Prophezeihungen Spielbähns

wie sie von einem alten katholischen Landgeistlichen etwa um das Jahr 17. aus dem Munde des Propheten aufgezeichnet worden.

[Bei der Ausarbeitung dieser 4. Auflage bin ich dem Wortlaute des Manuscriptes aus Gründen treuer geblieben, als in den drei erstern; habe jedoch immer noch einzelne Aufschlüsse als fortwährendes Instrument gegen fernere Nachdrucksgelüste, zurück behalten. Anm. d. Verf.]

Vers
1. Was ich sehe will ich reden, wie mir’s offenbarte der Allwissende und Allmächtige, der mit Erbarmen herab gesehen auf die Niedrigkeit seines Dieners; und den Trieb in meine Brust gelegt hat, zu singen und zu sagen ihre Loose und Schicksale künftigen Geschlechtern.

2. Zierde des Landes, liebliche Stätte des h. Anonius, wie ich dich beklage! Das Feuer wird dich verzehren bis auf das Gotteshaus, welches verschonet bleibt von den Flammen.

3. Du wirst zwar wieder erstehen aus dem Schutte und eine kurze Zeit deines vorigen Glanzes dich erfreuen.

4 Doch blicke hinab auf die Stadt! Wann viele Hände sich regen die Berge des Marktes abzutragen;

5. Wann man den geebneten Markt mit Bäumen bepflanzen wird;

6. Dann wehe dir! denn eine fremde Kriegerschaar wird an diesen Bäumen ihre Pferde anbinden, sobald sie dazu stark genug sind.

7. Alsdann soll die Abtei wohl Acht haben auf ein Volk, das sich selbst sein Haupt nimmt.

8. Denn dieses hauptlose Volk, welches vor zwei Jahrhunderten seine Hände in Ketzerblut gewaschen, wird sich nun erheben gegen das Reich Christi und gegen Gott;

9. Also, daß es die ganze Erde anstecken wird mit dem Schlamme der Gotteslästerung.

10. Auch wird selbiges Reich an sich reißen die deutsche Landherrschaft, und viel Kriegswesen und Verfolgung treiben.

11. Die Diener der Kirche werden sich vor ihm verkriechen und die Mönche aus ihren Klöstern fliehen, wann die Stimme der Gotteslästerung vom Rheine her erschallt.

12. O stolzes Siegberg! an dir werden böse Zeiten und schwere Kriegsdrangsale vorüber gehen.

13. Du wirst öde und verlassen stehen, und die Raben und Füchse werden sich da aufhalten; und Heisterbach wird wüst durcheinander geworfen sein zu dieser Zeit.

14. Mit solchen [Urext: Mit solchem Umbgehen u. s. f.] Thaten wird man einen Mächtigen erscheinen sehen, der nicht König ist, aber ein Kaiser wird genannt.

15. Der wird die Herrschaften niederreißen und aufbauen, allerwege, und das deutsche Reich in Grund und Boden vernichten.

16. Er wird der Welt sein eine Geißel Gottes und den König der Thiere in seinem Namen führen.

17. Die Könige werden ihm ihre Häupter neigen und der deutsche Kaiser hört auf seine Macht und Gebote.

18. Und er wird umstürzen den heiligen Stuhl zu Rom, indem [derweil] er den Statthalter Jesu Christi in Gefangenschaft schleppt.

19. Gleichwohl folgt ihm die Rache Gottes auf dem Fuße.

20. Dann er sterben wird als ein geschlagener Mann, der keinen Freund mehr hat, und ist verbannt und verlassen im weiten Meere.

21. Darnach müssen sich die bergischen Länder unter einem neuen Könige versammeln.

22. Die Klerisei wird unter der neuen Weltherrschaft Vieles zu leiden haben.

23. Hungersnoth und schreckliche Krankheiten werden an der Reihe sein.

24 Der bergische König, der nicht bergischer König ist, wird das verödete Siegberg wieder aufbauen.

26. Und wird ein wundersames [wundersamb] Ding daraus schaffen, das ein Kloster ist und doch kein Kloster.

27. Und es läuft mir ganz toll durcheinander, wann ich daran gedenke, also, daß kein vernünftiger Mensch Verstand daraus finden könnte.

27. O du stolzer Sitz Anonius! du wirst geschändet sein eine lange Zeit.

28. Während du so stolz in die Weile blickest, wird man auf der Haide ein Kikhaus (Guckhaus) bauen, so weiter sieht, als du.

29. Und man wird an dieses Haus einen Weinstock pflanzen.

30. Wann die Reben an diesem Hause die ersten Früchte tragen, dann werden komische Zeiten sein.

31. Auf dem Bischofsstuhle sitzet ein Mann, an dem sich viele spiegeln werden.

32. Also werden auch die Geistlichen stolze Kleider tragen, und wollen nicht mehr zu Fuße gehen, wie doch ihr Herr und Meister also ihnen vorgethan.

33. Und weil der Hirte nachlässig [faul], wird die Herde verderben.

34. Man kann zu selbiger Zeit einen Bauer vor dem Grafen nicht unterscheiden.

35. Die Hoffarth [Der Hofrath und eitle Aufgeblasenheit] und Welteitelkeit werden ihres Gleichen nicht kennen.

36. Ja, es kommt so weit, daß man Gott nicht mehr danken wird für die Speisen.

37. Doch soll dir das ein Zeichen sein: Wann die schwersten Schiffe den Rhein hinanlaufen ohne Pferd und Wind.

38. Wann man auf der Frankfurter Straße den Käsberg ebenen wird.

39. Dann wird man das Oberhaupt der Kirche gefangen nehmen.

40. Obwohl dieser That die Strafe nachfolgt auf dem Fuße.

41. Und der Menschenwitz wird Wunder schaffen, weßhalb sie Gott immer mehr vergessen werden.

42. Sie werden Gottes spotten, weil sie allmächtig zu sein wähnen.

43. Von wegen der Wagen, so da durch alle Welt laufen, ohne von lebendigen Geschöpfen gezogen zu werden.

44. Also, daß man die Wegsstrecken nach der Vögel Flug ausrechnet.

45. Das ist der Stolz der Erde, daß sie über die Zeichen lachen, so ihnen der Himmel gibt.

46. An der Luft und an der Erde wird man diese Zeichen sehen und nicht sehen wollen.

47. Es wird ein Mann aufstehen, der die Welt aus ihrem Schlafe weckt.

48. Da er schlägt die Stolzen mit starker Stimme und die Spötter stürzet.

49. Und weil die Hoffarth, Wollust und Klelderpracht so groß sind, wird Gott die Welt strafen.

50. Es wird Gift regnen auf das Feld, wodurch ein großer Hunger ins Land kommt.

5l. Also daß viele Tausende über dem Gewässer eine bessere Heimath suchen.

52. Die Menschen werden den Vögeln nachahmen und in die Lüfte fliegen wollen.

53. Doch wird Gott ihren stolzen Sinn verwirren, gleich wie in Babilon.

54. Und es wird ein großes Klagen sein im bergischen Lande zu dieser Zeit.

55. Ein kleines Volk wird aufstehen und den Krieg in’s Land bringen.

56. Wann man aber bei Mondorf eine Brücke über den Rhein bauen wird

57. Alsdann mag es rathsam sein mit den Ersten hinüber zu gehen ans andere Ufer.

58. Doch soll man nur so lange dort verweilen bis man ein siebenpfündiges Brod aufgezehrt, alsdann wird es Zeit sein zum Umkehren.

59. Und Tausende werden sich in einer Wiese zwischen den sieben Bergen verstecken,

60. Woselbst sie das Würgerschwert derschonen wird.

61. Ich sehe Mütter jammern.

62. Ich höre das Gewimmer von Walsenkindern.

63. Ich vernehme die Klagen der Hungrigen.

64. Also sehe ich auch den Hohn der Gottesschänder

65. Und erkenne den Untergang der Ketzer mit derber Strafe.

66. Die mit frevelm Muthe sich an Gott wagten

67. Und da glaubten, ihr winziger Verstand möchte die Rathschlüsse des höchsten Gottes ergründen.

68. Denn während sie Gott auf ihren Lippen trugen,

69. Bargen sie den Teufel im Herzen.

70. Obwohl die Menschen sie Engel nannten, so kam doch gar bald der Teufel oben.

71. Sie wollten ein neues Reich Christi gründen

72. Und stifteten eine Pflanzschule aller Lasterthaten.

73. Sie nannten sich Gottesdiener, und waren Bauchdiener.

74. Sie dienten der Wollust und machten eine Religion für ihre böse Fleischlust;

76. Derweil sie freieten und ein Weib nahmen.

76. Und darnach zwei Weiber … (verlöscht)

77. Sprechend: unserm Stande gebühren der Weiber drei.

78. Das eine muß das Haus besorgen, das andere die Kinder lehren, das dritte die Kranken pflegen.

79. Aber Petrus wird endlich sich entrüsten,

80. Weil die Langmuth des Himmels ein Ende nimmt.

81. Nicht weiter gehen die Marken ihrer Bosheit.

83. Ihr bergischen Länder merket auf! Euer Regentenhaus, als welches abstammt von einem Markgrafenthum

84. Wird von seiner Höhe plötzlich herabsinken;

85. Und wird kleiner als ein Markgrafthümchen werden.

86. Es bluten die Gläubigen im fremden Lande;

87. Darum untergehen wird ein großes Barbarenreich.

88. Weil es solche Frevel zugelassen.

89. Und nicht beschützet hat die Kirche Christi.

90. Und nicht geehret hat ihre Diener.

91. Mit ihm sinken die falschen Propheten.

92. Als deren sich viele mit Weib und Kind selbst verbrennen werden.

93. Und man vierhundert mit den Eingeweiden erwürgen wird;

94. Und die übrig, von einem Felsen am Rheine stürzen.

95. Das ist der Blutzeit Anfang.

96. Die h. Stadt Köln wird sodann eine fürchterliche Schlacht sehen.

97. Viel fremdes Volk wird hier gemordet und Männer und Weiber kämpfen für ihren Glauben.

98. Und es wird von Köln, das bis dahin noch eine Jungfrau, eine fürchterliche [grausamblich Kriegswessen, Belägerung und Verhehrung] Verheerung nicht abzuwenden sein.

99. Und man wird alda bis ans Fußgelenk [Kneuchelen.] im Blute waten.

100. Zuletzt aber wird ein fremder König aufstehen und den Sieg für die gerechte Sache erstreiten.

101. Des Feindes Rest [Die Ueberbleibselen.] entflieht bis zum Birkenbäumchen,

102. Hier wird die letzte Schlacht gekämpfet für die gute Sache.

103. Die Fremden haben den schwarzen Tod mit ins Land gebracht.

104. Was das Schwert verschont, wird die Pest fressen.

105. Das Bergische Land wird menschenleer sein und die Aecker herrenlos.

106. Also, daß man ungestört von der Sieg bis zu den Bergen [Bis zum Olberg — Oelberg — höchste Kuppe des Siebengebirges] wird pflügen [Eine Fuhr machen.] können.

107. Die in den Bergen verborgen sind, werden die Aecker wieder anbauen.

108. Um diese Zeit wird Frankreich zerspaltet sein.

109. Das deutsche Reich wird sich einen Bauer zum Kaiser wählen.

110. Der wird ein Jahr [Jahr und Tag, ein altdeutschuristischer Ausdruck bedeutet 1 Jahr, 6 Wochen und 3 Tage.] und einen Tag Deutschland regleren.

111. Der nun die Kaiserkrone nach ihm trägt, das wird der Mann sein, auf den die Welt lange gehofft hat.

112. Er wird römischer Kaiser heißen und der Menschheit den Frieden geben.

113. Siegberg und Heisterbach wird er wieder aufrichten, wie es weiland gewesen und von Anfang bestimmt war.

114. Um diese Zeit werden in Deutschland keine Juden mehr sein, und die Ketzer schlagen an die Brust.

115. Und darnach wird eine gute und glückliche Zeit sein.

116. Und das Lob Gottes wird auf der Erde wohnen.

117. Und ist kein Krieg mehr, dann über dem Gewässer.

118. Darum werden die entflohenen Brüder von dannen zurückkehren mit ihren Kindestkindern.

119. Und sie werden in ihrer Heimath in Frieden wohnen fort und fort.

120. Des sollen die Menschen wohl Acht haben, was ich gesagt habe;

121. Denn vieles Ungemach kann [verbetten werden.] gewendet werden durch Gebet zu Gott, dem allerbarmenden Vater der Menschen und Jesus Christus, hochgelobt in Ewigkeit.

122. Wenn nun auch die Menschen mich verhöhnen, indem sie sagen, ich sei nur ein sympler Spielmann, so wird dennoch eine Zeit kommen, wo sie meine Worte wahr finden.

Dies ist ein Auszug aus dem Büchlein „Spielbähn, der Prophet“, welches von Wilhelm Schrattenholz geschrieben und 1848 erstmals veröffentlicht wurde. Das Bild ist ein Beispielbild und nicht im Buch enthalten. Mehr Infos dazu hier.

Weitere Inhalte zu Spielbähn, der Prophet

Spielbähn, ein rheinischer Nostradamus?

Inhaltsverzeichnis des kleinen Buches „Spielbähn, der Prophet“ von Wilhelm Schrattenholz
Verwahrung
II. Vater Bernard
III. Spielbähn
IV. Beweise für die Sehergabe Spielbähns
V. Prophezeihungen Spielbähns
VI. Erläuterungen zu den Bernard’schen Prophetien
VII. Schlußbelege