Einleitung (von “Das Siegthal 1865”)

„Wie schön bist Du, o Deutschland, Vaterland !“

Wer die Naturpracht des Rheinthales von Bonn bis hinauf nach dem goldenen Rheingau staunend bewundert, sich innig erlabt hat an dem, was auf dieser Strecke die Natur in verschwenderischer Fülle, was hier Sage und Geschichte, was Vergangenheit und Gegenwart im reichsten Wechsel, was Volksleben und Volksstreben des Erfreuenden und Erhebenden hier bieten, der wird sich nicht minder überrascht fühlen durch die mannigfaltigen Schönheiten und hohen Reize, welche die Querthäler des herrlichen deutschen Stromes bergen.

Des Rheines Nebenthäler bieten eben so viel des Schönen, und dies an einzelnen Punkten sogar in reizenderem Wechsel, als das Rheinthal selbst.

Der Besuch derselben ist daher eben so genussreich lohnend, in allen Beziehungen eben so befriedigend für jeden Freund der Natur und des Lebens in der Unerschöpflichkeit ihrer Poesie.

Und gerade da, wo des Rheines Ufer des hochpoetischen Schmuckes der Natur entbehren, nur des Menschen Werk, seine stolzen Städte und bauherrlichen Dome dieselben beleben, wo der mächtige Strom gewöhnlich in sinnendem Ernste, aber voll majestätischer Ruhe zwischen seinen Flachufern dahinzieht, oder im Frühsommer seine stolzen Wassermassen rascher dahinwälzt, da sind die Flüsse seiner Nebenthäler, die ihm von den nahen Bergsäumen, aus dem Herzen der deutschen Gauen, von den Höhen Lothringens ihre Wassertribute zuführen, überreich im Wechsel der anziehendsten Naturschönheiten ihrer Ufer, an denen sich die Romantik der Vergangenheit mit der blühendsten’ Lebensfrische der Gegenwart voller Anmuth paart.

Reich an ernster wilder Romantik der ewigen Poesie der Natur sind die Flussthälchen, durch welche der Schwarzwälder von den luftigen Höhen des Schwarzwaldes seine Riesentannen dem Rheine zuflösst. Wie die Natur, so das Volk, voll hohen Ernstes und sinniger Bedächtigkeit in seinen düsteren Thalgründen, wo die Börnlein so traulich Kosen, wo die Mühle mit der Einsamkeit und dem jähen Sturzbache Tag und Nacht plaudert, oder auf seinen, rings mit himmelhohen Edeltannen bestandenen Halden und Höhen, trotz des vielseitigen Verkehrs mit den nahen und fernen Ländern, noch treu der Vätersitte, gewerkfleissig schaffend und in Sitte und Brauch, in Wohnung und Kleidung die passendste Staffage zu dem äusserst malerischen Karakter des Landes. Wohin der Wanderer in diesen reizenden Thalgründen, auf den sonnigen Bergfirsten, von denen sein Auge frei nach allen Richtungen schweift, seinen Stab wendet, aller Orten umweht ihn die Poesie eines wildschönen wechselreichen Berglandes, der fesselndsten Waldherrlichkeit. Wen lockt nicht der 4000 Fuss hohe Feldberg mit seinen Sennen und seinen Viehhütten, einer der lohnendsten Punkte Deutschlands. Wer hat nicht schon gelauscht den Sagen vom Mummelsee, vom Himmelreich und Höllenthal?

Welch’ einen unaussprechlichen Reiz in der malerischen Mannigfaltigkeit seines Karakters bietet nicht das 48 Meilen lange Neckarthal, mit seinen lockenden Höhen, seinen herrlichen Buchenwäldern, bald freundlich, liebreich mild, bald wild romantisch, reich an den lieblichsten Landschaftsbildern? Voll der Erinnerungen einer thatlebendigen Vergangenheit sind die alten Städte und Städtchen, die des Neckars Ufer bekränzen, die Ruinen der stolzen Herrenburgen und Vesten, die seine Höhen krönen. Hätte das Neckarthal nur das in seinen Umgebungen so naturreizende Heidelberg mit seiner majestätischen Schlossruine, ein Denkmal fürstlichen Kunstsinns, ein Schandmal französischen vandalischen Frevelmuthes, schon überreich würde der Tourist den Besuch des Thales belohnt sehen. Und an die Erinnerungen einer bedeutungsvollen Vergangenheit reiht sich eine gewerbreiche, handelsthätige Gegenwart, welche in dem schönen Thale eben so fesselt, wie seine Naturreize.

Nicht minder schön und reich an Wechsel der lardschaftlichen Bilder seiner Ufer ist der Fluss des herrlichen Frankenlandes, der Main, nicht minder üppig in seinem Natursegen. Sein ganzes weites, 66 Meilen langes Thalgelände ist nicht weniger reich an historischen Erinnerungen mit dem Schmucke seiner schönen, in der Geschichte des Vaterlandes mit Stolz genannten Städte, welche, einer bedeutungsvollen Vergangenheit sich rühmend, in ihrer gewerbfleissigen Thätigkeit sich einer heitern, segensreichen Gegenwart erfreuen, die schönsten, sprechendsten Denkmale der Segnungen des Friedens. Ein Engländer Geddes hat uns in seinem Gedichte: „The banks of the Main“ seine Schönheiten besungen, Alexander Kaufmann seine Sagen erzählt.

Auch das Lahnthal darf sich bei einer Länge von 33 Meilen mannigfaltiger Schönheiten, der überraschendsten Landschaftsscenen rühmen, hat seine bedeutungsvollen historischen Monumente und lohnt in jeder Beziehung reichlichst den Besuch, jetzt auch Jedem, der nur im Fluge geniessen will, durch Vollendung der Eisenbahn – Verbindung mit dem Rheine erleichtert. Reizendere Thäler, wie die Lahn in ihrem Mittellaufe, hat Deutschland wenige aufzuweisen, wenige Punkte, wie Limburg, Dietz, Balduinstein, Schloss Schönburg, Kloster Arnstein, Nassau, mit den Ruinen des Stammschlosses, den Trümmern des Schlosses Stein, und Bad Ems. Dasselbe kann man von dem wildromantischen Thale des Wiedbaches sagen, welches einzelne äusserst malerische Partieen, namentlich die Trümmer des alten Schlosses Wied, in ihrer Art karakteristisch schöne Punkte aufzuweisen hat.

Auf dem linken Ufer des Oberrheines finden wir keine in den Strom mündenden Nebenthäler, daher auch keine grösseren Flüsse. Die Naturschönheiten ziehen sich mehr oder minder vom Flusse zurück, dessen Stolz hier die Städte: Strassburg, die einst stolze deutsche Stadt, jetzt ein Denkmal der Schmach des deutschen Vaterlandes. Speier, mit seinem Kaiserdome und Worms, die uralte Burgunder-Stadt der Sage, reich an grossen bedeutungsvollen Erinnerungen von der heldengrossen Sagenzeit der Nibelungen bis zum Reichstage Karls V. Ausserordentlich lohnend sind aber die Schönheiten der Vogesen und des Juragebirges. In den Vogesen überrascht uns ein grossartiger Wechsel der Naturscenen, voller Romantik und malerischer Pracht, belebt von einem kernwüchsigen allemannischen Menschenschlage , arm und zufrieden, treu deutscher Sprache, Sitte und Art, noch festhaltend am altväterlichen Brauche, ist seine Heimath auch schon fast zwei Jahrhunderte dem Scepter Frankreichs unterthan. Noch hat die Alles nivellirende Aufklärung in den Thälern der Vogesen und des Jura die alten Volkstrachten und Volksbräuche nicht verdrängt, dem Leben seine naturwüchsige Poesie gelassen, wie wir dies überhaupt auch in den südlichen Nebenthälern des Rheines noch mehr finden, als in den nördlichen.

Wie der Karakter des Bodengepräges der Pfalz, freundlich und heiter, des herrlichsten Natursegens sich erfreuend, ein wahrer Garten, ist auch der Karakter des Pfälzers, der Schönheit seiner Heimath entsprechend, voller Lebenslust, die sein Wein erhöht, offen und bieder, nach allen Richtungen hin praktisch gediegen, bei ungewöhnlicher Lebendigkeit, echt deutsch.

Ein ganz eigenthümliches Gepräge entfaltet das Nahethal bei einem Laufe von 17 Meilen in dem malerischen Wechsel seiner felsengeschirmten Ufer, geschmückt mit Reben-Anlagen, die kostbaren Wein liefern, mit den Ruinen vormals stattlicher Burgen gekrönt, einst die Sitze mächtiger Geschlechter. In seinen Salzquellen gibt das Thal vielen Leidenden Heilung und Genesung und wird mit jedem Jahre besuchter, seitdem die Salzbäder Kreuznach’s ihren Ruf in ihrer Heilwirkung immer mehr bewährt haben, und eine Eisenbahn das romantische Thal im nähere Verbindung mit dem Rheinthale gebracht hat.

Dem Maler bietet das Thal in seinen Felspartieen, seinen Burgtrümmern,, seinen Ufergründen die reichsten und schönsten Vorwürfe, wie dem Dichter in seiner Geschichte und Sagenwelt. Scheuren, der als wahrer Poet mit Stift und Pinsel schaffende Künstler, hat sich in dem Nahethale zu manchen seiner schönsten Schöpfungen begeistert und Pfarräus, der anmuthvolle Sänger der Waldlieder, hat die Sage und Geschichte seiner Heimath in manchen ansprechenden Dichtungen würdig gefeiert.

[Köln besitzt in dem Rhein-Album, welches Ihre Majestät unsere Königin und ein Verein kunstsinniger Kölner Frauen seinem Museum verehrt haben, einen reichen Kranz der anmuthigsten Blüthen des seltenen Talentes des genialen Scheuren, Zögling und Professor der Akademie Düsseldorfs. Sein letztes bedeutendes Werk sind Illustrationen zu Schillers „Braut von Messina“, voll inniger Poesie und künstlerisch tiefem Verständnis des Dichters.]

Schon Ausonius, ein römischer Dichter des vierten Jahrhunderts, besang das äusserst malerische Moselthal, in vielen Beziehungen des Dichters Preises würdig. Voller Anmuth sind die Ufer der Mosel von Trier bis Coblenz, ein segensreiches Weinland, denn Rebenschmuck bekränzt die meisten ihrer Berge vom Fusse bis zum Gipfel. Von grosser historischer Bedeutung ist das Thal schon seit der Römerzeit, besonders seit Constantin das alte Trier zu seinem Herrschersitze wählte und aus der malerisch schön

gelegenen Stadt ein deutsches Rom schuf, noch ehrfurchtgebietend in den mächtigen Ueberresten aus jener Periode.

Nicht minder fesselnd sind die Erinnerungen des Moselthales aus dem Mittelalter, an welches seine Bergruinen, seine Klöster uns mahnen, stets Wegweiser nach den schönsten Punkten des Thales, dessen Querthäler auch noch gar manche Schönheiten aufzuweisen haben. Genannt sei nur das in einer wahrhaft romantischen Einsamkeit gelegene Schlammbad von Bertrich, eine reizende Oase voller Poesie. Gar manchen Punkt giebt es an der Mosel, der jeden Naturfreund anheimeln muss, eben so anlockend, wie die Waldgründe des Soonwaldes mit seinen malerischen Partieen und Thalschlünden. Neben dem heitersten Naturleben fesselt den Wanderer eine vielseitige industrielle Thätigkeit sowohl an der Mosel selbst, wie an ihrem Nebenflusse, der nicht minder malerisch reizenden, an Steinkohlen reichen Saar, welche in dem Maler Becker von Frankfurt am Main ebenfalls ihren Scheuren gefunden, und in der Fayence-Fabrik von Boch und Leroy in Mettlach ein Etablissement aufzuweisen hat, dem, was Gediegenheit seiner kunstanstrebenden Produkte angeht, seien es rein plastische Arbeiten aller Gattungen, oder schön stylisirte einfache und bunte Bodenfliesse, Deutschland kein Aehnliches hat.

Ein heiter gemüthliches Völkchen, eben so lebensfroh, wie sein Wein Lebensfreude weckend, und selbst, wenn seine Hoffnungen zuweilen noch so arg getäuscht werden, immer zufrieden, auf bessere Zeiten vertrauend, ein biederer gesunder Menschenschlag lebt an der Mosel und an der Saar, aber, gleich allen Weinbauern, mehr der Gegenwart, als der Zukunft.

Das Thal der Nette und das Brohlthal entfalten mannigfaltige landschaftliche Schönheiten.

Idyllisch ist der Karakter des Ersteren, phantastisch malerisch das Brohlthal mit seinen Tuffsteinbrüchen und in den Tuff getriebenen Galerien, welche schon den Römern, wie es viele hier gefundene Denkmale bekunden, ihr Baumaterial lieferten, seitdem Roms Adler bis zum linken Ufer des Rheines vordrangen. Der Tuff ist das Produkt der Schlammvulkane, die hier in antidiluvianischer Periode in Thätigkeit. Der ganze District zwischen der Nette von den Senkungen der Eifelgebirge bis über das Brohlthal hinaus trägt vulkanisches Gepräge, hat vulkanische Produkte von der härtesten Lava in allen Abstufungen aufzuweisen.

[Vergl. Dr. von Dechens „geognostischen Führer zu der Vulkanreihe der Vorder-Eifel“. Bonn 1861.]

Im Brohlthal quillt der Tönnissteiner Heilborn, eine heilwirkende eisenhaltige Quelle, die jetzt wieder mit dem besten Erfolge zu Bädern benutzt wird. Den Touristen führt das malerische Thal bis zum einsamen Laacher See, an dessen westlichem Ufer der romanische Prachtbau der Benediktiner Abteikirche Laach, ein Werk des zwölften Jahrhunderts, seine stattlichen Giebel und Thürme, äusserst malerisch gruppirt, erhebt. Dieses Denkmal allein lohnt durch seine mannigfaltigen architektonischen Schönheiten die Mühe des Weges.

Das Kloster hat jetzt seine ursprüngliche Bestimmung wieder erhalten. Nicht leicht findet man einen Ort am Rheine, in seinem ganzen Karakter so passend zu einem beschaulichen Leben.

Die Benediktiner, gleich den aus ihrem Orden zunächst hervorgehenden Cisterziensern und Prämonstratensern, die Wohlthäter der Gegenden, wo sie sich ansiedelten, haben stets die schönsten Punkte zur Anlage ihrer Klöster zu wählen gewusst, sei es nun in der Tiefe einsamer Thalgründe, oder auf luftiger Höhe. Wo sie sich aber anbauten, dahin brachten sie auch den Segen des Ackerbaues, die Grundlage aller Cultur und Gesittung,, deren Heerd ihre Klöster in den Zeiten, wo der Ausdruck „Schwielen in den Händen haben“ noch synonym mit dem Worte „Mönch“ war.

Mönche brachten ebenfalls die Reben nach dem jetzt so weinreichen Ahrthale, das in seinem Schosse auch Mineralquellen mancherlei Art birgt.

Liebliche Anmuth überrascht den Wanderer in diesem schönen Thale nicht weniger, als der Fleiss seiner Winzer, welcher selbst hinauf bis zu den Firsten der Berge seine regelschönen Rebenpflanzungen gebaut hat.

Ausserordentlich einladend ist die junge, gar freundliche Anlage des Bades Neuenahr, mit eben so prachtvollem, als geschmackvollem Kurhause, um welches sich in wenigen Jahren ein neuer, heiterer Ort angebaut hat. Hier findet in gut eingerichteten Gasthöfen und hübschen Privatwohnungen der Genesung suchende, wie der zum Vergnügen reisende allen nur gewünschten Comfort, ohne die oft abnormen Preise der rheinischen Badeörter.

[Vgl. Die Thermen von Neuenahr und dessen Umgebungen mit Bezug auf Natur, Kunst und Geschichte. Ein vollständiger Führer für Curgäste von Hofrath A. J. Weidenbach. Bonn, 1864. Verlag von T. Habicht.]

In den wenigen Jahren seines Bestehens hat sich die Heilwirkung des Bades Neuenahr auf’s Erprobteste bewährt, woher der mit jedem Jahre steigende Besuch.

Was der Freund der Natur einer Gebirgsgegend in kleinerm Massstabe nur immer begehrt, bietet auf kurzer Strecke das Ahrthal: idyllische Partieen voller Lieblichkeit, von Ahrweiler bis Altenahr den malerischen Wechsel wilder Romantik, Berglandschaft auf der linken Stromseite, eigenthümlich gestaltet durch die unsäglichen Anstrengungen des Weinbaus, während nackte und bebuschte Felsen den Fluss auf dem rechten Ufer einschliessen. Niemand wird unbelohnt das Ahrthal besuchen, gewiss Mancher seine Erwartungen übertroffen finden, so malerisch reizend, so überraschend schön ist in wenigen Stunden Weges der Wechsel der sich hier vor seinem Blicke entfaltenden landschaftlichen Bilder, die namentlich von der Höhe der Ruinen der alten Veste Altenahr so eigenthümlich schön, so fesselnd sind, dass man wohl behaupten darf, es gebe in Deutschland nur wenige Ansichten geschlossener Landschaften, welche in Bezug auf malerischen Effekt mit diesen einen Vergleich aushalten.

Auch der Niederrhein, wie man von Bonn aus den unteren Lauf des Rheines nennt, bietet auf seinem rechten Ufer in den Thälern, welche die Sieg, die Wupper, die Ruhr und die Lippe durchströmen, gar Viel des Naturschönen, des historisch Merkwürdigen und des Bedeutenden in der grossartigen Gewerbthätigkeit unserer Tage. Diese Flussthäler entschädigen im reichsten Masse für die Einförmigkeit des bis zur Mündung des Stromes von Bonn noch 40 Meilen langen Rheinthales, das ausser der heitern Musenstadt Bonn, der Rheinmetropole Cöln, der freundlichen Kunststadt Düsseldorf, noch als Zierde die Städte Ruhrort, Wesel, Emmerich und das heitere Arnheim aufzuweisen hat, alle blühend unter dem Segen des Friedens.

Das Siegthal mit seinen mannigfaltigen Reizen und Schönheiten, seinen historischen Erinnerungen, seinem industriellen Leben sollen uns die folgenden Blätter ausführlich kennen lehren.

Reizende Partieen umschliesst das Wupperthal, dessen Ufer gewerbfleissige, selbstthätige, was die Massen betrifft in der Volksbildung bedeutend fortgeschrittene, sinnige Menschen beleben. Im südlichen Theile des Thales klingt der Ambos, brausen die Stahlschleifen, pochen die Eisenhämmer, feiert die deutsche Stahl- und Eisenindustrie ihre Triumphe, ohne Scheu mit England in die Schranken tretend. Im mittlern Wupperthale, eine wahre ununterbrochene Kette von industriellen Anlagen, wie sie uns an der Küste des alten Phöniziens geschildert werden, sausen die Spinnereien die Bandmühlen und die Weberschiffchen, alle nur denkbaren Webereien dem grossen Markte des Weltverkehrs liefernd, ausgezeichnet durch die Pracht ihrer Farben, den Reiz ihrer Muster. Hat das gesammte Deutschland Städte so gewerbfleissig, wie Elberfeld, Barmen und Gemarke aufzuweisen?

Voller idyllischer Schönheiten ist in seinen malerischen Windungen das Ruhrthal, äusserst lieblich, voller Anmuth in den Linien seiner Berge und in seinen malerischen Lagen, ganz verschieden in seinem allgemeinen freundlichen Karakter von den übrigen Nebenthälern des Rheines. An mächtigen Erinnerungen aus der Geschichte der Vorzeit des Niederrheins reich ist das Ruhrthal, deren Denkmale in den gewaltigen Ruinen stolzer Bergvesten uns von jenen Zeiten erzählen.

An beiden Ufern streben die Obelisken des Friedens, die zahllosen Schlotfänge der grossartigsten Etablissements der Stahl- und Eisen-Grossindustrie, des Maschinenbaues und der überreichen Kohlenbergwerke himmelan, geben dem Thale, wie seinen Nebenthälern der Lenne und der Mönne, und seinen zahlreichen Städten und Ortschaften einen ganz eigenthümlichen Karakter, den der industriellen Allmacht unserer Tage. Ganz Deutschlannd besitzt nur ein so grossartiges Etablissement wie die Gussstahl-Fabrik von Krupp bei Essen.

Im nördlichen Theile des 26 bis 30 Meilen langen Ruhrthales blüht neben der Industrie, Viehzucht und gesunder Ackerbau, lebt und schafft ein kräftiger Bauernstamm, noch treu in manchen Dingen altem Brauche und uraltem echtdeutschem Herkommen.

Die Lippe durchströmt von den waldumrauschten Höhen des Teutoburger Waldes ein etwa 35 Meilen langes Thal, in seinem nördlichen Theil voller ernster Romantik und wilder malerischer Schönheit des herrlichsten Hochwaldes. Im mittleren und südlichen Laufe fliesst die Lippe durch Fluren reich gesegneten Ackerbau’s, mit welchen sich Handelsverkehr und mannigfaltiger Gewerbefleiss in ganz eigenthümlicher Weise paaren, besonders die Leinwandfabrikation, die in ihren Bleichen einzelnen Strecken einen auffallenden Karakter giebt. Für den Touristen, der hier auch noch Viel des Urherkömmlichen unter den Landleuten antrifft, im nördlichen Thale noch manchen Brauch, der an unsere Urväter mahnt, bieten die Salinen des Thales auch noch Manches, das bemerkenswerth.

Dies ist ein Textausschnitt aus dem Buch “Das Siegthal” von Ernst Weyden, zuerst erschienen im Jahr 1865. Das Buch ist nun wieder erhältlich, die Bilder sind Beispielbilder und i. d. R. nicht dem Buch entnommen.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort.
Zur Einleitung.
Das Siegthal.

Die Sieg.
Sieg-Quelle, Lauf und Mündung.
Bergbau, Viehzucht und Köhler-Meiler.
Hauberg-Wirthschaft.
Wiesen-Cultur.
Ackerbau, Weinbau.

Von Beuel nach Blankenberg
Beuel, Landstrasse-Pützchen.
Von Beuel durch das Siebengebirge nach Siegburg.

Die Deutz-Giessener Bahn.
Der Bau.
Geheimer Baurath Haehner.
Baukosten.
Deutz-Bensberg.
Lüderich.
Wahner Heide.
Haltestellen – Lauf der Bahn.


Fusswanderungen durch das Siegthal.

Vom Rheine bis nach Siegburg.
Die Sieg-Mündung.
Die alte Sieg.
Regulirung der Flussmündung.

Isabellen-Insel.
Die Kriegsgeschichte der Isabelleninsel.
Fischfang, Alsen und Salme in der Sieg.
Die Kirche zu Schwarz-Rheindorf.
Maibeiern.
Mai-Lehen.
Maibaum.
Thierjagen.
Spinnstuben-Abende.
Volksgebräuche.
Martinsfeuer.
Bittwoche.
Spielbaehn.
Glockengiesser Claren.
Siegburg.


Siegburg und seine Umgebung.
Geschichte Siegburg’s.
Anno, der Heilige.
Legende.
Die Abtei.
Anno-Lied.

Schicksale der Stadt.
Hexenwesen in Siegburg und in Bonn.
Schicksale der Abtei.

Die Stadtkirche des h. Servatius.
Der Reliquien-Schatz.
Die Provinzial-Irren-Heilanstalt.
Ihre Einrichtung.
Garten-Anlagen.
Aussicht vom Kirchthurme.
Die Wolsberge.
Geognostisches.
Botanisches.


Von Siegburg nach Eitorf.
Geognostisches.
Rittersitz zur Mühle.
Legende.
Weinbau.
Seligenthal.
Schöne Aussichten.

Hennef.
Schloß Allner.
Der Schloßwald.
Geschichte.
Meroderer-Brüder.
Fürst Franz Ludwig von Hatzfeld.

Broelthal.
Ausflug in’s Broelthal.
Geognostisches.

Kloster Bödingen.
Der Silberling.

Rittersitz Attenbach.
Freiherr Theodor von Hallberg.


Blankenberg.
Die Burg.
Geschichte der Veste, der Stadt und des Amtes Blankenberg.
Stachelhardt.


Kloster Merten

Eitorf und seine Umgebungen.
Gasthöfe.
Geschichtliches.
Kirche.
Volksleben.
Dr. Meyer’s Heilanstalt für Nervenleidende und Gemüthskranke.
Ausflüge.
Hohenstein.
Geognostisches.
Burg Weltenroth.
Der hohe Schade.
Hippelroth.
Der Kelterberg.
Halft.
Die Schnepperstraße.
Die Siegwiese.
Bergbau.


Nach Windeck.
Wege von Eitorf nach Windeck.
Herchen.
Das Ohmbad-Thal.
Sage: Der Heilborn.
Nebenbäche.
Präsidenten-Brücke.
Botanisches.
Der Irserbach.
Der Hof Stein.
Durchstich.
Kesselthal von Stromberg.
Leuscheid.
Romanischer Taufstein.
Haltestelle.
Au und Umgebung.
Burgsitze bei Röcklingen.
Hoppengartner Berg
Höhe von Dreisel.
Das hohe Wäldchen, Baiershahns Höchste, der Altenstuhl, Bodenberg und die Wilhelmshöhe.
Wilbringhoven und Haus Broich.
Ritter von Huhn zu Broich.
Windeck.


Burg Windeck.
Geschichte der Veste und des Amtes Windeck.
Sage.
Adolph von Berg.
Opladener Ritterrecht.
Amt Windeck.
Burg Windeck im dreissigjährigen Kriege.
Zweite Einnahme durch Schweden und Hessen.
Zerstörung der Veste.
Disposition des Baues der Veste.
Neues Burghaus.
Curiositäten.
Die Burgterrasse.
Vesten und Burgsitze.
Erdwälle oder Schläge.
Amtleute.
Archiv von Windeck.
Eselshafer.


Von Windeck nach Schönstein.
Der Krummauel.
Station Schladern.
Rosbach und die Hohe Ley.
Bensekausen.
Faehren.
Von Au nach Hamm.
Bergbau.
Ausflug nach Kloster Marienthal.
Schatzgräberei.
Botanisches.


Wissen und seine Umgebung.
Burg Schönstein
Geschichtliches.
Schloß Grottorf.
Veste Wildenburg.
Geschichtliches.
Abstecher nach dem Westerwalde.
Bodengepräge und Bewohner.
Kloster Marienstatt (Locus Mariae)
Legende.
Die Kirche.


Von Wissen nach Kirchen.
Die Eiche bei Wissen.
Die Wingertshardts-Grube.
Erlaubnisscheine zum Besuch der Gruben.
Dasberg.
Betzdorf.
Ausflug nach dem Hellerthal.
Bergbau.
Hohenselbachs-Kopf.
Geschichtliches.
Die Buchensteine.
Wildhandel.
Der Hickengrund.
Seine Bewohner.
Erläuterungen zum Begriff „Zigeuner“
Zigeuner.
Die Meckeser.
Kirchen.
Der Druidenstein.
Botanisches.
Das Küppelsfest.
Weg nach Wildenburg.


Volkes Brauch und Volkes Sitte im mittlern Siegthale.
Bekleidung.
Speisen.
Kartoffelbau.
Geschichtliches.
Prozesssucht.
Franzosenherrschaft.
Paul von Bettenhagen.
Altherkömmliche Sitten.
Der Aberglauben.
Das Amerikafieber.


Nach Siegen.
Freusburg.
Die Sage von Schloß Freusburg.
Der Giebelwald.
Die Junkernburg bei Niederschelden.
Sage.
Bergbau.
Eisenfeld.
Ankunft in Siegen.


Siegen.
Geschichtliches.
Die Stadt und ihre Bauwerke.
Die St. Nicolaikirche.
Der Nassauische Hof.
Ausweisung der Mönche.
Fürstengruft.
Der Thiergarten.
Die eiserne Jungfrau.
Das Behweibchen vom Kirchhofe.
Die Geburtsstätte Rubens.
Siegerländer Berühmtheiten.
Geistiges Leben.

Volkes Brauch und Volkes Sitte im Sieger-Lande.
Volkskarakter.
Knappschaften.
Knappschafts-Ordnung.
Ackerbau, Wiesenkultur und Viehzucht.
Der Hirte.
Besehen.
Taufen.
Pfingstlümmel und andere Sitten.
Volksfeste.
Kaffebrech.
Hammerschmiede.
Hochwaldbestand.

Das Siegerland.
Verschiedene Ausflüge in’s Siegerland.
Bergbau und Hüttenbetrieb.

Ausflug nach Müsen.
Weg nach Müsen.
Der Köln-Müsener Bergwerk-Verein.
Bergmännisches.
Besuch der Gruben.
Die Sagen vom Kindelsberg und Altenberg.
Die böse Stadt.
Die Linde auf Schloss Kindelsberg.
Der Gasthof zum Kronprinzen von Preusen in Hilchenbach.
Das Stift Keppel.
Rückkehr nach Siegen.

Ausflug nach Ginsberg, Grund und Hilchenbach.
Karakter des Landes.
Die Sagen vom Schömelberge und der alten Burg.
Der Ginsberg.
Grund, Jung gen. Stilling.
Sein Denkmal.
Der freie Stuhl auf Schloß Ginsberg.
Der Raubritter Hübner.
Das Fehmgericht.
Geschichte der Fehme.
Hilchenbach.

Ausflug nach den Quellen der Lahn, der Sieg und der Eder.
Karakter der Gegend.
Weg von Siegen.
Wege von Netphen, Deutz.
Walpersdorf.
Der Lahnhof.
Quelle der Lahn.
Die Stiegelburg.
Fernsichten.
Das Denkmal in der Kirche zu Irmgarteichen.
Die Siegquelle.
Die Ederquelle.
Hohenrode.
Lützel.
Die Kronprinzen-Eiche.
Weg nach Siegen.
Schluß.