Weg durchs Siebengebirge.
In 5 Stunden erreicht man, von Beuel aus der Landstrasse folgend, Blankenberg. Dem Touristen aber, der seiner selbst und seiner Zeit Herr ist, der Natur sich recht freuen will, möchte ich den Weg durch’s Siebengebirge anempfehlen.
Er mag nun seine Wanderung von Königswinter antreten und über den Petersberg nach dem Thale von Heisterbach ziehen, oder von Dollendorf aus, dem nördlichen Querthale durch’s Gebirge folgen. Der äusserst romantische Weg, durch seinen Wechsel besonders einladend, führt bald durch frischen Hochwald, bald durch liebliche Thalgründe von Ober-Dollendorf bis nach dem Heisterbacher Mantel.
Heisterbach.
Hier darf man Halt! machen, wozu die malerisch schöne Ruine der Chorapside der unter der Franzosen-Herrschaft abgerissenen Cisterzienser-Abtei-Kirche in ihrer mehr als malerischen Umgebung jeden Natur- und Kunstfreund einladet, da Jedem die in den Ökonomie-Gebäuden des alten Klosters von dem Hofmann Fr. Heuser unterhaltene Wirthschaft auch zu empfehlen ist.
Der Chorbau in der einsamen Stille des Thales überrascht durch die eigenthümlichen Formen des gothischen Übergangsstyles und lässt uns, nach dem, was von dem Prachtbau übrig geblieben, um so mehr die Barbarei des zerstörenden Vandalismus beklagen. Der Bau fällt in die Jahre 1202 bis 1233 und zeigt in seiner Anlage einen genialen Baukünstler, wahrscheinlich denselben Meister, den Laien Wolbero, der 1209 Sanct Quirin’s Münster in Neuss und, nach meinem Dafürhalten, auch einige Jahre später die bauschöne Pfarrkirche in Sinzig baute.
Der runde Chorschluss der Abteikirche zu Heisterbach hat einen Umgang, der durch nach der Tiefe gekuppelte schlanke Säulen, welche Wulstspitzbogen tragen, von der Schlussmauer geschieden ist. Die äusseren Säulen stehen doppelt übereinander, die innern aber auf einer Brüstungsmauer.
Zwischen den rundbogigen Fenstern sind freistehende Säulchen angebracht, welche, verbunden durch überhöhte Rundbogen, die Rippen des Kloster- oder Kuppelgewölbes tragen, das ausserhalb durch Streben gestützt wird. In der Mauerstärke des Umgangs ist ein Nischenkranz angelegt mit kleinen Blenden, deren Säulchen, wo die Gewölbegurten aufsetzen, verdoppelt sind. An der äusseren Seite des Umgangs sind dem Nischenkranz entsprechende Blenden angebracht. Das aus acht Arkaden oder Jochen gebildete Schiff der ehemaligen Kirche, einer Pfeilerbasilika, hatte am vierten Joche ein nicht über die Seitenmauern des Seitenschiffs hervortretendes Transept. Die Kirche war mit rechteckigen, rippenlosen Kreuzgewölben geschlossen und hatte in Kreisblenden gefasste Achtpassfenster und Kreisfenster mit frühgotischem Maaswerk gefüllt. Die Giebel der Transeptflügel waren von kolossalen Zwölfpasfenstern durchbrochen. Wer möchte in dieser wahrhaft romantischen Umgebung, deren malerische Wirkung gerade in der kunstschönen Ruine ihren Hauptreiz findet, nicht gern ein Stündlein verträumen ?
Oberpleis.
Aus dem Heisterbacher Mantel führt ein anmuthiger Weg durch das Thalgehänge zwischen den fleissig betriebenen Steinbrüchen des Stenzelberges, und Weilbergs, durch Ober- und Nieder-Heisterbach, dann über den Limberg durch malerischen Wechsel der Thalgründe, mit Hochwald und Niederwald bestanden, über den Thomasberg und Bellinghausen nach Oberpleis. In (Ober)Pleis (Pleisa), später Oberpleis, bestand schon um das Jahr 944 eine der ältesten geistlichen Stiftungen im Auelgau, welche die spätere „Decania Siegburgensis“ (Siegbergen) der Erzdiözese Kölns bildete und den grössten Theil der Landstriche der mittleren und unteren Sieg und der Agger umfasste, gegen Westen den Rhein zur Gränze hatte und sich von Linz hinab nach Lülsdorf erstreckte. Die Erzdiözese war in zwei und zwanzig Dekanate eingetheilt, von denen Siegburg das ein und zwanzigste, bildete.
Nachdem sein Oheim Everhard von Pleisa zur Gründung eines Klosters sein Vermögen bestimmt, gab auch der Erzbischof Kölns Wicfried (925 – 953) seine ganze Habe zu diesem Zwecke, und zog Benediktiner aus der bekannten und berühmten Abtei Corvey nach dieser Waldeinsamkeit.
Die junge Stiftung hatte er mit vielen Gütern der Nachbarschaft beschenkt. Unter Erzbischof Anno II. (1056 – 1076) wurde das Kloster als Propstei mit der von ihm 1064 gegründeten Abtei Siegburg vereinigt, und diente später den angehenden Mönchen Siegburgs als Noviziat; sie hielten in der Propstei ihr Probejahr ab. Unter den Pröpsten, welche derselben vorstanden, werden manche der edelsten Namen unserer Provinz genannt.
Blankenberg.
Gar malerisch gruppirt sich von diesem Punkte die nördliche Masse des Siebengebirges, fesselnd durch die Schönheit seiner Linien. Von Oberpleis geht der Weg nach Frohnhardt und Wellersberg bis nach Uckerath, wo derselbe sich theilt, entweder nach Blankenberg, oder nach Eitorf.
Dem Freunde frischer Waldpoesie, über alle Schilderung schön, wie sie im Frühling, im Sommer und im Herbste gerade im Siebengebirge ihre reichste Anmuth entfaltet, würde ich den Weg durchs Siebengebirge nach der Sieg anrathen.
Siegburg.
Ohne alle Anstrengung führt derselbe in fünf Stunden nach Siegburg, will der Wanderer seine Siegfahrt nicht von Blankenberg aus beginnen, wohin man übrigens bald von Uckerath gelangt.
Dies ist ein Textausschnitt aus dem Buch “Das Siegthal” von Ernst Weyden, zuerst erschienen im Jahr 1865. Das Buch ist nun wieder erhältlich, die Bilder sind Beispielbilder und i. d. R. nicht dem Buch entnommen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort.
Zur Einleitung.
Das Siegthal.
Die Sieg.
Sieg-Quelle, Lauf und Mündung.
Bergbau, Viehzucht und Köhler-Meiler.
Hauberg-Wirthschaft.
Wiesen-Cultur.
Ackerbau, Weinbau.
Von Beuel nach Blankenberg
Beuel, Landstrasse-Pützchen.
Von Beuel durch das Siebengebirge nach Siegburg.
Die Deutz-Giessener Bahn.
Der Bau.
Geheimer Baurath Haehner.
Baukosten.
Deutz-Bensberg.
Lüderich.
Wahner Heide.
Haltestellen – Lauf der Bahn.
Fusswanderungen durch das Siegthal.
Vom Rheine bis nach Siegburg.
Die Sieg-Mündung.
Die alte Sieg.
Regulirung der Flussmündung.
Isabellen-Insel.
Die Kriegsgeschichte der Isabelleninsel.
Fischfang, Alsen und Salme in der Sieg.
Die Kirche zu Schwarz-Rheindorf.
Maibeiern.
Mai-Lehen.
Maibaum.
Thierjagen.
Spinnstuben-Abende.
Volksgebräuche.
Martinsfeuer.
Bittwoche.
Spielbaehn.
Glockengiesser Claren.
Siegburg.
Siegburg und seine Umgebung.
Geschichte Siegburg’s.
Anno, der Heilige.
Legende.
Die Abtei.
Anno-Lied.
Schicksale der Stadt.
Hexenwesen in Siegburg und in Bonn.
Schicksale der Abtei.
Die Stadtkirche des h. Servatius.
Der Reliquien-Schatz.
Die Provinzial-Irren-Heilanstalt.
Ihre Einrichtung.
Garten-Anlagen.
Aussicht vom Kirchthurme.
Die Wolsberge.
Geognostisches.
Botanisches.
Von Siegburg nach Eitorf.
Geognostisches.
Rittersitz zur Mühle.
Legende.
Weinbau.
Seligenthal.
Schöne Aussichten.
Hennef.
Schloß Allner.
Der Schloßwald.
Geschichte.
Meroderer-Brüder.
Fürst Franz Ludwig von Hatzfeld.
Broelthal.
Ausflug in’s Broelthal.
Geognostisches.
Kloster Bödingen.
Der Silberling.
Rittersitz Attenbach.
Freiherr Theodor von Hallberg.
Blankenberg.
Die Burg.
Geschichte der Veste, der Stadt und des Amtes Blankenberg.
Stachelhardt.
Kloster Merten
Eitorf und seine Umgebungen.
Gasthöfe.
Geschichtliches.
Kirche.
Volksleben.
Dr. Meyer’s Heilanstalt für Nervenleidende und Gemüthskranke.
Ausflüge.
Hohenstein.
Geognostisches.
Burg Weltenroth.
Der hohe Schade.
Hippelroth.
Der Kelterberg.
Halft.
Die Schnepperstraße.
Die Siegwiese.
Bergbau.
Nach Windeck.
Wege von Eitorf nach Windeck.
Herchen.
Das Ohmbad-Thal.
Sage: Der Heilborn.
Nebenbäche.
Präsidenten-Brücke.
Botanisches.
Der Irserbach.
Der Hof Stein.
Durchstich.
Kesselthal von Stromberg.
Leuscheid.
Romanischer Taufstein.
Haltestelle.
Au und Umgebung.
Burgsitze bei Röcklingen.
Hoppengartner Berg
Höhe von Dreisel.
Das hohe Wäldchen, Baiershahns Höchste, der Altenstuhl, Bodenberg und die Wilhelmshöhe.
Wilbringhoven und Haus Broich.
Ritter von Huhn zu Broich.
Windeck.
Burg Windeck.
Geschichte der Veste und des Amtes Windeck.
Sage.
Adolph von Berg.
Opladener Ritterrecht.
Amt Windeck.
Burg Windeck im dreissigjährigen Kriege.
Zweite Einnahme durch Schweden und Hessen.
Zerstörung der Veste.
Disposition des Baues der Veste.
Neues Burghaus.
Curiositäten.
Die Burgterrasse.
Vesten und Burgsitze.
Erdwälle oder Schläge.
Amtleute.
Archiv von Windeck.
Eselshafer.
Von Windeck nach Schönstein.
Der Krummauel.
Station Schladern.
Rosbach und die Hohe Ley.
Bensekausen.
Faehren.
Von Au nach Hamm.
Bergbau.
Ausflug nach Kloster Marienthal.
Schatzgräberei.
Botanisches.
Wissen und seine Umgebung.
Burg Schönstein
Geschichtliches.
Schloß Grottorf.
Veste Wildenburg.
Geschichtliches.
Abstecher nach dem Westerwalde.
Bodengepräge und Bewohner.
Kloster Marienstatt (Locus Mariae)
Legende.
Die Kirche.
Von Wissen nach Kirchen.
Die Eiche bei Wissen.
Die Wingertshardts-Grube.
Erlaubnisscheine zum Besuch der Gruben.
Dasberg.
Betzdorf.
Ausflug nach dem Hellerthal.
Bergbau.
Hohenselbachs-Kopf.
Geschichtliches.
Die Buchensteine.
Wildhandel.
Der Hickengrund.
Seine Bewohner.
Erläuterungen zum Begriff „Zigeuner“
Zigeuner.
Die Meckeser.
Kirchen.
Der Druidenstein.
Botanisches.
Das Küppelsfest.
Weg nach Wildenburg.
Volkes Brauch und Volkes Sitte im mittlern Siegthale.
Bekleidung.
Speisen.
Kartoffelbau.
Geschichtliches.
Prozesssucht.
Franzosenherrschaft.
Paul von Bettenhagen.
Altherkömmliche Sitten.
Der Aberglauben.
Das Amerikafieber.
Nach Siegen.
Freusburg.
Die Sage von Schloß Freusburg.
Der Giebelwald.
Die Junkernburg bei Niederschelden.
Sage.
Bergbau.
Eisenfeld.
Ankunft in Siegen.
Siegen.
Geschichtliches.
Die Stadt und ihre Bauwerke.
Die St. Nicolaikirche.
Der Nassauische Hof.
Ausweisung der Mönche.
Fürstengruft.
Der Thiergarten.
Die eiserne Jungfrau.
Das Behweibchen vom Kirchhofe.
Die Geburtsstätte Rubens.
Siegerländer Berühmtheiten.
Geistiges Leben.
Volkes Brauch und Volkes Sitte im Sieger-Lande.
Volkskarakter.
Knappschaften.
Knappschafts-Ordnung.
Ackerbau, Wiesenkultur und Viehzucht.
Der Hirte.
Besehen.
Taufen.
Pfingstlümmel und andere Sitten.
Volksfeste.
Kaffebrech.
Hammerschmiede.
Hochwaldbestand.
Das Siegerland.
Verschiedene Ausflüge in’s Siegerland.
Bergbau und Hüttenbetrieb.
Ausflug nach Müsen.
Weg nach Müsen.
Der Köln-Müsener Bergwerk-Verein.
Bergmännisches.
Besuch der Gruben.
Die Sagen vom Kindelsberg und Altenberg.
Die böse Stadt.
Die Linde auf Schloss Kindelsberg.
Der Gasthof zum Kronprinzen von Preusen in Hilchenbach.
Das Stift Keppel.
Rückkehr nach Siegen.
Ausflug nach Ginsberg, Grund und Hilchenbach.
Karakter des Landes.
Die Sagen vom Schömelberge und der alten Burg.
Der Ginsberg.
Grund, Jung gen. Stilling.
Sein Denkmal.
Der freie Stuhl auf Schloß Ginsberg.
Der Raubritter Hübner.
Das Fehmgericht.
Geschichte der Fehme.
Hilchenbach.
Ausflug nach den Quellen der Lahn, der Sieg und der Eder.
Karakter der Gegend.
Weg von Siegen.
Wege von Netphen, Deutz.
Walpersdorf.
Der Lahnhof.
Quelle der Lahn.
Die Stiegelburg.
Fernsichten.
Das Denkmal in der Kirche zu Irmgarteichen.
Die Siegquelle.
Die Ederquelle.
Hohenrode.
Lützel.
Die Kronprinzen-Eiche.
Weg nach Siegen.
Schluß.