Da aber ward Engelbert 1225 durch den Grafen von Isenburg in einem Hohlwege bei Gevelsberg ermordet, und sogleich stellte sich Heinrich von Limburg ein, sämtliche Rechte seines Schwiegervaters an sich zu reißen.
Der neuerwählte Erzbischof Heinrich von Molenark war auch nicht abgeneigt (Haupturkunden des Kölner Stadtarchivs, S. 82), ihm die Schirmvogtei über Siegburg wieder abzutreten, sofern er die Einwilligung des Papstes dazu erlangen könnte, und bedang sich einstweilen nur ein freundliches Verhalten gegen die Siegburger Mönche aus. Aber Honorius war in keiner Weise zur Zurücknahme seiner Zulassungen zu bewegen, sondern verlangte vielmehr in einem Schreiben vom 27. November 1227 (Regestae Pontif. Rom. I.), daß es durchaus mit den Abmachungen Engelberts und des Abtes sein Bewenden haben müsse.
Der Abt und Convent sollten nicht berechtigt sein, sich jemals von der Kölner Kirche zu trennen und einen anderen Schutz für sich auszuersehen Das war nun weder Heinrich noch auch dem Abte angenehm, jenem nicht, weil er auf den Besitz des Städtchens Siegburg spekulierte, diesem nicht, weil er sein fundationsmäßiges Recht, den Schirmvogt frei zu wählen, durch jene Anordnung beeinträchtigt sah und sich verpflichtet glaubte, dieses wieder zu erlangen, wenn irgendwie die Umstände es erlaubten. Beide hofften auf einen besser zu unterrichtenden Papst und vertrugen sich einstweilen dahin, daß, wenn es dem Abte, um was er sich zu bemühen habe, gelänge, die Freiheit der Vogtswahl wiederzugewinnen er, Heinrich von Limburg, seine Gattin und deren Söhne in Siegburg erscheinen sollten, um vor dem Kapitel und andern hinzuzuziehenden Personen öffentlich zu bekennen, daß, was immer Adolf und seine Vorfahren an der Vogtei Siegburg besessen, sie dieses nicht durch Erbrecht, sondern lediglich durch die Gunst des Kapitels und die freie Wahl des Abtes es besessen hätten, und daß man die Auslagen der Abtei, welche zur Wiedergewinnung der Vogtswahl schon gemacht seien und noch gemacht werden würden, sämtlich bezahlen wolle. Alsdann sollten auch die beiderseitigen Gerechtsamen näher geprüft und urkundlich festgestellt werden, auf daß keine von beiden Parteien durch die andere beeinträchtigt werde. Rom ließ sich leider über die neuen Anträge nicht vernehmen, und der installierte Bischof mochte vielleicht anderer Ansicht geworden sein als der eben gewählte, welcher als solcher das mitgeteilte Versprechen gegeben hatte. Die Sache zog sich deshalb in die Länge, und Heinrich machte mit der Zeit ein recht böses Gesicht. Ein Streit über den Besitz von Deutz brachte ihn bald mit dem Erzbischofe in den Krieg, und erst Konrad von Hochstaden, dem die Kölner Bürger treu zur Seite standen, sollte es gelingen, dem unseligen Kampfe ein Ende zu machen. Deutz ward zwischen die beiden streitenden Parteien geteilt, und ein gemeinsames Gerichtsgebäude stipuliert, das auf der Grenze in der Stadt seine Lage haben sollte. Ein Ehebündnis zwischen Konrads Schwester Margareta und Heinrichs Sohne Wolf besiegelte das hergestellte Einvernehmen und beseitigte wahrscheinlich auch die Forderungen, welche Heinrich hinsichtlich der Vogtei Siegburg bald zu stellen wagte. Dieser gelangte in den faktischen Besitz der Schirmvogtei und zwar so, wie er mit Abt Gottfried 1229 vereinbart hatte.
Demgemäß sollte „mit Ausnahme dessen, was das Gotteshaus unwidersprechlich bis dahin besessen, und unbeschadet der Rechte und Privilegien der Kirche, jeder etwaige Vorteil, wie er auch heißen möge, der sich innerhalb der Stadt und außerhalb derselben im Burgbann ergeben würde, zwischen dem Vogte und dem Abte gleichmäßig geteilt werden“. Abt Lambert suchte diesen Schaden wieder gut zu machen, indem er 1243 den Verhandlungen über die Ausübung der vogteilichen Rechte durch den Grafen die Bedingung stellte und sie auch bewilligt erhielt, daß die in Frage stehenden Emolumente lediglich die Gerichtssphäre angehen sollten und nichts weiteres. Außerdem wurde vereinbart, daß, da bisher kein Gerichtsgebäude zur Abhaltung der Vogtssitzungen am Fuße des Berges existiert habe es nunmehr erbaut und durch vier einsichtsvolle, eigens dazu auserwählte Herrn festgestellt werden solle, wann und wo und mit welchen Kosten dasselbe herzurichten, und zu welchem sonstigen Zwecke es die übrige Zeit des Jahrs hindurch zu gebrauchen sei. Der sich ergebende Gewinn aus dem Hause sollte beiden Parteien in gleicher Weise zu gute kommen, der Herzog aber zu dem Baue nichts weiter beitragen, als daß das Holz dazu aus seinen Waldungen hergäbe und die Bewohner der Vogtei anhalte, dieses sowie Steine, Sand und Cement bereitwillig an Ort und Stelle zu schaffen. Geschehen und gegeben im Jahre des Herrn 1243 am 8. Juli.
Abt Lambert löste bei seinem Tode Hermann I. und diesen wieder Gottfried II. ab. Jener regierte von 1248 bis 1254, dieser von 1254 bis 1260.
Dies ist ein Ausschnitt aus Rudolfs Heitkamps Buch „Siegburgs Vergangenheit und Gegenwart“ von 1897. Mehr Infos dazu hier.
Kapitelübersicht
Über das Buch
Buch zur Siegburger Geschichte von 1897 wieder erhältlich
Rezension zu Siegburgs Vergangenheit und Gegenwart
Weitere Rezension zu Siegburgs Vergangenheit und Gegenwart
Kapitel des Buches
Die mit Links hinterlegten Textteile sind bereits online verfügbar. Die anderen Teile werden nach und nach eingestellt.
I. Siegburgs älteste Verhältnisse – Wahrheit und Vermutung.
Der Siegberg und seine Bewohner
Römerstraßen & Altdeutsche Gräber
Ansiedlungen und Ständeunterschiede
Rechte und Gerichtswesen
Der Auelgau und die erste christliche Gemeinde
Die Siegburg
Pfalzgraf Heinrich und sein Streit mit Anno, Erzbischof von Köln
II. Die Gründung der Abtei
Die Gründung der Abtei, ihr Zweck, die Abteikirche & die Ordensregeln
Insassen und Ausstattung des Klosters mit Gütern
Der Burgbann, die Rechtspflege und der Vogt
Annos Tod, sei Begräbnis und seine letzte Ruhestätte
III. Die Stadt Siegburg
Die Stadt Siegburg – Markt-, Zoll & Münzrecht sowie ihre Befestigung
Ihre Verwaltung und Gerichtsbarkeit
Älteste Zustände in ihr
Lage und Beschaffenheit
IV. Entwickelung der Abtei
Entwickelung der Abtei und die Fixierung ihrer Besitzungen
Die Sage von Erpho
Klösterliches Leben und Treiben
Annos Lebensbeschreibung und das Annolied
Blutbad in Köln, geflüchtete Juden in Siegburg
Die Decanie im Auelgaue
Vornehme Begräbnisse auf der Abtei
Vermächtnis Heinrichs IV. und Heinrichs V.
Die Propsteien Oberpleis, Hirzenach, Remagen, Zülpich
Bedeutende Ordensmänner
Abt Kunos Vermächtnis und Anordnungen
Streit mit dem Kassiusstift und die Propstei Millen
Reinalds von Dassel Vorschrift hinsichtlich der abteilichen Güter
V. Städtisches
Städtisches: Marktprivilegien, Christihimmelfahrtsmarkt & Servatiustag
Städtisches Leben und Treiben
Leprosenhäuser – Krankenhäuser, die Kirche und die Einführung des St. Nikolausfestes
Die Märtensfeuer
Das Holzfahrtsfest und der Maibaum
VI. Kannosisation Annos und Siegburgs Kunstschätze
Der Streit um das Burgterrain von Blankenberg, das Burgrecht, der Schutzbrief sowie eine Wasserprobe
Annos Heiligsprechung
Annos Charakterisierung, die Abteikirche
Reliquien und Reliquienschreine
Älteste Siegel der Abtei, der Stadt und des Gerichtes etc., die Einverleibung der Kirchen Oberpleis und Zülpich
VII. Verhängnisvolle Zeiten
Ausplünderung Siegburgs, Engelbert von Köln und Heinrich von Limburg, Übertragung der Schutzvogtei an die Kölner Kirche
Heinrichs Bemühungen, dieselbe (die Schutzvogtei) für das Haus Berg wiederzuerlangen
Das Faustrecht, die Zustände auf der Abtei sowie die Visitation des Klosters
König Richard und Kölner Flüchtlinge in Siegburg
Vertrag , Burg & Pfarrkirche
Privilegium der Kölner Marktbesucher in Siegburg
Consultationsrecht der Wipperfürther (und ebenso auch der Lenneper in Siegburg)
Eine Judenverfolgung
Wortlaut der Vogtsreversalien
Ökonomische Verhältnisse der Abtei und die Einverleibung der Pfarrkirchen
Die Topfbäcker, das Waldschuldheißenamt
Siegburger Juden
VIII. Dynasten im Abtsgewande.
Verhältnis der Abtei zur Kölner Kirche, zum Reiche und dem Hause Berg
Schutz- und Trutzbündnis zwischen der Abtei und Stadt Siegburg
Verhältnis der Abtei zum römischen Stuhle
Dienstmannenverhältnis
Siegburg Enklave von Berg, Löwenburg und Blankenberg
Berg zum Herzogtum erhoben
Verhältnis zwischen Deutz und Siegburg
Propstei Aulgasse
IX. Das aufstrebende Bürgertum
Pelegrin von Drachenfels
Überrumpelung Siegburgs durch Adolf von Berg und Brand der Stadt
Schlichtung der Streitigkeiten zwischen Adolf und Pelegrin
Der güldene Opferpfennig der Juden
Frühmessenstiftung
Agger- und Siegbrücke
Verwendung der Accise
Das Mühlenthor
Verkauf der Burg an das Erzstift Köln und Rückgängigkeit des Verkaufs
Die ersten Zunftbriefe
Das Schöffenessen
Ausübung des Münzrechtes der Abtei
Vorladungen vor die Feme
Das Recht des Antastes in der Vogtei und Stadt Siegburg
Der Galgenberg
Der Seidenberger Hof und das Hofgericht
Windecker Vertrag
Wolsdorf und Troisdorf
Zollstätte zu Bergheim
Formalitäten bei der Huldigungsfeier neuer Äbte
Vikar Hulweck
Das Reichskammergericht
Türkensteuer
Preisverhältnisse
X. Siegburgs Blütezeit.
Reichsunmittelbarkeit der Abtei
Restauration der Pfarrkirche
Bevölkerungsziffer der Stadt
Namen der Häuser an den Hauptstraßen
Der Tierbungert
Reformatorische Bestrebungen im Erzstift Köln etc.
Das Zunftwesen in Siegburg
Städtische Verwaltung
Neubürger
Heiden
Einwohnerzahl, Gewerbe, Accise
Das Rathaus
Protestanten in Siegburg
Sittliche Zustände in der Stadt
Gebhard Truchses von Waldburg
Kampf auf dem Brückberg
Anschlag gegen den Abt
Die Rottmannschaften
Inventare
Preisverhältnisse
Mahlzeiten
Hans Sachs „Schöne Tischzucht“
Armenpflege
XI. Ringen und Kämpfen
Lehnwesen der Abtei
Schulwesen in der Stadt
Die Trivialschule
Sittliche Zustände
Eine Hinrichtung nach Karls peinlicher Halsgerichtsordnung
Acciseneinnahmen
Der Vogtseid
Klever Vertrag vom . Okt.
Früheres Verhältnis der kontrahierenden Teile
Güter-Erwerbungen und -Veräußerungen der Abtei
Tod Herzogs Johann Wilhelm und seine Folgen für Siegburg
Belagerung von Siegburg
Spanische Besatzung in der Stadt
Das Sendgericht
Das Schätzchen von Siegburg
XIV. Das freiadlige Stift und die Unterherrlichkeit Siegburg
Heinrich Worm
Besetzung Siegburgs durch die Franzosen
Billetierung der Juden
Eine erbauliche Scene in der Kirche
Hungersnot
Ein Kirchendiebstahl
Das Minoritenkloster
Erbhuldigung des Herzogs
Zunftverhältnisse
Revision der Abtei
Ein Geleitsbrief
Die Accise
Französische Einquartierung
Größe abteilicher Höfe der Umgegend
Kriegswirren
Konsumtionssteuer
Die Vogtei Siegburg
Beschränkung der Abtei in Gütererwerbungen
Zurückbringung der geflüchteten Reliquienschreine
Die erste Apotheke in der Stadt
Sporteln der Ärzte
XV. Die Franzosen in Siegburg und die drei letzten Äbte
Der 7-jährige Krieg
Siegburger Geiseln in Stade
Der Geiselprozeß
Die Muttergotteskapelle
Huldigung des Abtes
Abschaffung von kirchlichen Feiertagen
Die neue Poststraße
Brand der Abtei
Die Pfarrkirche
Das Läuten mit den Glocken und die Donnerwettersgärten
Revolution in Frankreich
Die Maas-Sambrearmee
Kämpfe um Siegburg herum
Einquartierungen
Säkularisation der Abtei
XVIII. Blätter und Blüten aus der Neuzeit
Gemeindeordnung
Schulverhältnisse
Verlegung des Landratsamt in die Stadt
Deutz-Gießener Eisenbahn und Postverkehr
Geschäftsleben in der Stadt
Die Gasanstalt
Restauration der Kirche
Die letzten Stadtthore
Die rechtsrheinische Eisenbahn
Die Königliche Geschoßfabrik
Wohlthätigkeitsvereine und Krankenhaus
Das Vereinsleben überhaupt
Das Kriegerdenkmal
Das Königl. Lehrerseminar und das Gymnasium
Das neue Krankenhospital
Die Herz-Jesukapelle
Das städtische Schlachthaus und die Wasserleitung
Freiwillige Feuerwehr
Katholische und Evangelische Kirche
Verlegung der Irrenheilanstalt
Strafanstalten
Das Königliche Feuerwerkslaboratorium
Die neuen Stadtteile
Der Friedhof
Schulwesen
Bevölkerung von Siegburg
Geschäftsverkehr
Post- und Eisenbahnstatistiken
Verkehrswege
Städtischer Haushaltungsetat
Anhang
Liste der Äbte
Abteiliche Güter
Liste der Vögte
Wort- und Sachregister mit Erklärung und Übersetzung der im Texte vorkommenden fremdsprachlichen Stellen und Ausdrücke sowie anderen Erläuterungen.