Kneippkuren im Winter

Bekanntlich ist es ein Hauptgrundsatz in der Kneippschen Heillehre, Krankheiten zu verhüten durch naturgemäßes Leben, naturgemäße Kindererziehung und vor allem durch Abhärtung des menschlichen Körpers von Jugend auf.

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Daß diesem Grundsatz in Wörishofen, dem Kneippschen Kurort, stets von Hoch und Niedrig, Arm und Reich eifrig praktischer Ausdruck verliehen wurde, ist selbstverständlich. Besonders zu Lebzeiten Kneipps wurde das Abhärten zu jeder Jahreszeit als Sport betrieben, wobei es natürlich auch nicht an Uebertreibungen fehlte.

Wörishofen im Schnee

Kneipp selbst aber wachte darüber, daß unter seinen Patienten kein Luxus sich einbürgerte. Die ärztliche Wissenschaft sieht sich seit einer Reihe von Jahren notgedrungen veranlaßt, mit dem Einfluß des Naturapostels zu rechnen, und eine große Anzahl von Aerzten hat sich offen zur Kneippschen Methode bekannt. So z. B. Dr. Schweninger, der Leibarzt des Fürsten Bismarck, der die Verdienste Kneipps rückhaltlos anerkannte.

Prinzessin Bourbon als Kneipplanerin
Erzherzog Josef von Oesterreich mit seinem Adjutanten

Unsere Bilder zeigen, wie weit man es mit der Abhärtung treiben kann. Das Barfußlaufen im Schnee zählt, wie das Barfußlaufen überhaupt, zu den gewöhnlichen Kurmitteln, und es wird diesem kalten, aber gesunden Vergnügen von Hoch und Niedrig gehuldigt. Es giebt in Wörishofen Gäste und Einheimische genug, die den ganzen Winter hindurch jede andere Fußbekleidung als offene Sandalen verschmähen. Doch ist dies nur für diejenigen, ratsam, die schon im Sommer mit der Abhärtung begonnen haben.

Marino Rabe.

Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.