Fischfang, Alsen und Salme in der Sieg

Reich an Fischen ist die Sieg. Seit der Zeit, dass wir Kunde haben von den Anwohnern des Flusses, beanspruchten die Kaiser als Regale, dann die Geistlichkeit und der Adel auch das Gerechtsam der Fischerei, als eines ihrer bedeutsamsten Privilegien.

Schon im Monate März melden sich die ersten Zugfische, namentlich die Makreele (Sc. scomber) und die Gusshechte (Esox lucius). Aus dem fernen Meere kommend, ziehen sie rheinaufwärts und suchen, in dichte Schaaren die Sieg hinaufschwimmend, die seichten Stellen, um hier zu laichen. Die Makreele ist kennbar durch die vielen weissen Pöckchen auf dem Kopfe. Es fängt jetzt die Thätigkeit der Fischer an, da der Fischfang von der Regierung verpachtet ist. Nach den Makreelen kommen im Mai die Alsen (Culpea alosa), welche man am Niederrhein, nach der Zeit ihres Erscheinens, Maifische nennt. Ihr Fang ist oft sehr ergiebig, oft unglaublich die Menge der Fische, die sich den Fluss hinaufdrängen. Ein Fischerei-Pächter in Mondorf machte in einem Jahre allein durch den Alsenfang 2100 Thlr. Gefangen werden diese Fische mit Streichnetzen, die Hechte jedoch auch mit Speeren und Schlingen.

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Am einträglichsten war früher der Salmen- oder Lachsfang. Der Lachs (Salmo solar) geht Ende Juli und Anfang August aus dem Meere rheinaufwärts und sucht die Nebenflüsse, um zu laichen.

Bei hohem Wasserstande steigen viele Lachse die Sieg hinauf, deren Fang die Fischer besonders beschäftigt, da derselbe am lohnendsten. Die Fische schnellen beim Steigen über kleine Hindernisse, indem sie den Schwanz bis zum Maule krümmen, und dann mit Kraft ihre horizontale Stellung einzunehmen suchen, sich eine springende Bewegung geben. Hat man doch den lateinischen Namen: Salmo von dem Zeitwort: salire, springen, herleiten wollen, so dass salmo nichts Anderes als der Springer bedeutet.

Man hat bei Siegburg und am Einfluss der Agger, wo die Sieg nicht mehr schiffbar ist, grosse Deiche in den Fluss gebaut, so dass das Wasser 5 oder 6 Fuss tief fällt, und die Fische natürlich nicht über diese Wehre hinweg kommen können. Auch den Übergang versuchen sie, werden aber vor den Deichen durch Hebegarne, „Blitze“ genannt, in Menge gefangen, da sie sich hier zusammendrängen.

Viele werden aber auch die Beute der Schleif- oder Streichnetze der Fischer.

Eine grosse Unterhaltung gewährt das Speerfischen, auf welches sich besonders die Fischereifrevler verlegen. Zur Laichzeit graben sich die Lachse in den Furten und an seichten Stellen des Flusses Vertiefungen, um in denselben ihre Laiche abzulegen. Seinem Naturtriebe folgend, ahnt der Fisch, gleichsam taub und blind, den auf ihn lauernden Jäger nicht, dessen Faust mit der grössten Sicherheit die an einer langen Stange befestigte dreizinkige Harpune schleudert und fast nie seine Beute verfehlt. Auch die Stille der Nacht wird zum Speerfischen benutzt. Grosse Strohfackeln erleuchten die Ufer des Flusses, dessen Furten mit Steinen verlegt sind, über welche der steigende Lachs schnellen will, um in demselben Augenblicke das Opfer des Speerfischers zu werden. Es kommen im Siegflusse bis zu 30 Pfund schwere Lachse vor. In der letzten Zeit hat der Lachsfang in der Sieg und in den anderen Nebenflüssen des Rheins jedoch bedeutend abgenommen, weil in Holland am Ausfluss der Rheinarme zu Viele weggefangen werden, wenn sie das Meer verlassen um flussaufwärts zu steigen.

Als Salmling, Säbling oder Schwarzreiterlein steuert später der junge Lachs, ein Leckerbissen für Feinschmecker, siegabwärts, um mit dem Rheine, seinem eigentlichen natürlichen Aufenthaltsorte, dem Meere zuzuschwimmen, und, ausgewachsen, entgeht er den tausenden ihm in seinem Elemente drohenden Gefahren, wer weiss, auch einmal die Sommer-Rheinfahrt zu wagen.

Für den Freund des Fischfangs sattsame Gelelegenheit, seine Lust zu büssen. Wir werden aber auf unserer Siegfahrt noch oft der Unterhaltungen gedenken müssen, welche die Sieg und ihre Nebenbäche namentlich dem Angler in so reichem Masse bieten.

Dies ist ein Textausschnitt aus dem Buch „Das Siegthal“ von Ernst Weyden, zuerst erschienen im Jahr 1865. Das Buch ist nun wieder erhältlich, die Bilder sind Beispielbilder und i. d. R. nicht dem Buch entnommen.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort.
Zur Einleitung.
Das Siegthal.

Die Sieg.
Sieg-Quelle, Lauf und Mündung.
Bergbau, Viehzucht und Köhler-Meiler.
Hauberg-Wirthschaft.
Wiesen-Cultur.
Ackerbau, Weinbau.

Von Beuel nach Blankenberg
Beuel, Landstrasse-Pützchen.
Von Beuel durch das Siebengebirge nach Siegburg.

Die Deutz-Giessener Bahn.
Der Bau.
Geheimer Baurath Haehner.
Baukosten.
Deutz-Bensberg.
Lüderich.
Wahner Heide.
Haltestellen – Lauf der Bahn.


Fusswanderungen durch das Siegthal.

Vom Rheine bis nach Siegburg.
Die Sieg-Mündung.
Die alte Sieg.
Regulirung der Flussmündung.

Isabellen-Insel.
Die Kriegsgeschichte der Isabelleninsel.
Fischfang, Alsen und Salme in der Sieg.
Die Kirche zu Schwarz-Rheindorf.
Maibeiern.
Mai-Lehen.
Maibaum.
Thierjagen.
Spinnstuben-Abende.
Volksgebräuche.
Martinsfeuer.
Bittwoche.
Spielbaehn.
Glockengiesser Claren.
Siegburg.


Siegburg und seine Umgebung.
Geschichte Siegburg’s.
Anno, der Heilige.
Legende.
Die Abtei.
Anno-Lied.

Schicksale der Stadt.
Hexenwesen in Siegburg und in Bonn.
Schicksale der Abtei.

Die Stadtkirche des h. Servatius.
Der Reliquien-Schatz.
Die Provinzial-Irren-Heilanstalt.
Ihre Einrichtung.
Garten-Anlagen.
Aussicht vom Kirchthurme.
Die Wolsberge.
Geognostisches.
Botanisches.


Von Siegburg nach Eitorf.
Geognostisches.
Rittersitz zur Mühle.
Legende.
Weinbau.
Seligenthal.
Schöne Aussichten.

Hennef.
Schloß Allner.
Der Schloßwald.
Geschichte.
Meroderer-Brüder.
Fürst Franz Ludwig von Hatzfeld.

Broelthal.
Ausflug in’s Broelthal.
Geognostisches.

Kloster Bödingen.
Der Silberling.

Rittersitz Attenbach.
Freiherr Theodor von Hallberg.


Blankenberg.
Die Burg.
Geschichte der Veste, der Stadt und des Amtes Blankenberg.
Stachelhardt.


Kloster Merten

Eitorf und seine Umgebungen.
Gasthöfe.
Geschichtliches.
Kirche.
Volksleben.
Dr. Meyer’s Heilanstalt für Nervenleidende und Gemüthskranke.
Ausflüge.
Hohenstein.
Geognostisches.
Burg Weltenroth.
Der hohe Schade.
Hippelroth.
Der Kelterberg.
Halft.
Die Schnepperstraße.
Die Siegwiese.
Bergbau.


Nach Windeck.
Wege von Eitorf nach Windeck.
Herchen.
Das Ohmbad-Thal.
Sage: Der Heilborn.
Nebenbäche.
Präsidenten-Brücke.
Botanisches.
Der Irserbach.
Der Hof Stein.
Durchstich.
Kesselthal von Stromberg.
Leuscheid.
Romanischer Taufstein.
Haltestelle.
Au und Umgebung.
Burgsitze bei Röcklingen.
Hoppengartner Berg
Höhe von Dreisel.
Das hohe Wäldchen, Baiershahns Höchste, der Altenstuhl, Bodenberg und die Wilhelmshöhe.
Wilbringhoven und Haus Broich.
Ritter von Huhn zu Broich.
Windeck.


Burg Windeck.
Geschichte der Veste und des Amtes Windeck.
Sage.
Adolph von Berg.
Opladener Ritterrecht.
Amt Windeck.
Burg Windeck im dreissigjährigen Kriege.
Zweite Einnahme durch Schweden und Hessen.
Zerstörung der Veste.
Disposition des Baues der Veste.
Neues Burghaus.
Curiositäten.
Die Burgterrasse.
Vesten und Burgsitze.
Erdwälle oder Schläge.
Amtleute.
Archiv von Windeck.
Eselshafer.


Von Windeck nach Schönstein.
Der Krummauel.
Station Schladern.
Rosbach und die Hohe Ley.
Bensekausen.
Faehren.
Von Au nach Hamm.
Bergbau.
Ausflug nach Kloster Marienthal.
Schatzgräberei.
Botanisches.


Wissen und seine Umgebung.
Burg Schönstein
Geschichtliches.
Schloß Grottorf.
Veste Wildenburg.
Geschichtliches.
Abstecher nach dem Westerwalde.
Bodengepräge und Bewohner.
Kloster Marienstatt (Locus Mariae)
Legende.
Die Kirche.


Von Wissen nach Kirchen.
Die Eiche bei Wissen.
Die Wingertshardts-Grube.
Erlaubnisscheine zum Besuch der Gruben.
Dasberg.
Betzdorf.
Ausflug nach dem Hellerthal.
Bergbau.
Hohenselbachs-Kopf.
Geschichtliches.
Die Buchensteine.
Wildhandel.
Der Hickengrund.
Seine Bewohner.
Erläuterungen zum Begriff „Zigeuner“
Zigeuner.
Die Meckeser.
Kirchen.
Der Druidenstein.
Botanisches.
Das Küppelsfest.
Weg nach Wildenburg.


Volkes Brauch und Volkes Sitte im mittlern Siegthale.
Bekleidung.
Speisen.
Kartoffelbau.
Geschichtliches.
Prozesssucht.
Franzosenherrschaft.
Paul von Bettenhagen.
Altherkömmliche Sitten.
Der Aberglauben.
Das Amerikafieber.


Nach Siegen.
Freusburg.
Die Sage von Schloß Freusburg.
Der Giebelwald.
Die Junkernburg bei Niederschelden.
Sage.
Bergbau.
Eisenfeld.
Ankunft in Siegen.


Siegen.
Geschichtliches.
Die Stadt und ihre Bauwerke.
Die St. Nicolaikirche.
Der Nassauische Hof.
Ausweisung der Mönche.
Fürstengruft.
Der Thiergarten.
Die eiserne Jungfrau.
Das Behweibchen vom Kirchhofe.
Die Geburtsstätte Rubens.
Siegerländer Berühmtheiten.
Geistiges Leben.

Volkes Brauch und Volkes Sitte im Sieger-Lande.
Volkskarakter.
Knappschaften.
Knappschafts-Ordnung.
Ackerbau, Wiesenkultur und Viehzucht.
Der Hirte.
Besehen.
Taufen.
Pfingstlümmel und andere Sitten.
Volksfeste.
Kaffebrech.
Hammerschmiede.
Hochwaldbestand.

Das Siegerland.
Verschiedene Ausflüge in’s Siegerland.
Bergbau und Hüttenbetrieb.

Ausflug nach Müsen.
Weg nach Müsen.
Der Köln-Müsener Bergwerk-Verein.
Bergmännisches.
Besuch der Gruben.
Die Sagen vom Kindelsberg und Altenberg.
Die böse Stadt.
Die Linde auf Schloss Kindelsberg.
Der Gasthof zum Kronprinzen von Preusen in Hilchenbach.
Das Stift Keppel.
Rückkehr nach Siegen.

Ausflug nach Ginsberg, Grund und Hilchenbach.
Karakter des Landes.
Die Sagen vom Schömelberge und der alten Burg.
Der Ginsberg.
Grund, Jung gen. Stilling.
Sein Denkmal.
Der freie Stuhl auf Schloß Ginsberg.
Der Raubritter Hübner.
Das Fehmgericht.
Geschichte der Fehme.
Hilchenbach.

Ausflug nach den Quellen der Lahn, der Sieg und der Eder.
Karakter der Gegend.
Weg von Siegen.
Wege von Netphen, Deutz.
Walpersdorf.
Der Lahnhof.
Quelle der Lahn.
Die Stiegelburg.
Fernsichten.
Das Denkmal in der Kirche zu Irmgarteichen.
Die Siegquelle.
Die Ederquelle.
Hohenrode.
Lützel.
Die Kronprinzen-Eiche.
Weg nach Siegen.
Schluß.