Wiesen-Cultur

Längs dem Bette des Flusses erfreut das lieblichste, frischeste Wiesengrün das Auge des Wanderers. Im Hochsommer erklingt hier von der Frühe des Tages das Dengeln der Sensen, die Lieder der Mäherinnen und Mäher begleitend. Jeden müssen die künstlichen Anlagen der üppigsten Wiesengründe, die sich bis hinein in des Flusses Nebenthälchen erstrecken, erfreuen, und Jeder wird den Siegener Wiesenbauern den Preis ihrer praktischen Geschicklichkeit zuerkennen, welche selbst in entfernten Gegenden verdiente Anerkennung gefunden hat, indem sie häufig zur Anlage von Wiesen nach fremden Ländern berufen werden.

Wie beim Bergbau, bei der Haubergwirthschaft, hat auch die Regierung beim Wiesenbau die schützende Überwachung übernommen und im Jahre 1846 eine neue Wiesen-Ordnung erlassen, die noch in Kraft besteht.

Gemeinsam müssen die Kosten zur Anlage der Deiche und Wehre, der Hauptwässerungs- und Abzugs-Kanäle, der Aufräumung der Hauptgräben von den Eigenthümern getragen werden. Die Arbeiten selbst werden von akkordirten Taglöhnern ausgeführt, höchst selten von den Eigenthümern selbst; wo dies geschicht, aber jede Fahrlässigkeit mit Geldstrafen geahndet. Die Wiesen werden in Haupt- und Nebenwiesen getheilt, je nach ihrer Lage zu den Ortschaften, denen sie gehören. Man nennt sie natürliche, bedürfen sie keiner künstlichen Anlagen, und im entgegengesetzten Falle künstliche.

Sind die Wiesen auf den Regen des Himmels angewiesen, nennt man sie Himmelswiesen. Bei der künstlichen Bewässerung hat man die Überrieselungs-Methode durchgeführt, wobei alle Gefälle geebnet und besonders dafür gesorgt wird, dass die Bewässerung eine allgemeine, ohne dass das Wasser stehen bleiben kann. Bei den Anlagen von Bewässerungs-Vorrichtungen gilt das Expropriations-Recht. Bei Einreden entscheidet die Regierung als letzte Instanz. Auf das Schönste sind alle möglichen Umstände, das Gemeinwohl fördernd, durch die letzte Wiesen-Ordnung geregelt.

Der Ertrag der Siegener Wiesen entspricht den zweckmässigen Anlagen und der sorgsamen Unterhaltung derselben, da sie in den besten Lagen selbst bis 60 Centner Heu und Grummet per Morgen liefern, dann durchschnittlich 30 Ctnr. bei guten, in mittlerer Lage 20 Cntr. und in schlechter noch immer 8 bis 10 Cntr., indem in den besten Lagen jährlich viermal gemäht wird, in den folgenden dreimal, dann zweimal, und nur in den schlechten, wie im Wittgensteinschen, einmal.

Ohne die herrliche Wiesenkultur, die uns neben geregeltem Ackerbau allenthalben, aber besonders im oberen Thale erfreut, wäre im Siegthale der im Verhältnisse grosse Viehstand gar nicht denkbar; denn woher wollte man das Winterfutter sonst nehmen? Die Anwohner der Sieg sind nun einmal auf die Viehzucht hingewiesen, wie die Schweizer, denn in den Strichen, wo kein Bergbau betrieben wird, reicht der Ackerbau nach dem Bodengepräge nicht aus, ihnen Beschäftigung zu geben. Schaffen die Hauberge dem kräftigen, wenn auch nicht sehr starken Vieh im Frühjahre und Sommer Futter im Überfluss, so würden die Heerden aber ohne die Wiesen im Winter nicht durchzubringen sein.

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Dies ist ein Textausschnitt aus dem Buch “Das Siegthal” von Ernst Weyden, zuerst erschienen im Jahr 1865. Das Buch ist nun wieder erhältlich, die Bilder sind Beispielbilder und i. d. R. nicht dem Buch entnommen.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort.
Zur Einleitung.
Das Siegthal.

Die Sieg.
Sieg-Quelle, Lauf und Mündung.
Bergbau, Viehzucht und Köhler-Meiler.
Hauberg-Wirthschaft.
Wiesen-Cultur.
Ackerbau, Weinbau.

Von Beuel nach Blankenberg
Beuel, Landstrasse-Pützchen.
Von Beuel durch das Siebengebirge nach Siegburg.

Die Deutz-Giessener Bahn.
Der Bau.
Geheimer Baurath Haehner.
Baukosten.
Deutz-Bensberg.
Lüderich.
Wahner Heide.
Haltestellen – Lauf der Bahn.


Fusswanderungen durch das Siegthal.

Vom Rheine bis nach Siegburg.
Die Sieg-Mündung.
Die alte Sieg.
Regulirung der Flussmündung.

Isabellen-Insel.
Die Kriegsgeschichte der Isabelleninsel.
Fischfang, Alsen und Salme in der Sieg.
Die Kirche zu Schwarz-Rheindorf.
Maibeiern.
Mai-Lehen.
Maibaum.
Thierjagen.
Spinnstuben-Abende.
Volksgebräuche.
Martinsfeuer.
Bittwoche.
Spielbaehn.
Glockengiesser Claren.
Siegburg.


Siegburg und seine Umgebung.
Geschichte Siegburg’s.
Anno, der Heilige.
Legende.
Die Abtei.
Anno-Lied.

Schicksale der Stadt.
Hexenwesen in Siegburg und in Bonn.
Schicksale der Abtei.

Die Stadtkirche des h. Servatius.
Der Reliquien-Schatz.
Die Provinzial-Irren-Heilanstalt.
Ihre Einrichtung.
Garten-Anlagen.
Aussicht vom Kirchthurme.
Die Wolsberge.
Geognostisches.
Botanisches.


Von Siegburg nach Eitorf.
Geognostisches.
Rittersitz zur Mühle.
Legende.
Weinbau.
Seligenthal.
Schöne Aussichten.

Hennef.
Schloß Allner.
Der Schloßwald.
Geschichte.
Meroderer-Brüder.
Fürst Franz Ludwig von Hatzfeld.

Broelthal.
Ausflug in’s Broelthal.
Geognostisches.

Kloster Bödingen.
Der Silberling.

Rittersitz Attenbach.
Freiherr Theodor von Hallberg.


Blankenberg.
Die Burg.
Geschichte der Veste, der Stadt und des Amtes Blankenberg.
Stachelhardt.


Kloster Merten

Eitorf und seine Umgebungen.
Gasthöfe.
Geschichtliches.
Kirche.
Volksleben.
Dr. Meyer’s Heilanstalt für Nervenleidende und Gemüthskranke.
Ausflüge.
Hohenstein.
Geognostisches.
Burg Weltenroth.
Der hohe Schade.
Hippelroth.
Der Kelterberg.
Halft.
Die Schnepperstraße.
Die Siegwiese.
Bergbau.


Nach Windeck.
Wege von Eitorf nach Windeck.
Herchen.
Das Ohmbad-Thal.
Sage: Der Heilborn.
Nebenbäche.
Präsidenten-Brücke.
Botanisches.
Der Irserbach.
Der Hof Stein.
Durchstich.
Kesselthal von Stromberg.
Leuscheid.
Romanischer Taufstein.
Haltestelle.
Au und Umgebung.
Burgsitze bei Röcklingen.
Hoppengartner Berg
Höhe von Dreisel.
Das hohe Wäldchen, Baiershahns Höchste, der Altenstuhl, Bodenberg und die Wilhelmshöhe.
Wilbringhoven und Haus Broich.
Ritter von Huhn zu Broich.
Windeck.


Burg Windeck.
Geschichte der Veste und des Amtes Windeck.
Sage.
Adolph von Berg.
Opladener Ritterrecht.
Amt Windeck.
Burg Windeck im dreissigjährigen Kriege.
Zweite Einnahme durch Schweden und Hessen.
Zerstörung der Veste.
Disposition des Baues der Veste.
Neues Burghaus.
Curiositäten.
Die Burgterrasse.
Vesten und Burgsitze.
Erdwälle oder Schläge.
Amtleute.
Archiv von Windeck.
Eselshafer.


Von Windeck nach Schönstein.
Der Krummauel.
Station Schladern.
Rosbach und die Hohe Ley.
Bensekausen.
Faehren.
Von Au nach Hamm.
Bergbau.
Ausflug nach Kloster Marienthal.
Schatzgräberei.
Botanisches.


Wissen und seine Umgebung.
Burg Schönstein
Geschichtliches.
Schloß Grottorf.
Veste Wildenburg.
Geschichtliches.
Abstecher nach dem Westerwalde.
Bodengepräge und Bewohner.
Kloster Marienstatt (Locus Mariae)
Legende.
Die Kirche.


Von Wissen nach Kirchen.
Die Eiche bei Wissen.
Die Wingertshardts-Grube.
Erlaubnisscheine zum Besuch der Gruben.
Dasberg.
Betzdorf.
Ausflug nach dem Hellerthal.
Bergbau.
Hohenselbachs-Kopf.
Geschichtliches.
Die Buchensteine.
Wildhandel.
Der Hickengrund.
Seine Bewohner.
Erläuterungen zum Begriff „Zigeuner“
Zigeuner.
Die Meckeser.
Kirchen.
Der Druidenstein.
Botanisches.
Das Küppelsfest.
Weg nach Wildenburg.


Volkes Brauch und Volkes Sitte im mittlern Siegthale.
Bekleidung.
Speisen.
Kartoffelbau.
Geschichtliches.
Prozesssucht.
Franzosenherrschaft.
Paul von Bettenhagen.
Altherkömmliche Sitten.
Der Aberglauben.
Das Amerikafieber.


Nach Siegen.
Freusburg.
Die Sage von Schloß Freusburg.
Der Giebelwald.
Die Junkernburg bei Niederschelden.
Sage.
Bergbau.
Eisenfeld.
Ankunft in Siegen.


Siegen.
Geschichtliches.
Die Stadt und ihre Bauwerke.
Die St. Nicolaikirche.
Der Nassauische Hof.
Ausweisung der Mönche.
Fürstengruft.
Der Thiergarten.
Die eiserne Jungfrau.
Das Behweibchen vom Kirchhofe.
Die Geburtsstätte Rubens.
Siegerländer Berühmtheiten.
Geistiges Leben.

Volkes Brauch und Volkes Sitte im Sieger-Lande.
Volkskarakter.
Knappschaften.
Knappschafts-Ordnung.
Ackerbau, Wiesenkultur und Viehzucht.
Der Hirte.
Besehen.
Taufen.
Pfingstlümmel und andere Sitten.
Volksfeste.
Kaffebrech.
Hammerschmiede.
Hochwaldbestand.

Das Siegerland.
Verschiedene Ausflüge in’s Siegerland.
Bergbau und Hüttenbetrieb.

Ausflug nach Müsen.
Weg nach Müsen.
Der Köln-Müsener Bergwerk-Verein.
Bergmännisches.
Besuch der Gruben.
Die Sagen vom Kindelsberg und Altenberg.
Die böse Stadt.
Die Linde auf Schloss Kindelsberg.
Der Gasthof zum Kronprinzen von Preusen in Hilchenbach.
Das Stift Keppel.
Rückkehr nach Siegen.

Ausflug nach Ginsberg, Grund und Hilchenbach.
Karakter des Landes.
Die Sagen vom Schömelberge und der alten Burg.
Der Ginsberg.
Grund, Jung gen. Stilling.
Sein Denkmal.
Der freie Stuhl auf Schloß Ginsberg.
Der Raubritter Hübner.
Das Fehmgericht.
Geschichte der Fehme.
Hilchenbach.

Ausflug nach den Quellen der Lahn, der Sieg und der Eder.
Karakter der Gegend.
Weg von Siegen.
Wege von Netphen, Deutz.
Walpersdorf.
Der Lahnhof.
Quelle der Lahn.
Die Stiegelburg.
Fernsichten.
Das Denkmal in der Kirche zu Irmgarteichen.
Die Siegquelle.
Die Ederquelle.
Hohenrode.
Lützel.
Die Kronprinzen-Eiche.
Weg nach Siegen.
Schluß.