Kämpfe um Siegburg

Gebhard Truchses von Waldburg

In Köln saß damals auf dem erzbischöflichen Stuhle Gebhard Truchses von Waldburg, ein Herr von „etwas anrüchtiger Vergangenheit“ und unsicheren Glaubensgrundsätzen, der aber trotzdem das Pallium zu erringen wußte, weil sein Oheim Bischof von Augsburg war und das Kurfürstenkollegium die Gewogenheit gehabt hatte, ihn noch vor seiner Bestätigung durch den Papst unter die Zahl der Reichsfursten aufzunehmen.

Dieser Gebhard lernte 1579, wie es heißt, die „wunderschöne“ Gräfin Agnes von Mansfeld kennen, eine Stiftsdame aus Gerresheim, welche sich zufällig bei ihrer Schwester in Köln aufhielt, und ward von ihrer Liebenswürdigkeit so sehr hingerissen, daß er alsbald das traulichste Verhältnis mit ihr anknüpfte und es ungeachtet des öffentlichen Ärgernisses mehrere Jahre lang fortsetzte. Die Warnungen des Domkapitels machten keinen Eindruck auf ihn, und auch der Papst vermochte nicht mit seinen Vorstellungen durchzudringen. Da erschienen vor ihm die Gebrüder Christoph und Hoyer und ließen ihm die Wahl, entweder ihre Schwester zu heiraten, damit dieselbe vor Schimpf und Schande bewahrt bleibe, oder aber ihre Nachstellungen zu fürchten, welche jedenfalls Erfolg haben würden. Gebhard entschloß sich zu dem ersteren, nicht ohne die Absicht, in den Privatstand zurückzukehren; allein da er kein Vermögen besaß und auch in etwa auf den Beistand der protestantischen Fürsten rechnen durfte, so zögerte er mit der Abdankung und ließ insgeheim durch den Herrn von Neuenar Truppen anwerben, um sich mit Gewalt in seiner Stellung zu behaupten.

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Er heiratete am 3. Februar, nach einer Angabe im Hause zum Rosenthal, nach einer andern in der Wirtschaft zum Rosenkrauz, ernannte daselbst den Herrn von Neuenar zu seinem Stellvertreter und begab sich mit seinen Schätzen und Kleinodien auf die rechte Rheinseite, zunächst nach Dillenburg zum Grafen von Nassau, dann nach Arnsberg in Westsalen, wo Agnes ihm am 20. Oktober den Hofhalt einrichtete. Vergl, Ennen 1. c. und Kleinsorgen: Kirchengeschichte Band III.

Kampf auf dem Brückberg

Der Papst beeilte sich, den Abtrünnigen zu exkommunizieren, und das Domkapitel nahm keinen Anstand, zur Wahl eines Nachfolgers zu schreiten, weil es den Bischofsstuhl für erledigt ansah. Sämtliche Stimmen vereinigten sich auf den früheren Gegenkandidaten Herzog Ernst von Baiern, und dieser zog dann ohne weiteres durch das Land, sich von den Bewohnern desselben huldigen zu lassen und die Fahne des Katholizismus hochzuschwingen. Dagegen protestierten die Anhänger des Truchses und es entbrannte überall ein unheilvoller Bürgerkrieg, in dem die einen durch die Pfälzer, die andern durch die Baiern und Spanier (aus den Niederlanden) unterstützt wurden.

Die Stadt Siegburg lag außerhalb des eigentlichen Gefechtsfeldes, weil der Abt so vorsichtig gewesen war, sich frühzeitig für neutral zu erklären und auf diese Weise die Parteinahme der Bürger nicht herauszufordern. Indes die Nähe von Bonn zog doch den Ort in Mitleidenschaft, und mehr als ein Mal mußten seine Thore geschlossen werden, wenn Karl von Truchses mit seinen Leuten über den Rhein kam, die Feste mit Lebensmitteln zu versehen, und dadurch die ganze Umgegend in Angst, und Schrecken versetzte.

Am 6. August steckte eine Schar von 300 Truchsessianern den Flecken Deutz in den Brand und schleppte alles Vieh, Pferde, Kühe etc. mit sich fort. Am 11. Aug erneuerten dieselben in einer Stärke von 2000 Mann unter der Führung Karl von Truchses und des Grafen von Solms den Angriff und warfen Feuer in die Abtei, so daß die sämllichen Klostergebäude nebst der Pfarrkirche niederbrannten.

Der Hauhof verlor bei einer solchen Gelegenheit zwei Rinder, der Heckershof ein Pferd, und die Aulgässer lebten in beständiger Sorge, man möchte ihnen die Häuser über dem Kopfe anzünden, weil sie einen Lanzknecht festgenommen und seine Forderung mit einer Tracht Prügel gelohnt hatten. Die schlimmsten Gäste waren die Pfälzer, weil sie keinen Sold bekamen und sich selbst für ihre Dienste bezahlt machen mußten. Als dieselben Mitte Oktober abzogen, schien die Gefahr vorüber zu sein, da eine Stütze nach der anderen fün Gebhard zusammenbrach. Die Baiern schickten sich an, Godesberg zu belagern, und erstürmten die Burg trotz der heldenmütigsten Gegenwehr am 17. Dezember. Dann kam Bonn an die Reihe, welches eine Besatzung von 3000 Maun in sich barg und als letztes Bollwerk des Herrn von Truchses angesehen werden konnte. Aber das Unglück wollte, daß 5000 Westfalen unter der Führung Eitel Heinrichs von Braunschweig heranrückten, dasselbe zu entsetzen, und ihren Weg über Siegburg nahmen.

Da hatte die Stadt das Unerwartete, ihre Felder zu blutigen Kämpfen hergeben zu müssen und die Schrecken des Krieges in nächster Nähe zu sehen. Auf die Nachricht nämlich, daß der Feind in zwei Abteilungen durch das Aggerthal und über Bensberg herannahe, verließ Ferdinand von Baiern mit 13 Fähnlein zu Pferde und 10 Regimentern (?) zu Fuß den Belagerungsstand, um ihm beim Übergange über die Agger und Sieg den Weg zu verlegen. Er versteckte die Hauptmasse seiner Leute im Lohmarer Walde, ließ auf dem Brückberg Schanzen aufwerfen und die Aggerbrücke in ihren Verbänden etwas lockern. Als dann der Vortrab dieselbe passiert hatte und die Wagen mit Lebensmitteln und Munition herüberkamen, machte er einen so heftigen Angriff auf die Feinde, daß sie bestürzt nach allen Seiten auseinanderstoben und die Brücke unter der Last und dem Gedränge der Nachrückenden zusammenbrach. Nur kurze Zeit dauerte der Kampf, da das Hochwasser kein Durchwaten des Flusses gestattete; aber man erbeutete 45 Wagen mit Waffen und Munitionsvorräten, eingepöckeltem Fleisch und hundert Seiten Speck, welch letztere den in Bonn Eingeschlossenen zu Verpflegung dienen sollten. Die Feste ergab sich am 2. Februar 1584 und ließ die Baiern einziehen, jedoch der Graf von Neuenar, Juncker Kloedt und Martin Schenk von Niedeggen setzten den Krieg noch eine Zeitlang fort, ohne die Sache ihres Herrn zu Ehren zu bringen.

Wiederholt kam Siegburg dadurch noch in Bedrängnis, indem die Streitende bald hier bald dort auftauchten, und 1586 noch liest man in der Stadtrechnung:

„Item als die Hispanischen den Anlauff auf die Stadt gethan und die Aulgasse inn den Brandt gestochen, daselbst den Knechten geschenk an der Holzportz und auff den Muiren 16 Quart Weins, jeder ad 9 albus“.

Anschlag gegen den Abt

Die Knechte werden Lanzknechte gewesen sein, welche der Herzog zur Verfügung gestellt hatte; denn wie wenig sich der Abt seine eigenen Unterthanen verlassen konnte, beweist das Protokoll der ehrenachtbaren Bürgermeister Johann Worms und Peter zum Isermart vom 19. Februar desselben Jahres, worin Dederich Rosell und Johann Knütgen aus Siegburg bekunden, daß der Wacht- und Rottmeister Hungerkausen einen Anschlag gegen den Abt und seine Kapitulare ausgesonnen und ihn mittels auswärtiger Strolche auch auszuführen gedacht habe, nämlich den erstern gefangen zu nehmen, die übrigen zu ermorden und dann die Abtei auszuplündern. „Wenn sie, Rosell und Knütgen, ihm zustimmten, habe er gesagt, so wolle er sich ein paar Tage aus der Stadt entfernen und mit so viel Volks zurückkommen, daß der Berg eben so stark wie die Stadt besetzt werden könne. Wer ihnen von der Wache entgegenträte, den würden sie niederstoßen und über die Mauer werfen. Des Abtes könne man sich des Morgens beim Messelesen versichern und ihn so lange festhalten, bis er alle verborgenen Schätze gezeigt habe. Dadurch würden sie auf einmal reich werden und brauchten keinen Hunger mehr zu leiden. Dederich habe das von ihm in Nagelschmieds Hause gehört und in „beweintem Zustande“ seine Zustimmung dazu gegeben, es am folgenden Tage aber mit Rücksicht auf seine Eltern und Verwandten, die er nicht gerne betrübt sehen wollte, bereut.“

Johann Knütgen berichtete ähnliches, wollte aber von dem Anschlage erst durch Dederich Rosell unterrichtet worden sein, als sie im Wirtshause zusammen Bier getrunken hätten. Selbstredend wurde Hungerkausen sogleich in Haft genommen, jedoch den Anklägern kein rechtes Vertrauen geschenkt, weil Knütgen ein berüchtigter Geselle war und schon mehr als ein Mal auf der Anklagebank gesessen hatte. Die Eltern beider Kumpane wurden verpflichtet, mit ihrem ganzen Vermögen für das Nichtentweichen der Söhne einzustehen, und dann die Sache dem Gerichte übergeben, welches den Hungerkausen freisprach.

Inzwischen hatten die Bürger nicht versäumt, fleißig an der Wiederherstellung der Festungswerke zu arbeiten und den Bedingungen der Accisebewilligung Rechnung zu tragen. Die „Nachbaren“ der Umgegend leisteten ihnen dabei hülfreiche Dienste, und die „Zissendorfer Junfern“ lieferten Holz zu Palissaden, welches sie aus ihren Waldungen bei Braschoß und bei Umschoß entnahmen. Meister Hansen aus Köln mußte sogar 20 Tage lang Röhren aus 39 Karren Däerde formen, vermutlich um eine Wasserleitung herzustellen, da man keinen anderen Zweck dafür entdecken kann. Er bezog für seine Mühe 73 Mark 7 Stüber. Die Fallthüren der Thore wurden neu gelappt, die „Thurren, darin die Kett hängt“, durch andere ersetzt und die Schießscharten mit neuen Einfassungen versehen. Sämtliche Unkosten beliefen sich auf 7104 Mark und 6 Stüber.

Die Rottmannschaften

Um die Stadt zu verteidigen, hatte jeder Bürger mit dem Gewehr, mit dem er sich hatte aufzeichnen lassen, oder das ihm sonst zu tragen auferlegt war, „alle Zeit, bei Tag und Nacht, ohne einich veränderung auf der Wacht zu erscheinen, jedoch mit dem Unterscheidt, daß die mit Harnischen allein bei Tag an die Portzen kohmen, daselbst den Kragen umthun und die Brust sambt Rücken an die Portzen hängen, aber die Nacht übersehen werden sollen.“

Wer ein Rohr oder eine Büchse besitze, müsse sich mit Kraut und Loth d. h. mit Pulver und Blei gefaßt machen und sonderlich,

„wann he zur Wacht beschieden“ werde, pünktlich erscheinen. Wäre eine besondere Gefahr im Anzuge, so werde die Stadt den Schützen das Kraut liefern.

„So einich Bürger hierin säumig befunden oder der Rottmeister aus Gunst jemandt übersehen würdt“, soll der Übertreter nach Gelegenheit der Sach durch Bürgermeister und Rath gestraft werden, doch „alsolche Straf der Wacht zum guten kohmen und bleiben.“

„Die Rottmeister sollen die Wacht bei Abendt und Morgen zu guter und gepüirlicher Zeit auf- und abfüiren, derowegen auch die Tromm schlagen laissen, welchen Trommelschlag ein jeder Bürger bei seinem Gehorsamb alsbald zu befolgen soll schuldig sein.“

Ferner ist angeordnet, „wannehe bei Tag oder Nacht einich Aufruhr entstünde also daß die Sturmglock geläutet oder die Tromm geschlagen würde, daß alsdann an jeder Portzen die Rott, so derselben am nigsten gesessen, sich sofort einstellen, selbig sofern sie offen, zuthuen oder sonst zuhalten und sich auf die Mauer zur Wehr stellen solle.“

„Imgleichen auch sollen jene, welchen auf den Portzen und Thürmen die Haacken wegen der Stadt von nöthen, dieselbig zu guter Rüstung halten und darzu auf solchen Nothfall den Zulauf nehmen. Die andern Bürger aber binnen Siegbergh insgemein sollen auf Zeit allsolchen Auflauffs sich nach dem Bürgerhauß begeben und von dannen ferner auf Orth und Platz, da es Noth sein wird, durch Bürgermeister und Räthe oder andere dazu Verordnete sich zur Wehr führen und weisen lassen.“

„Da auch Sach wäre, daß bei Tag oder Nacht alhie binnen der Stadt Brandt aufgienge, so soll durch eine Rott einer jeden Portzen gesunnen (?), die zugethan oder zugehalten werden, alles in Maissen wie vorgeschrieben. Sonst die andern Bürger insgemein sollen und Mögen sich zu alsolchem Brandt begeben und demselben so viel möglich Widerstandt thuen, bis so lang daß man vernimbt ob es durch Verratherei oder sunst ein unversehentlich Unglück beschehen.“

„8. Es sollen die Schiltwachten sowohl bei Tag als bei Nacht auf den verordneten Plätzen besetzt und gepüirlicher weis gehalten werden, auch soll man keine fremde Bettler, Siechen, Krugdreger, Kesselleper und dergleichen verdächtige Personen hier in die Stadt nit lassen, sondern umbweisen, und da jemant, unbekannt, durch die Stadt zu passiren begert den soll man durchfüeren.“

„9. Man soll alle Donnerstagh, wannehe Wochenmarks gehalten wird, die größere Portzen zu- und die kleinere offen halten und fleissig bewachen, und da einiche Wagen oder Karren ankohmen und in die Stadt oder durchzupassiren begehrten, die soll man irstlich zwischen die Hammey von jeder Porz kohmen lassen, darnach die Hammey zu thuen und folgents in oder durch die Stadt fahren laissen.“

„Alle Bürger, so dieser vorgeschrieben Ordnung sich widersetzen und ihre Wacht nicht recht halten und versorgen würden, sollen vorgenommen und mit der verordneten Straf bestraft werden, jedoch allzeit nach Gelegenheit, darnach daß die Übertretung klein oder groß ist, welches auf Erkenntnis von Bürgermeister und Rath stehen soll etc.“

Lagen herzogliche Truppen in der Stadt, wie 1586 und 88, so übernahm der Höchstkommandierende den Befehl, und die Bürger wurden dann gewaltig von demselben angeschnautzt. Zufällig ist uns ein Bericht erhalten, der uns von der Art und Weise der Behandlung so wie von der Strenge der Disziplin, die dieser übte, einigen Aufschluß giebt.

Es war am 7. August des letztgenannten Jahres, als der Leutnant von Kallenbach in später Stunde die Runde machte und den Bäckerlehrling Hermann aus Siegburg, welcher für seinen Meister Rülz Peter die Wache that, schlafend am Boden liegen fand. Ohne weiteres stach er denselben nieder, rief dann die übrige Mannschaft aus der Stube und hauchte sie in der schrecklichsten Weise an. Das war den Betreffenden zuviel; sie verlangten mit der Bürgerschaft unnachsichtliche Bestrafung des Leutnants; nach der vom Abt aufgerichteten Wachtordnung habe jedesmal ein Stadtrat oder sonst ein dazu bestellter Bürger die Runde mitzumachen und Ungehörigkeiten vor den Richterstuhl des Bürgermeisters und seiner Scheffen zu bringen. Eine augenblickliche Bestrafung durch den Offizier sei nicht gestattet. Der habe nur über seine Leute unbeschränkte Vollmacht, nicht jedoch über sie. Der bergische Marschall und Rat Wilhelm von Waldenburg schlug eine Aburteilung nach dem Kriegsrecht vor, und das Kriegsgericht sprach den Leutnant, zumal er in betrunkenem Zustand gehandelt habe, frei, erkannte aber auf Schadloshaltung der Witwe Mutter des Getöteten durch die Stadt, was diese selbstredend ablehnte. Der Prozeß gegen Kallenbach dauerte mehrere Jahre, ohne daß sich das Resultat ermitteln läßt.

Die Hauptwache befand sich auf dem Markte unter den Hallen, später vor dem Rathause. Sehen wir uns nun einmal eine Rottmannschaft mit ihrer mannigfaltigen Bewaffnung und Ausrüstung näher an.

Ich nehme die aus dem Quartier unter den Hallen vom Jahre 1583.

Da marschierte an der Spitze Gerhard Schwartz als Rottmeister mit Moßtedt und seitwehr; ihm folgten in buntem Zuge David Leyendecker, Peter vom Wingartshof, Göddert Nagelschmitt, Richard Rick, Johann Worm, Bertram Schneider, Johann Koch, Thomas Stadtbote, Heinrich Tücking und Heinrich Moor mit Langröhr und Seitwehr, Adam Schneider, Gerhard Steinmetz, Hermann Klein, Petter Gummig uff dem Untzenort, Volmar Landschaden und Gelbis uff der Ecken (Orth) mit Harnis Hellebardt und seitwehr, Kaspar Kemper der Offermann, Otto Rötgen, Wilhelm Schneider, Friedrich Hilden nebst Göddert zum roten Haus Federspieß und Seitwehr, Albert Kannegießer mit Langröhr, Hellebard Sturmhoidt, kurzem Zabel als Seitwehr und zwei Federspieß mit Reußgen geziert, Johann Barbier und Mattheis Tütten im Harnisch mit Hellebardt, Langröhr und Seitwehr, Kaspar, gewesener Hausknecht, mit Morgenstern und Seitwehr, Dietrich in der Hallen mit Halbhaich, Hellebardt, Seitwehr und Chortelast, Johann Glasmacher und Heinrich Pelzer mit Harnisch, Federspieß, Langröhr und Seitwehr, Heinrich Lepper mit Knebelstaff und Seitwehr, Johann Scheuffgen mit Harnisch, Schlagschwert und Seitwehr, der Tuchscherer am Hühnermarkt mit Hellebardt, Federspies und Seitwehr, Bernard Pelzer und Leonard Tuchscherer im Harn mit Seitwehr und Federspieß, desgleichen seine zwei Söhne. Diese Heldenschar verteidigte das Kölnthor mit seiner Umgebung und ähnliche Rotten unter der Führung von Daniel Flach im Reichenstein, Johann Pelzer und Tönnes von Engelskirchen die übrigen Thore, ohne daß wir Zusammensetzung hier aufführen wollen.

Zur Verhütung von Feuersbrünsten war verordnet, daß Ostertag bis Michaelis ein jeder in seinem Hause eine Bütte mit Wasser und unter dem Dache zwei Krüge mit einer gleichen Füllung in Bereitschaft halten solle, womöglich auch eine Handspritze. Bräche irgentwo Feuer aus, so hätten Weiber und Kinder sogleich Wasser auf den Boden zu schaffen und in den Höfen wegen der Flugfeuer auf die Dächer zu achten, Pütze und Sargsteine zu öffnen und bei Nacht an den Ecken Straßen Feuerpfannen zur Beleuchtung derselben aufzustellen und dabei stehen zu bleiben. Vorkommende Unglücksfälle bei den zur Arbeit befohlenen Mannschaften, Zimmerleuten, Leyendecker und Schornsteinfeger welche zunächst ans Feuer mußten und oft in große Lebensgefahr kamen suchte die Stadt eventuell zu entschädigen. Viermal im Jahre mußte der Schornsteinfeger die Rauchfänge und Dampfabzüge untersuchen und reinigen, und sehr häufig hielt die Polizei des Abends Rundgänge, um zu sehen, ob das Feuer auf den Herden gut mit Steinen umstellt die aufzubewahrenden Kohlen mit Asche zugedeckt seien. Die Küche befand sich gewöhnlich im hinteren Teile des Hauses während nach der Straße zu, neben dem Eingange, meist nur ein Zimmer war und die Hausflur an der Anen Seite mittels einer Fallthür Eingang zum Keller gewährte. Die Schlafstuben lagen entweder hinten der Küche oder im ersten Stockwerk, zu dem eine Treppe vom Gange oder wohl auch von der Küche aus hinaufführte.

Dies ist ein Ausschnitt aus Rudolfs Heitkamps Buch „Siegburgs Vergangenheit und Gegenwart“ von 1897. Mehr Infos dazu hier.

Kapitelübersicht

Über das Buch
Buch zur Siegburger Geschichte von 1897 wieder erhältlich
Rezension zu Siegburgs Vergangenheit und Gegenwart
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Kapitel des Buches
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I. Siegburgs älteste Verhältnisse – Wahrheit und Vermutung.
Der Siegberg und seine Bewohner
Römerstraßen & Altdeutsche Gräber
Ansiedlungen und Ständeunterschiede
Rechte und Gerichtswesen
Der Auelgau und die erste christliche Gemeinde
Die Siegburg
Pfalzgraf Heinrich und sein Streit mit Anno, Erzbischof von Köln

II. Die Gründung der Abtei
Die Gründung der Abtei, ihr Zweck, die Abteikirche & die Ordensregeln
Insassen und Ausstattung des Klosters mit Gütern
Der Burgbann, die Rechtspflege und der Vogt
Annos Tod, sei Begräbnis und seine letzte Ruhestätte

III. Die Stadt Siegburg
Die Stadt Siegburg – Markt-, Zoll & Münzrecht sowie ihre Befestigung
Ihre Verwaltung und Gerichtsbarkeit
Älteste Zustände in ihr
Lage und Beschaffenheit

IV. Entwickelung der Abtei
Entwickelung der Abtei und die Fixierung ihrer Besitzungen
Die Sage von Erpho
Klösterliches Leben und Treiben
Annos Lebensbeschreibung und das Annolied
Blutbad in Köln, geflüchtete Juden in Siegburg
Die Decanie im Auelgaue
Vornehme Begräbnisse auf der Abtei
Vermächtnis Heinrichs IV. und Heinrichs V.
Die Propsteien Oberpleis, Hirzenach, Remagen, Zülpich
Bedeutende Ordensmänner
Abt Kunos Vermächtnis und Anordnungen
Streit mit dem Kassiusstift und die Propstei Millen
Reinalds von Dassel Vorschrift hinsichtlich der abteilichen Güter

V. Städtisches
Städtisches: Marktprivilegien, Christihimmelfahrtsmarkt & Servatiustag
Städtisches Leben und Treiben
Leprosenhäuser – Krankenhäuser, die Kirche und die Einführung des St. Nikolausfestes
Die Märtensfeuer
Das Holzfahrtsfest und der Maibaum

VI. Kannosisation Annos und Siegburgs Kunstschätze
Der Streit um das Burgterrain von Blankenberg, das Burgrecht, der Schutzbrief sowie eine Wasserprobe
Annos Heiligsprechung
Annos Charakterisierung, die Abteikirche
Reliquien und Reliquienschreine
Älteste Siegel der Abtei, der Stadt und des Gerichtes etc., die Einverleibung der Kirchen Oberpleis und Zülpich

VII. Verhängnisvolle Zeiten
Ausplünderung Siegburgs, Engelbert von Köln und Heinrich von Limburg, Übertragung der Schutzvogtei an die Kölner Kirche
Heinrichs Bemühungen, dieselbe (die Schutzvogtei) für das Haus Berg wiederzuerlangen
Das Faustrecht, die Zustände auf der Abtei sowie die Visitation des Klosters
König Richard und Kölner Flüchtlinge in Siegburg
Vertrag , Burg & Pfarrkirche
Privilegium der Kölner Marktbesucher in Siegburg
Consultationsrecht der Wipperfürther (und ebenso auch der Lenneper in Siegburg)
Eine Judenverfolgung

Wortlaut der Vogtsreversalien
Ökonomische Verhältnisse der Abtei und die Einverleibung der Pfarrkirchen
Die Topfbäcker, das Waldschuldheißenamt
Siegburger Juden

VIII. Dynasten im Abtsgewande.
Verhältnis der Abtei zur Kölner Kirche, zum Reiche und dem Hause Berg
Schutz- und Trutzbündnis zwischen der Abtei und Stadt Siegburg
Verhältnis der Abtei zum römischen Stuhle
Dienstmannenverhältnis
Siegburg Enklave von Berg, Löwenburg und Blankenberg
Berg zum Herzogtum erhoben
Verhältnis zwischen Deutz und Siegburg
Propstei Aulgasse

IX. Das aufstrebende Bürgertum
Pelegrin von Drachenfels
Überrumpelung Siegburgs durch Adolf von Berg und Brand der Stadt
Schlichtung der Streitigkeiten zwischen Adolf und Pelegrin

Der güldene Opferpfennig der Juden
Frühmessenstiftung
Agger- und Siegbrücke
Verwendung der Accise
Das Mühlenthor
Verkauf der Burg an das Erzstift Köln und Rückgängigkeit des Verkaufs

Die ersten Zunftbriefe
Das Schöffenessen
Ausübung des Münzrechtes der Abtei

Vorladungen vor die Feme
Das Recht des Antastes in der Vogtei und Stadt Siegburg
Der Galgenberg

Der Seidenberger Hof und das Hofgericht
Windecker Vertrag
Wolsdorf und Troisdorf
Zollstätte zu Bergheim
Formalitäten bei der Huldigungsfeier neuer Äbte
Vikar Hulweck
Das Reichskammergericht
Türkensteuer
Preisverhältnisse

X. Siegburgs Blütezeit.
Reichsunmittelbarkeit der Abtei
Restauration der Pfarrkirche
Bevölkerungsziffer der Stadt
Namen der Häuser an den Hauptstraßen
Der Tierbungert
Reformatorische Bestrebungen im Erzstift Köln etc.

Das Zunftwesen in Siegburg
Städtische Verwaltung
Neubürger
Heiden
Einwohnerzahl, Gewerbe, Accise

Das Rathaus
Protestanten in Siegburg
Sittliche Zustände in der Stadt
Gebhard Truchses von Waldburg
Kampf auf dem Brückberg
Anschlag gegen den Abt
Die Rottmannschaften

Inventare
Preisverhältnisse
Mahlzeiten

Hans Sachs „Schöne Tischzucht“
Armenpflege

XI. Ringen und Kämpfen
Lehnwesen der Abtei
Schulwesen in der Stadt
Die Trivialschule
Sittliche Zustände
Eine Hinrichtung nach Karls peinlicher Halsgerichtsordnung
Acciseneinnahmen

Der Vogtseid
Klever Vertrag vom . Okt.
Früheres Verhältnis der kontrahierenden Teile
Güter-Erwerbungen und -Veräußerungen der Abtei
Tod Herzogs Johann Wilhelm und seine Folgen für Siegburg
Belagerung von Siegburg
Spanische Besatzung in der Stadt
Das Sendgericht
Das Schätzchen von Siegburg

XII. Die Zeit des dreißigjährigen Krieges.
Schutzbrief Kaisers Ferdinand II.
Kontributionen
Gustav Adolf
Baudissin in Siegburg
Schwedische Besatzung unter Loyson
Pfarrer Menner
Räumung der Abtei seitens der Schweden
Bekanntmachung des Abtes von Bellinghausen betreffs der Wiederaufbauung der zerstörten Häuser
Glasjunker als Zünftler
Klösterliche Verhältnisse
Soldatenleben
Hexenprozesse
Feuersbrunst
Die Pfarrkirche
Glockenguß in Siegburg

XIII. Verlust der abteilichen Reichsunmittelbarkeit
Schutzbrief Kaisers Ferdinand III.
Johann von Bock
Vergleich vom Jahre
Die Minoriten in Siegburg
Pfalz-Neuburgische Besatzung in der Stadt
Die Leibkompagnie des Abtes
Rangstreit unter den Stadträten
Ein fauler Häring
Die Elementarschule
Die Pest
Aufnahme von Novizen
Jagdübung der Konventualen
Neue Kapitulation zwischen der Abtei und dem Herzoge
Prätensionen desselben
Bernard Gustav von Baden als Koadjutor
Seine Abdankung
Einjährige Bürgermeister
Präliminarvertrag zwischen der Abtei und dem Herzog
Der Erbvergleich
Erneuerung des Vertrages mit den Minoriten

XIV. Das freiadlige Stift und die Unterherrlichkeit Siegburg
Heinrich Worm
Besetzung Siegburgs durch die Franzosen
Billetierung der Juden
Eine erbauliche Scene in der Kirche
Hungersnot
Ein Kirchendiebstahl
Das Minoritenkloster
Erbhuldigung des Herzogs
Zunftverhältnisse
Revision der Abtei
Ein Geleitsbrief
Die Accise
Französische Einquartierung
Größe abteilicher Höfe der Umgegend
Kriegswirren
Konsumtionssteuer
Die Vogtei Siegburg
Beschränkung der Abtei in Gütererwerbungen
Zurückbringung der geflüchteten Reliquienschreine
Die erste Apotheke in der Stadt
Sporteln der Ärzte

XV. Die Franzosen in Siegburg und die drei letzten Äbte
Der 7-jährige Krieg
Siegburger Geiseln in Stade
Der Geiselprozeß
Die Muttergotteskapelle
Huldigung des Abtes
Abschaffung von kirchlichen Feiertagen
Die neue Poststraße
Brand der Abtei
Die Pfarrkirche
Das Läuten mit den Glocken und die Donnerwettersgärten
Revolution in Frankreich
Die Maas-Sambrearmee
Kämpfe um Siegburg herum
Einquartierungen
Säkularisation der Abtei

XVI. Siegburg unter bergischer Herrschaft
Das Zunftwesen
Schulverhältnisse
Die Kirchen Siegburgs
Verkauf der abteilichen Mühlen
Siegburg als Munizipalstadt
Budget vor
Der neue Friedhof
Bepflanzung des Marktes mit Kastanienbäumen
Huldigung des jungen Herzogs Ludwig Napoleon
Bevölkerung der Stadt
Aufhebung der Zünfte
Das französische Gesetzbuch
Zurückhaltung der Reliquienschreine
Der russische Feldzug und die Schlacht bei Leipzig
Frhr. von Hallberg
Übergang der Verbündeten über den Rhein
Steuern
Eine russische Wagenburg und der Marktplatz
Napoleons Abdankung
Die Rheinlande fallen an Preußen
Proklamation des Königs Friedrich Wilhelms III.
Napoleons Ende

XVII. Siegburg als Hauptstadt des Siegkreises
Der Landwehrstamm in der Stadt
Hungersnot
Kabinettsorder Sr. Majestät betreffs der Siegburger Schulen
Die Lateinschule
Die Siegburger Kirmes und die Bonner Studenten
Kirchliche Verhältnisse
Die Irrenheilanstalt
Örtliche und bürgerliche Verhältnisse in der Stadt
Das Zeughaus
Eine höhere Töchterschule
Das Postwesen
Fabrikanlage von Rolffs & Comp.
Die israelitische Synagoge
Die evangelische Gemeinde
Marktverkehr
Die Kartoffelkrankheit
Pfarrer Engelmann
Das Jahr
Konstitutionelle Verfassung
Zug der Freischärler unter Kinkel behufs Plünderung des Siegburger Zeughauses und die Schlacht auf dem Stallberg
Der Lohmarer Wald
Empfang des Kronprinzen Friedrich Wilhelms IV.

XVIII. Blätter und Blüten aus der Neuzeit
Gemeindeordnung
Schulverhältnisse
Verlegung des Landratsamt in die Stadt
Deutz-Gießener Eisenbahn und Postverkehr
Geschäftsleben in der Stadt
Die Gasanstalt
Restauration der Kirche
Die letzten Stadtthore
Die rechtsrheinische Eisenbahn
Die Königliche Geschoßfabrik
Wohlthätigkeitsvereine und Krankenhaus
Das Vereinsleben überhaupt
Das Kriegerdenkmal
Das Königl. Lehrerseminar und das Gymnasium
Das neue Krankenhospital
Die Herz-Jesukapelle
Das städtische Schlachthaus und die Wasserleitung
Freiwillige Feuerwehr
Katholische und Evangelische Kirche
Verlegung der Irrenheilanstalt
Strafanstalten
Das Königliche Feuerwerkslaboratorium
Die neuen Stadtteile
Der Friedhof
Schulwesen
Bevölkerung von Siegburg
Geschäftsverkehr
Post- und Eisenbahnstatistiken
Verkehrswege
Städtischer Haushaltungsetat

Anhang
Liste der Äbte
Abteiliche Güter
Liste der Vögte
Wort- und Sachregister mit Erklärung und Übersetzung der im Texte vorkommenden fremdsprachlichen Stellen und Ausdrücke sowie anderen Erläuterungen.