Der Simplontunnel

Abbildg. 12 und 13

I.

Nachdem die Verhandlungen mit den schweizer Behörden und der italienischen Regierung zum Abschluss gelangt, die Finanzirung der Simplonbahn gesichert und der Tunnelbau-Vertrag mit der Unternehmung Brandt, Brandau & Co. abgeschlossen war, konnten die Arbeiten am Simplontunnel Anfangs August 1898 begonnen werden.

Dieser bedeutendste und schwierigste der bisher ausgeführten Alpentunnels, welcher rd. 19 770 m, also nahezu 20 km lang wird, hat die Aufgabe, die im Rhönethale gelegene Endstation Brig (Ct. Wallis) der Jura-Simplonbahn mit Iselle im Diveriathale (Italien) zu verbinden. Von Iselle wird dann im Diveria- und Tocethale bei 20 ‰ Maximalgefälle eine etwa 17 km lange Bahn zum Anschluss an die Station Domo d’Ossola, dem derzeitigen Endpunkt der italienischen Mittelmeerbahn erbaut.

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Hierdurch wird ein neuer Alpenübergang, eine Verbindung der West-Schweiz mit Italien geschaffen, die besonders dem französisch-schweizerisch-italienischen Verkehr zugute kommen und namentlich dann den beiden westlich und östlich gelegenen Alpenübergängen über den Mt. Cenis und über den Gotthard einige, wenn auch nicht sehr bedeutende Konkurrenz machen wird, wenn die bestehenden nicht sehr günstigen Zufahrtslinien zum Simplon Abkürzungen erfahren werden.

Es ist daher auch beabsichtigt, durch eine Bahn Vallorbes-Fresne die Linie Paris-Simplon um etwa 17 km, ferner durch die von der italienischen Mittelmeerbahn zu erbauende Linie Gravellona-Arona den Weg nach Mailand um 14 km abzukürzen. Noch bedeutendere Abkürzungen der nach dem Simplon führenden Wege durch eine Gemmi-Wildstrubel- oder Lötschbergbahn (Thuner See-Rhönethal) sind wohl geplant, erheischen aber so bedeutende Kosten, dass an die Ausführung dieser äusserst schwierigen und tunnelreichen Bahnstrecken vor Vollendung des Simplontunnels kaum gedacht werden dürfte.

Abbildg. 1
Abbildg. 1

Der Simplontunnel (Abbild. 1) beginnt etwa 2,5 km oberhalb des bestehenden Bahnhofes Brig, am linken Ufer der Rhöne auf der Höhe von 685,83 m ü. M. und etwa 4 m über der Rhöne; er durchbricht in nordwest-südöstlicher Richtung den Gebirgsstock der lepantinischen Alpen, etwa 1,3 km nordöstlich vom Monte Leone entfernt, in gerader Linie, steigt gegen die Mitte auf 9184 m Länge mit 20 ‰ bis auf 704,2 m ü. M. an und fällt nach Einschaltung einer Horizontalen von 500 m Länge mit 7 ‰ gegen Iselle ab, wo der Tunnelausgang etwa 0,5 km unterhalb des Dorfes 633,6 m ü. M. und wenige Meter über dem Diveriaflusse liegt.

Die Höhenlage des Simplontunnels ist also erheblich günstiger, als die seiner Nachbarn, des 12 km langen Mont Cenistunnels (1338 m ü. M.) und des 13 km langen Gotthardtunnels (1152 m ü. M.); er kann auf der Nordseite in Brig an die bestehende Thalbahn unmittelbar anschliessen; der Südseite ist vom Tunnelausgang in Iselle mit geringem Gesammtgefälle und nicht zu ungünstigem Steigungsverhältnissen in kurzer Länge die Höhe des lago maggiore (200 m ü. M.) bezw. die lombardische Tiefebene zu erreichen, was bei der Gotthardbahn und Mont Cenisbahn in so günstiger Weise nicht möglich gewesen ist.

Aus später zu erörternden Gründen werden zwei eingleisige Parallel-Tunnel im Abstande von 17 m, welcher auf dem Südausgange wegen örtlicher Schwierigkeiten auf 8 m beschränkt wurde, ausgeführt und zwar Tunnel 1 sofort, vom Tunnel 2 zunächst nur der Sohlstollen.

Abbildg. 2
Abbildg. 2

An den Ausgängen in Brig und Iselle (Abbildg. 2) 150 m bezw. 300 m vor den vorläufig angenommenen Portalen geht die gerade Tunnelaxe in Bogen von 300 bezw. 400 m Radius über, um den Anschluss an die Bahnlinien im Rhöne- und Diveriathale zu ermöglichen.

In der Verlängerung der Tunnelgeraden sind jedoch auf der Nord- und Südseite Richtstollen behufs sicherer und bequemerer Tunnelabsteckung durchgeschlagen und in dieser Geraden auf der Nordseite im Abstande von 349,35 m, auf der Südseite von 67,17 m von den Richtstollenausgängen Observatorien erbaut, in welchen die grossen Absteckinstrumente (Fernrohre mit 40facher Vergrösserung, um eine lothrechte und eine wagrechte Axe drehbar) ähnlich den am Gotthardtunnel gebrauchten, aufgestellt sind.

Die Feststellung von Richtung, Länge und Höhe des Tunnels, sowie die periodisch während des Baues auszuführenden Richtungs- und Höhenbestimmungen wurden von der Tunnelbau-Unternehmung, welche, abweichend von früheren Vorgängen, auch zur Durchführung dieser Arbeiten vertraglich verpflichtet wurde, dem Ingenieur des schweizerischen topographischen Amtes Hrn. Rosenmund übertragen.

Die von demselben ausgeführte Triangulation umfasst 11 Dreieckspunkte, von welchen die Mehrzahl auf hohen Bergspitzen, wie Monte Leone (3565 m), Seehorn (2500 m), Hullehorn (3200 m), Spitzhorn (2730 m) liegen, woraus die Schwierigkeit und Mühseligkeit der geodätischen Arbeiten wohl zu erkennen ist; nur 2 Punkte befinden sich auf dem Thalboden der Rhöne. und der Diveria unmittelbar in der Tunnelgeraden zwischen den Richtstollenmündungen und den vor denselben erbauten Observatorien.

Die Winkel im Dreiecksnetze wurden mittels Theodolithen so gemessen, dass der mittlere Fehler in der Bestimmung der Tunnelrichtung eine Bogensekunde kaum überschreitet. Für den Sımplontunnel würde dies eine Abweichung der Axe von etwa 10 cm ergeben. Auch die an den Tunnelausgängen durch die Gebirgsmassen bedingten Lothablenkungen fanden im Interesse grösserer Genauigkeit Berücksichtigung. Zur Berechnung der Tunnellänge wurde das Dreiecksnetz an die bekannte Grundlinie Wasenhorn-Beiengrat (Seite des schweizerischen Dreiecknetzes I. Ordnung) angeschlossen. Die gegenseitige Höhenlage der Tunnelausgänge in Brig und Iselle ist durch ein über den Simplonpass ausgeführtes Präzisionsnivellement bestimmt worden.

Um während des Baues die Tunnelabsteckungen, d. h. die Festlegung der Tunnelaxe von den Observatorien aus thunlichst bequem und rasch vornehmen zu können, sind wie am Gotthardtunnel in der senkrechten Ebene der Tunnelaxe auf den nächsten Anhöhen Marken ausgeführt, die bei Dunkelheit erleuchtet und daher mittels der in den Observatorien, also in der Tunnelaxe stehenden Absteck-Instrumenten, anvisirt werden können.

Die geologischen Verhältnisse des Simplontunnels sind für den Bau desselben insofern besonders günstige, als der Hauptsache nach nur festes Gestein zu durchfahren sein wird, so dass beträchtlichere Bölzungen, stärkere Ausmauerungen, sowie hieraus folgende längere Unterbrechungen der Bohrungen nicht vorkommen werden.

Abbildg. 3
Abbildg. 3

Nach dem vorliegenden geologischen Profile (Abb. 3) wird der Tunnel vom Nordportal in Brig an gerechnet muthmaasslich folgende Gesteinsschichten durchfahren:

  1. Auf etwa 3,6 km Länge, glänzende thonige und quarzige, auch kalk- und siliciumreiche Schiefer mit dazwischen liegenden Anhydrit- und Gipsschichten;
  2. auf 3 km kristallinische Schiefer (Glimmerschiefer, Cipoline, granatführende Schiefer, Chlorit- und Amphibol-Schiefer);
  3. auf ungefähr 5 km Gneisschiefer (Gneiss des Monte Leone);
  4. auf 2 km Kalk- und Gneissglimmer-Schiefer;
  5. auf 3 km Antigoriogneiss;
  6. auf 2,5 km Gneissglimmer- und Kalkglimmer-Schiefer, sowie Gipsschichten und
  7. auf 0,6 km wieder Antigoriogneiss. Die Schichten streichen beinahe senkrecht zur Tunnelaxe und fallen zum grösseren Theile ziemlich steil nordwärts zur Tunnelaxe ein.

Soweit die Aufschliessungen durch den Tunnelbau bis nun erfolgten, sind die im geologischen Profile angegebenen Schichten nicht genau angetroffen worden, so dass dieses Profil während des Tunnelbaues mehrfach richtig gestellt und namentlich in den Einzelheiten ergänzt werden wird, wie dies ja auch im Gotthardtunnel der Fall gewesen ist.

Die Thonschieferschichten der Nordseite sind leicht und günstig zu bohren, daher in denselben bisher auch grosse Stollenfortschritte erzielt wurden; dagegen ist das Bohren in dem sehr glimmerreichen und zähen Antigorio-Gneiss der Südseite recht schwierig, weshalb die Stollenfortschritte auf der Südseite hinter denen der Nordseite zurückgeblieben sind. Auf der Nord- und Südseite sind im Tunnel Wasserzuflüsse zu erwarten; die Anfangs August d. J. auf der Nordseite dem Tunnel zufliessende Wassermenge wurde auf 42 l/Sek. geschätzt.

Die grösste Gebirgs-Ueberlagerung des Tunnels wird bei etwa 9 km Entfernung vom Nordportal unter der Wasserscheide und zugleich Landesgrenze zwischen Schweiz und Italien mit 2135 m ü. M. und sohin mit 1430 m ü. Tunnelsohle erreicht. Da befinden sich auch rechts und links der Tunnelaxe die gewaltigen Massen des Furgenbaumhorns (2990 m) und des Wasenhorns (3265 m), sodann des Monte Leone (3565 m) und des Monte Carnera (2870 m). Auf etwa 10 km Länge des Tunnels erhebt sich das Gebirge mehr als 1300 m über denselben; zu beiden Seiten der Tunnelaxe sind diese Erhebungen noch grösser. Aufgrund der am Gotthard gemachten Erfahrungen ermittelte man schätzungsweise mit Rücksicht auf die bedeutenden Gebirgserhebungen zu beiden Seiten der Tunnelaxe die im Simplontunnel auf etwa 10 km Länge zu erwartende Gesteinstemperatur mit ungefähr 40° C. Diese Temperatur wird dann noch um einige Grade erhöht durch die arbeitenden Menschen, die Sprenggase und die Beleuchtungs-Anlagen.

In den bereits ausgeführten Stollen hat man Messungen der Gesteinstemperatur vorgenommen und etwa 400 m von den Portalen im Mittel auf der Nordseite 12,8° C, auf der Südseite 20,8° C. beobachtet. Auf der Südseite steigt die Gesteinstemperatur viel rascher an, als auf der Nordseite, was durch die steilere Erhebung des Massivs erklärlich ist. Anfang August d. J. arbeiteten die Schutterer vor Ort des Parallelstollens der Südseite, das etwas über 700 m vom Portal entfernt war, infolge grosser Wärme bereits mit unbekleidetem Oberkörper.

Die hohen Temperaturen bilden neben der grossen Länge die Hauptschwierigkeiten des Baues des Simplontunnels; sie werden auf der Südseite früher und in erhöhtem Maasse auftreten, als auf der Nordseite. Um den Aufenthalt im Tunnel erträglich und die Arbeiten möglich zu machen, ist eine Herabsetzung der hohen Temperatur, die Vermeidung sehr feuchter Luft, die Zuführung von bedeutenden Mengen frischer Luft und Abführung der verbrauchten Luft, daher ausreichend rasche Bewegung der Luft in allen Tunnelräumen erforderlich.

Abbildg. 4
Abbildg. 4

Dieser Umstand veranlasste die Bauunternehmung für den Bau des Simplontunnels ein neues System vorzuschlagen und in Anwendung zu bringen. Hiernach wird zunächst der eingleisige Tunnel 1 (Abbildg. 4) und im Abstande von 17 m nur ein Parallelstollen hergestellt, der später, wenn das Bedürfniss einer zweigleisigen Anlage hervortritt, zu einem eingleisigen Tunnel 2 ausgebaut werden wird. Dieser Parallelstollen soll jetzt hauptsächlich als Luftzubringer für Tunnel 1 aber auch sonst noch zur Entlastung dieses Tunnels dienen, indem die Wasserabführung, auch die Förderung nach einer Richtung, durch diesen Parallelstollen bewirkt und die Röhrenleitung für das im Tunnel erforderliche Druckwasser in demselben untergebracht wird. Die in dem Parallelstollen eingeführte Luft soll dann Tunnel 1 durchziehen und an dessen Portal wieder ins Freie gelangen. Diese Luftzirkulation ist aber nur möglich, wenn Tunnel 1 mit dem Parallelstollen durch Querstollen verbunden wird; daher werden solche im allgemeinen im Abstande von 200 m (Abbildg. 4 und 5) ausgeführt. Nur der jeweilig letzte dieser Querstollen tritt in Wirksamkeit, während alle vorhergehenden durch Thüren wieder geschlossen werden.

Abbildg. 5
Abbildg. 5

Die in den Parallelstollen eingedrückte Luft durchzieht daher alle Tunnelräume, die vor dem letzten Querstollen liegen. Kann man aus Tunnel 1 die Luft durch Hilfe von Schächten ansaugen, so strömt frische Luft auch ohne oder nur mit geringem Ueberdruck durch den Parallelstollen, Querstollen und Tunnel 1 nach dem Schachte durch den sie wieder ins Freie gelangt. Im ersten Falle wird die Mündung des Parallelstollens, im zweiten die des Tunnel 1 (bezw. Richtstollen) durch je zwei Wetterthüren schleusenartig abgeschlossen. Beide Anordnungen sind zurzeit am Simplon in Verwendung, die erste auf der Süd-, letztere auf der Nordseite.

In die beiden Strecken der Stollen 1 und 2, welche zwischen dem letzten Querstollen und den Oertern (Enden) liegen, durch die Luft eben nicht mehr zirkuliren kann, wird frische aus dem Parallelstollen entnommene Luft durch Wasserstrahlgebläse eingedrückt.

Grundbedingung dieses Systems ist daher, dass der Parallelstollen 2 mit dem Stollen des Tunnels 1 gleichen Schritt hält, damit bald nach Erreichung des mit 200 m festgesetzten Querstollenabstandes durch die Oerter der Stollen 1 und 2, so rasch wie dies ohne Störung des Bohrbetriebes in den beiden Stollen zu ermöglichen ist, der Querstollen durchgeschlagen und in Wirksamkeit gesetzt werden kann. Es ist ferner wichtig, dass der etwa 8 qm grosse Querschnitt des Parallelstollens 2 des Luftzubringers, nicht zu sehr durch Röhrenleitungen und Fördereinrichtungen eingeschränkt wird, damit derselbe seiner Hauptaufgabe immer gerecht werden kann. Auch muss die eingeführte Luft, welche bei grossen Stollenlängen durch die Gesteinswände erwärmt wird, wieder gekühlt werden; hierzu sind, wenigstens vorläufig, Kaltwasser-Einspritzungen vorgesehen. Auch der beim Sprengen entstehende Rauch soll durch Wassereinspritzung theilweise absorbirt und damit die Zugänlichkeit der Arbeitsstollen beschleunigt werden. Um raschen Fortgang in den beiden Sohlstollen 1 und 2 zu ermöglichen, werden dieselben maschinell mit den bewährten hydraulischen Drehbohrmaschinen System Brandt aufgefahren, wozu zurzeit Druckwasser von 70-80 Atm. verwendet wird; für alle übrigen Bohrarbeiten im Tunnel ist nur Handarbeit in Aussicht genommen.

Um die nach der Sprengung vor Ort des Stollens lagernden Schuttmassen auf eine grössere Stollenlänge zu vertheilen und damit die Abführung des Schuttes beschleunigen und die Unterbrechungszeit der Bohrarbeit herabmindern zu können, ist zunächst für die Nordseite eine Einrichtung vorgesehen, welche es erlaubt, während des Sprengens grösserer Wassermassen unter hohem Druck gegen die Stollenwände zu schleudern. Das Druckwasser spielt daher im Betriebe des Simplontunnels eine Hauptrolle; elektrische Kraftübertragung ist bisher nicht in Aussicht genommen. Die Unternehmung ist der Ansicht, dass die gebrauchten Wassermengen sehr abkühlend wirken werden, aber trotzdem nicht so bedeutende seien, dass hierdurch der Feuchtigkeitsgrad der sehr warmen Luft im Tunnelinnern über das zulässige Maass hinaus gesteigert werden würde; es ist ja bekannt, dass höhere Temperaturen nur bei trockener Luft erträglich sind.

Aufgrund der genannten Vorschläge für die Durchführung des Tunnelbaues und einer verhältnissmässig niedrigen Kostenforderung wurde der Bau des Simplontunnels der Unternehmung Brandt, Brandau & Co. von der Jura-Simplonbahn-Gesellschaft mittels á forfait Vertrages vom 15. April 1898 übertragen.

Nach diesem Vertrag erstellt die Unternehmung den 19770 m langen eingleisigen Simplontunnel (Tunnel 1) und den gleich langen Parallelstollen des Tunnels 2 in 5 ½ Jahren Bauzeit vom 13. November 1898 an gerechnet; der Vollendungstag des Tunnels ist daher der 13. Mai 1904, die Stollen müssen jedoch ½ Jahr vorher durchgeschlagen sein. Die Unternehmung beschafft sämmtliche zum Bau erforderlichen Einrichtungen ausserhalb und innerhalb des Tunnels, sie disponirt über die Arbeiten nach eigenem freien Ermessen, sie bestimmt Art und Stärke der erforderlichen Ausmanerungen des Tunnels und besorgt selbst die Vermessungsarbeiten; sie verpflichtet sich auch, den Parallelstollen innerhalb 4 Jahren zum eingleisigen Tunnel 2 auszubauen, wenn die Jura-Simplonbahn-Gesellschaft dies verlangt. Da zunächst nur ein eingleisiger Tunnel ausgeführt und in Betrieb genommen wird, so ist bei der grossen Länge desselben in der Mitte eine 500 m lange Ausweiche vorgesehen, für welche das eingleisige Profil entsprechend erweitert werden wird.

Die Unternehmung erhält von der Jura-Simplonbahn-Gesellschaft:

Für Einrichtungen ausserhalb des Tunnels5,6 Mill. M.,
Für eingleis. Tunnel 1 u. Parallelstollen 230,0 Mill. M.
Für Ausbau des Parallelstollens zum Tunn. 212,0 Mill. M.

ferner für jeden Tag früherer Vollendung eine Prämie von 4000 M., dagegen wird ihr für jeden Tag späterer Vollendung ein Abzug von 4000 M. gemacht.

Die für die äusseren Bauten und Kraftgewinnungs-Anlagen erforderlichen Bodenflächen werden der Unternehmung unentgeldlich zur Verfügung gestellt; sie stellt eine Kaution von 2,4 Mill. M., welche mit den Zinsen bis auf 4 Mill. M. erhöht wird.

Die Unternehmung erhält für die einzelnen Theile des Tunnels Abschlagszahlungen, nach Preisen, deren Höhe mit zunehmender Tiefe also vom 1. bis zum 10. km zunimmt und zwar:

für den Sohlstollen 1248-356 M. f. d. lfd. m,
für den Parallelstollen 2304-448 M. f. d. lfd. m,
für den Firststollen (Firststollen wird übrigens nicht ausgeführt)176-248 M. f. d. lfd. m,
für den den Querstollen248-356 M. f. d. lfd. m,
für den Vollausbruch Tunnel 1472-940 M. f. d. lfd. m.

Für die Ausmauerung des Tunnels sind je nach den Druckverhältnissen 4 verschiedene Profile mit 35, 50, 60 und 60 cm Gewölbstärke, letzteres ausserdem mit einem 40 cm starken Sohlgewölbe vorgesehen; zumeist wird wohl das leichteste Profil zur Anwendung kommen.

Für Portale, Nischen, für die geodätischen Arbeiten und für die Legung des Oberbaues erfolgt besondere Vergütung.

Der Unternehmung gehören an: Ingenieur A. Brandt-Hamburg, Ingenieur C. Brandau-Kassel, Ingenieur Oberst E. Locher-Zürich, Maschinen-Fabrikant Sulzer-Ziegler-Winterthur und die Winterthurer Bank.

Die Geschäfte sind so vertheilt, dass E. Locher alle Anlagen ausserhalb des Tunnels, A. Brandt die Nordseite, C. Brandau die Südseite des Tunnels ausführen und Sulzer-Ziegler alle sonstigen allgemeinen Geschäfte der Unternehmer-Gesellschaft besorgt und in den gemeinsamen Berathungen den Vorsitz führt.

Brandt hat zu seiner Unterstützung auf der Nordseite den Oberingenieur Gayen-Hamburg, Brandau auf der Südseite den Oberingenieur Pressel-Wien; ausserdem hat sich die Unternehmung mit einem tüchtigen Ingenieur-Personal umgeben.

Bei den grossen zu erwartenden Schwierigkeiten ist die Bauzeit recht knapp bemessen und in Hinblick auf die beim Bau grosser Tunnel gesammelten Erfahrungen bedarf es trotz mancher mittlerweile erzielter Fortschritte doch ausserordentlichen Geschicks und besonderer Anstrengungen, um diese Bauzeit einzuhalten und hierbei mit der vorgeschiebenen Bausumme auszulangen.

Da die Unternehmung aber volle Freiheit in der Durchführung des Baues hat, ihr und ihrem Personale Männer angehören, deren Energie und fachmännische Tüchtigkeit ausser Zweifel stehen, so ist damit auch die Gewähr gegeben, dass trotz der unverkennbar grossen Schwierigkeiten die Bauten des Simplontunnels rechtzeitig und gut zu Ende geführt werden.

Der Simplontunnel.

II.

die Durchführung des Tunnelbaues waren von der Unternehmung maschinelle Anlagen zu beschaffen und die erforderlichen Bauten auszuführen.

Es sind zunächst Motoren erforderlich für den Betrieb der Pumpen, welche das Druckwasser für die Drehbohr-Maschinen, für die Wasserstrahlgebläse für die Wasser-Einspritzung im Tunnel und unt. Umst. auch für hydraulische Einrichtungen zur Beschleunigung der Schutterungsarbeiten liefern; sodann für den Betrieb der Ventilatoren, welche Luft in den Tunnel drücken; ferner sind Maschinenkräfte für den Werkstättenbetrieb und für die elektrische Beleuchtung der äusseren Anlagen nothwendig. Diese Anlagen sind unmittelbar vor den Tunnelmündungen in Brig und Iselle, auf den Installationsplätzen, ausgeführt.

Es befinden sich da die Gebäude für die Motoren, Pumpen und Ventilatoren, für Dynamo-Maschinen, Reparaturwerkstätten und Schmieden, Lokomotiv-, Wagen- und Kohlenschuppen, Magazine und Büreaus, Restaurationen, Bade- und Trockenräume für die aus dem Tunnel kommenden Arbeiter. Es ist vorgesehen, dass später, wenn die Arbeiten weiter fortgeschritten sein werden und höhere Temperatur im Tunnel vorherrscht, die Tunnelmündung durch gedeckte und geschlossene Gänge mit den Bade- und Trockenräumen verbunden wird, um die aus dem Tunnel kommenden Arbeiter vor Erkältungen zu schützen. Es sind Gleise und Weichenverbindungen ausgeführt, welche erforderlich sind für die geplante Ablagerung der aus dem Tunnel zu fördernden Schuttmassen, sowie für die zweckentsprechende Verladung und Förderung im Tunnel erforderlichen und in denselben einzuführenden Maschinen, Geräthe und Materialien.

In Brig hat der unmittelbar an die Tunnelmündungen anschliessende, zwischen dem linken Rhöneufer und der Berglehne gelegene Installationsplatz eine Längenerstreckung von etwa 600 m bei 100 m grösster Breite. Ein Hospital ist abseits vom Arbeitsplatze, der Ortschaft Brig näher liegend, erbaut. Ausser einem Arbeiterhaus mit 120 Betten für Arbeiter und 20 Betten für Angestellte sind weitere Beamten- und Arbeiter- Wohnhäuser hier noch nicht errichtet, da Beamte und Arbeiter leicht Unterkunft in Brig, in dem gegenüberliegenden Naters und in den übrigen kleinen Ortschaften finden.

Magazine für längere Lagerung von Sprengstoffen sind hier nicht erforderlich, da die Fabrik, aus welcher dieselben bezogen werden, nahe bei Brig liegt und der sichere Transport von dort nach dem Tunnelbauplatze jederzeit möglich ist.

In Iselle hat der vor den Tunnelmündungen zwischen der Simplonstrasse und der Diveria liegende Installationsplatz etwa 800 m Länge und 80 m grösste Breite. Da im sehr kleinen Dorfe Iselle nur wenige Wohnungen zur Verfügung stehen, die übrigen Ortschaften, wo allerdings gute Privatwohnungen in Steinhäusern zu haben sind, etwa 4 km weit vom Tunnelbauplatz entfernt liegen, so wurde hier von der Unternehmung eine Reihe Beamten- und Arbeiter-Wohnhäuser, auch Arbeiter-Kasernen, anschliessend an den Installationsplatz erbaut; ausserdem sind mehre Privatbaracken für Arbeiter vorhanden.

Wegen grösserer Entfernung der Dynamitfabrik, welche die Sprengmittel für den Tunnelbau liefert und der aus verschiedenen Gründen weit grösseren Transportschwierigkeiten ist hier, abseits vom Installationsplatze, ein durch hohe Erdwälle gut geschütztes und zweckmässig eingerichtetes Sprengmittel-Magazin erbaut.

Bei den günstigen Wasserverhältnissen in den Thälern der Rhöne und der Diveria war es selbstverständlich, dass für die beim Tunnelbau erforderlichen maschinellen Arbeiten die vorhandenen Wasserkräfte ausgenutzt werden. Da aber die Erstellung von Wasserkraft-Gewinnungsanlagen meist recht lange Zeit in Anspruch nimmt, die Maschinenbohrung im Tunnel aber so rasch wie möglich begonnen werden musste, so hat man vorerst auf beiden Seiten Dampfmaschinen beschafft, welche auch nach Fertigstellung der Wasserkraft-Gewinnungsanlagen zur Ergänzung bezw. zur Reserve dienen sollen, was bei der Schwierigkeit, im Gebirge solche Anlagen gegen alle möglichen Vorkommnisse dauernd zu sichern, sehr zweckmässig erscheint.

Auf der Nord- und Südseite des Tunnels hat man daher je 3 Lokomobilen mit 80, 80 und 60, zus. 220 P.S., ausserdem eine Lokomobile für Werkstättenbetrieb mit 10 P.S. aufgestellt, womit vorerst der unbedingt erforderliche maschinelle Betrieb eingeleitet und aufrecht erhalten werden konnte. Auf der Nordseite konnte daher bereits am 22. Nov., auf der Südseite am 23. Dez. 1898 mit der Maschinenbohrung begonnen werden; von Mitte August 1898 bis dahin wurde in beiden Stollen von Hand gebohrt. Mittlerweile sind auf beiden Seiten die Wasserkraft-Gewinnungsanlagen erbaut und Mitte August 1899 nahezu vollendet gewesen.

Auf der Nordseite werden die Wasserkräfte der Rhöne ausgenützt. Zu dem Ende ist bei Mörel im Rhönethale etwa 4,5 km oberhalb des Tunneleinganges ein 30m breites Wehr in der Rhöne erbaut, mit der Wasserhöhe 739 m ü. M. Die dort gewöhnlich zu entnehmende Wassermenge beträgt 5 cbm in der Sek. und da das Maschinenhaus vor dem Tunnel auf 682 m ü. M. liegt, so ist ein Bruttogefälle von etwa 57 m vorhanden. Nur ausnahmsweise geht die Wassermenge auf 2,5 cbm/Sek. herab. Vom Wehr wird das Wasser am rechten Ufer der Rhöne mittels eines 3175 m langen in Beton-Eisen (Syst. Hennebique) hergestellten geschlossenen, stellenweise mit Mannlöchern versehenen Kanal mit 1,9/1,9 m Querschnitt und 1,2 ‰ Gefälle, einem Wasserbehälter zugeführt, das etwa 52 m über dem Bauplatze vor dem Tunnel, am linken Ufer der Massa, am Einlauf derselben in die Rhöne, liegt.

Abbildg. 6 und 7
Abbildg. 6 und 7

Die Beton-Eisenleitung ist in Abständen von etwa 5 m durch Beton-Eisenfüsse unterstützt, wie Abbildg. 6 und 7 zeigen. Diese Bauart von Wasserzuführungs-Kanälen im Gebirge ist neu und interessant; man verwendete bisher zumeist Holzgerinne oder unter der Bodenoberfläche liegende gemauerte Kanäle; erstere können leicht und rasch hergestellt und ausgebessert, daher längere Unterbrechungen bei etwaiger Zerstörung vermieden werden.

Wenn auch die Beton-Eisenleitung im Falle einer Zerstörung durch Steinstürze längere Zeit zur Wiederherstellung bedarf, so kann man sich in der Zwischenzeit auf die Länge der zerstörten Strecke wohl auch zumeist mit einem provisorischen Holzgerinne behelfen, das rasch zu erstellen ist, wenn nur das erforderliche Holzmaterial für diesen Zweck reservirt wird; in der Dauerhaftigkeit im übrigen ist aber die Beton-Eisenleitung der Holzleitung überlegen.

Vom Wasserbehälter führt dann eine 1500 m lange, 1,6 m weite Schmiedeisen-Rohrleitung, welche etwas oberhalb des Tunnel-Einganges mittels einer Holzbrücke auf das linke Rhöne-Ufer führt, das Wasser den Turbinen auf dem Installationsplatze zu. Rechnet man den gesammten am Wehreinlauf, im Betonkanale, im Wasserbehälter und in der mehrfach gekrümmten eisernen Druckleitung entstehenden Gefällsverlust mit etwa 13 m, so verbleibt ein Nettogefälle von 44 m; daher stehen bei gewöhnlichem Niederwasser und bei 75 % Wirkungsgrad der Turbinen 2200 Pferdestärken an der Turbinenwelle zur Verfügung.

Mit diesen Kräften werden zunächst folgende Turbinen in Betrieb gesetzt:

für Pumpen2 zu 250 P. S.
für Dynamos1 zu 100 P. S.
für Werkstätten1 zu 55 P. S.
für Sägerei1 zu 45 P. S.

Später werden noch 2 Turbinen mit Pumpen von je 600 P.S. aufgestellt.

Die doppelzylindrigen Pumpen pressen das für Bohrmaschinenbetrieb, Wasserstrahlgebläse, Wassereinspritzungen usw. erforderliche Wasser auf 70-100 Atm.; das erforderliche Wasser muss besonders rein sein, es wird daher theilweise einem Brunnen, theilweise einer im Tunnel angetroffenen Quelle entnommen.

Im übrigen sind die Pumpenanlagen mit den erforderlichen Akkumulatoren ähnlich.den bekannten bei früheren Tunnelbauten, wo Brandt’sche Bohrung zur Verwendung kam, ausgeführten Einrichtungen.

Zunächst stehen im Betrieb:
3 Pumpenpaare mit 65 Umdr. u. je 6 l/Sek,
1 Pumpenpaar mit 80 Umdr. u. je 4 l/Sek.
In Aufstellung begriffen ist
1 Pumpenpaar mit 75 Umdr. u. je 12 l/Sek.

Der Wirkungsgrad dieser Pumpen kann, die allerdings ungünstigen Zahnradvorgelege noch unberücksichtigt, welche zur Uebertragung von Turbinen – auf Pumpenwelle eingeschaltet sind, mit etwa 95 % angenommen werden.

Das Druckwasser wird Tunnel 1 und 2 durch 2 je 10 cm weite Röhren zugeleitet.

Abbildg. 8
Abbildg. 8

Auf der Nordseite des Tunnels sind vorerst Ventilatoren nicht erforderlich, da durch eine zweckmässig angeordnete Schachtanlage eine ausreichend kräftige Luftzirkulation erreicht ist. Wie aus Skizze Abbildg. 8 ersichtlich ist, hat man in dem als Richtstollen in. der Geraden verlängerten Tunnel 1 etwa 8 m links von der Axe desselben einen etwa 2,5 m weiten 47 m hohen Schacht hergestellt, in dem dauernd ein kräftiges Feuer erhalten wird; der Ausgang des Richtstollens ist zur Erhaltung der Zugrichtung vom Schachte mittels 2 Thüren schleusenartig abgeschlossen, Tunnel 1 vom Anschluss a an den Richtstollen gegen das Portal I war Mitte August d. J. noch nicht durchgeschlagen; ist dies geschehen, so wird auch dieser Ausgang mit Thüren abgeschlossen werden. Die Mündung II des Parallelstollens 2 dagegen ist offen: hier strömt die Luft ein, geht durch den jeweilig letzten offenen Querstollen q in den Tunnel 1, durch den Richtstollen und den erwärmten Schacht nach oben ins Freie. Mitte August d. J., als die letzte Querstollen-Verbindung zwischen Tunnel 1 und Parallelstollen 2 etwa 700 m von den Tunnelmündungen entfernt lag, war die durch die Schachtanlage bewirkte Luftbewegung noch eine vorzügliche. Wenn diese sehr einfache Lüftungsanlage bei grösseren Stollenlängen nicht mehr ausreichend ist, dann wird man die vorgesehenen Ventilatoren in Betrieb setzen, welche Luft in den Parallelstollen 2 drücken werden.

Vom letzten Querstollen q aus wird zur Lüftung der Stollen 1 und 2 Luft dem Parallelstollen entnommen und dieselbe mittels Wasserstrahlgebläse, die mit dem in den Tunnel geführten Druckwasser betrieben werden, durch eine leichte Röhrenleitung von etwa 25 cm Weite vor Ort ‚der beiden Stollen geblasen.

Die Beleuchtung der äusseren Anlagen ist elektrisch; im Tunnelinneren besteht jedoch noch Oellampenbeleuchtung, die wegen Wärme- und Rauchentwicklung ungünstig ist; Versuche mit Acetylenbeleuchtung werden gemacht. In den Werkstätten werden vornehmlich Bohrmaschinen und Fördergeräthe ausgebessert, Bohrer geschärft und die erforderlichen Proben ausgeführt.

Auf der Südseite werden die Wasserkräfte der Diveria, eines Nebenflusses des Toceflusses, ausgenützt. Zwischen Gondo und Iselle, knapp an der schweizerisch-italienischen Landesgrenze, ist am linken Ufer der Diveria ein Wehr auf 794 m ü. M. erbaut, durch welches das Wasser, gewöhnlich 1,6 cbm/Sek., gesammelt, thunlichst geklärt und sodann unmittelbar mittels einer 0,9 m weiten, 4300 m langen Guss- und Schmiedeisen-Rohrleitung den Turbinen am Installationsplatze, 618 m ü. M., vor dem Tunnel zugeführt. Diese Leitung liegt zunächst am linken Ufer, geht knapp vor Iselle auf das rechte Ufer der Diveria, durchbricht einen Bergvorsprung mittels eines 320 m langen Stollens und geht unmittelbar vor dem Maschinenhause mittels einer eisernen Brücke wieder auf das linke Ufer zurück. Bei 2,5 m/Sek. Wassergeschwindigkeit in der Röhrenleitung, einem Bruttogefälle von etwa 176 m und einem Nettogefälle von 135 m würden bei 1,6 cbm Wasser und bei 75 % Wirkungsgrad der Turbinen ungefähr 2150 Pferdestärken an der Turbinenwelle zur Verfügung stehen.

Mit diesen Kräften werden vorerst folgende Turbinen betrieben:

für Pumpen3 zu 250 P.S.
und Ventilatoren2 zu 200 P.S.
für Dynamos1 zu 100 P.S.
für Werkstätten1 zu 25 P.S.

Die doppelzylindrigen Pumpen pressen Wasser auf 70-100 Atm. für den Betrieb der Bohrmaschinen, der Wasserstrahlgebläse und für die Wassereinspritzungen; es stehen zunächst im Betrieb:

3 Pumpenpaare mit 65 Umdr. u. je 6 l/Sek.

1 Pumpenpaar mit 80 Umdr. u. je 4 l/Sek.

Ein weiteres Pumpenpaar wird noch aufgestellt. Der Wirkungsgrad der Pumpen ohne Berücksichtigung der Zahnradvorgelege kann mit 95 % angenommen werden. Das Druckwasser wird in Tunnel 1 und 2 durch je ein 10 cm weites Rohr geleitet.

Auf der Südseite des Tunnels konnte nicht so wie auf der Nordseite eine Schachtanlage für die Lüftung zweckmässig erstellt werden; es sind daher sofort Ventilatoren in Betrieb gesetzt worden, welche Luft in eine Kammer und aus derselben in den Parallelstollen 2 mit Hilfe eiserner 46,5 cm weiter Rohre, die am Ende auf 25 cm Weite eingeengt sind, drücken. Die Luft durchzieht sodann den jeweilig letzten offenen Querstollen, denn die vorhergehenden werden geschlossen, sodann den Tunnel 1 und tritt an dessen Mündung ins Freie.

Vorerst stehen in Betrieb 2 Ventilatoren von 1,2 m Flügeldurchmesser, ausserdem werden in einem Gebäude unmittelbar vor der Richtstollenmündung noch weitere 2 Ventilatoren aufgestellt. Die im Betrieb stehenden beiden Ventilatoren haben im August d. J. bei etwa 1100 Umdrehungen i. d. Minute und 220 mm Pressung im Sammelraume sammt der durch das Mundloch angesaugten Luftmenge etwa 350 cbm Luft in den Parallelstollen 2 gefördert. Da der Verkehr im Tunnel der Hauptsache nach in der Richtung des Luftzuges, also durch Parallelstollen 2 hinein und durch Tunnel 1 hinaus erfolgt, so wird die Luftbewegung keine üblen Folgen für die im Tunnel thätigen Menschen und Pferde haben.

Vom jeweilig letzten Querstollen aus wird die aus dem Parallelstollen entnommene Luft mittels der Wasserstrahlgebläse und einer 25 cm weiten Rohrleitung vor Ort der beiden in Ausführung begriffenen Stollen geblasen. Wenn bei tieferer Lage der Bauten die den Parallelstollen durchziehende Luft sich bereits sehr erwärmt hat, so soll dieselbe vor der Entnahme im Querstollen durch entsprechend kräftige Wassereinspritzungen abgekühlt und sodann vor Ort der beiden Stollen geblasen werden; es wird freilich angenommen, dass hierdurch der Feuchtigkeitsgrad der in den warmen Stollen geförderten Luft nicht zu gross wird. Bekanntlich sucht man in den sehr warmen Bergwerken die menschliche Thätigkeit dadurch zu ermöglichen, dass man einen Strom sehr trockener Luft über die nackten Körper der Arbeiter streichen lässt, welcher bei genügender Geschwindigkeit infolge der Schweiss trocknenden Wirkung den Aufenthalt auch in sehr warmen Räumen erträglich macht. Die Beleuchtung der äusseren Anlagen ist elektrisch; für das Tunnelinnere hält man die elektrische Beleuchtung für zu umständlich. Im ohnedies warmen Stollen ist die Wärme- und Rauchentwicklung durch die Oellampen recht unangenehm; man will versuchen, im Stollen zentrale Beleuchtung mit Acetylen einzuführen.

Maschinelle Bohrung ist auf der Nord- und Südseite zurzeit nur im Sohlstollen 1, im Parallelstollen 2 und theilweise in den Querstollen in Anwendung; alle übrigen Ausbrucharbeiten erfolgen von Hand. Ob das auch in den sehr warmen Tunneltheilen so bleiben kann, wird sich später zeigen.

Für die maschinellen Bohrungen werden die bekannten hydraulischen Drehbohrmaschinen Brandt (bereits am Pfaffensprung, Ochsenkopf-Arlberg-Brandleite-Stockhalde-Suram-Tunnel usw. verwendet) gebraucht und zwar das Modell 1897, welches etwa 380 kg wiegt und gegenüber früheren Modellen mehrfache Verbesserungen aufweist, die namentlich auf kräftige Formen und damit geringere Reparatur-Bedürfigkeit, sowie auf grössere Sicherheit der die Maschinen bedienenden Arbeiter hinauslaufen. Gegenwärtig wird zum Bohren Wasser von 70-80 Atm. Druck verwendet; die Zahl der Umdrehungen des Bohrers beträgt 5-7 in 1 Min.

Das Gestänge und die Bohrer sind aus Stahl; die Bohrer haben nur 3 Zähne und unterscheiden sich von den früheren Brandt’schen Bohrern dadurch, dass sie nicht mehr Kernbohrer sind, sondern nur einen sehr kleinen Hohlraum haben, durch welchen das Spül- und Kühlwasser in das Bohrloch eingeführt wird. Die gegenwärtig im Gebrauch stehenden Bohrer haben meist 60 bis 90 mm äusseren und nur 20-30 mm inneren Durchmesser.

Durch die Beseitigung des Kernbohrens wird das lästige und zeitraubende Zurückziehen des Bohrgestänges behufs Entfernung der Kerne vermieden. Wenn der innere Hohlraum nicht sehr klein ist, so verbleiben im Inneren des Bohrers doch noch Kerne, wie dies namentlich im sehr zähen Antigorio-Gneiss der Südseite manchmal der Fall ist. – Der Bohrerverbrauch ist, wie die nachstehenden Tabellen zeigen, ein bedeutender, doch kann ein Schmied immerhin ca. 50 Bohrer in 12 Stunden schärfen. sodass die Kosten nicht so grosse werden. Brandt will auch wieder Versuche machen mit den sogen. doppelschneidigen Zentrumbohrern (2 in einander steckende Ringbohrer von verschiedenen Durchmessern) wie ähnliche schon im Ochsenkopftunnel in Verwendung waren.

Die Brandt’schen Maschinen werden, wie in allen früheren Fällen, auf etwa 20 cm starken Spannsäulen befestigt, die wagrecht zwischen den Stollenwänden durch das der Leitung zu entnehmende Druckwasser festgespannt und nach vollendeter Bohrung mit den Maschinen auf einen sogen. Bohrwagen, der auf dem Gleis läuft, umgelegt und vor der Sprengung abgefahren werden.

Abbildg. 9
Abbildg. 9

Gegenwärtig sind auf beiden Seiten im Sohlstollen des Tunnel 1 (Abbildg. 9) 3 Brandt’sche Maschinen auf einer Säule s im Betrieb, im Parallelstollen 2 sind vorerst nur 2 Maschinen in Verwendung und in den Querstollen werden nur Einbruchslöcher mit 1 Bohrmaschine hergestellt.

Der Parallelstollen 2 ist auch, namentlich auf der Nordseite, wo Mitte August d. J. der Abstand des Ortes desselben vom Ort des Sohlstollens 1 etwa 360 m betrug, etwas weiter hinter dem Sohlstollen 1 zurückgeblieben, als dies aus den bereits erörterten Gründen für die Folge zweckmässig wäre. Nach Fertigstellung der endgiltigen Wasserkraftanlagen wird aber auch der Parallelstollen energischer betrieben werden können, als bisher möglich war.

Abbildg. 10
Abbildg. 10

Im 3-6 qm grossen Sohlstollen 1 werden zurzeit (Abbildg. 10) auf der Nordseite im Schiefer mit Quarz-Einlagerungen 6-9 Löcher 1,5-2,1 m tief auf der Südseite im Antigoriogneiss 10-12 Löcher 1,2-1,5 m tief hergestellt.

Als Sprengmittel dient Dynamit, richtiger Gelatine mit etwa 92 % Nitroglycerin; die Zündung erfolgt mit Zündschnüren; und zwar werden zuerst 2-3 Einbruchminen, sodann die übrigen Minen gezündet. Versuche mit Sprengmitteln, bei welchen der verbrennbare Körper (Kohle, Petroleum usw.) mit flüssiger Luft, als sauerstoffabgebender Körper, gemengt wird, wurden Mitte August von Dr. Linde, Sohn des Prof. Linde, in Brig gemacht; sie sind aber noch nicht so weit gediehen, dass dieser neue Sprengstoff unmittelbar in den Tunnelbetrieb eingeführt werden könnte. Prof. Linde nennt diesen Sprengstoff Oxyliquid und hebt hervor, dass ihm noch die nöthige Sicherheit für die Feststellung des Effektes fehlt; nach seiner Ansicht sind überhaupt über die Verwendung flüssiger Luft zum Sprengen viele übertriebene und unverständige Annahmen in die Oeffentlichkeit gedrungen.

Die Bohrergebnisse in den Sohlstollen 1 der Nord- und Südseite des Tunnels in den Monaten Juni, Juli, August d. J. sind in den nachstehenden Tabellen wiedergegeben:

Nordseite, Sohlstollen 1, 5-6 qm,
3 Maschinen Brandt, Druckwasser 70-80 Atın, Bohrerdurchm. 80-90 mm

MonateJuni 1899Juli 1899August 1899
Gestein83 m Schiefer, 57 m Anhydrit und Dolomit159 m Anhydrit und Dolomit, 22 m Schiefer mit Quarzeinl.Schiefer mit Quarzeinlagen.
Arbeitstage im Monat293130
Anzahl der Angriffe8311396
Bohrzeit für den Angriff1 h 312 h 202 h 13
Schutterzeit für den Angriff4 h 563 h 103 h 33
Zeit für Zwischenarbeiten (Rüsten und Lüften)2 h 111 h 401 h 42
Gesammtzeit für den Angriff8 h 387 h 107 h 28
Anzahl der Bohrlöcher585816619
Gesammttiefe derselben … m992,651474,001273,4
Anzahl der verbrauchten Bohrer84427272604
Gelatineverbrauch … kg249056644498
Fortschritt im Monat … m140,2181,2187,6
Durchschn. Fortschritt im Tage … m4,835,846,25
Stollenlänge am Ende d. Monats … m127314751663

Ende August d. J. waren im Sohlstollen des Tunnel 1 auf der Nordseite 1663 m, auf der Südseite 981 m daher zus. 2644 m geleistet; die Südseite war daher um 682 m gegenüber der Nordseite zurückgeblieben.

Südseite, Sohlstollen 1, 5-6 qm,
3 Maschinen Brandt, Druckwasser 70-80 Atın, Bohrerdurchm. 64-85 mm

MonateJuni 1899Juli 1899August 1899
GesteinAntigorio-GneissAntigorio-Gneiss, weniger hartAntigorio-Gneiss, mehr schiefr.
Arbeitstage im Monat28,53031
Anzahl der Angriffe106102130
Bohrzeit für den Angriff2 h 523 h 052 h 13
Schutterzeit für den Angriff2 h 152 h 262 h 13
Zeit für Zwischenarbeiten (Rüsten und Lüften)1 h 211 h 291 h 18
Gesammtzeit für den Angriff6 h 287 h5 h 44
Anzahl der Bohrlöcher106110441337
Gesammttiefe derselben … m1514,714891799
Anzahl der verbrauchten Bohrer685373916326
Gelatineverbrauch … kg341831084110
Fortschritt im Monat … m130,5131,4155
Durchschn. Fortschritt im Tage … m4,574,385,0
Stollenlänge am Ende d. Monats … m695826981

Das liegt nicht nur an den ungünstigen Gesteinsverhältnissen der Südseite (zäher Antigoriogneiss), sondern auch daran, dass die maschinelle Bohrung später als auf der Nordseite begonnen werden konnte. – Auf der Südseite liegen die Verhältnisse überhaupt ungünstiger wie auf der Nordseite; während derInstallationsplatz der Nordseite sofort durch ein Gleis mit dem Bahnhofe Brig verbunden und sämmtliche Eisenbahn-Transporte unmittelbar nach dem Installationsplatze geleitet werden können, hat man für die Südseite die Eisenbahn-Transporte durch Italien bis Domo d’ossola zu leiten und von hier bis nach dem etwa 17 km entfernten Iselle noch Strassen-Transporte nöthig. Iselle ist also schwer zu erreichen. Allerdings sind in diesem Sommer die Löhne der Arbeiter auf der Südseite noch etwas niedriger als auf der Nordseite gewesen. Dieser Vortheil wird aber bald verschwinden, da die Wärmezunahme im Tunnel auf der Südseite sich rascher vollziehen wird als auf der Nordseite.

Nach dem Bauvertrag soll der Sohlstollen 5 Jahre nach Baubeginn, der vom 13. November 1898 an gerechnet wird, also am 13. November 1903, durchgeschlagen sein; die vom 1. September d. J. an noch verfügbare Bauzeit beträgt daher 50 Monate 13 Tage oder bei Berücksichtigung unvermeidlicher Zeitverluste etwa 1513 Tage, die noch herzustellende Stollenlänge 17 126 m; daher müssen in 1 Tage durchschnittlich noch 17126/1513 = 11,31 m Stollenlänge erreicht werden. Da im Monat August d. J. auf beiden Seiten zusammen durchschnittlich täglich 11,25 m geleistet wurden, so ist die erforderliche Tagesleistung bereits erreicht. Wenn auch die Bauverhältnisse mit zunehmender Länge der Stollen und mit der Temperatursteigerung ungünstiger werden, so werden andererseits die Leistungen infolge Einschulung des Personals und der Verbesserung der Arbeitsvorgänge wieder erhöht werden.

Eine richtige Beurtheilung des Fortganges der maschinellen Bohrungen im Parallelstollen 2 wird erst nach Inbetriebsetzung der vollen endgiltigen Maschinenanlagen möglich sein.

(Fortsetzung folgt)

Dolezalek.

Der Simplontunnel.

III.

Wenn auch die zuletzt erzielten Fortschritte in Sohlstollen des Tunnels 1 bereits diejenigen Tagesdurchschnittswerthe erreichen, die zur rechtzeitigen Fertigstellung des Tunnels erforderlich sind, so wird von der Bauunternehmung Brandt, Brandau & Co. doch mit allen Mitteln eine Erhöhung der bisherigen täglichen Fortschrittsziffern angestrebt; nicht nur um die Sicherheit zu gewinnen, selbst bei Eintritt unvorhergesehener Schwierigkeiten und Zeitverluste den Vollendungstermin einhalten zu können, sondern auch, wenn irgend thunlich, durch frühere Vollendung des Tunnels die für diesen Fall vertragsmässig festgesetzten Prämien zu verdienen.

Die Arbeiten des Vortriebes des Sohlstollens setzen sich zusammen aus den reinen Bohrarbeiten, aus den sogenannten Zwischenarbeiten, d. s. Lüftung des Stollens nach erfolgter Sprengung, Auf- und Abrüsten der Maschinen, Verlängerung des Fördergleises und u. Umst. Abbölzung des Stollens, schliesslich aus den Schutterarbeiten, d. s. Wegräumen und Abfahren des Schuttes bis zur Freilegung des Ortes und desjenigen Gleisstückes, das zum Anfahren der Bohrmaschinen gebraucht wird. Den Gesammtvorgang nennt man einen Angriff (Attaque); je rascher die einzelnen Arbeiten eines Angriffes vor sich gehen, desto mehr Angriffe können im Tage ausgeführt und desto grössere Stollenfortschritte können erzielt werden.

Auf eine nennenswerthe Verminderung der Bohrzeit, welche in den letzten Monaten, je nach Beschaffenheit des Gesteins für einen Angriff 1 ½ – 3 Stunden betrug, wird zunächst nicht zu rechnen sein. Wohl aber hofft man, die Schutterzeit, die sich in den letzten Monaten zwischen 2 ¼ und 4 ¾ Stunden bewegte, noch abkürzen zu können. Je rascher nach der Sprengung die durch dieselben gelösten Gesteinsmassen so entfernt werden, dass die Bohrmaschinen vor Ort wieder in Thätigkeit zu setzen sind, desto mehr Bohrarbeit kann geleistet werden.

Um das rasche Auffassen des Schuttes zu erleichtern, wird der Boden vor Ort auf mehre Meter Länge mit einer Eisenblechplatte belegt. Auf der Nordseite sucht man sodann durch kleine, leichte Förderwagen von etwa 0,25 cbm Fassungsraum, die auf einem Gleis mit 50 cm Spur laufen, das in den beiden Stollen 1 und 2 bis vor Ort derselben liegt, die Wegräumung des Schuttes zu beschleunigen.

Abbildg. 11
Abbildg. 11

Da das Fördergleis im übrigen Tunnel 80 cm Spurweite hat, so werden die genannten kleinen Förderwagen vor der Einmündung eines Querstollens (Abbildg. 11) mit Hilfe besonderer, mit Blechplatten abgedeckter Rampen und zwar je 5 auf Plattformwagen gebracht, mittels deren sie auf der 80 cm weiten Bahn bis auf die Ablagerungstelle des Schuttes ausserhalb des Tunnels gefördert und dort einzeln durch Kippen entleert werden. Das Wenden und Drehen der kleinen Kippwagen vor Ort und auf den Laderampen geht sehr leicht und gut vonstatten.

Je kürzer nun die Stollenlängen sind, vom letzten Quer-Stollen ausgerechnet, und je häufiger die Laderampen an den jeweilig letzten Querstollen verlegt werden, desto rascher und zweckmässiger wird sich die Förderung mit den kleinen Wagen vollziehen.

Die Förderungsart mit kleinen und wenig belasteten Wagen ermöglicht leichte und rasche Beseitigung der Schuttmassen, auch Stollenquerschnitte mit geringer, nachträglich zu vergrössernder Höhe, daher etwas rascheren Vortrieb; sie bedingt aber auch eine nach Maassgabe des Fortschrittes abzuändernde Gleislage, die entsprechende Verlegung der Laderampen, sowie das Auf- und Abladen der kleinen Wagen auf und von den Plattformwagen, und vor allem ein Schritthalten des Parallelstollens 2 mit dem Stollen 1, um zu lange Wege im letzteren, durch rasche Nachführung der Querstollen, zu vermeiden. Auf der Südseite des Tunnels hat man von dieser Fördereinrichtung im Stollen bisher keinen Gebrauch gemacht.

Für die Nordseite hat Brandt ausserdem eine hydraulische Anlage geplant, die den Zweck hat, während des Sprengens kräftige Wasserstrahlen aus einem Rohre, dessen Inhalt unter dem Drucke von Pressluft steht, vor Ort des Stollens austreten zu lassen, wodurch die Schuttmassen auf grössere Längen vertheilt und das Gleis freigewaschen werden sollen, damit möglichst bald nach Sprengung die Bohrmaschinen wieder angefahren und in Thätigkeit gesetzt werden können; er nennt diese Einrichtung Schutter-Kanone; dieselbe war im Monat August d. J. ausserhalb des Tunnels aufgestellt und versucht worden; im Tunnel selbst stand sie bis dahin nicht in Betrieb.

Diese Einrichtung besteht aus einem 144 m langen und 20-25 cm weiten, mit Pressluft von etwa 80 Atm. Druck (den das zurzeit im Tunnel verwendete Presswasser hat) gefüllten Rohre, an das ein Rohr von 96 m Länge, in dem sich Wasser befindet, durch Vermittlung einer Verschluss-Vorrichtung anschliesst. Das Wasserrohr endet mit einem Verschluss, der einen kürzeren oder längeren Rohransatz mit durchlochtem Kopf erhält, der vor Ort auf der Stollensohle liegt. Während der Sprengung, die in diesem Falle dann wohl elektrisch einzuleiten sein wird, wird die im 2. Rohre befindliche Wassermenge (bei 20 cm Rohrdurchm. Etwa 3 cbm) nach Oeffnung der Verschlüsse mit Hilfe der Pressluft durch das Ansatzrohr und den durchlochten Kopf getrieben und hierdurch der Schutt zurückgeworfen und vertheilt.

Die Pressluft expandirt dann im vorliegenden Falle bis auf etwa 80 x 144 / 240 = 48 Atm. Das Austreten derselben am Ende des Wasserrohres wird durch einen dort angebrachten selbstthätigen Verschluss gehindert. Wird sodann das Wasserrohr mit dem der Druckleitung zu entnehmenden Wasser (z. Z. 80 Atm.) gefüllt, so wird hierdurch die Luft im ersten Rohre wieder bis auf 80 Atm. zusammengedrückt und der Apparat steht zum nächsten Angriff bereit. Die jedesmalige erste Füllung des Luftrohres geschieht mittels eines kleinen Kompressors. Nach Maassgabe des Stollenfortschrittes wird der etwa 250 m lange Apparat zu verschieben sein.

Brandt, der mit ähnlichen Anlagen bereits Erfahrungen gemacht hat, ist der Ansicht, dass eine Störung der Zündeitungen und daher der Sprengung durch die kräftigen Wasserstrahlen nicht eintreten, dass das Vorschieben des Apparates wenig umständlich sein und rasch von statten gehen wird, dass ferner die ausgeworfenen Wassermengen eine Niederschlagung der Sprenggase und eine Abkühlung des Stollens veranlassen werden, und die hierdurch bedingte Erhöhung der Luftfeuchtigkeit nur gering sein, daher auch im warmen Tunnel nicht unangenehme Folgen haben dürfte. Auf der Südseite hat man einen solchen Apparat bisher noch nicht in Aussicht genommen; man wird wohl erst die hiermit im Tunnel auf der Nordseite gemachten Erfahrungen abwarten.

Zweifellos werden die Bauunternehmer Brandt und Brandau während des Baues des Simplontunnels noch weitere Entwürfe zur Beschleunigung der Schutterung aufstellen und versuchen, bis es ihnen gelungen sein wird, eine ihnen zusagende Lösung gefunden zu haben.

Die Förderung findet im übrigen auf der 80 cm weiten Bahn in den Arbeitsstellen im Tunnel vorerst mit Pferden, in fertigen Strecken und ausserhalb desselben mit kleinen Lokomotiven (17 t) statt; die Förderwagen haben etwa 1,5 cbm Inhalt. Es ist das Bestreben vorhanden, den Pferdetransport später thunlichst zu beseitigen und zur Förderung im Stollen u. Umst. kleine elektrische Lokomotiven mit Akkumulatoren-Betrieb zu verwenden.

Grundsätzlich wird die Förderung so eingerichtet, dass alle mit Schutt beladenen Wagen durch Tunnel 1 hinaus und alle leeren und die mit dem im Tunnel erforderlichen Material beladenen Wagen durch den Parallelstollen 2 hinein, also in der Richtung des Luftzuges fahren. Anfänglich musste mehrfach hiervon abgegangen werden, namentlich deshalb, weil Tunneleingang 1 nicht sofort fertig gestellt werden konnte.

Abbildg. 12 und 13
Abbildg. 12 und 13

Für den eingleisig auszuführenden Tunnel 1 sind je nach den Druckverhältnissen 5 Profile vorgesehen u. zw. 1 Profil ohne Ausmauerung und 4 Profile mit Ausmauerungen von verschiedenen Stärken, den Verhältnissen des Gebirgsdruckes Rechnung tragend; das Prof. 2 mit 0,35 m Gewölbestärke ist bereits in Abbildg. 4 gegeben, das Prof. 3 für mittelstarken Druck, daher mit 0,50 m Gewölbestärke und 0,60 m Widerlagerstärke auf Kämpferhöhe zeigt Abbildg. 12. Das Prof. 4 für starken senkrechten Druck unterscheidet sich von dem vorhergehenden durch eine Gewölbestärke von 0,60 m und eine Widerlagerstärke von 0,70 m. Das Prof. 5 (Abbildg. 13) erhält auch ein Sohlgewölbe und ist für starken Seitendruck vorgesehen.

Der Unternehmung werden in den Abschlags Zahlungen für die Tunnelausmauerung Preise bezahlt, die im 1. km 320 M., im 10. km von den beiden Portalen gerechnet 464 M. und durchschnittlich 371 M. für 1 m betragen, ohne Rücksicht auf die Stärke der Ausmauerung. In Abständen von 100 m sind 2 m weite, 1 m tiefe Nischen, in Abständen von 1000 m 3 m weite, 3 m tiefe Kammern anzuordnen, ausserdem werden etwa 3 oder 4 grosse Kammern hergestellt.

Nischen und Kammern werden der Unternehmung in den Abschlags-Zahlungen nach feststehenden Preisen besonders vergütet. Da vorerst nur ein eingleisiger Tunnel ausgeführt wird, so erhält derselbe in der Mitte auf etwa 500 m Länge ein zweigleisiges Profil von 9,2 m Weite behufs Ausführung einer Ausweiche.

Abweichend von anderen Vorgängen im Tunnelbau hat die Bauunternehmung des Simplontunnels selbst die anzuwendenden Mauerungsprofile zu bestimmen; sie ist daher auch allein für die Haltbarkeit des Bauwerkes verantwortlich. Dieser durch den á fortfait Vertrag fast gegebene Modus erscheint auch sonst sehr zweckmässig, denn es werden hierdurch bei den sehr getheilten Anschauungen über das Maass der Stabilität der einzelnen Profile einer Tunnelausmauerung viele Differenzen zwischen der ausführenden Unternehmung, die naturgemäss dann in der Regel die stärkeren Profile vorzieht, wenn sie auch entsprechend höher bezahlt werden, und den bauüberwachenden Gesellschafts-Organen vermieden; Differenzen, die z. B. beim Bau des Gotthardtunnels eine grosse Rolle gespielt haben.

Eine Gefahr aber, dass nach Ablauf der Garantiezeit der Unternehmung ein gut gemauerter Tunnel infolge zu gering bemessener Mauerstärken sich nicht standfähig erweisen würde, ist unter den vorliegenden Verhältnissen kaum vorhanden. Die Gesellschaftsorgane nehmen sohin keinen Einfluss auf die Wahl des Mauerungsprofils, sie überwachen nur die Ausführung des Mauerwerkes selbst.

Die Jura-Simplonbahn-Gesellschaft hat für die Ueberwachung des Simplontunnel-Baues eine besondere Bauleitung eingerichtet, an deren Spitze der Ingenieuren-chef A. Zollinger steht, der bereits beim Bau des Gotthard-Tunnels thätig war und der grosse Erfahrungen im Tunnelbau besitzt. Demselben unterstehen die zwei Lokal-Bauabtheilungen in Brig bezw. Iselle.

Für die Widerlager ist in den leichteren Prof. 2 und 3 gewöhnlichen Bruchsteinmauerwerk, in den Prof. 4 und 5 Schichtenmauerwerk, für die Gewölbe ist im Prof. 2 Schichtenmauerwerk, in Prof. 3 Moellonmauerwerk und in Prof. 4 und 5 Quadermauerwerk vorgesehen. Der Tunnelkanal mit dem zugehörigen Widerlagerfundamente wird in Beton ausgeführt.

Am meisten gebraucht dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach das Prof. 2 mit der geringsten Mauerstärke werden.

Das Lichtprofil des Tunnels hat etwa 25 qm Grösse, für die Ausmauerung nach Profil 2 ist ein Ausbruch von etwa 7 qm erforderlich, daher wird die Gesammtausbruchfläche etwa 32 qm und der für 1 m Tunnel herzustellende Ausbruch 32 cbm betragen; nur ausnahmsweise wird grösserer Ausbruch wird, nöthig werden.

Der Ausbruch wird, wie bereits gesagt, mit einem Sohlstollen von etwa 5-6 qm Querschnitt begonnen, es war vorgesehen, dass demselben ein Firststollen folgen sollte und zwar theils von vorn, theils durch Aufbrüche zu erstellen; der Firststollen sollte dann erweitert und schliesslich der Ausbruch nach unten und den beiderseiügen Strossen fortgesetzt werden. Dieser Vorgang wurde anfänglich auch eingehalten. Man hört noch mehrfach die Behauptung, dass der Firststollenbetrieb, und zwar ohne Sohlstollen, für den Simplontunnel, namentlich mit Rücksicht auf leichte Lüftung desselben, das Richtigere gewesen wäre. Wenn man aber den Firststollenbetrieb im Gotthardtunnel in Erinnerung hat, so kann man diesen Anschauungen aus vielen Gründen, deren Erörterung hier zu weit führen würde, nicht beipflichten.

Die Unternehmer Brandt und Brandau haben jedoch auch bald richtig erkannt, dass namentlich die durch Aufbrüche zu erstellenden Firststollenstrecken Schwierigkeiten in der Lüftung und Abkühlung bieten werden. Sie haben daher im Verlaufe der Arbeit von der Herstellung eines Firststollens, der ausser dem Sohlstollen herzustellen wäre, abgesehen und zu anderen Ausbruchverfahren gegriffen. Auf der Nordseite wird ein Vorgang eingeschlagen, den man als Firstschlitzmethode bezeichnen könnte. Hierbei soll vom Sohlstollen durch Aufschlitzen die Tunnelfirst erreicht werden und zwar an so vielen Stellen, als dies der Arbeitsfortgang und die richtigen Arbeits-Dispositionen bedingen. Da hierbei alle Ausbrüche nach unten offen sind, so können dieselben von dem zirkulirenden Luftstrom erreicht und unmittelbar gelüftet werden. Diese Methode ist bei dem verhältnissmässig festen Gestein und dem schmalen eingleisigen Profil des Simplontunnels, das in diesem Falle als günstige Folge des von der Unternehmung vorgeschlagenen Bausystems mit zwei Paralleltunnels anzusehen ist, nach den bisher am Simplon selbst gemachten Erfahrungen wohl anwendbar. Bekanntlich wurde auch schon im Hauensteintunnel in Strecken mit festerem Gestein durch Pressel und Kaufmann eine Firstschlitzmethode verwendet; Lommel hat in seinem Entwurf für einen Simplontunnel (1880) vom Sohlstollen ausgehend ein Aufschlitzen nach oben auf die volle Breite eines 2gleisigen Profils mit Bohrmaschinen vorgeschlagen, um Firststollen und schwer zu lüftende Ausbruchräume zu vermeiden.

Abbildg. 14 bis 21
Abbildg. 14 bis 21

Das Schema des Ausbruches auf der Nordseite zeigt Abb. 14. Der Vorgang des Ausbruches, der Einrüstung und Aufmauerung auf der Nordseite, der sich von ähnlichen bisherigen Vorgängen vielfach unterscheidet, ist in den Abbildg. 16-21 dargestellt. Den Längsschnitt durch die Arbeitsstrecke im Tunnel zeigt Abbildg. 16. Nach Vollendung des Ausbruches 3 (Diagramm Abbildg. 14), Abbildg. 17, der eine Deckenbreite von 5,5-5,75 m ergiebt, werden, wie Abbildg. 18 zeigt, rechts und links die Widerlager aufgemauert; sie dienen als Stützen für die Rüstung, die zur Fortsetzung des Ausbruches nach oben erforderlich ist. Nach Fertigstellung des Ausbruches 4, Abbildg.19, und Aufmauerung der betreffenden Widerlagerstücke, wird ein 2. Boden für die weitere Fortsetzung des Aufbruches und gleichzeitig zur Ausführung des Gewölbes erstellt, Abbildg. 20. Hierbei wird im weiteren Verlaufe der Arbeit die zum First-Ausbruch erforderliche Höhe durch Aufpackung von Ausbruchmaterial erreicht. Die Anordnung des Lehrgerüstes für den Gewölbebau zeigt Abbildg. 21.

Die Ausbruchräume werden bei diesem Bauvorgange, der eine bestimmte für denselben geeignete Gebirgs-Beschaffenheit voraussetzt, sonach in voller Breite unmittelbar durch den den Stollen durchziehenden Luftstrom gelüftet; die Bretter auf den Gerüstbühnen braucht man nur in der unbedingt erforderlichen Ausdehnung zu belassen. Die nach und nach erfolgende Ausführung der Widerlager erleichtert den Gerüstbau, so dass die Einengung des Profiles durch Gerüsthölzer auf ein geringstes Maass beschränkt wird, was wesentlich im Interesse einer guten Lüftung und Förderung gelegen ist; die Tunnelseitenwände werden rasch verkleidet und die Herstellung des Gewölbes kann daher unmittelbar nach Vollendung des für dasselbe erforderlichen Ausbruches, daher der Schluss der Tunnel-Verkleidung in der kürzesten Zeit erfolgen. Die in den Widerlagern für die Gerüstbalken verbleibenden Löcher können nachträglich durch Mauerwerk geschlossen oder noch besser mit Beton ausgestampft werden. Kleine Zwischen-Abstützungen der Gebirgsdecke auf den Gerüstbalken sind immerhin möglich, um etwaigen lokalen Ablösungen von Gesteinsstücken vorzubeugen.

Dieser Bauvorgang hat allerdings den Uebelstand, dass über Kopf ausgebrochen werden muss, was eine Erschwerung der Bohrarbeiten zur Folge hat und grosse Vorsicht sowie auch Schutz des bereits ausgeführten Mauerwerkes gegen Sprengwirkungen bedingt; er erlaubt aber eine beliebige Beschleunigung der Ausbrucharbeiten durch Vermehrung von Aufbrüchen und hat sonst viele Vorzuge gerade für den Simplontunnel, so dass er sich, an richtiger Stelle zur Anwendung gebracht bezw. entsprechend abgeändert, auf die Dauer auch bewähren dürfte.

Den beabsichtigten Bauvorgang auf der Südseite zeigt Abbildg. 15. Es werden dort vom Sohlstollen aus in Abständen von 50 m Schächte aufgebrochen, welche die volle Tunnelbreite und in der Axrichtung etwa 4 m Länge haben. Von diesen Vollausbrüchen wird Profiltheil 2 (Calotte) mit 8-9 qm Querschnitt auf kurze Längen, nicht über 8 m, meist nur nach der Ortsrichtung vorgetrieben, sodann erst werden Ausbrüche 3 und 4 auf gleiche Tlängen hergestellt. Es sind also von dem in voller Tunnelbreite hergestellten Aufbruch nur kurze Längen der Calotte mit grossem Querschnitt vorzutreiben, so dass die Lüftung derselben sich noch sehr gut, ohne besondere Vorkehrungen, vollzieht. Die Ausmauerung erfolgt, da das Gebirge fest ist, zunächst erst nach Fertigstellung des Vollausbruches auf grössere Längen; hierdurch gewinnen Lüftungs- und Transportverhältnisse wesentlich.

Abbildg. 22 bis 24
Abbildg. 22 bis 24

Der Parallelstollen oder der Stollen des zurzeit noch nicht auszubauenden Tunnels 2 erhält nach dem Vertrage die in den Abbildg. 22-24 angegebenen Formen und Grössen; mit zunehmender Widerlagerstärke des späteren Tunnels 2 erhält auch der Stollen grössere Breitenabmessungen. Dort, wo das Gebirge eine Verkleidung oder Stütze bedingt, wird der Stollen 2 auch ausgemauert; im Vertrage ist selbst ein Stollenprofil mit Sohlgewölbe vorgesehen. Der Kanal erhält 50 cm Breite und 60 cm Höhe; er wird also mit viel grösseren Abmessungen ausgeführt als der des Tunnels 1, weil er während der Bauzeit dieses Tunnels den grössten Theil des zufliessenden und des in den Tunnel von aussen eingeführten Betriebswassers abzuführen hat; hierdurch werden namentlich die Ausbauarbeiten im Tunnel 1 erleichtert.

Die in Abständen von 200 m auszuführenden Querstollen werden zur Verbindung beider Tunnels dauernd zu erhalten sein. Die Abmessungen dieser Stollen betragen etwa 2,4/2,4 m; es wird daher bei der günstigen Gebirgs-Beschaffenheit eine Ausmauerung derselben zumeist wohl nicht nöthig werden.

Im Simplontunnel wird wohl auch bald das Bedürfniss einer zweigleisigen Anlage eintreten; dieses Bedürfniss dürfte noch lebhafter werden, wenn der Verkehr oder schon die Einhaltung gewisser von den Anschlüssen abhängiger Fahrordnungen die Benutzung der im Tunnel vorgesehenen Ausweiche für mehre Züge bedingen wird und die Dampf-Lokomotive noch nicht zweckmässig durch eine elektrische ersetzt werden kann; denn die in der Ausweiche befindlichen Züge müssen die beiden Tunnelhälften unmittelbar hintereinander in entgegengesetzter Richtung durchfahren. Abkühlung und Lüftung werden sich wesentlich günstiger gestalten, wenn Züge nur nach einer Richtung durch die beiden Tunnels gehen und denselben in gleicher Richtung ein Luftstrom nachgeschickt wird, der dann auf seinem Wege von einem Mundloch zum anderen kaum mehr gestört wird. Es wird also der Parallelstollen 2 wohl auch bald zum Tunnel 2 ausgebaut werden; die Aufbringung der hierfür erforderlichen 12 Millionen M. wird sich allerdings nach gelungener Fertigstellung des Tunnels 1 leichter ermöglichen lassen, als dies zurzeit der Fall sein dürfte.

Seit Beginn des Tunnelbaues ist eben ein Jahr verstrichen, in dem alles im Entstehen begriffen war. Man hat aber gleich vom Anfange nicht nach bestehenden Mustern gearbeitet, sondern neue und eigenartige Wege eingeschlagen und hierbei, das kann man sagen, wenn zur Beurtheilung der richtige Maasstab angelegt wird, unstreitig günstige Ergebnisse erzielt. Freilich werden mit wachsender Baulänge und steigender Temperatur die Schwierigkeiten zunehmen und dann muss das gewählte System seine Leistungsfähigkeit erweisen. Bei den Fachgenossen hat der originelle Bau bereits lebhaftes Interesse wachgerufen, das noch erhöht werden wird durch die zu überwindenden Schwierigkeiten und durch die weiteren Fortschritte und Neuerungen, die wir nach Lage der Verhältnisse vom Simplontunnel-Bau noch erhoffen dürfen.

Hannover, 15. Okt. 1899. Dolezalek.

Dieser Artikel erschien zuerst am 11., 21.10. & 01.11.1899 in der Deutsche Bauzeitung, er war gekennzeichnet mit „Dolezalek“.