Architektonisches aus Bremen

Bremen und sein Rathhaus stehen augenblicklich im Vordergrund des Interesses. Ich habe kürzlich nach jahrelanger Abwesenheit zum ersten male wieder die Vaterstadt betreten, um die Ausstellung der Konkurrenz-Entwürfe für die St. Michaeliskirche, bei der ich durchgefallenerweise betheiligt war, zu besichtigen.

Die Arbeiten zeigten meiner Ansicht nach, dass die Gemeinde besser gethan hätte, den Wettbewerb nicht auf Bremer Architekten zu beschränken, denn unter den etwa 98 Entwürfen waren höchstens 10, die ernst zu nehmen waren, unter diesen 10 war keiner der erwärmen konnte. Drollig war die Wahl des 1. Preises. Im Programm war als erste Bedingung die Erfüllung des Wiesbadener Programms aufgestellt. Also zuerst Einheit der Gemeinde und keine Schiffstheilung. Der erste Preis fiel, wohl unter überwiegender Einflussnahme des berühmten Karlsruher Professors Karl Schäfer, auf einen genau im Stil der Schäferschen Schule gezeichneten Entwurf mit Mittel- und zwei Seitenschiffen. Abgesehen davon ein vorzüglicher Grundriss. Einen Saal mit Stützen nennt der Verfasser den Innenraum, mit wieviel Anspruch auf Recht, lasse ich dahingestellt. Jedenfalls hat Hr. Kröger, der, wenn ich nicht falsch berichtet bin, Otzenschüler ist, einen glänzenden Beweis seiner Vielseitigkeit durch diese durchaus Schäfer’sche Arbeit gegeben.

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Die Weserzeitung vom 19. April 1896 meint, es sei unverständlich, wie so gegen die Bestimmungen des Programms verstossen werden könne. Sie führt folgendes aus:

„Wie aber steht es in dieser Hinsicht mit dem an erster Stelle gekrönten Entwurfe? Es ist merkwürdig, dass die Preisrichter ihm gegenüber, ebenso wie der Verfasser, jene Forderung des Programms ausseracht gelassen haben. Der Grundriss zeigt die Gestalt einer Basilika, ein breites hohes Mittelschiff mit zwei schmalen, niedrigeren Seitenschiffen. Durch vier starke Pfeiler, die das Gewölbe und das steile Dach des Mittelbaues tragen, sind Mittelschiff und Seitenschiffe von einander getrennt. Das möchte trotz der Forderung des Programms hingehen, wenn die Seitenschiffe lediglich die Bedeutung von Zugängen, Korridors hätten. Das ist aber nicht der Fall; die Sitzreihen reichen auf beiden Seiten weit in die Nebenschiffe hinein, weil der Mittelraum allein entfernt nicht ausreichte, um die nöthige Zahl von Sitzen zu schaffen.

Das Preisgericht hat schon monirt, dass einige Plätze durch die Stützenstellung beeinträchtigt würden und dass die Anordnung der Sitzreihen in gekrümmten Linien nicht zweckmässig sei.

Aber den dieser Anordnung zugrunde liegenden Fehler, die Abweichung vom Wiesbadener Programm, hat das Preisgericht nicht monirt. Dem gegenüber erhebt sich die Frage, ob denn der Entwurf etwa in seinem architektonischen Aufbau so grosse Vorzüge vor allen anderen aufweise, dass man deshalb: jenen Fehler ausseracht lassen durfte? Unseres Erachtens ist das nicht der Fall. Den etwas nüchternen frühgothischen Formen fehlt es doch auch hier, wie bei dem mit dem dritten Preise gekrönten Entwurfe ausdrücklich bemerkt ist, an Eigenart. Es ist nun einmal nicht anders, die Gothik erfordert, wenn sie wirken soll, entweder mächtige Raumverhältnisse oder eine reiche Gliederung aller Theile oder beides. Hier stand weder eine bedeutende räumliche Entwicklung, noch, bei den beschränkter Mitteln, eine reiche Gliederung oder Ornamentation der einzelnen Bautheile infrage. Entwürfe, die in dieser Richtung Versuche gemacht haben, sind mit Recht vom Preisgericht abgelehnt worden. Bei den beiden genannten Entwürfen, wie auch bei einigen anderen, ist das Ergebniss der Verwendung rein gothischer Formen, dass sie den Beschauer kalt lassen. Solches Gefühl entspringt freilich häufig aus der Würde, aber es ist nicht nothwendig mit ihr verbunden“. –

Nach beendigter Besichtigung der Entwürfe gingen wir frühstücken und geriethen in die Jacobihalle, den Chor einer alten, in ihren übrigen Theilen verschwundenen Kirche, eine zweigeschossige, höchst originelle kleine Anlage inmitten echt alterthümlicher malerischer Strassen, deren Besichtigung jedem nach Bremen kommenden Fachgenossen empfohlen sei. Bremen kann sich getrost jeder der berühmten deutschen Städte inbezug auf schöne alte Bauten und malerische Strassenbilder an die Seite stellen.

Ist doch z.B. der Marktplatz an Schönheit wohl in ganz Deutschland unerreicht. Reizvoll sind auch die Ansgari-, Martini- und Unser-Liebfrauen-Kirchhöfe. Früher war auch der Stephani-Kirchhof ein höchst malerischer Ort, durch Neu- und Erneuerungsbauten hat er jedoch viel von seinem ehemaligen Reiz eingebüsst, ohne dass ich einen bestimmten Grund angeben könnte, da die Stephanikirche sicher sehr stilgemäss ausgebaut ist. Aehnlich ist es in den letzten Jahren überhaupt allen alten Bremer Kirchen gegangen. Wiederherstellungen sind ihnen zutheil geworden, die bei aller Innigkeit und Liebe der Ausführung und Durchdringung der alten Formen doch die Poesie der alten Erscheinung zumtheil etwas beeinträchtigt haben. Selbst der mit bewunderungswürdiger Meisterschaft erneuerte oder eigentlich wohl ausgebaute Dom zeigt einzelne Stellen, an welchen die Verstandesarbeit überwiegt. Dem Fremden werden die Kirchen aber auch heute nach durch Lage und Umgebung ein entzückendes Bild bieten.

Der Dombaumeister hat, wenn ich mich nicht irre, auch die Wiederherstellung der Rathsapotheke geleitet. Dieses am Markte, der Dom-Westfront gegenüber gelegene Bauwerk hat früher eine ganz architekturlose Fassade gehabt, die den kunstliebenden und ganz zu Unrecht als materiell verleumdeten Bremer Kaufleuten schon lange ein Dorn im Auge war. Jetzt ist die Front neu gebaut und leider nicht ganz in dem charakteristischen Bremer bezw. norddeutschen Stil (ein süddeutscher Erker und 2 Nürnberger Dachgauben wollen nicht recht passen), so wenig wie das Haus, welches derselbe Künstler jetzt neben dem Schütting an der nach Norden gekehrten Seite des Marktes errichtet hat. An diese beiden Bauten wird sich derjenige, der das alte Bild des Marktes kannte und liebte, erst allmählich gewöhnen können. Es ist sicher sehr schwer, zwischen künstlerisch und technisch so meisterhaft ausgeführten Bauwerken wie die alten Häuser am Bremer Marktplatz neue Schöpfungen zu setzen, ohne schmerzliche Empfindungen bei den Verehrern des Alten zu erwecken. Ich glaube aber, dass eine befriedigendere Lösung dieser Aufgabe dadurch eher zu erreichen wäre, dass man ohne in den Massen aus dem Rahmen des Gesammtbildes zu fallen, ganz neue Formenwege sucht und nicht einem alten Stil einen anderen gegenüberstellt, der wohl aus der annähernd selben Zeit, aber aus einer anderen Landesecke. also aus anderen Lebensbedingeungen stammt.

An diesem selben Markte liegt nun auch das Rathhaus. Hr. Arch. Rippe hat eine Unbill unerwähnt gelassen, die meines Erachtens eine der schlimmsten ist, welche dem ehrwürdigen Bau zugefügt wurde. Ich meine die in seiner unmittelbaren Nähe erfolgte Aufstellung des Kaiserdenkmals, das mit seinen wuchtigen modernen Formen störend neben den feinen Verhältnissen des ehrwürdigen Baues wirkt und den Maasstab völlig verdirbt. Hier findet sich wie in ganz Deutschland an Kaiser- und Kriegerdenkmälern die traurigste Phantasielosigkeit, das ewig alte Schema: in der Mitte ein Reiter, rechts und links am Sockel etwas allegorisches Gemüse. Haben denn die neueren Bildhauer allesammt nur diesen einen Gedanken ?

Ueber die geplante Innenausstattung der herrlichen Halle ist genug gesagt worden. Der „Loignyschlachtrahmen“, der von dem vorgeschlagenen Architekten stammt, sowie manche von dessen sonstigen Werken lassen Schlimmes fürchten. Der in No. 46 erwähnte Bachussaal ist, wenn er „im Stile der Güldenkammer“ gehalten sein soll, allerdings auch völlig verunglückt, die scharfkantigen hellenisirenden Renaissanceformen sind neben den herrlichen Schnitzereien in der oberen Halle höchst unerfreulich. Dies sei mit aller Achtung vor sonstigen Arbeiten des Hrn.

Rippe gesagt, den ich im übrigen stets für einen Gothiker gehalten habe. Hier im Bachussaal schadet aber eine andere Ausstattung weniger. weil nicht das Alte daneben steht.

Die Gutachten werden hoffentlich Einfluss genug haben, um die wunderbare Halle im alten Schein zu erhalten; dass unten an der Nord- und an den Fensterwänden Verbesserungen stattfinden müssen, darf aber nicht verhehlt werden. Wenn sie sich nur in den Grenzen halten, dass das Alte geschont und nicht übertrumpft wird,

Der vielangegriffene Hr. Poppe, dessen Gipsbauten auf der Bremer Gewerbeausstellung ich vor Jahren in diesem Blatte selbst wegen ihres überwuchernden Reichthums angriff, hat übrigens in dem Bibliotheksbau in Bremen ein anerkennenswerthes Werk geschaffen. So flott und naiv, so alt im guten Sinne ist wohl so leicht kein zweites in Bremen zu finden. Nur die mit Eisen abgesteiften Giebel ragen unheimlich hoch über den Dachfirst hinaus. Die Ausführung des Bibliothekhauses erfolgte in klinkerartig gebrannten stahlblaurothen Ziegeln mit reicher Werkstein-Verwendung zu Gesimsen usw. in jenem eigenartigen, ich möchte sagen Bremer Stil, der sich aus dem strengen Festhalten an dem alten Grundriss und den Giebelanordnungen bei immer freier bewegten barocken Einzelformen bildete. Diese Art zu bauen hat Stand gehalten bis zum Empire. Ich empfehle den Fachgenossen, die alten Strassen Bremens zu durchwandern, sie werden Giebelhäuser von der gothischen bis zur spätesten Rococozeit finden, die hochoriginell wirken. Erstaunlich ist, dass nicht die moderne Baukunst sich dieser norddeutsch heimischen, gefügigen und durch geringen Materialverbrauch und geringe Ausladungen ausgezeichneten Weise bemächtigt. Dieselbe würde für diejenigen, welche nun einmal alles Heil im Nachahmen alter „bewährter“ Formen finden, jedenfalls eine praktischere Formenwelt bieten, als die ungeheuerliche Mischung süddeutscher und italienischer, französischer Sandstein- usw. Architektur der Renaissance, des Barock und Rococo, welche durch wüste Ausladungen, tiefe Fensternischen und schwere Balkons usw. unseren modernen Strassen einen so alpdrückenden Gesammteindruck verleihen.

Auch den Herren Englandschwärmern, welche die zarte und praktische Formengebung, die intimen Profilirungen, die einfachen glatten Flächen und Giebel usw. in bestem Material der englischen Bauten bewundern, würde bei einer Studienreise über Bremen durch Friesland, Emden usw. wohl klar werden, dass die meisten dieser Tugenden auf deutschem Boden gewachsen sind, wie ja auch seiner Zeit niederdeutsche oder holländische Architekten in England bauten. Der englische Spleen und Dilettantismus hat allerdings die Verzerrung hinzugefügt, die uns heute so originell erscheint.

Aber zurück zur Bremer Bibliothek. Ganz so fein wie die alten eben angeführten Häuser der „Schlachte“, der Langenstr. usw. ist sie in der Detaillirung nicht gelungen. Das fällt besonders bei den beiderseitig ausladenden vorhin erwähnten Giebelprofilen unangenehm auf; immerhin ist; der ganze Bau eine hervorragende Leistung.

Das Gerichtsgebäude, ein weiterer Neubau Bremens, ist kürzlich eingehend in diesen Blättern gewürdigt worden. Im Bilde wirkt es besser wie in Wirklichkeit, wo mich die unverständliche Abwechselung von rothen und gelben Ziegeln etwas störte; aber das sind Kleinigkeiten, neben dem herzerquickenden selbständigen Charakter und der Frische des Ganzen.

Anders das Ethnographische Museum, dessen nüchterne Architektur ganz gut unter dem Einflusse einer Berliner Baubehörde entstanden sein könnte.

Das neue Bremen ist eine Villenstadt. Die alten Giebelhäuser mit ihren vielen Geschossen, ihren wunderbaren geräumigen Hallen, ihren malerischen interessanten Treppenanlagen, dienen fast ausschliesslich als Speicher und Kontore. Die Wohnhaus-Neubauten aber sind in der Regel leider Massenwaare in der bekannten Jammer-Architektur, entstanden nach dem oben erwähnten Rezept unter Verwendung von Gips und Stuck, oder Stuck und Gips, Holzzementdächern und grellfarbenen Verblendern.

Innen aber sind diese Häuschen den Berliner und sonstigen Grosstadtwohnungen unendlich überlegen. In sozialer Beziehung trennen sie reich und arm in besondere Strassen, vermindern den Neid und verhindern die blutige Ausschlachtung von Grund und Boden. In menschlicher Beziehung bieten die niedrigen Einzelhäuser auch Aermeren den Vortheil der eigenen Häuslichkeit, oder wenn er Miether ist, doch fast durchweg das Alleinwohnen.

Sanitär sind die kleinen, freilich oft mit der Hand zu bedeckenden Gärtchen vorn und hinten von hohem Werth, ebenso das weite Auseinanderwohnen der Bevölkerung, welches allerdings Bremen den Ruf einer todten Stadt gegeben hat. In der That wohnen in einer Strasse Bremens wohl nur der 10. Theil der Menschen, die in der Strasse einer Kasernenstadt wohnen. Es würde jedoch ungerecht sein, nicht besonders zu erwähnen, dass unter diesen Wohnhäusern, soweit Architekten bei ihrer Ausführung betheiligt waren, sich auch zahlreiche tüchtige Arbeiten finden.

Fügen wir Einfachheit bei schöner Gruppirung und gutem Material, den Giebelbau des Aeusseren, die Halle (die nicht aus England stammt) und die alten schönen Treppen des Innern zu der praktischen Gruppirung der neuen Bremer Häuser, wie sie jetzt gang und gäbe ist, hinzu, so erhalten wir ein Wohnhaus, wie es als Regel unter den Wohnsitzen der Bürgerschaft und nicht nur als Villa einzelner Glücklicher nicht übertroffen werden kann. –

Auch die neuen Strassenbilder sind schon heute in Bremen glücklicher, als im Durchschnitt die der deutschen Städte; die grünenden Vorgärten und die Baumreihen gewähren in Verbindung mit der allgemeinen Sauberkeit ein überaus freundliches Bild. Besonders ist dies der Fall an der Weser, am sogenannten Osterdeich, dessen Verlängerung eine Strasse im grossen Stil zu werden verspricht. Auf der Krone des Deiches gelegen, bietet die einseitig bebaute Strasse einen weiten Blick über das flache grüne Ueberschwemmungsgebiet der Weser, welches sich hier wie ein Keil zwischen Altstadt und Neustadt schiebt.

Die jenseits der Weser liegende Neustadt ist kürzlich ausser durch zwei alte Brücken noch durch die in diesem Blatte seiner Zeit besprochene Eisenbrücke mit der Altstadt verbunden worden.

Diese Brücke hat auf mich neben den alten Häusern einen wenig erfreulichen Eindruck gemacht, wie das bei Eisenbrücken in solcher Umgebung wohl kaum anders sein kann. Sollte die Ausführung einer Steinbrücke trotz der geringen Konstruktionshöhe hier nicht möglich und am Platze gewesen sein?

Wie die lebenden, so wohnen auch die todten Bremer besonders schön. Die beiden neueren Friedhöfe im Walle und Riensberg, sind grossartig, wie ein Park angelegt; zur Entwässerung und Anhöhung des ursprünglich tief gelegenen Landes dienen grosse Seen, an deren Ufern Erbbegräbnisse aus Sandstein von verschiedenster Auffassung, als griechische und gothische Tempel, als Ruinen, oder aus polirtem Granit als Obelisken, Sarkophage usw. angelegt sind. Glücklicherweise hat die geistlose Massenfabrikation der öden flachen Obelisken, die die Berliner Friedhöfe verunziert, in Bremen noch nicht in gleichem Maasse Eingang gefunden. Es wird auch hoffentlich in Riensberg nicht dieser einzig schöne Friedhof durch Zuschütten der Seen entstellt, wie es ja leider im Walle, wohl aus Platzmangel, geschehen sein soll.

Zum Schluss sei noch der Bürgerpark erwähnt. Ein schöne aus freiwillig beigesteuerten Mitteln geschaffene Parkanlage von bedeutender Ausdehnung. Viele kleine und grosse Bauten, Restaurationen, Brunnen, Tempelchen und Brücken beleben die Gesammtanlage. Leider ist der Hauptdurchblick des Parkes durch eine plumpe Brücke theilweise verbaut, noch schlimmer ist das Hauptrestaurant, das Parkhaus, ein barocker gekuppelter protziger Gipskasten mit ausgedehnten Säulenhallen usw., der hoffentlich dem Schicksal alles Provisorischen bald verfällt und einem ländlichen bescheidenen freundlichen Bau Platz macht, der zu dem wunderschönen Park im einzelnen und der soliden Stadt imganzen besser passt.

Zwischen Bürgerpark und Stadt liegt der Bahnhof, dessen Architektur Prof. Stier in Hannover entwarf und der in seiner freien, vornehmen Lage und in seinen glücklichen Verhältnissen, die sich sogar auf die Eisenkonstruktion erstrecken, in seiner durchaus modernen Gestaltung gleichfalls zur Zierde der Stadt beiträgt.

Bietet Bremen so an neuen und alten Bauten viel des Schönen und Interessanten, so zeigen auch die näheren und ferneren kleinen Städte Oldenburgs und Frieslands manchen alten Bau; besonders Emden ist reich an höchst eigenartigen Häusern und wer sich in die träumerischen landschaftlichen Stimmungen des Flachlandes und der Haide finden kann, wird auch dem Buschlande Oldenburgs, den Mooren und der Seeküste, also der weiteren Umgebung Bremens, unvergessliche Reize abgewinnen.

Grunewald im Juni 1896. Bodo Ebhardt.

Dieser Artikel erschien zuerst am 01.08.1896 in der Deutsche Bauzeitung.