Die Kriegsgeschichte der Isabelleninsel

In der Kriegsgeschichte des Niederrheins hat die Isabellen-Insel eine gewisse Bedeutung. Nachdem der bekannte abenteuernde Parteigänger Martin Schenk von Nideck, ein tollkühner, kriegserfahrener, protestantischer Condottiere, während des truchsessischen Krieges das von den Baiern besetzte Bonn in der Nacht vom 22. auf den 23. September 1578 durch Überrumpelung genommen, war es seine erste Sorge, sich in der Nähe desselben festzusetzen.

Beuel wurde stark verschanzt, und auf dem am Ausflusse der Sieg liegenden Werth liess er auch eine feste Schanze anlegen, welche er in seinem Übermuthe, dem geistlichen Kurfürsten Ernst von Baiern (1583 – 1612) zum Spotte „Pfaffenmütz“ nannte.

Im März des folgenden Jahres begann die Belagerung Bonn’s durch den Prinzen Chimay, zu dem gegen Ende Mai der Statthalter von Friesland, der von dem Herzoge Alexander von Parma gesandte General Verdugo mit frischen Truppen stiess. Auf Verdugo’s Rath wurde die Schanze von Beuel nach förmlicher Belagerung und mehreren blutigen Stürmen genommen, wie auch die Pfaffenmütz, und zuletzt Bonn, das hart beschossen worden, zur Capitulation gezwungen. Am 28. Sptbr. verliess die Besatzung Bonn’s mit Wehr und Waffen die Festung. Martin Schenk wandte sich nach den Niederlanden, wo er am 14. Aug. 1589 bei der Überrumpelung von Nymwegen, als er sich nach vierstündigem Gefechte aus der Stadt zurückziehen musste, zu seinem Schiffe zurückkehrend, in der Waal ertrank. Die Spanier liessen seinen Körper viertheilen und öffentlich ausstellen. General Marquis de Varambon befahl aber den Körper abzunehmen und in einem Sarge aufzubewahren.

Erst zwei Jahre später wurden diese Überreste durch den Grafen Mauritz von Nassau in dem Familiengrabe der Herzoge von Geldern beigesetzt.

Martin Schenk von Nideck war kaum vierzig Jahre alt, als ihn der Tod ereilte.

Mit dem Jahre 1622 wurde auch der Niederrhein, bis dahin unmittelbar von den Stürmen des dreissigjährigen Krieges verschont, plötzlich von demselben bedroht. Holländische Truppen unter Ludwig Heinrich von Hatzfeld drangen rheinaufwärts und setzten sich auf dem Werthe in den Schanzen der Pfaffenmütz fest. Von hier aus schädigten sie nach allen Seiten das Land und errichteten auf dem linken Ufer der Sieg, zwischen diesem Flusse und dem Rhein, eine starke Schanze, ein Hornwerk in den Schweizerquartieren, so genannt, weil dort früher Schweizer gelegen hatten.

Sehr unwillkommene Gäste waren die Holländer an diesem Punkte, den ganzen Verkehr auf dem Rheine beherrschend. Viel hing davon ab, sie aus demselben zu vertreiben. Die Infantin Isabella Clara Eugenia, Tochter Philipps I., Gouvernantin der Niederlande, gab daher dem Grafen Heinrich von Berg von Brüssel aus den ausdrücklichen Befehl, Alles aufzubieten, Herr der Schanzen zu werden.

Graf Heinrich von Berg liess sofort auf dem rechten Ufer der Sieg bei Bergheim zwei Schanzen errichten, die er „Schnaufkatz“ und „Kickin die Mütz“ nannte, um aus denselben die Schanzen des Schweizerquartiers und die Pfaffenmütze zu beschiessen. So hartnäckig der Angriff immer sein mochte, nicht minder hartnäckig war der Widerstand.

Wütheten auch Scorbut und Ruhr in den Schanzen der Holländer, an keine Übergabe war zu denken.

Man sah sich zuletzt genöthigt, auf dem linken Rheinufer bei Grafen-Rheindorf, der Pfaffenmütz gegenüber, eine mächtige Batterie anzulegen, welche den Namen „Mundzu“ erhielt, um durch dieselbe die feindlichen Schanzen von zwei Seiten beschiessen zu können und zum Schweigen zu bringen. Wie verzweifelt auch die Gegenwehr der Holländer, sie mussten dem mit dem grössten Nachdrucke fortgesetzten Doppel-Angriffe, dem Doppelfeuer endlich weichen, konnten sich gegen die von zwei Seiten Tag und Nacht auf sie niederhagelnden Wurfgeschosse nicht mehr schützen, mussten capituliren.

Gestattet ward es ihnen, mit Fahnen, Waffen und Bagage abzuziehen, Geschütz und Munition zurücklassend. Die abziehenden Holländer wurden von den Bergischen Truppen bis nach Arnheim eskortirt.

Das Schanzenwerk auf dem Werth und auf beiden Seiten der Sieg wurde zerstört, das Werth selbst aber, des Sieges wegen „Isabellen-Insel“ genannt, welchen Namen es noch führt.

Unternehmen wir unsere Siegfahrt im Frühling wenn der unermüdliche Kukuk ruft, ein geheimnissvolles Leben und Weben durch Flur und Anger, über Höhen und Halden zieht, wenn der Wald grün aufflammt, sich mit frischen Maien schmückt, wenn die Nachtigallen in dem Buschwerk der Ufer der Sieg am Frühmorgen, in der andächtigen Feier des Abends, oder in der wundervollen Stille der Nacht ihre Liebe singen, ihre Sehnsucht nach dem zauberischen Osten, dann regt sich auch ein neues stilles Leben in dem Flusse.

Dies ist ein Textausschnitt aus dem Buch „Das Siegthal“ von Ernst Weyden, zuerst erschienen im Jahr 1865. Das Buch ist nun wieder erhältlich, die Bilder sind Beispielbilder und i. d. R. nicht dem Buch entnommen.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort.
Zur Einleitung.
Das Siegthal.

Die Sieg.
Sieg-Quelle, Lauf und Mündung.
Bergbau, Viehzucht und Köhler-Meiler.
Hauberg-Wirthschaft.
Wiesen-Cultur.
Ackerbau, Weinbau.

Von Beuel nach Blankenberg
Beuel, Landstrasse-Pützchen.
Von Beuel durch das Siebengebirge nach Siegburg.

Die Deutz-Giessener Bahn.
Der Bau.
Geheimer Baurath Haehner.
Baukosten.
Deutz-Bensberg.
Lüderich.
Wahner Heide.
Haltestellen – Lauf der Bahn.


Fusswanderungen durch das Siegthal.

Vom Rheine bis nach Siegburg.
Die Sieg-Mündung.
Die alte Sieg.
Regulirung der Flussmündung.

Isabellen-Insel.
Die Kriegsgeschichte der Isabelleninsel.
Fischfang, Alsen und Salme in der Sieg.
Die Kirche zu Schwarz-Rheindorf.
Maibeiern.
Mai-Lehen.
Maibaum.
Thierjagen.
Spinnstuben-Abende.
Volksgebräuche.
Martinsfeuer.
Bittwoche.
Spielbaehn.
Glockengiesser Claren.
Siegburg.


Siegburg und seine Umgebung.
Geschichte Siegburg’s.
Anno, der Heilige.
Legende.
Die Abtei.
Anno-Lied.

Schicksale der Stadt.
Hexenwesen in Siegburg und in Bonn.
Schicksale der Abtei.

Die Stadtkirche des h. Servatius.
Der Reliquien-Schatz.
Die Provinzial-Irren-Heilanstalt.
Ihre Einrichtung.
Garten-Anlagen.
Aussicht vom Kirchthurme.
Die Wolsberge.
Geognostisches.
Botanisches.


Von Siegburg nach Eitorf.
Geognostisches.
Rittersitz zur Mühle.
Legende.
Weinbau.
Seligenthal.
Schöne Aussichten.

Hennef.
Schloß Allner.
Der Schloßwald.
Geschichte.
Meroderer-Brüder.
Fürst Franz Ludwig von Hatzfeld.

Broelthal.
Ausflug in’s Broelthal.
Geognostisches.

Kloster Bödingen.
Der Silberling.

Rittersitz Attenbach.
Freiherr Theodor von Hallberg.


Blankenberg.
Die Burg.
Geschichte der Veste, der Stadt und des Amtes Blankenberg.
Stachelhardt.


Kloster Merten

Eitorf und seine Umgebungen.
Gasthöfe.
Geschichtliches.
Kirche.
Volksleben.
Dr. Meyer’s Heilanstalt für Nervenleidende und Gemüthskranke.
Ausflüge.
Hohenstein.
Geognostisches.
Burg Weltenroth.
Der hohe Schade.
Hippelroth.
Der Kelterberg.
Halft.
Die Schnepperstraße.
Die Siegwiese.
Bergbau.


Nach Windeck.
Wege von Eitorf nach Windeck.
Herchen.
Das Ohmbad-Thal.
Sage: Der Heilborn.
Nebenbäche.
Präsidenten-Brücke.
Botanisches.
Der Irserbach.
Der Hof Stein.
Durchstich.
Kesselthal von Stromberg.
Leuscheid.
Romanischer Taufstein.
Haltestelle.
Au und Umgebung.
Burgsitze bei Röcklingen.
Hoppengartner Berg
Höhe von Dreisel.
Das hohe Wäldchen, Baiershahns Höchste, der Altenstuhl, Bodenberg und die Wilhelmshöhe.
Wilbringhoven und Haus Broich.
Ritter von Huhn zu Broich.
Windeck.


Burg Windeck.
Geschichte der Veste und des Amtes Windeck.
Sage.
Adolph von Berg.
Opladener Ritterrecht.
Amt Windeck.
Burg Windeck im dreissigjährigen Kriege.
Zweite Einnahme durch Schweden und Hessen.
Zerstörung der Veste.
Disposition des Baues der Veste.
Neues Burghaus.
Curiositäten.
Die Burgterrasse.
Vesten und Burgsitze.
Erdwälle oder Schläge.
Amtleute.
Archiv von Windeck.
Eselshafer.


Von Windeck nach Schönstein.
Der Krummauel.
Station Schladern.
Rosbach und die Hohe Ley.
Bensekausen.
Faehren.
Von Au nach Hamm.
Bergbau.
Ausflug nach Kloster Marienthal.
Schatzgräberei.
Botanisches.


Wissen und seine Umgebung.
Burg Schönstein
Geschichtliches.
Schloß Grottorf.
Veste Wildenburg.
Geschichtliches.
Abstecher nach dem Westerwalde.
Bodengepräge und Bewohner.
Kloster Marienstatt (Locus Mariae)
Legende.
Die Kirche.


Von Wissen nach Kirchen.
Die Eiche bei Wissen.
Die Wingertshardts-Grube.
Erlaubnisscheine zum Besuch der Gruben.
Dasberg.
Betzdorf.
Ausflug nach dem Hellerthal.
Bergbau.
Hohenselbachs-Kopf.
Geschichtliches.
Die Buchensteine.
Wildhandel.
Der Hickengrund.
Seine Bewohner.
Erläuterungen zum Begriff „Zigeuner“
Zigeuner.
Die Meckeser.
Kirchen.
Der Druidenstein.
Botanisches.
Das Küppelsfest.
Weg nach Wildenburg.


Volkes Brauch und Volkes Sitte im mittlern Siegthale.
Bekleidung.
Speisen.
Kartoffelbau.
Geschichtliches.
Prozesssucht.
Franzosenherrschaft.
Paul von Bettenhagen.
Altherkömmliche Sitten.
Der Aberglauben.
Das Amerikafieber.


Nach Siegen.
Freusburg.
Die Sage von Schloß Freusburg.
Der Giebelwald.
Die Junkernburg bei Niederschelden.
Sage.
Bergbau.
Eisenfeld.
Ankunft in Siegen.


Siegen.
Geschichtliches.
Die Stadt und ihre Bauwerke.
Die St. Nicolaikirche.
Der Nassauische Hof.
Ausweisung der Mönche.
Fürstengruft.
Der Thiergarten.
Die eiserne Jungfrau.
Das Behweibchen vom Kirchhofe.
Die Geburtsstätte Rubens.
Siegerländer Berühmtheiten.
Geistiges Leben.

Volkes Brauch und Volkes Sitte im Sieger-Lande.
Volkskarakter.
Knappschaften.
Knappschafts-Ordnung.
Ackerbau, Wiesenkultur und Viehzucht.
Der Hirte.
Besehen.
Taufen.
Pfingstlümmel und andere Sitten.
Volksfeste.
Kaffebrech.
Hammerschmiede.
Hochwaldbestand.

Das Siegerland.
Verschiedene Ausflüge in’s Siegerland.
Bergbau und Hüttenbetrieb.

Ausflug nach Müsen.
Weg nach Müsen.
Der Köln-Müsener Bergwerk-Verein.
Bergmännisches.
Besuch der Gruben.
Die Sagen vom Kindelsberg und Altenberg.
Die böse Stadt.
Die Linde auf Schloss Kindelsberg.
Der Gasthof zum Kronprinzen von Preusen in Hilchenbach.
Das Stift Keppel.
Rückkehr nach Siegen.

Ausflug nach Ginsberg, Grund und Hilchenbach.
Karakter des Landes.
Die Sagen vom Schömelberge und der alten Burg.
Der Ginsberg.
Grund, Jung gen. Stilling.
Sein Denkmal.
Der freie Stuhl auf Schloß Ginsberg.
Der Raubritter Hübner.
Das Fehmgericht.
Geschichte der Fehme.
Hilchenbach.

Ausflug nach den Quellen der Lahn, der Sieg und der Eder.
Karakter der Gegend.
Weg von Siegen.
Wege von Netphen, Deutz.
Walpersdorf.
Der Lahnhof.
Quelle der Lahn.
Die Stiegelburg.
Fernsichten.
Das Denkmal in der Kirche zu Irmgarteichen.
Die Siegquelle.
Die Ederquelle.
Hohenrode.
Lützel.
Die Kronprinzen-Eiche.
Weg nach Siegen.
Schluß.