Sieg-Quelle, Lauf und Mündung

Sieg-Quelle.

Die Sieg, in den ältesten Urkunden Sigaha, Siga genannt, hat ihre mehr als bescheidene Quelle etwa 2000 Fuss (1958) über der Nordsee am nordöstlichen Abhange des Ederkopfes, der sogenannten Sonnspitze, auf der Scheide des Westerwaldes und Rothlager Gebirges.

[Alle Namen der Nebenflüsse des Rheines endigen ursprünglich auf A, denn A, Aa, Ach bedeute: Wasser, gothisch ahva, altkeltisch ache, althochdentsch Ach, mittelhochdeutsch ahe, welches man von dem Sanskrit-Stamm ag, aj, agh, bewegen, herleitet.

Angeführt seien nur die Flussnamen: Achera (Agger), Arnapa (Erft), Lonaha (Lahn), Naha, auch Nach (Nahe), Rura (Ruhr), Siga, Sigaha, (Sieg).

Der Name Ahr oder Ar bedeutet das schnellfliessende Wasser, entstanden aus dem altdeutschen ur wild, rasch, unbändig und Aa Wasser. Desselben Stammes das Wort Aar,in der Bedeutung von Adler.]

Lahn und Eder

Im Frieden der Laubdächer des schönsten Buchenwaldes, umrauscht von düsteren Tannen, durch welche selbst im hohen Sommer ein frischer Wind zicht, springen in der Nähe die Quellen der Geschwisterkinder der Sieg, nämlich im Keller des Lahnhofes, 1936 Fuss über dem Meere, die Lahn, und in westlicher Richtung von derselben, 1978 Fuss hoch in der sogenannten Schwanche, auf dem Banff, in öder und wilder Umgebung, aber durchaus ohne alle Anmassung, die goldführende Eder, um sich nach einem Laufe von fast 18 Meilen in nordöstlicher Richtung mit der Fulda zu vereinigen.

[Die Nachrichten über die Goldwäschereien der Edder oder Eder reichen bis zum Jahre 1308. Graf Philipp II. liess um 1408, Landgraf Karl von Hessen im Jahre 1677 und Landgraf Friedrich 1775 aus Edergold Dukaten prägen. Die Dukaten des Landgrafen Karl von 1677 führen die Umschrift: „Caroli Hassiae Landgravii etc. moneta prima Aederae aurifluae“; die von 1775 haben die Aufschrift: „Sie fulgent litora Adranae aurilluae“, Oberberghauptmann von Eschwege gründete noch 1832 eine „Edder-Gold-Compagnie“ zur Gewinnung des Edergoldes.]

Es stehen die Wiegen dieser Flüsse mitten auf der Wasserscheide zwischen Rhein und Weser. Dem Naturfreunde lohnen sie den Besuch in mancher Hinsicht, wie wir dies bei unseren Streifereien durchs Siegthal, wo wir diese Bergtöchter in ihrer traulichen Einsamkeit nach Musse zu belauschen gedenken, noch erfahren werden.

Lauf und Mündung.

In ihrem etwa 16 bis 17 Meilen langen Laufe folgt die Sieg, liegen auch Quelle und Mündung nur 11 Meilen auseinander, in launenhaften Windungen den Krümmungen ihres Thals, bald zwischen lieblichen Wiesengründen, gut bestellten Aeckern und Weinbergen, bald zwischen mit dichtem Laubholz bestandenen, in sanften Linien sich hinziehenden Höhen bis, wo sie bei Siegburg ganz in die Ebene tritt, von Siegen ab in stets westlicher Richtung, und sich, gewöhnlich unbemerkt, schüchtern zwischen Weidenpflanzungen versteckt, bei Bergheim, Grau-Rheindorf gegenüber, in dem Strome des Rheines verliert. Wie alle Bergflüsse kann sie aber auch unbändig, ja so ungestüm werden, dass sie in ihrem unteren Thale oft aller Nothwehr des Menschen spottet, rings die Feldfluren überschwemmt und an ihrer Mündung der Rheinschifffahrt äusserst gefährlich ward durch die ungeheuren Massen von Sand und Geröll welche sie dem Flussbette des Rheines zuführt bei einem Falle von 120 Fuss per Meile, oder 1807 Fuss auf ihrem ganzen Laufe. Wie viele Flösse und Schiffe sind auf diesen wechselnden Sandbänken nicht zu Grunde gegangen, und welche Summen hat die Regierung nicht schon angewandt, um diese Gefahren zu beseitigen, die Schifffahrt zu sichern? Ganz gebändigt ist die launenhafte Tochter der Berge jedoch noch nicht, wie bescheiden und schüchtern sie auch in der grössten Zeit des Jahres dem Rheine zuschleicht.

Wenn aber im Sommer plötzlich ein starkes Gewitter sie aus ihrer trügerischen Ruhe aufscheucht, braust sie mit eben dem unbändigen Ungestüm dahin, wie im Frühjahre, wenn die Sonne den Schnee, der viele Monate lang ihre Wiege umlagert, die Bergsäume und Schluchten ihres Bettes bedeckt und füllt, in unzählige Bäche und Bergströme verwandelt, und ihr Thal die von allen Seiten ihr zuströmenden Wassermassen kaum zu fassen vermag.

Die Wiege der Sieg liegt in der Provinz Westfalen, im Regierungsbezirke Arnsberg, im Kreise Siegen, der 11,49 Meilen2 mit etwa 40,000 Einwohner umfasst und an den Kreis Wittgenstein stößt, aus 9,52 Meilen2 bestehend, auf denen 20,000 Menschen wohnen. Das mittlere und untere Siegthal gehört zur Rheinprovinz und zwar zum Regierungsbezirke Coblenz in dem Kreis Altenkirchen mit 11,35 Meilen2 und 33,000 Seelen, aber grösstentheils zum Regierungsbezirke Köln, mit dem Siegkreis, der 14,46 Meilen2 umfasst, mit etwa 70,000 Einwohnern.

Dies ist ein Textausschnitt aus dem Buch “Das Siegthal” von Ernst Weyden, zuerst erschienen im Jahr 1865. Das Buch ist nun wieder erhältlich, die Bilder sind Beispielbilder und i. d. R. nicht dem Buch entnommen.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort.
Zur Einleitung.
Das Siegthal.

Die Sieg.
Sieg-Quelle, Lauf und Mündung.
Bergbau, Viehzucht und Köhler-Meiler.
Hauberg-Wirthschaft.
Wiesen-Cultur.
Ackerbau, Weinbau.

Von Beuel nach Blankenberg
Beuel, Landstrasse-Pützchen.
Von Beuel durch das Siebengebirge nach Siegburg.

Die Deutz-Giessener Bahn.
Der Bau.
Geheimer Baurath Haehner.
Baukosten.
Deutz-Bensberg.
Lüderich.
Wahner Heide.
Haltestellen – Lauf der Bahn.


Fusswanderungen durch das Siegthal.

Vom Rheine bis nach Siegburg.
Die Sieg-Mündung.
Die alte Sieg.
Regulirung der Flussmündung.

Isabellen-Insel.
Die Kriegsgeschichte der Isabelleninsel.
Fischfang, Alsen und Salme in der Sieg.
Die Kirche zu Schwarz-Rheindorf.
Maibeiern.
Mai-Lehen.
Maibaum.
Thierjagen.
Spinnstuben-Abende.
Volksgebräuche.
Martinsfeuer.
Bittwoche.
Spielbaehn.
Glockengiesser Claren.
Siegburg.


Siegburg und seine Umgebung.
Geschichte Siegburg’s.
Anno, der Heilige.
Legende.
Die Abtei.
Anno-Lied.

Schicksale der Stadt.
Hexenwesen in Siegburg und in Bonn.
Schicksale der Abtei.

Die Stadtkirche des h. Servatius.
Der Reliquien-Schatz.
Die Provinzial-Irren-Heilanstalt.
Ihre Einrichtung.
Garten-Anlagen.
Aussicht vom Kirchthurme.
Die Wolsberge.
Geognostisches.
Botanisches.


Von Siegburg nach Eitorf.
Geognostisches.
Rittersitz zur Mühle.
Legende.
Weinbau.
Seligenthal.
Schöne Aussichten.

Hennef.
Schloß Allner.
Der Schloßwald.
Geschichte.
Meroderer-Brüder.
Fürst Franz Ludwig von Hatzfeld.

Broelthal.
Ausflug in’s Broelthal.
Geognostisches.

Kloster Bödingen.
Der Silberling.

Rittersitz Attenbach.
Freiherr Theodor von Hallberg.


Blankenberg.
Die Burg.
Geschichte der Veste, der Stadt und des Amtes Blankenberg.
Stachelhardt.


Kloster Merten

Eitorf und seine Umgebungen.
Gasthöfe.
Geschichtliches.
Kirche.
Volksleben.
Dr. Meyer’s Heilanstalt für Nervenleidende und Gemüthskranke.
Ausflüge.
Hohenstein.
Geognostisches.
Burg Weltenroth.
Der hohe Schade.
Hippelroth.
Der Kelterberg.
Halft.
Die Schnepperstraße.
Die Siegwiese.
Bergbau.


Nach Windeck.
Wege von Eitorf nach Windeck.
Herchen.
Das Ohmbad-Thal.
Sage: Der Heilborn.
Nebenbäche.
Präsidenten-Brücke.
Botanisches.
Der Irserbach.
Der Hof Stein.
Durchstich.
Kesselthal von Stromberg.
Leuscheid.
Romanischer Taufstein.
Haltestelle.
Au und Umgebung.
Burgsitze bei Röcklingen.
Hoppengartner Berg
Höhe von Dreisel.
Das hohe Wäldchen, Baiershahns Höchste, der Altenstuhl, Bodenberg und die Wilhelmshöhe.
Wilbringhoven und Haus Broich.
Ritter von Huhn zu Broich.
Windeck.


Burg Windeck.
Geschichte der Veste und des Amtes Windeck.
Sage.
Adolph von Berg.
Opladener Ritterrecht.
Amt Windeck.
Burg Windeck im dreissigjährigen Kriege.
Zweite Einnahme durch Schweden und Hessen.
Zerstörung der Veste.
Disposition des Baues der Veste.
Neues Burghaus.
Curiositäten.
Die Burgterrasse.
Vesten und Burgsitze.
Erdwälle oder Schläge.
Amtleute.
Archiv von Windeck.
Eselshafer.


Von Windeck nach Schönstein.
Der Krummauel.
Station Schladern.
Rosbach und die Hohe Ley.
Bensekausen.
Faehren.
Von Au nach Hamm.
Bergbau.
Ausflug nach Kloster Marienthal.
Schatzgräberei.
Botanisches.


Wissen und seine Umgebung.
Burg Schönstein
Geschichtliches.
Schloß Grottorf.
Veste Wildenburg.
Geschichtliches.
Abstecher nach dem Westerwalde.
Bodengepräge und Bewohner.
Kloster Marienstatt (Locus Mariae)
Legende.
Die Kirche.


Von Wissen nach Kirchen.
Die Eiche bei Wissen.
Die Wingertshardts-Grube.
Erlaubnisscheine zum Besuch der Gruben.
Dasberg.
Betzdorf.
Ausflug nach dem Hellerthal.
Bergbau.
Hohenselbachs-Kopf.
Geschichtliches.
Die Buchensteine.
Wildhandel.
Der Hickengrund.
Seine Bewohner.
Erläuterungen zum Begriff „Zigeuner“
Zigeuner.
Die Meckeser.
Kirchen.
Der Druidenstein.
Botanisches.
Das Küppelsfest.
Weg nach Wildenburg.


Volkes Brauch und Volkes Sitte im mittlern Siegthale.
Bekleidung.
Speisen.
Kartoffelbau.
Geschichtliches.
Prozesssucht.
Franzosenherrschaft.
Paul von Bettenhagen.
Altherkömmliche Sitten.
Der Aberglauben.
Das Amerikafieber.


Nach Siegen.
Freusburg.
Die Sage von Schloß Freusburg.
Der Giebelwald.
Die Junkernburg bei Niederschelden.
Sage.
Bergbau.
Eisenfeld.
Ankunft in Siegen.


Siegen.
Geschichtliches.
Die Stadt und ihre Bauwerke.
Die St. Nicolaikirche.
Der Nassauische Hof.
Ausweisung der Mönche.
Fürstengruft.
Der Thiergarten.
Die eiserne Jungfrau.
Das Behweibchen vom Kirchhofe.
Die Geburtsstätte Rubens.
Siegerländer Berühmtheiten.
Geistiges Leben.

Volkes Brauch und Volkes Sitte im Sieger-Lande.
Volkskarakter.
Knappschaften.
Knappschafts-Ordnung.
Ackerbau, Wiesenkultur und Viehzucht.
Der Hirte.
Besehen.
Taufen.
Pfingstlümmel und andere Sitten.
Volksfeste.
Kaffebrech.
Hammerschmiede.
Hochwaldbestand.

Das Siegerland.
Verschiedene Ausflüge in’s Siegerland.
Bergbau und Hüttenbetrieb.

Ausflug nach Müsen.
Weg nach Müsen.
Der Köln-Müsener Bergwerk-Verein.
Bergmännisches.
Besuch der Gruben.
Die Sagen vom Kindelsberg und Altenberg.
Die böse Stadt.
Die Linde auf Schloss Kindelsberg.
Der Gasthof zum Kronprinzen von Preusen in Hilchenbach.
Das Stift Keppel.
Rückkehr nach Siegen.

Ausflug nach Ginsberg, Grund und Hilchenbach.
Karakter des Landes.
Die Sagen vom Schömelberge und der alten Burg.
Der Ginsberg.
Grund, Jung gen. Stilling.
Sein Denkmal.
Der freie Stuhl auf Schloß Ginsberg.
Der Raubritter Hübner.
Das Fehmgericht.
Geschichte der Fehme.
Hilchenbach.

Ausflug nach den Quellen der Lahn, der Sieg und der Eder.
Karakter der Gegend.
Weg von Siegen.
Wege von Netphen, Deutz.
Walpersdorf.
Der Lahnhof.
Quelle der Lahn.
Die Stiegelburg.
Fernsichten.
Das Denkmal in der Kirche zu Irmgarteichen.
Die Siegquelle.
Die Ederquelle.
Hohenrode.
Lützel.
Die Kronprinzen-Eiche.
Weg nach Siegen.
Schluß.