Das abteiliche Siegel ist von ovaler Gestalt, 8 cm hoch und 6 cm breit. Es stellt in seinem Felde den Erzengel Michael dar, wie er dem Drachen unter seinen Füßen die Lanze in den Rachen stößt.
Die Kleidung des Engels entspricht dem Anzuge der damaligen Zeit: ein langes in Falten herabwallendes Kleid, durch einen Gürtel über den Hüften zusammengezogen, und um die Schultern ein breiter, glatter Mantelkragen, der vorn durch einen Agraffenknopf zusammengehalten wird. Die Umschrift des Siegels lautet: „SCS MICHAEL SIBERGENSIU(m) PATRONU“.
Das städtische Siegel bekam eine kreisrunde Form, mit einem Durchmesser von nahezu 5 cm. Es zeigte oben die von vier Türmen flankierte Abteilkirche mit einem fünften Turme auf der Vierung, dessen Spitze unter einem Kreuz ausläuft, unten die Stadt, ohne daß sie besonders hervortritt. Um die Abtei zieht sich ein Mauering mit keinen Türmen ohne Spitzdach, während die Stadt selbst in ihrer Ringmauer 7 Thortürme mit Helmspitzen aufweist. Zwei unter ihnen zeichnen sich durch ein zweites Stockwerk aus, die übrigen haben gleich der Stadtmauer, d. h. vor dem Dachfuße, Zinnen. Auf dem höchsten Punkte des Siegels erblickt man eine Thorburg, wahrscheinlich zur Erinnerung daran, daß die Abtei auch das Burgrecht besitze. Der Abhang des Berges ist mit Felsen oder Buschwerk bedeckt. Die Inschrift des Siegels lautet: „SIGILLVM CIVITATIS SIBRERGENSIS“ und ist in gothischen Zügen abgefaßt.
Auf dem Schöffensiegel steht Anno über Wolken, die Mitra auf dem Haupte und mit dem bischöflichen Gewande angethan. Ein Heiligenscheinring bekundet die hohe Würde, zu der er von der Kirche emporgehoben war. Zu beiden Seiten flattern Spruchbänder hier mit sanctus, dort mit Anno beschrieben. In der Linken hält er den Bischofsstab, in der Rechten das Stadtbild, so wie es auf dem Abteisiegel dargestellt ist. Das Ganze umschließen die Worte: „SIGILLUM SCABINORUM SIBERGENSI(um)“, die letzten beiden Buchstaben sind durch das Stadtbild verdeckt.
Mit dem 15. (?) Jahrhundert begegnet uns ein ganz anderes Stadtsiegel, das schon mehr veränderte Verhältnisse hindeutet, 8 cm hoch und 4,5 cm breit, oben und unten in eine Spitze auslaufend. Dasselbe führt in einem senkrecht sehenden Schilde den bergischen Löwen in fast drachenähnlicher Gestalt und läßt hinter dem Schilde den Erzengel Michael mit ausgebreiteten Flügeln hoch hervorragen. Auf seinem Haupte trägt derselbe ein Kreuz, in der Rechten hält er das Scepter oder ein Schwert (?) und in der Linken eine kreuzbestandene Kugel ähnlich dem Reichsapfel. Der Löwe trägt noch keine Krone, während er in allen späteren Siegeln gekrönt erscheint.
(Dieses Siegel befindet sich im Düsseldorfer Staatsarchiv noch an einer Urkunde von 1576, in Siegburg im Kirchenarchiv zuletzt 1522.)
Das Kapitelsiegel von 1673 stellt den Erzengel Michael über einen auf dem Rücken liegenden Drachen dar, welcher den Schweif wunderbar emporringelt und gewaltige Feuerflammen ausspeit. Dieser Michael trägt deutlich ein Schwert in der Hand und in der Linken einen oben gekreuzten Pilgerstab, dessen Fuß auf die Schnauze des Drachens gestellt ist. Die Umschrift in lateinischen Lettern lautet: „S. MICHAEL. PAT: CAPIT: SIEGBVRGENSIS – 1673“.
Im Jahre 1558 ließ die Stadt wieder ein neues Stadtsiegel anfertigen, welches nicht weniger als 30 Mark kostete. In ihm ist der Schild kleeblattartig, oder besser gesagt, von einem Kleeblattbogen gebildet und von dem Ringe, welcher die Umschrift umschließt, unten abgeschnitten. Diese lautete: „S. SIBRI…. ENSIS“, eine seltsame Abkürzung von Sigbergensis. Der bergische Löwe hat noch einen einfachen Schwanz, trägt eine Krone auf dem Kopfe und hebt den linken Fuß waagerecht zur Ausführung eines Schlages auf. Der Erzengel Michael hält Scepter und Reichsapfel in den Händen.
Ein kleines Siegel von 1698 führt die Umschrift: „S. CIVIT: SIEGB.“, so daß also das ursprünglich kurze I Sigberg nunmehr lang erscheint, trotzdem der Flußname Sieg mit dem Worte Sieg von Siegen nichts zu schaffen hat. Eher dürfte er mit der Wurzel in „siccus, siccare“, zusammenhängen, weil bekanntlich der Siegfluß in seinem oberen Laufe sehr oft mehr sickert als fließt. Man denke auch an Sigambrer. Das neueste Stadtsiegel ist keineswegs sehr schön und verdiente durch ein besseres ersetzt zu werden. Damit möge über die Siegel Siegburgs genug gesagt sein.
Bevor Gerhard aus dem Leben schied, suchte er seinem heiligen noch die allgemeine Anerkennung zu verschaffen, wozu ihm Erzbischof Philipp von Köln auf dem Provinzialkonzile seine bereitwilligste Unterstützung lieh. Allein das Volk auf dem Lande mochte wohl schon der Feiertage genug haben, als daß es einem neuen Feste mit Freuden hätte entgegen können. Es verhielt sich zu den Wünschen der Geistlichkeit ziemlich kalt, und verehrte Anno nur eben da, wo zufällig Reliquien von ihm vorhanden waren. Seinen Nachfolgern schenkte Gerhard zu ihren Kammeinkünften ein Allodium zu Flatten und Hof in Dillingen und bestimmte für sich ein einfaches Jahrgedächtnis, wozu die Witwe eines gewissen Markward aus Siegburg, der den „Maierhof“ in der Stadt gepachtet hatte, jährlich 12 Schillinge als ermäßigten Pachtzins beitragen sollte. Die Herabsetzung dieses letzteren scheint Gerhard nicht ohne Widerspruch der Ordensbrüder vorgenommen zu haben, da er bei der Überlassung des Gutes an die Witwe bemerkt, er thue das aus Mitleid mit der Familie derselben und kraft eines Rechtes, welches er dazu besitze. Die Mönche werden sich daher wohl in seine Anordnungen gefügt und, als er am 26. August 1185 starb, doch sein Andenken in würdiger Weise gefeiert haben.
Sein Nachfolger wurde Gerlach, ein Mönch von unbekannter Herkunft. Derselbe hatte sogleich schon das seltener werdende Glück, für das Kloster Siegberg den Hof Gottenhof zu Schwelm zum Geschenke zu erhalten, indem drei Brüder aus Hagen, dem Adelsstande angehörig, sich veranlaßt sahen, den ansehnlichen Hof für ihre und der Eltern Seelenruhe um Opfer zu bringen, Gerlach belehnte mit demselben einen Heinrich von Volmestein und kaufte für den jährlichen Ertrag von 38 Mark zwei ziemlich schöne Weingüter in Güls, die jedenfalls den Mönchen besser zu statten kamen. Umgekehrt machte es der Almosengeber Heinrich in dem Kloster. Dieser besaß in Wahlscheid ein Lehen, in Siegburg ein Höfchen, das ehemals dem Schullehrer Heinrich gehört hatte, und zu Güls ein Weingut, das sehr edlen Rebensaft eintrug. Er vermachte sämtliche Einkünfte aus denselben dem Hospitale in der Stadt und hatte so die Gewißheit „daß man auch seiner nach dem Tode noch gedenken werde. Der Abt Gerlach willigte freundlichst in das Vermächtnis ein.
Einverleibung der Kirchen Oberpleis und Zülpich
Die Einverleibung der Kirchen zu Oberpleis und Zülpich in das Kloster hängt wahrscheinlich mit der Thatsache zusammen, daß die Weltgeistlichkeit damals etwas zu wünschen übrig ließ, und die Gemeinden lieber von strenger gehaltenen Ordensleuten als von den nachgeborenen Söhnen der freien und des des Adels bedient werden wollten, die in den fetten Pfründen meist nur eine genußreiche Quelle für ihre Lebenslust erblickten. Der Erzbischof Bruno von Köln willigte unbedenklich in die angetragene Einverleibung der Kirchen ein, und Papst Honorius III. bestätigte sie 1192 resp. 1223.
Dies ist ein Ausschnitt aus Rudolfs Heitkamps Buch „Siegburgs Vergangenheit und Gegenwart“ von 1897. Mehr Infos dazu hier.
Kapitelübersicht
Über das Buch
Buch zur Siegburger Geschichte von 1897 wieder erhältlich
Rezension zu Siegburgs Vergangenheit und Gegenwart
Weitere Rezension zu Siegburgs Vergangenheit und Gegenwart
Kapitel des Buches
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I. Siegburgs älteste Verhältnisse – Wahrheit und Vermutung.
Der Siegberg und seine Bewohner
Römerstraßen & Altdeutsche Gräber
Ansiedlungen und Ständeunterschiede
Rechte und Gerichtswesen
Der Auelgau und die erste christliche Gemeinde
Die Siegburg
Pfalzgraf Heinrich und sein Streit mit Anno, Erzbischof von Köln
II. Die Gründung der Abtei
Die Gründung der Abtei, ihr Zweck, die Abteikirche & die Ordensregeln
Insassen und Ausstattung des Klosters mit Gütern
Der Burgbann, die Rechtspflege und der Vogt
Annos Tod, sei Begräbnis und seine letzte Ruhestätte
III. Die Stadt Siegburg
Die Stadt Siegburg – Markt-, Zoll & Münzrecht sowie ihre Befestigung
Ihre Verwaltung und Gerichtsbarkeit
Älteste Zustände in ihr
Lage und Beschaffenheit
IV. Entwickelung der Abtei
Entwickelung der Abtei und die Fixierung ihrer Besitzungen
Die Sage von Erpho
Klösterliches Leben und Treiben
Annos Lebensbeschreibung und das Annolied
Blutbad in Köln, geflüchtete Juden in Siegburg
Die Decanie im Auelgaue
Vornehme Begräbnisse auf der Abtei
Vermächtnis Heinrichs IV. und Heinrichs V.
Die Propsteien Oberpleis, Hirzenach, Remagen, Zülpich
Bedeutende Ordensmänner
Abt Kunos Vermächtnis und Anordnungen
Streit mit dem Kassiusstift und die Propstei Millen
Reinalds von Dassel Vorschrift hinsichtlich der abteilichen Güter
V. Städtisches
Städtisches: Marktprivilegien, Christihimmelfahrtsmarkt & Servatiustag
Städtisches Leben und Treiben
Leprosenhäuser – Krankenhäuser, die Kirche und die Einführung des St. Nikolausfestes
Die Märtensfeuer
Das Holzfahrtsfest und der Maibaum
VI. Kannosisation Annos und Siegburgs Kunstschätze
Der Streit um das Burgterrain von Blankenberg, das Burgrecht, der Schutzbrief sowie eine Wasserprobe
Annos Heiligsprechung
Annos Charakterisierung, die Abteikirche
Reliquien und Reliquienschreine
Älteste Siegel der Abtei, der Stadt und des Gerichtes etc., die Einverleibung der Kirchen Oberpleis und Zülpich
VII. Verhängnisvolle Zeiten
Ausplünderung Siegburgs, Engelbert von Köln und Heinrich von Limburg, Übertragung der Schutzvogtei an die Kölner Kirche
Heinrichs Bemühungen, dieselbe (die Schutzvogtei) für das Haus Berg wiederzuerlangen
Das Faustrecht, die Zustände auf der Abtei sowie die Visitation des Klosters
König Richard und Kölner Flüchtlinge in Siegburg
Vertrag , Burg & Pfarrkirche
Privilegium der Kölner Marktbesucher in Siegburg
Consultationsrecht der Wipperfürther (und ebenso auch der Lenneper in Siegburg)
Eine Judenverfolgung
Wortlaut der Vogtsreversalien
Ökonomische Verhältnisse der Abtei und die Einverleibung der Pfarrkirchen
Die Topfbäcker, das Waldschuldheißenamt
Siegburger Juden
VIII. Dynasten im Abtsgewande.
Verhältnis der Abtei zur Kölner Kirche, zum Reiche und dem Hause Berg
Schutz- und Trutzbündnis zwischen der Abtei und Stadt Siegburg
Verhältnis der Abtei zum römischen Stuhle
Dienstmannenverhältnis
Siegburg Enklave von Berg, Löwenburg und Blankenberg
Berg zum Herzogtum erhoben
Verhältnis zwischen Deutz und Siegburg
Propstei Aulgasse
IX. Das aufstrebende Bürgertum
Pelegrin von Drachenfels
Überrumpelung Siegburgs durch Adolf von Berg und Brand der Stadt
Schlichtung der Streitigkeiten zwischen Adolf und Pelegrin
Der güldene Opferpfennig der Juden
Frühmessenstiftung
Agger- und Siegbrücke
Verwendung der Accise
Das Mühlenthor
Verkauf der Burg an das Erzstift Köln und Rückgängigkeit des Verkaufs
Die ersten Zunftbriefe
Das Schöffenessen
Ausübung des Münzrechtes der Abtei
Vorladungen vor die Feme
Das Recht des Antastes in der Vogtei und Stadt Siegburg
Der Galgenberg
Der Seidenberger Hof und das Hofgericht
Windecker Vertrag
Wolsdorf und Troisdorf
Zollstätte zu Bergheim
Formalitäten bei der Huldigungsfeier neuer Äbte
Vikar Hulweck
Das Reichskammergericht
Türkensteuer
Preisverhältnisse
X. Siegburgs Blütezeit.
Reichsunmittelbarkeit der Abtei
Restauration der Pfarrkirche
Bevölkerungsziffer der Stadt
Namen der Häuser an den Hauptstraßen
Der Tierbungert
Reformatorische Bestrebungen im Erzstift Köln etc.
Das Zunftwesen in Siegburg
Städtische Verwaltung
Neubürger
Heiden
Einwohnerzahl, Gewerbe, Accise
Das Rathaus
Protestanten in Siegburg
Sittliche Zustände in der Stadt
Gebhard Truchses von Waldburg
Kampf auf dem Brückberg
Anschlag gegen den Abt
Die Rottmannschaften
Inventare
Preisverhältnisse
Mahlzeiten
Hans Sachs „Schöne Tischzucht“
Armenpflege
XI. Ringen und Kämpfen
Lehnwesen der Abtei
Schulwesen in der Stadt
Die Trivialschule
Sittliche Zustände
Eine Hinrichtung nach Karls peinlicher Halsgerichtsordnung
Acciseneinnahmen
Der Vogtseid
Klever Vertrag vom . Okt.
Früheres Verhältnis der kontrahierenden Teile
Güter-Erwerbungen und -Veräußerungen der Abtei
Tod Herzogs Johann Wilhelm und seine Folgen für Siegburg
Belagerung von Siegburg
Spanische Besatzung in der Stadt
Das Sendgericht
Das Schätzchen von Siegburg
XIV. Das freiadlige Stift und die Unterherrlichkeit Siegburg
Heinrich Worm
Besetzung Siegburgs durch die Franzosen
Billetierung der Juden
Eine erbauliche Scene in der Kirche
Hungersnot
Ein Kirchendiebstahl
Das Minoritenkloster
Erbhuldigung des Herzogs
Zunftverhältnisse
Revision der Abtei
Ein Geleitsbrief
Die Accise
Französische Einquartierung
Größe abteilicher Höfe der Umgegend
Kriegswirren
Konsumtionssteuer
Die Vogtei Siegburg
Beschränkung der Abtei in Gütererwerbungen
Zurückbringung der geflüchteten Reliquienschreine
Die erste Apotheke in der Stadt
Sporteln der Ärzte
XV. Die Franzosen in Siegburg und die drei letzten Äbte
Der 7-jährige Krieg
Siegburger Geiseln in Stade
Der Geiselprozeß
Die Muttergotteskapelle
Huldigung des Abtes
Abschaffung von kirchlichen Feiertagen
Die neue Poststraße
Brand der Abtei
Die Pfarrkirche
Das Läuten mit den Glocken und die Donnerwettersgärten
Revolution in Frankreich
Die Maas-Sambrearmee
Kämpfe um Siegburg herum
Einquartierungen
Säkularisation der Abtei
XVIII. Blätter und Blüten aus der Neuzeit
Gemeindeordnung
Schulverhältnisse
Verlegung des Landratsamt in die Stadt
Deutz-Gießener Eisenbahn und Postverkehr
Geschäftsleben in der Stadt
Die Gasanstalt
Restauration der Kirche
Die letzten Stadtthore
Die rechtsrheinische Eisenbahn
Die Königliche Geschoßfabrik
Wohlthätigkeitsvereine und Krankenhaus
Das Vereinsleben überhaupt
Das Kriegerdenkmal
Das Königl. Lehrerseminar und das Gymnasium
Das neue Krankenhospital
Die Herz-Jesukapelle
Das städtische Schlachthaus und die Wasserleitung
Freiwillige Feuerwehr
Katholische und Evangelische Kirche
Verlegung der Irrenheilanstalt
Strafanstalten
Das Königliche Feuerwerkslaboratorium
Die neuen Stadtteile
Der Friedhof
Schulwesen
Bevölkerung von Siegburg
Geschäftsverkehr
Post- und Eisenbahnstatistiken
Verkehrswege
Städtischer Haushaltungsetat
Anhang
Liste der Äbte
Abteiliche Güter
Liste der Vögte
Wort- und Sachregister mit Erklärung und Übersetzung der im Texte vorkommenden fremdsprachlichen Stellen und Ausdrücke sowie anderen Erläuterungen.