Mit diesen Geldern mußte der Stadtrat wirtschaften, dem Abte die Hälfte der Accise und dem Herzog ein Pauschquantum dafür entrichten, das meistens auf 10 bis 12 Jahre berechnet wurde. Um diesen Vorteil abermals zu genießen, beschloß man 1568, das Rathaus umzubauen und dadurch den Herzog zur Neubewilligung der Einnahme zu bestimmen.
Allein man hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht, und als der Bau begonnen und sämtliche Arbeiten verdungen waren, erklärte derselbe, er wolle künftig die Steuer voll beziehen, da die Stadt einen solchen Aufschwung genommen habe, daß sie die Abgabe mit Fug ertragen könne.
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Der Abt versuchte den Fürsprecher zu spielen und wies auf die beständige Praxis hin mit dem Bemerken, daß er sonst vielleicht gezwungen werde, sich vom Hause Berg zu trennen und einen andern Schutzvogt für sich auszuersehen, wie das schon einmal der Fall gewesen sei. Dieses brachte den Herzog in Harnisch und der Untervogt Anno Knütgen, welcher anfangs vom Abte zurückgewiesen, dann aber doch anerkannt worden war, machte sich ein Vergnügen daraus, diesem allerlei Schwierigkeiten zu bereiten und die Räte in Düsseldorf zu beeinflussen. Er war von Profession ein Töpfer, hatte aber die Klosterschule besucht und neben seinem Handwerk auch Prozesse zu führen gelernt und die Feder in seine Gewalt bekommen. Die Bürger ließen sich durch sein Verhalten nicht abschrecken und lieferten einstweilen freiwillige Beiträge, um die Arbeiter bezahlen zu können, der eine 5 Thaler, der andere 7, wieder andere 10, 16, 20, noch andere 25, Johann zum Weidenist 50, Peter zum Isermarkt 70 und Tillmann zum Ochsen gar 100 Thaler. Der Bau war auf 5418 Mark 10 Stüber veranschlagt und sollte vorn einen Bogendurchgang, an der Ostseite einen Thurm mit Wendeltreppe, und im ersten Stock einen großen Saal mit Nebenräumen haben, die zu wirtschaftlichen Zwecken und dergleichen benutzt werden könnten.
Heinrich von Königswinter erhielt die Lieferung von 8 Kreuzfenstern und zwei „einletzigen“, 5 Fuß hoch und 4 ½ Fuß „Binnenwerks“ aus Drachenfelser Steinen, der Bonner Steinhauer Anton Keßler die Stellung von Treppenstufen und Thürpfosten, ebenfalls aus Drachenfelser-, jene aus Niedermendiger Steinen, Drieß Heuschnabel, Johann Müdder, Otto Winterscheid, Johann Stock und Drießen aus der Berggasse die Beschaffung von 3087 Fuß Bruchsteinen aus Wolsdorf, 100 Fuß zu 18 Mark, die Fenstersteine behauen zu a 1 Mark, Hilger Knütgen mit Vais Simons in Verbindung mit Johann und Dietrich Knütgen, Kristgen Oem und Heinrich Flach, sowie Johann Flach Frau die Anfertigung von 7700 Ziegelsteinen, das hundert zu 21 Albus, und Pauwels von Wolsdorf, die Halfen von Bruinshof, Auelradt, Heckershof und Widdauen die Anfuhr von Lehm, Kalk und Kies nebst Holz in Tagelohn zu einem Gulden. Die Aufstellung der Treppe kostete 150 Richsdaler, 2 Ohm Bier und 6 Ellen „gemengeden Tuchs, so gut es in Sieberg gemacht würde“, die Niedermendiger Steine „die Sieg herauf zu schaffen“ 2 Gulden, die Kreuzfenster aus Königswinter zu holen a Stück 1 Königsthaler und 12 Albus Verzehrgeld für den Fuhrknecht, 1 Karre Kalk von Winterscheid 13 – 14 Mark, 10 Bürden Stroh im ganzen 3 Mark, das Anfahren und Behauen des Treppenbaums sowie dieser selbst 17 Mark – er wurde in Wolsdorf gefällt – die Schreinerarbeit 171 Mark, wofür der Meister das Gebun gelegt, die kleine Stube bekleidet und mehrere Fenster und Thüren angefertigt hatte; 2 eiserne Fenster in der Amtsstube mit bunten Scheiben zu versehen 9 Mark 2 Stüber, der Centner Blei zum Vergießen der Steine etc. 26 Mark, die „Kalle“ oder die Dachrinne im Gewichte von 86 Pfund 40 Mark, die Wetterfahne auf dem Thurme 10 Mark, das Bemalen des großen Saales und der grüne Anstrich an der Ostseite 75 Mark, der Rinnstein im ersten Stock zur Ablassung von schmutzigen Stoffen 3 Mark u.s.w., u.s.w.; wer kann die Posten alle aufzählen? Die Rechnung umfaßt 23 Seiten. Als Nägel werden in derselben erwähnt: Brückennägel, Spichernägel, Bunnägel, Mannägel, Dreilinck, Steinnägel, Plisternägel, Malnägel, Dickköpfe, Latzennägel und noch verschiedene andere Sorten.
Eine Pilhacke zu stählen kostete 2 Mark, der Holzschneider bekam täglich 3 Mark. Auf dem großen Saale wurde ein Ofen aus behauenen Steinen angebracht, in der Ecke eine kunstvolle Scheffenkiste, an den Wänden eiserne Haken mit zinnernen Knöpfen, zwischen den Fenstern 4 Hirschgeweihe zur Zierrat, zum Verschluß der Thür eine schwere eiserne Stange mit Vorhängeschloß, der Flur mit Kleiderhaken versehen und die Küche mit allen Gegenständen ausgerüstet, die der „Stadtkoch“ bei Festessen gebrauchen mußte. Im Erdgeschoß befand sich das Gerichtslokal und die Amtsstube, beide mit einer festen Decke überwölbt, hinter ihnen die Folterkammer und im Treppenturme ein Gefängnis, das für Landstreicher und dergleichen Gesindel hergerichtet war, welches dem Verhöre noch nicht unterstanden hatte.
Nach Jahresfrist konnte man einziehen und die Akten aus dem Kölnthorturme wieder hineinschaffen. Ein Jeder freute sich über die neuen Einrichtungen und namentlich über die stolze Giebelfront (an derselben saß das Stadtwappen, welches jetzt am Kaisersaale der Schützenburg seinen Platz gefunden hat. Der Kostenanschlag war um mehr als 2000 Mark überstiegen und das neue Meublement noch nicht eingerechnet), welche das Ansehen der Stadt gewaltig heben mußte, aber in dem Stadtsäckel war auch eine Lücke entstanden, wie sie größer noch nicht dagewesen war, und diese wieder auszufüllen schien um so schwieriger zu sein, als der Herzog bei seinem Vorhaben verblieb und von einer Accisebewilligung nichts wissen wollte. Er hatte in dem letzten Jahre die Steuer vollständig einziehen lassen, „um einmal zu sehen, was sie einbringe“, und diese belief sich auf rund 3000 Mark, also für seinen Teil auf 1500 Mark.
Wenn er nun das Pauschquantum in Betracht zog, womit er sich vor 10 Jahren hatte abfinden lassen, so mußte er sich sagen, daß er nur den 12. Theil von dem bezogen hatte, was ihm von Rechtswegen zukam.
Dieses wollte seinem Schatzmeister zu wenig dünken, und der Kanzler war der Ansicht, daß er mit dem Abtsstädtchen nicht gnädiger zu verfahren brauche, als mit den anderen Orten, welche die Verbrauchssteuer zu tragen hätten. Sie rieten daher zur Ausdauer, und auch im folgenden Jahre erschien Anno Knütgen, um die Accisegelder in Beschlag zu nehmen.
Dies ist ein Ausschnitt aus Rudolfs Heitkamps Buch „Siegburgs Vergangenheit und Gegenwart“ von 1897. Mehr Infos dazu hier.
Kapitelübersicht
Über das Buch
Buch zur Siegburger Geschichte von 1897 wieder erhältlich
Rezension zu Siegburgs Vergangenheit und Gegenwart
Weitere Rezension zu Siegburgs Vergangenheit und Gegenwart
Kapitel des Buches
Die mit Links hinterlegten Textteile sind bereits online verfügbar. Die anderen Teile werden nach und nach eingestellt.
I. Siegburgs älteste Verhältnisse – Wahrheit und Vermutung.
Der Siegberg und seine Bewohner
Römerstraßen & Altdeutsche Gräber
Ansiedlungen und Ständeunterschiede
Rechte und Gerichtswesen
Der Auelgau und die erste christliche Gemeinde
Die Siegburg
Pfalzgraf Heinrich und sein Streit mit Anno, Erzbischof von Köln
II. Die Gründung der Abtei
Die Gründung der Abtei, ihr Zweck, die Abteikirche & die Ordensregeln
Insassen und Ausstattung des Klosters mit Gütern
Der Burgbann, die Rechtspflege und der Vogt
Annos Tod, sei Begräbnis und seine letzte Ruhestätte
III. Die Stadt Siegburg
Die Stadt Siegburg – Markt-, Zoll & Münzrecht sowie ihre Befestigung
Ihre Verwaltung und Gerichtsbarkeit
Älteste Zustände in ihr
Lage und Beschaffenheit
IV. Entwickelung der Abtei
Entwickelung der Abtei und die Fixierung ihrer Besitzungen
Die Sage von Erpho
Klösterliches Leben und Treiben
Annos Lebensbeschreibung und das Annolied
Blutbad in Köln, geflüchtete Juden in Siegburg
Die Decanie im Auelgaue
Vornehme Begräbnisse auf der Abtei
Vermächtnis Heinrichs IV. und Heinrichs V.
Die Propsteien Oberpleis, Hirzenach, Remagen, Zülpich
Bedeutende Ordensmänner
Abt Kunos Vermächtnis und Anordnungen
Streit mit dem Kassiusstift und die Propstei Millen
Reinalds von Dassel Vorschrift hinsichtlich der abteilichen Güter
V. Städtisches
Städtisches: Marktprivilegien, Christihimmelfahrtsmarkt & Servatiustag
Städtisches Leben und Treiben
Leprosenhäuser – Krankenhäuser, die Kirche und die Einführung des St. Nikolausfestes
Die Märtensfeuer
Das Holzfahrtsfest und der Maibaum
VI. Kannosisation Annos und Siegburgs Kunstschätze
Der Streit um das Burgterrain von Blankenberg, das Burgrecht, der Schutzbrief sowie eine Wasserprobe
Annos Heiligsprechung
Annos Charakterisierung, die Abteikirche
Reliquien und Reliquienschreine
Älteste Siegel der Abtei, der Stadt und des Gerichtes etc., die Einverleibung der Kirchen Oberpleis und Zülpich
VII. Verhängnisvolle Zeiten
Ausplünderung Siegburgs, Engelbert von Köln und Heinrich von Limburg, Übertragung der Schutzvogtei an die Kölner Kirche
Heinrichs Bemühungen, dieselbe (die Schutzvogtei) für das Haus Berg wiederzuerlangen
Das Faustrecht, die Zustände auf der Abtei sowie die Visitation des Klosters
König Richard und Kölner Flüchtlinge in Siegburg
Vertrag , Burg & Pfarrkirche
Privilegium der Kölner Marktbesucher in Siegburg
Consultationsrecht der Wipperfürther (und ebenso auch der Lenneper in Siegburg)
Eine Judenverfolgung
Wortlaut der Vogtsreversalien
Ökonomische Verhältnisse der Abtei und die Einverleibung der Pfarrkirchen
Die Topfbäcker, das Waldschuldheißenamt
Siegburger Juden
VIII. Dynasten im Abtsgewande.
Verhältnis der Abtei zur Kölner Kirche, zum Reiche und dem Hause Berg
Schutz- und Trutzbündnis zwischen der Abtei und Stadt Siegburg
Verhältnis der Abtei zum römischen Stuhle
Dienstmannenverhältnis
Siegburg Enklave von Berg, Löwenburg und Blankenberg
Berg zum Herzogtum erhoben
Verhältnis zwischen Deutz und Siegburg
Propstei Aulgasse
IX. Das aufstrebende Bürgertum
Pelegrin von Drachenfels
Überrumpelung Siegburgs durch Adolf von Berg und Brand der Stadt
Schlichtung der Streitigkeiten zwischen Adolf und Pelegrin
Der güldene Opferpfennig der Juden
Frühmessenstiftung
Agger- und Siegbrücke
Verwendung der Accise
Das Mühlenthor
Verkauf der Burg an das Erzstift Köln und Rückgängigkeit des Verkaufs
Die ersten Zunftbriefe
Das Schöffenessen
Ausübung des Münzrechtes der Abtei
Vorladungen vor die Feme
Das Recht des Antastes in der Vogtei und Stadt Siegburg
Der Galgenberg
Der Seidenberger Hof und das Hofgericht
Windecker Vertrag
Wolsdorf und Troisdorf
Zollstätte zu Bergheim
Formalitäten bei der Huldigungsfeier neuer Äbte
Vikar Hulweck
Das Reichskammergericht
Türkensteuer
Preisverhältnisse
X. Siegburgs Blütezeit.
Reichsunmittelbarkeit der Abtei
Restauration der Pfarrkirche
Bevölkerungsziffer der Stadt
Namen der Häuser an den Hauptstraßen
Der Tierbungert
Reformatorische Bestrebungen im Erzstift Köln etc.
Das Zunftwesen in Siegburg
Städtische Verwaltung
Neubürger
Heiden
Einwohnerzahl, Gewerbe, Accise
Das Rathaus
Protestanten in Siegburg
Sittliche Zustände in der Stadt
Gebhard Truchses von Waldburg
Kampf auf dem Brückberg
Anschlag gegen den Abt
Die Rottmannschaften
Inventare
Preisverhältnisse
Mahlzeiten
Hans Sachs „Schöne Tischzucht“
Armenpflege
XI. Ringen und Kämpfen
Lehnwesen der Abtei
Schulwesen in der Stadt
Die Trivialschule
Sittliche Zustände
Eine Hinrichtung nach Karls peinlicher Halsgerichtsordnung
Acciseneinnahmen
Der Vogtseid
Klever Vertrag vom . Okt.
Früheres Verhältnis der kontrahierenden Teile
Güter-Erwerbungen und -Veräußerungen der Abtei
Tod Herzogs Johann Wilhelm und seine Folgen für Siegburg
Belagerung von Siegburg
Spanische Besatzung in der Stadt
Das Sendgericht
Das Schätzchen von Siegburg
XIV. Das freiadlige Stift und die Unterherrlichkeit Siegburg
Heinrich Worm
Besetzung Siegburgs durch die Franzosen
Billetierung der Juden
Eine erbauliche Scene in der Kirche
Hungersnot
Ein Kirchendiebstahl
Das Minoritenkloster
Erbhuldigung des Herzogs
Zunftverhältnisse
Revision der Abtei
Ein Geleitsbrief
Die Accise
Französische Einquartierung
Größe abteilicher Höfe der Umgegend
Kriegswirren
Konsumtionssteuer
Die Vogtei Siegburg
Beschränkung der Abtei in Gütererwerbungen
Zurückbringung der geflüchteten Reliquienschreine
Die erste Apotheke in der Stadt
Sporteln der Ärzte
XV. Die Franzosen in Siegburg und die drei letzten Äbte
Der 7-jährige Krieg
Siegburger Geiseln in Stade
Der Geiselprozeß
Die Muttergotteskapelle
Huldigung des Abtes
Abschaffung von kirchlichen Feiertagen
Die neue Poststraße
Brand der Abtei
Die Pfarrkirche
Das Läuten mit den Glocken und die Donnerwettersgärten
Revolution in Frankreich
Die Maas-Sambrearmee
Kämpfe um Siegburg herum
Einquartierungen
Säkularisation der Abtei
XVIII. Blätter und Blüten aus der Neuzeit
Gemeindeordnung
Schulverhältnisse
Verlegung des Landratsamt in die Stadt
Deutz-Gießener Eisenbahn und Postverkehr
Geschäftsleben in der Stadt
Die Gasanstalt
Restauration der Kirche
Die letzten Stadtthore
Die rechtsrheinische Eisenbahn
Die Königliche Geschoßfabrik
Wohlthätigkeitsvereine und Krankenhaus
Das Vereinsleben überhaupt
Das Kriegerdenkmal
Das Königl. Lehrerseminar und das Gymnasium
Das neue Krankenhospital
Die Herz-Jesukapelle
Das städtische Schlachthaus und die Wasserleitung
Freiwillige Feuerwehr
Katholische und Evangelische Kirche
Verlegung der Irrenheilanstalt
Strafanstalten
Das Königliche Feuerwerkslaboratorium
Die neuen Stadtteile
Der Friedhof
Schulwesen
Bevölkerung von Siegburg
Geschäftsverkehr
Post- und Eisenbahnstatistiken
Verkehrswege
Städtischer Haushaltungsetat
Anhang
Liste der Äbte
Abteiliche Güter
Liste der Vögte
Wort- und Sachregister mit Erklärung und Übersetzung der im Texte vorkommenden fremdsprachlichen Stellen und Ausdrücke sowie anderen Erläuterungen.