Die Deutsche Heilstätte in Davos

Südansicht. 1-500. Architekt C. Wetzel in Davos-Platz

Architekt: C. Wetzel in Davos-Platz.
Der Kurort Davos für Lungenkranke liegt in einem geschützten, sonnenreichen Hochgebirgsthal des Kantons Graubünden in der Schweiz unweit des Engadins.

Er besteht seit etwa 35 Jahren. Schon im Jahre 1868 bildete sich der internationale Verein zur Unterstützung unbemittelter Lungenkranker; im Laufe der Jahre lösten sich jedoch einige Nationen ab, um in selbständigen nationalen Sanatorien oder Heilstätten ihren Landsleuten diejenige Pflege bieten zu können, die sie den Einzelnen durch einfache Geldspenden nicht geben konnten. Was lag näher, als dass auch die deutsche Kolonie in Davos sich auf sich selbst besann, an ihr deutsches Vaterland dachte und dem Beispiel anderer Nationen folgend, den Plan zur Erbauung einer Deutschen Heilstätte in Davos näher trat.

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Der Vorstand erliess im Juli 1897 für die Gründung der Heilstätte einen Aufruf, der 300 000 M. für eine für 50 Betten zu errichtende Deutsche Heilstätte als zunächst erforderlich nannte und der für die einzuleitende Sammlung, von Geldern den wohlthätigen Sinn der Deutschen im Vaterlande sowohl als im Auslande anrief. Und mit welchem schönen Erfolg! Schon im März 1898 waren 100 000 M. zusammengelegt. An demselben Zeitpunkt gab ein Schreiben des Hrn. Prof. Dr. Reinhold in Hannover dem Vorstand einen mächtigen Antrieb: der in Berlin verstorbene Mediziner, Hr. Dr. Alfred Meyer aus Hannover, hatte der zu gründenden Heilstätte in Davos 100 000 M. letztwillig zugewendet. Nun gingen die Sammlungen mit starken Erfolgen vorwärts, Ende März 1899 waren imganzen 300 000 M. gesammelt, im Mai 1900 rd. 400 000 M. und Ende des Jahres 1900 über 500 000 M. Dabei hatte gerade das Jahr 1900 gezeigt, dass der Heilstättengedanke bei den Deutschen in Davos begeisterten Eingang gefunden hatte, brachte doch der im Januar abgehaltene Heilstättenbazar durch die kleine deutsche Kolonie daselbst einen Ertrag von rd. 13 000 Frcs. ein.

Die Deutsche Heilstätte in Davos
Die Deutsche Heilstätte in Davos

Im Laufe der Jahre waren aus allen Gauen Deutschlands Anfragen von minderbemittelten Lungenkranken an den Vorstand gelangt, welche Aufnahme in der vermeintlich schon fertiggestellten Heilstätte zu finden hofften. Diese Anfragen zusammengestellt mit den in Davos ständig anwesenden unbemittelten und in der Heilstätte zu versorgenden Lungenkranken, gab dem Vorstand schon seit längerer Zeit das Gefühl, dass eine Heilstätte mit 50 Betten dem Bedürfniss kaum genügen würde. Auch wurde von vielen Heilstätten-Verwaltungen darauf hingewiesen, dass eine für sich liegende Heilstätte von nur 50 Betten im Betrieb sich verhätnissmassig theuer gestalten würde.

Die für 50 Betten fertigen Baupläne waren überdies schon von vornherein auf das sorgfältigste darauf angelegt, eine spätere Vergrösserung der Heilstätte vornehmen zu können. Durch das grosse Vertrauen, welches die vielen Spender mit ihren reichen und wiederholten Gaben dem Vorstande zum Ausdruck brachten, fand dieser den Muth, sogleich eine grössere Anstalt, als urspünglich geplant war, ins Leben zu rufen, so wird die Deutsche Heilstätte in Davos für 80 Betten erbaut werden.

Bei der Ausarbeitung der Baupläne wurde mit vieler Vorsicht vorgegangen. Alle Herren des Vorstandes sind seit langen Jahren mit dem Bau und der Einrichtung von Anstalten und Kurhäusern für Lungenkranke genau vertraut; theils besitzen sie selbst Sanatorien, Hotels oder Pensionen für Lungenkranke und theils beschäftigen sie sich seit Jahrzehnten mit dem Bau solcher Gebäude und mit allen Kureinrichtungen von Davos. Trotz dieser reichen Sachkenntniss hielt der Vorstand es für seine erste Aufgabe, sich über die maassgebenden Einrichtungen hervorragender deutscher und schweizer Heilstätten zu unterrichten.

An Heilstätten und Sanatorien ausserhalb Davos wurden besichtigt: Heilanstalt Falkenstein im Taunus, Heilstätte des Frankfurter Vereins für Rekonvaleszenten-Anstalten Ruppertshain, Heilanstalt Hohenhonnef am Rhein, Volksheilstätte des Kreises Altena in Hellersen bei Lüdenscheid, Heilstätte Geesthacht bei Hamburg, Krankenhäuser in Eppendorf bei Hamburg, Städtische Heimstätte für Brustkranke zu Malchow, Volksheilstätte des Rothen Kreuzes am Grabowsee bei Oranienburg, Heilstätte Olderberg bei Andreasberg, Heilstätte der Norddeutschen Knappschafts-Pensionskasse Halle in Sülzkayn am Harz, Bernisches Asyl Heiligenschwendi am Thunersee für tuberkulöse Kranke und das Zürcher’sche Lungensanatorium in Wald.

Die Ausarbeitung der Pläne und die Bauleitung wurde dem Ingenieur- und Architektur-Büreau von C. Wetzel in Davos übertragen.

Am 1. Januar 1899 beschloss der Vorstand der Deutschen Heilstätte in Davos den Ankauf eines Bauplatzes auf Davos-Wolfgang, über welchen jahrelange sehr günstige meterologische Beobachtungen vorlagen. Der Bauplatz liegt etwa 5 Minuten von der Eisenbahn-Haltestelle Wolfgang entfernt, diese Station ist an der Eisenbahnlinie Landquart-Davos gelegen und die höchste, 1633 m ü. M. sich erhebende, Station der genannten Strecke; von Wolfgang ab senkt sich die Bahnlinie, fährt an dem tiefer gelegenen, 1595 m ü. M. liegenden Bauplatz vorbei nach Davos-Dorf und dann nach der Endstation Davos-Platz. Die Deutsche Heilstätte wird also ganz isolirt liegen und dem Kurleben von Davos völlig entrückt sein. Der Bauplatz hat den grossen Vortheil, unmittelbar am Walde und doch frei zu liegen; die im Walde anzulegenden Wege steigen von der Heilstätte an, so dass die Patienten auf ihren Heimwegen nur fallende Wege zu begehen haben.

Südansicht. 1-500. Architekt C. Wetzel in Davos-Platz
Südansicht. 1-500. Architekt C. Wetzel in Davos-Platz

Das Gelände des Bauplatzes steigt sanft gegen Norden an und bietet vorn Platz für eine breite nach Süden gelegene Gebäudeflucht; nach hinten verschmälert sich dasselbe und läuft in Richtung gegen die Eisenbahnhaltestelle Davos-Wolfgang. Hiermit ergiebt sich der Grundgedanke für die Gesammt-Anordnung des Heilstättengebäudes naturgemäss von selbst. Lage aller Kranken- und Wohnräume gegen Süden mit dahinter liegenden Korridoren und von der Mitte aus gegen Norden rücklaufend der Speisesaal und, der Eisenbahn-Haltestelle möglichst genähert, die Wirthschaftsbauten; hierbei ist zu betonen, dass der rücklaufende Gebäudetheil nach Osten hin für die Besonnung ganz frei liegt, was im Hochgebirgsklima von wesentlicher Bedeutung ist. Diese allgemeine, eine ┴-Form bildende Grundriss-Anordnung wurde auch von Hrn. Geh. Sanitätsrath Dr. med. Dettweiler empfohlen und ist in gleicher oder ähnlicher Weise in vielen anderen Heilstätten zu finden.

Die gleiche allgemeine Grundriss-Anordnung zeigen: Volksheilstätte Altena i. W., Heilstätte Belzig des Berlin-Brandenburger Heilstätten-Vereins, Volksheilstätte des Stuttgarter Heilstätten-Vereins und Lungenheilanstalt Marzell in Baden; des ferneren mit Abbiegung der Seitenflügel gegen Süden, ähnlich wie die Heilanstalt Falkenstein i. Taunus dieses zeigt: das Sanatorium Hohenhonnef a. Rhein, Sülzhayn a. Harz und Sanatorium für Lungenkranke in Kronpark zu Halahult in Schweden. Die Heilstätte Geesthacht bei Hamburg hat zwei parallele mit den Längsseiten gegen Süden liegende Bauten, die durch einen Mittelbau in Verbindung gebracht sind. Die Basler Heilstätte in Davos hat den Hinterbau, in welchem der Speisesaal und die Wirthschaftsräume liegen, in Berücksichtigung der örtlichen Umstände parallel mit der Mittelaxe bis an das Ende des Hauptgebäudes verschoben, so dass der Grundriss die L-Form erhalten hat. Das 1100 m ü. M. liegende Heiligenschwendi a. Thunersee und die 907 m ü. M. liegende Zürcher’sche Heilstätte in Wald haben das Pavillonsystem gewählt, im Mittelbau liegen Speisesaal und Wirthschaftsräume und rechts und links von diesem zwei gegen Süden gerichtete Krankenpavillons, und alle drei Gebäude sind mit einander durch Gallerien verbunden. Das geplante 780 m ü.M. liegende aargauische Sanatorium für Lungenkranke auf der Barmelweid zeigt einen Mittelbau mit 2 seitlich abgebogenen einstöckigen Seitenflügeln, also den im Grunde gleichen Gedanken.

Die besondere Ausgestaltung des Baues stützte sich auf das Sammelmaterial über bestehende Heilstätten, sowie auf die „Normalien für die Erstellung von Heilstätten für unbemittelte und wenig bemittelte Lungenkranke (Tuberkulöse) in der Schweiz“. Die Anlage wird in der Hauptsache dreistöckig erbaut und nur wo die Aufenthaltsräume und der Speisesaal liegen, zweistöckig. Die Ansprüche auf Lage und Raumbedürfnisse für die Krankenräume, für den Speisesaal und für die Wirthschaftsräume sind so verschiedene, dass eine möglichste Trennung, ein möglichst weites Voneinanderliegen, der ganzen Heilstätte nur zum Vortheil gereicht. Die Frage Blockbau oder Pavillonsystem wurde frei behandelt und beim Entwerfen der Zeichnungen nur den Gründen der Zweckmässigkeit Folge gegeben.

Paterre
Paterre
Hochpaterre
Hochpaterre

Die Gesammtanordnung weist 2 getrennte Seitenflügel für die Patienten mit je 40 Betten auf; es liegt später beim Betrieb ganz in der Hand der Heilstätten-Direktion, die weiblichen Patienten in dem einen und die männlichen in dem anderen Flügel unterzubringen. So manches sich gegen eine absichtliche, gesuchte, z. B. stockwerkweise Trennung einwenden lässt, die für Patienten der besseren Stände leicht etwas Verletzendes haben kann, so sehr spricht alles für eine ungesuchte natürliche Trennung, welche sich aus der allgemeinen Bauanlage des Hauses von selbst ergiebt.

Um die Fenster der Patientenzimmer nicht zu beschatten, wurden die Liegehallen ähnlich wie in Hohenhonnef, Alland, Marzell, Loslau O.-S., Oderberg u. a. m. vor das unterste Geschoss, also im vorliegenden Falle vor das Parterregeschoss der Flügelbauten gelegt. Der Fussboden der Liegehalle wird 2 Stufen tiefer gelegt als derjenige des Parterregeschosses, damit die Liegestühle nicht über die Fensterbrüstungen der Parterreräume hinaufragen. Zwischen den Seitenflügeln liegt der Mittelbau mit den Aufenthaltsräumen der Patienten und dem Aerztehause, dann folgt der Verbindungsbau und weiter gegen Norden das Wirthschaftsgebäude. Von den zwei Hauptfronten ist die eine nach Süden gerichtet und dient dem Verkehr der in der Heilstätte wohnenden Patienten, während die Ostfront gegen die zur Eisenbahn-Haltestelle führenden Poststrasse liegt und allen Geschäfts- und Wirthschaftsverkehr aufzunehmen hat. An letzterer liegt der Haupteingang der Heilstätte, welcher durch den, die metereologische Station tragenden Thurmaufbau kräftig als solcher markirt ist. Für den Wirthschaftsverkehr führt ein Nebeneingang unmittelbar in das Wirthschaftsgebäude.

Der Heizkeller für die Niederdruckdampf-Zentralheizung liegt im Mittelpunkte der Heilstätte, zu beiden Seiten je ein geräumiger Koksraum.

Im Erdgeschoss des Südwestflügelbaues befinden sich gegen Süden liegend: 2 Zimmer für die Oberschwester (die Schwesternzimmer liegen wie in Alland), 1 grosses Wäschemagazin, 1 Arbeitszimmer, 2 Zimmer für Angestellte und eine grosse Garderobe mit Stiefelraum für die Patienten: an der Hinterseite liegend: 1 Raum für die Sputumbeseitigung, 2 Aborte mit Toiletten- Vorräumen; 1 Anrichte mit Wärmeschrank und Speiseaufzug, 2 Angestelltenzimmer sowie das Treppenhaus. Vor dem Parterre befindet sich die Liegehalle für 40 Patienten. Hinsichtlich der grossen Garderoben ist zu sagen, dass die Patienten vom Hause aus nur durch diese in die vor dem Parterre liegenden Liegehallen sowie ins Freie gelangen sollen, wie dieses ähnlich sehr praktisch in Hohenhonnef zu finden ist; in den hellen und luftigen Garderoben findet jeder Patient wie in Hohenhonnef einen offenen und einen verschliessbaren Abtheil, um seine Sachen zu verwahren. Decken, Ueberkleider, Schneeschuhe u. a. m. gelangen also nicht in die Wohnräume der Patienten, wodurch eine möglichste Vermeidung von Staub und Unreinlichkeit erzielt werden soll. Im Südostflügelbau fanden Raum gegen Süden liegend: 2 Zimmer für den Assistenzarzt, 2 Schwesternzimmer, 1 Aufenthaltsraum für Angestellte, 1 Zimmer für den Terrassendiener und 1 Angestellten, 1 Arbeitszimmer und eine grosse Garderobe mit Stiefelraum für die Patienten; an der Hinterseite liegend: 1 Angestellten-Bad, 2 Aborte mit Toiletten-Vorräumen, 1 Anrichte mit Wärmeschrank und Speiseaufzug, 1 verfügbarer Raum, das Treppenhaus, sowie ein Raum für die Sputumbeseitigung. Vor dem Parterre befindet sich die Liegehalle für 40 Patienten. Im Mittelbau befinden sich mit Fenstern gegen Norden die Douche, Arztzelle, 5 Ankleidekabinen, Vorraum zum Abreiben, 1 photograph. Dunkelkammer, 1 Inhalirraum und 2 Bäder; vor diesen Räumen liegt ein Korridor und vor letzterem gegen Süden zwischen den Liegehallen eine gedeckte Wandelhalle. Ferner befinden sich im Mittelbau 2 Lichtschächte für den Heizkeller, 1 Portierzimmer, 1 Bureau, 1 Heizerzimmer, 1 verfügbarer Raum sowie ein Luftkorridor. Im Verbindungsbau sind 4 Kellerräume angeordnet und, nur von aussen zugänglich sowie durch eine umlaufende Isolirschicht vom übrigen Bau völlig getrennt, der Sezirraum mit Leichenkammer und die Toilette für die Aerzte, sowie ein Luftkorridor. Im Wirthschaftsgebäude fanden Aufnahme: Waschküche, Glättezimmer, 1 Abort, Desinfektionsräume, Eiskeller, Kühlraum und Kellerraum, Die Anlage der Desinfektion ist so getroffen, dass infizirte Sachen nur vom Hofe der Heilstätte aus in die Einfüllseite der Desinfektion gebracht und erst in die Waschküche bezw. ins Haus gelangen können, nachdem sie desinfizirt sind.

Das Hochparterre der Heilstätte enthält im Südwestflügelbau gegen Süden liegend: 8 Einzelzimmer mit je 45 cbm Rauminhalt, 2 zweibettige Zimmer mit 35 cbm Rauminhalt für 1 Bett; an der Hinterseite liegend: 1 Waschzimmer für die 8 Patienten der 2 vierbettigen Zimmer, ein Spül- und Badezimmer mit fahrbarem Bad, in der Mitte des Flügelbaues das Treppenhaus, 1 Schwesternzimmer und eine Anrichte mit kleinem Etagenmagazin, und an jedem Ende des Flügelbaues je einen Abort mit Toilettenvorraum. Im Südostflügelbau sind genau dieselben Räume in entgegengesetzter Anordnung untergebracht. Im Mittelbau befinden sich von den beiden seitlichen Flügelbauten durch 2 Luftkorridore vollständig abgetrennt: 2 Aufenthaltsräume für die Patienten und die Halle und vor diesem eine grosse offene Terrasse, ferner 2 Aerztezimmer, Laboratorium und Apotheke und 1 Wartezimmer. Alle diese Räume werden gegen den Speisesaal hin wiederum durch einen Luftkorridor isolirt. Im Verbindungsbau liegt der Speisesaal für 120 Personen, welcher an der westlichen Längsseite einen kleinen Kapellenanbau hat, wie dieses in einigen deutschen Heilstätten zu finden ist. Für gewöhnlich ist der Kapellenanbau durch einen Rolladen derartig vom Speisesaal abgeschlossen, dass ein solcher nicht vermuthet wird. Im Wirthschaftsgebäude befindet sich mit dem Speisesaal durch eine Thür und durch einen Schalter verbunden die Anrichte, ferner die Spülküche, Kochküche, Tages-Vorrathsraum, ein Raum für Materialwaaren und Konserven, ein Angestellten-Esszimmer und das Bureau des Verwalters.

Das Obergeschoss der Heilstätte enthält in den Südwest- und Südostflügelbauten dieselbe Raumeintheilung wie im Hochparterre. Im Mittelbau sind die Aufenthaltsräume und die Halle nicht überbaut, es befindet sich im Obergeschoss nur die kleine Familienwohnung des Chefarztes mit 5 Zimmern, Anrichte, Mädchenkammer und Abort mit Bad. Der Verbindungsbau ist im Obergeschoss nicht ausgebaut. Im Wirthschaftsgebäude sind eine kleine Wohnung von 3 Zimmern für den Verwalter, 3 Zimmer für Angestellte sowie 2 Aborte vorgesehen.

Da nach den Satzungen der Heilstätte der künftige Chefarzt gleichzeitig Direktor wird, so ist das Aerztehaus zentral und für sich abgeschlossen angelegt; der östliche Hauptreingang der Heilstätte führt unmittelbar in dasselbe.

Um die Erstellungskosten der Heilstätte möglichst niedrig zu halten und auch aus anderen Gründen wurden neben einbettigen Zimmern auch mehrbettige, nämlich zweibettige und vierbettige Zimmer eingerichtet, wie dieses von ärztlicher Seite als zulässig erklärt und beim Bau von Heilstätten allerorten geübt wird. So haben z.B. bis 4 Betten in einem Zimmer: Loslau, Marzell, Oderberg, Sülzhayn und Wald, bis 6 Betten: Ruppertshain, bis 8 Betten: Alland, Altena und Grabowsee, bis 9 Betten: Heiligenschwendi, bis 20 Betten: Geesthacht, bis 24 Betten in einem Zimmer Malchow.

Mit der Wahl mehrbettiger Zimmer geht die Einrichtung von gemeinsamen Waschzimmern, wie solche z.B. in Alland, Altena, Geesthacht, Grabowsee, Marzell, Oderberg, Ruppertshain und Sülzhayn zu finden sind, Hand in Hand; grössere Reinlichkeit in den Schlafräumen wie in den Waschzimmern, Vereinfachung des Betriebes sowie die Möglichkeit, den Patienten mit kleinen Kosten die bequemsten Wasch- und Spüleinrichtungen bieten zu können, bilden die Vortheile gut eingerichteter Waschzimmer.

Der Speisesaal ist hinter den Anstaltbau gelegt, um die Speisengerüche von den übrigen Anstaltsräumen abzuhalten. Die Küche ist nicht unterhalb, sondern in gleicher Stockhöhe mit dem Speisesaal angelegt, um die Kuchendünste vom Speisesaal fern zu halten. Speisesaal und Kochküche sind ausserdem durch die Spülküche und ferner durch die Anrichte von einander getrennt. Durch diese Anlage dürfte auch die Bedienung des Speisesaales das kleinste Maas erfordern. Sollen Speisen u. a. von der Küche, bezw. dem Wirthschaftsgebäude in das Aerztehaus und in die Flügelbauten der Patienten verbracht werden, so werden dieselben mittels des Küchen-Speiseaufzuges in das Parterre hinabgelassen, dort auf einen Handwagen mit Gummireifen gestellt und durch den verbindenden Parterre-Korridor ins Aerztehaus und weiter bis an die Speiseaufzüge der Flügelbauten gefahren, welche in den mit Wärmeschränken und Spültischen ausgerüsteten Anrichten ausmünden.

Im Inneren der Heilstättenräume werden alle Kanten und Ecken nach Möglichkeit ab- bezw. ausgerundet und zwar wenn irgend thunlich in Mörtel und Zement mit Halbmessern von 10 cm, Alle Wände, Fussböden und Decken der Innenräume der Heilstätte werden glatt und mit so wenig Fugen als möglich hergestellt, und sämmtliche Flächen derselben so ausgebildet, dass sie abwaschbar sind.

Als Bedachung der Heilstätte kommt in der Hauptsache das flache Dach zur Ausführung, wie solches den schwierigen Schneeverhältnissen des Hochgebirgsklimas am vortheilhaftesten angepasst ist. Nur der Speisesaal und der Thurm erhalten Ziegeldächer. Die lichten Höhen der Stockwerke überragen die im Hochgebirge üblichen und zählen in Davos mit zu den grössten. Die tief hinabgehenden Fensteröffnungen werden mit Doppelfenstern versehen, welche Oberlichtklappen zum Lüften haben und die Thüröffnungen erhalten theils, z. B. vor den Aerztezimmern, Doppenthüren. Die Heilstätte wird in allen ihren Räumen elektrisch beleuchtet.

Die Waschküche und die Desinfektionsräume liegen im Wirthschaftsgebäude; es ist die Behandlung der Wäsche so gedacht, dass das Sammeln der unreinen Wäsche in den Flügelbauten mittels verschliessbarer emaillirter Blechgefässe geschieht, wie diese in Kliniken üblich sind; die gefüllten Blechgefässe werden durch die sonst geschlossenen Notthüren bei den Treppenhäusern über den Hof von aussen entweder unmittelbar in die Desinfektion oder in die Waschküche gebracht. Den Rückweg kann die reine und desinfizirte Wäsche durch den Verbindungs-Korridor des Parterres nehmen.

Für die Heilstätte ist ein reichlicher Quellwasserzufluss angekauft, so dass nach keiner Richtung hin im Wasserverbrauch gespart zu werden braucht. Die Abwässer werden entweder in die allgemeine Kanalisation von Davos geleitet oder in sachgemässer Weise durch eine Kläranlage, durch eine Fosse Mouras, oder durch eine andere Anlage unschädlich gemacht und das Sputum in besonderen Räumen schadlos beseitigt.

Im Herbst 1899 wurde mit der Anlegung der Fundamente begonnen, so dass am 22. Okt. 1899 der Grundstein der Heilstätte gelegt werden konnte. Im Herbst 1900 war das Heilstättengebäude im Rohbau fertig gestellt und unter Dach gebracht, so dass der Bau voraussichtlich gegen Winter dieses Jahres dem Betrieb übergeben werden kann. –

Dieser Artikel erschien zuerst am 06.07.1901 in der Deutsche Bauzeitung.