Die Kirche zu Schwarz-Rheindorf

Ehe wir dem Flusse entgegenziehen, wird ein Besuch der etwa eine kleine 1/2 Stunde, südlich, am Rheine gelegenen Kirche von Schwarz-Rheindorf den Kunstfreund mehr als reichlichst für den kleinen Abstecher entschädigen.

Diese romanische Doppelkirche, in der Form eines griechischen Kreuzes von 1149 bis 1151 erbaut, aber durch den Erzbischof Kölns Arnold II. von Wied (1151—1159) schon 1157 erweitert, ist in ihren Details eine der bauzierlichsten Kirchen, die der Niederrhein aus dieser Periode aufzuweisen hat. Dieselbe gehörte zu dem, vom Grafen Mengingoz und seiner Gemahlin Gerburga im Gebiete des Pfalzgrafen Hermann vom Auelgau erbauten Frauenkloster zu Vilich, dessen besonderer Gönner König Otto II., seine Mutter Adelheidis und seine Gemahlin Theophana. Papst Gregor V. nahm im Jahre 996 das Kloster unter seinen unmittelbaren Schutz und stellte dasselbe unter die Regel des hlg. Benedict, wie er ihm auch das Recht verlieh, sich selbst seine Abtissin zu wählen. Im Jahre 1156 nahm Kaiser Friedrich I, der Rothbart, Kirche, Kloster und seine Besitzungen unter seinen Schutz.

Bis zum Jahre 1290 waren die Grafen von Jülich Schirmvögte des Klosters. In diesem Jahre kam die Vogtei vom Grafen Walram von Jülich an den Erzbischof Siegfried von Köln.

Die zierliche Kirche war ursprünglich mit Absiden an den gleichlangen Kreuzarmen geschlossen, über deren Vierung sich ein viereckiger Thurm erhebt, der mit Ecksäulen, Bogenfries, Lisenen, Blenden und Doppelfenstern malerisch belebt ist. Durch Erzbischof Arnold II. wurde die westliche Abside um ein aus zwei Kreuzgewölben bestehendes Schiff verlängert. Gar zierlich ist die um den Bau geführte Zwerggallerie, deren Säulchen, theils einfach, theils gekuppelt oder an die Pfeiler gelehnt, sich durch die niedlichsten Laubkapitäler auszeichnen und an den Basen mitunter, statt der Eckblätter, Füsse und Löwen haben. Ein durch Lisenen verbundenes Rundbogenfries erhebt sich über dem Dache der Gallerie. Die östliche Absis beleben Wandsäulchen und Rundbogenblenden.

Durch ein Gewölbe ist das Innere der Kirche in zwei Theile oder Geschosse getheilt, deren unteres für das Volk bestimmt, während das obere, durch eine achteckige Öffnung im Gewölbe mit der untern Kirche verbunden, den Nonnenchor bildete, zu dem eine Treppe in der Mauerstärke der westlichen Apside führt. Die Kreuzarme endigen in Nischen, doch ist nur die östliche auch aussen sichtbar, die andern sind aussen flach. Im Innern waren die Absiden mit Wandmalereien geschmückt: Bildnisse der vier Evangelisten und Otto III., und in der westlichen Kuppel der Heiland, die Krämer aus dem Tempel treibend. Wenn auch sehr verwittert, zeichnen sich diese auf trockenem Kalk und blauem Grund gemalte Bilder durch Freiheit und Schwung der Umrisse aus; man fühlt, dass der Maler Meister der Linien, unter dem Einfluss eines naturalistischen Strebens arbeitete. Von hoher Bedeutung sind diese Wandgemälde, gleich aus dem Anfang der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts in der niederrheinischen Kunstgeschichte. Ich bin der Ansicht, dass Erzbischof Arnold von Wied, der Vergrösserer der Kirche, von seiner Fahrt nach Italien die Maler an den Rhein brachte zur Auschmückung der Kirche, die er sich zu seiner letzten Ruhestätte erkoren, und wo er auch begraben liegt. Die jetzt verwahrloste Kirche soll völlig wiederhergestellt werden.

Kehren wir zur Sieg zurück. Welches Ufer wir auch zu unserer Wanderung wählen, allenthalben umgiebt uns der blühendste Ackerbau, und hoch überragt die Abtei Siegburg, das nächste Ziel unserer Fahrt, die ganze Gegend.

  1. Maibeiern.

Von Ostern bis Pfingsten erklingen jeden Abend aus den freundlichen, im Segen ihrer Obstgärten und Feldmarken gelegenen Dörfern, nach uraltem Herkommen, die Glocken. Einen eigenthümlichen Eindruck macht dies Abendläuten, dies Festgebeier in der Feierstille, welche über der ganzen Umgebung ruht, die Seele friedlich wehmüthig stimmend. Nur zuweilen wird die Ruhe vom Trillern einer Lerche, die verspätet ihr Nest sucht, unterbrochen, oder von dem Geplätscher eines Kahnes, der dem Rheine zusteuert oder den Fluss aufwärts gezogen wird, aber die in den Ufergebüschen schlagende Nachtigall nicht stört.

Dies ist ein Textausschnitt aus dem Buch “Das Siegthal” von Ernst Weyden, zuerst erschienen im Jahr 1865. Das Buch ist nun wieder erhältlich, die Bilder sind Beispielbilder und i. d. R. nicht dem Buch entnommen.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort.
Zur Einleitung.
Das Siegthal.

Die Sieg.
Sieg-Quelle, Lauf und Mündung.
Bergbau, Viehzucht und Köhler-Meiler.
Hauberg-Wirthschaft.
Wiesen-Cultur.
Ackerbau, Weinbau.

Von Beuel nach Blankenberg
Beuel, Landstrasse-Pützchen.
Von Beuel durch das Siebengebirge nach Siegburg.

Die Deutz-Giessener Bahn.
Der Bau.
Geheimer Baurath Haehner.
Baukosten.
Deutz-Bensberg.
Lüderich.
Wahner Heide.
Haltestellen – Lauf der Bahn.


Fusswanderungen durch das Siegthal.

Vom Rheine bis nach Siegburg.
Die Sieg-Mündung.
Die alte Sieg.
Regulirung der Flussmündung.

Isabellen-Insel.
Die Kriegsgeschichte der Isabelleninsel.
Fischfang, Alsen und Salme in der Sieg.
Die Kirche zu Schwarz-Rheindorf.
Maibeiern.
Mai-Lehen.
Maibaum.
Thierjagen.
Spinnstuben-Abende.
Volksgebräuche.
Martinsfeuer.
Bittwoche.
Spielbaehn.
Glockengiesser Claren.
Siegburg.


Siegburg und seine Umgebung.
Geschichte Siegburg’s.
Anno, der Heilige.
Legende.
Die Abtei.
Anno-Lied.

Schicksale der Stadt.
Hexenwesen in Siegburg und in Bonn.
Schicksale der Abtei.

Die Stadtkirche des h. Servatius.
Der Reliquien-Schatz.
Die Provinzial-Irren-Heilanstalt.
Ihre Einrichtung.
Garten-Anlagen.
Aussicht vom Kirchthurme.
Die Wolsberge.
Geognostisches.
Botanisches.


Von Siegburg nach Eitorf.
Geognostisches.
Rittersitz zur Mühle.
Legende.
Weinbau.
Seligenthal.
Schöne Aussichten.

Hennef.
Schloß Allner.
Der Schloßwald.
Geschichte.
Meroderer-Brüder.
Fürst Franz Ludwig von Hatzfeld.

Broelthal.
Ausflug in’s Broelthal.
Geognostisches.

Kloster Bödingen.
Der Silberling.

Rittersitz Attenbach.
Freiherr Theodor von Hallberg.


Blankenberg.
Die Burg.
Geschichte der Veste, der Stadt und des Amtes Blankenberg.
Stachelhardt.


Kloster Merten

Eitorf und seine Umgebungen.
Gasthöfe.
Geschichtliches.
Kirche.
Volksleben.
Dr. Meyer’s Heilanstalt für Nervenleidende und Gemüthskranke.
Ausflüge.
Hohenstein.
Geognostisches.
Burg Weltenroth.
Der hohe Schade.
Hippelroth.
Der Kelterberg.
Halft.
Die Schnepperstraße.
Die Siegwiese.
Bergbau.


Nach Windeck.
Wege von Eitorf nach Windeck.
Herchen.
Das Ohmbad-Thal.
Sage: Der Heilborn.
Nebenbäche.
Präsidenten-Brücke.
Botanisches.
Der Irserbach.
Der Hof Stein.
Durchstich.
Kesselthal von Stromberg.
Leuscheid.
Romanischer Taufstein.
Haltestelle.
Au und Umgebung.
Burgsitze bei Röcklingen.
Hoppengartner Berg
Höhe von Dreisel.
Das hohe Wäldchen, Baiershahns Höchste, der Altenstuhl, Bodenberg und die Wilhelmshöhe.
Wilbringhoven und Haus Broich.
Ritter von Huhn zu Broich.
Windeck.


Burg Windeck.
Geschichte der Veste und des Amtes Windeck.
Sage.
Adolph von Berg.
Opladener Ritterrecht.
Amt Windeck.
Burg Windeck im dreissigjährigen Kriege.
Zweite Einnahme durch Schweden und Hessen.
Zerstörung der Veste.
Disposition des Baues der Veste.
Neues Burghaus.
Curiositäten.
Die Burgterrasse.
Vesten und Burgsitze.
Erdwälle oder Schläge.
Amtleute.
Archiv von Windeck.
Eselshafer.


Von Windeck nach Schönstein.
Der Krummauel.
Station Schladern.
Rosbach und die Hohe Ley.
Bensekausen.
Faehren.
Von Au nach Hamm.
Bergbau.
Ausflug nach Kloster Marienthal.
Schatzgräberei.
Botanisches.


Wissen und seine Umgebung.
Burg Schönstein
Geschichtliches.
Schloß Grottorf.
Veste Wildenburg.
Geschichtliches.
Abstecher nach dem Westerwalde.
Bodengepräge und Bewohner.
Kloster Marienstatt (Locus Mariae)
Legende.
Die Kirche.


Von Wissen nach Kirchen.
Die Eiche bei Wissen.
Die Wingertshardts-Grube.
Erlaubnisscheine zum Besuch der Gruben.
Dasberg.
Betzdorf.
Ausflug nach dem Hellerthal.
Bergbau.
Hohenselbachs-Kopf.
Geschichtliches.
Die Buchensteine.
Wildhandel.
Der Hickengrund.
Seine Bewohner.
Erläuterungen zum Begriff „Zigeuner“
Zigeuner.
Die Meckeser.
Kirchen.
Der Druidenstein.
Botanisches.
Das Küppelsfest.
Weg nach Wildenburg.


Volkes Brauch und Volkes Sitte im mittlern Siegthale.
Bekleidung.
Speisen.
Kartoffelbau.
Geschichtliches.
Prozesssucht.
Franzosenherrschaft.
Paul von Bettenhagen.
Altherkömmliche Sitten.
Der Aberglauben.
Das Amerikafieber.


Nach Siegen.
Freusburg.
Die Sage von Schloß Freusburg.
Der Giebelwald.
Die Junkernburg bei Niederschelden.
Sage.
Bergbau.
Eisenfeld.
Ankunft in Siegen.


Siegen.
Geschichtliches.
Die Stadt und ihre Bauwerke.
Die St. Nicolaikirche.
Der Nassauische Hof.
Ausweisung der Mönche.
Fürstengruft.
Der Thiergarten.
Die eiserne Jungfrau.
Das Behweibchen vom Kirchhofe.
Die Geburtsstätte Rubens.
Siegerländer Berühmtheiten.
Geistiges Leben.

Volkes Brauch und Volkes Sitte im Sieger-Lande.
Volkskarakter.
Knappschaften.
Knappschafts-Ordnung.
Ackerbau, Wiesenkultur und Viehzucht.
Der Hirte.
Besehen.
Taufen.
Pfingstlümmel und andere Sitten.
Volksfeste.
Kaffebrech.
Hammerschmiede.
Hochwaldbestand.

Das Siegerland.
Verschiedene Ausflüge in’s Siegerland.
Bergbau und Hüttenbetrieb.

Ausflug nach Müsen.
Weg nach Müsen.
Der Köln-Müsener Bergwerk-Verein.
Bergmännisches.
Besuch der Gruben.
Die Sagen vom Kindelsberg und Altenberg.
Die böse Stadt.
Die Linde auf Schloss Kindelsberg.
Der Gasthof zum Kronprinzen von Preusen in Hilchenbach.
Das Stift Keppel.
Rückkehr nach Siegen.

Ausflug nach Ginsberg, Grund und Hilchenbach.
Karakter des Landes.
Die Sagen vom Schömelberge und der alten Burg.
Der Ginsberg.
Grund, Jung gen. Stilling.
Sein Denkmal.
Der freie Stuhl auf Schloß Ginsberg.
Der Raubritter Hübner.
Das Fehmgericht.
Geschichte der Fehme.
Hilchenbach.

Ausflug nach den Quellen der Lahn, der Sieg und der Eder.
Karakter der Gegend.
Weg von Siegen.
Wege von Netphen, Deutz.
Walpersdorf.
Der Lahnhof.
Quelle der Lahn.
Die Stiegelburg.
Fernsichten.
Das Denkmal in der Kirche zu Irmgarteichen.
Die Siegquelle.
Die Ederquelle.
Hohenrode.
Lützel.
Die Kronprinzen-Eiche.
Weg nach Siegen.
Schluß.