Loggien.

Die gesammte Krankenhaus-Anlage gliedert sich sonach in 4 zweigeschossige Pavillons für klinische Kranke, 2 kleinere und 1 Reservepavillon für Infektionskranke, das Verwaltungs-Gebäude und die Gebäude für Wirthschaftszwecke mit Kessel-, Maschinenhaus und Desinfektionsanstalt, sowie Leichenhaus.

Der Hauptzugang liegt an der Weyerthalerstrasse und diesem zunächst das Verwaltungs-Gebäude mit bequemer Unterfahrt. Dasselbe enthält die Büreaus der Verwaltung, Konferenzzimmer, gleichzeitig Bibliothek oder Archiv, Pförtnerzimmer nebst Wohnung für denselben, ebenso für den Verwalter; Räume für die beiden leitenden Aerzte mit grösserem Wartezimmer, Wohnung für die Assistenz-Aerzte, je ein Wohn- und Schlafzimmer, Esszimmer der Assistenz-Aerzte, ferner Badezimmer und Klosets.

Die Operationsräume befinden sich in dem linken Flügelbau, der aseptische Operationssaal mit Glasvorbau und freiem Ober- und Seiten-Nordlicht, daran angrenzend Chloroformir- bezw. Vorbereitungszimmer, Sterilisations- und Instrumentenraum, Verbandzimmer usw. Die Poliklinik, von den übrigen Krankenhausräumen isolirt, mit besonderem Eingange, nimmt ausser dem Operationszimmer für kleinere Eingriffe ein Warte-, Dunkel-, zugleich Röntgenzimmer und ein elektrisches Behandlungszimmer, sowie getrennte Klosets auf.

Durch überdeckte Gänge, die in der heissen Jahreszeit Schatten, bei schlechtem ‚Wetter Schutz gegen Schnee und Regen bieten sollen, ist das Verwaltungsgebäude zu beiden Seiten, mit den vorderen, chirurgischen Pavillons und nach Norden, mit dem Küchengebäude, in Verbindung gebracht.

Die Fussböden sämmtlicher Gebäude liegen auf gleicher Ebene, nirgends durch Stufen oder dergl. unterbrochen, sodass die Betten bequem nach dem Operationsraume gebracht werden können.

Im rechten Flügel als Pendant zur Poliklinik liegen die Laboratorien, getrennt und mit besonderem Eingange. Ferner wurden vorgesehen zwei Räume für die Apotheke, Dunkelkammern für photographische Zwecke, römisch-irisches Bad, Räume für medico-mechanische Behandlung, als Apparatensaal nebst Douche- und Massageraum. Betsaal nebst Zimmer für den Geistlichen, Schwesterwohnungen, in Einzelzimmern untergebracht nebst Esszimmer, Baderäumen und Klosets sind abseits vom eigentlichen Betriebe gelegen, damit sich die dienstfreien Schwestern möglichst der Ruhe hingeben können.

Zufolge der vorherrschenden, westlichen Windströmung sind sämmtliche Gebäudegruppen so gelegen, dass die schädlichen Dünste der Infektions- und die widerwärtigen der Küchen-Abtheilung den Krankengebäuden nicht zugetrieben werden können; sie lassen also die übrigen Gebäude ausserhalb ihres Dunstkreises. Die Frontwände der Krankengebäude bleiben mindestens 20 m von einander entfernt. Unmittelbare Zuggänge von den übrigen Strassen für die zentralgelegene Wirthschaftsanlage, das Leichenhaus, die Operations-Abtheilung und Poliklinik sind hinlänglich vorgesehen. Sämmtliche Krankenzimmer erhalten nicht nur aus sanitären, sondern auch aus Gründen der Kohlenersparniss die grösstmöglichste Besonnung.

Das Leichenhaus mit Sektions-, Leichen- und Aufbahrungsraum, die Waschküchen- und Desinfektionsräume, die Kesselanlage mit Maschinen- und Akkumulatorenraum sind in Einzelgebäuden untergebracht und können von allen Gebäudegruppen leicht erreicht werden. Das Obergeschoss des Wirthschaftsgebäudes ist zur Aufnahme der Wohnräume für Mägde, Obere-Mamsells, Maschinisten, Heizer- und Dienerwohnungen eingerichtet, die grosse Kochküche ragt durch beide Geschosse hindurch.

Neben der Kesselanlage, welche gross genug zur Erzeugung des Dampfes für die Beheizung und den gesammten Wirthschaftsbetrieb, ferner für die Lichterzeugung hergestellt wurde, liegen die Räume der Desinfektions-Anlage, die Eingabe- von der Ausgabestelle räumlich getrennt und gleichso die Wasch- und Badekabinen des Personals. Diese Anlage ist an die Waschanstalt angefügt, sodass die Wäsche in unmittelbarer Nähe desinfizirt werden kann.

Die Beheizung der einzelnen Räume erfolgt, durch den hochgespannten Dampf der Kesselanlage, welcher bei Eintritt in die einzelnen Gebäudegruppen auf niederen Druck reduzirt wird. Die Leitungsrohre liegen, wie die des Gases und Wassers, der Licht und Klingelleitung usw., in dem begehbaren Tunnel unter dem Verbindungsgang. Der hochgespannte Dampf nimmt seinen Weg vom Kesselhaus unter dem Küchengebäude hinweg durch den Tunnel des Verbindungsganges nach dem Verwaltungsgebäude und theilt sich daselbst im Kellergeschoss, um durch die beiden unter den Verbindungsgängen gelegenen Kanäle nach den links und rechts liegenden seitlichen Pavillons zu gelangen.

Die Baracken der Infektionsanstalt haben im Kellergeschoss der Gebäude eigene Dampfniederdruck-Heizung erhalten.

Die Lüftung erfolgt durch Zuführung frischer, vorgewärmter Luft theils in aufsteigenden Mauerkanälen oder unmittelbar von aussen, während die verbrauchte Luft durch Ventilationskanäle mit Lockfeuern unmittelbar über Dach geführt wird. Die Beleuchtung geschieht mittels elektrischen Lichtes.

Die Bau- und Einrichtungskosten betragen bei voller Belegung für 1 Bett einschl. derjenigen für Assistenzärzte, Schwestern und Bedienung, jedoch ohne Grundstück, etwa rd. 4000 M. –

Dieser Artikel erschien zuerst am 06.06.1900 in der Deutsche Bauzeitung.