Architektonische Reise-Skizzen aus Italien

I. Von Basel bis Ravenna.

Um den theuren Schnellzug I. Kl. Paris-Rom zu vermeiden, benutzte ich den um 9 Uhr Abends von 5 Basel abgehenden Gotthardtzug. Der Verzicht auf die Gebirgsaussicht wurde mir deshalb nicht schwer, weil ich dafür Mailand und Bologna bei Tage geniessen konnte. Mein wackerer Freund Friedrich hatte es sich nicht nehmen lassen, mir an der Bahn noch „Lebewohl“ zu sagen. Meine Hoffnung, mich über den Gotthardt hinüber schlafen zu können, schlug freilich fehl, denn in Luzern wurde das Coupee von einer italienischen Mutter und ihren drei Töchtern erstürmt, so sehr ich mich auch mit meinem jungen Reisegefährten, einem deutschen Kaufmann aus Mailand, dagegen vertheidigte.

Dass es mit der Nachtruhe vorüber sein würde, stand mir von vornherein fest und bestätigte sich auch. Die Damen nahmen ihre Abendmahlzeit ein und schwatzten ununterbrochen fast die ganze Nacht hindurch. „Interim conveniunt Catharina, Sabina, Sibylla; sermonem faciunt et ob hoc, et ob hoc, et ob illa“ pflegte mein seliger Vater bei solchen Gelegenheiten zu sagen. Dabei hatten wir eine höchst schwüle Luft und konnten wegen der Kehrtunnel die Fenster nicht offen lassen. Auch waren die jungen Damen weder liebenswürdig noch schön, so dass unser Zustand höchst traurig war.

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Beim Morgengrauen Zoll-Revision in Chiasso. Ich sah, wie unsere Damen abgeführt wurden, um Strafzoll zu bezahlen. Man hatte sie also beim Schmuggeln erwischt. Von da ab war die Unterhaltung bis nach Mailand hinab noch lebhafter (es wurde furchtbar raisonnirt), jedoch noch weniger freundlich.

Eine wahre Befreiung war der zweistündige Aufenthalt in Mailand. Der Eindruck, den die grossen italienischen Städte auf den Wanderer machen, ist vergleichbar der Erhebung des Herzens, welche bei einem Grosstädter eintritt, so oft er die Natur des Hochgebirges betritt. Die alte stolze Baugesinnung, die absolut grossen Verhältnisse, die malerische Gruppirung der alten Städte müssen immer von Neuem bezaubern. Deshalb kehrt man auch stets gerne dahin zurück. Wie kommt es doch, dass uns das moderne, italienische Pathos in der Musik und der bildenden Kunst so wenig zusagt? Gegen den Mailänder Dom, der ja auch von unechtem Pathos strotzt, sind wir noch immer nachsichtig. Der Innenraum ist aber auch unstreitig die schönste gothische Halle des Südens. Das geheimnissvolle Halbdunkel derselben hilft noch, ihn auszudehnen. Wenn man durch die guten Glasmalereien unserer Gegenden verwöhnt ist, darf man sich jedoch die des Mailänder Doms nicht genau betrachten. Sie können höchstens als allgemeine Farbenflecken gelten.

Hoffentlich werden die Italiener nicht auf den Einfall zurück kommen, dem Dom Thürme vorzubauen. Sie sollten sich begnügen, die Piazza mit der pretentiösen Gallerie verkleinert zu haben. Was soll man aber zu dem Victor Emanuel-Reiterstandbild sagen? Mich dauert nachträglich nur das Pferdemodell, welches der Bildhauer jedenfalls oft genug gezwungen hat, diese fast unmögliche Stellung einzunehmen. Man muss darauf gespannt sein, wie lange es noch währt, bis die italienischen Künstler die wahre Grösse und Einfachheit ihrer alten Kunst begreifen. So sehr sie sich auch wehren, sie werden doch wieder zurück müssen.

Nach dem Frühstück in der Gallerie (grosse Passage) und dem Andachtsaufenthalt im Dom musste ich doch noch ein paar der alten guten Bekannten aufsuchen. Wie wohlthuend sind doch die Räume von S. Satyro, diesem halbversteckten niedlichen Bau, an dem man den Wandel der Jahrhunderte erkennt! Mein Lieblingsbau aus der Barockzeit, San Alessandro, ist immer noch von derselben guten inneren Wirkung auf mich gewesen. Freilich an Fassadenkompositionen aus dieser Zeit giebt es Besseres. St. Eufemia ist äusserlich ganz geschickt restaurirt. Aber das Innere! Daraus hat man vielleicht in besserer Absicht eine Bauernhochzeit gemacht. Und wie wenig ist die Beleuchtung verstanden, Ja, es kommen auch hier noch eben solche Sünden gegen das Alte vor, wie bei uns zu Lande.

Auch in Bologna blieben mir zwei angenehme Stunden. Es hat sich hier in der Hallenstadt wenig geändert und es berührt eigenthümlich, die schönen alten unfertigen Sachen immer noch so unfertig zu sehen, wie vor 10 und 20 Jahren. Ich begreife recht wohl, wie man sich mit dem Unfertigkeitszustand befreunden kann, zumal wenn man befürchten muss, dass bei dem Fertigmachen nichts Besseres herauskommen dürfte.

Der, wenn auch stark sinnliche aber doch unübertroffen schöne Neptunsbrunnen befindet sich in Restaurirung und ist zur Hälfte eingekapselt: Man hat ihn seinerzeit an das Ende der Hauptstrasse am Eingang des Marktplatzes sehr schön gestellt und die Mitte des Platzes freigelassen, damit später einmal der Befreier Italiens in einer möglichst unbescheidenen Stellung dieselbe einnehmen könne.

Erquicklich ist die alte schöne Backsteintechnik der Paläste und der frische Zug im Ornament der Frührenaissance, Vieles aus dem reichen Schatz der letzteren geht rasch zugrunde, da der graugelbe Kalksandstein (dafür hielt ich ihn wenigstens) rasch verwittert. Vielleicht war es ein Glück, dass zur Vollendung von S. Petronio die Mittel fehlten, denn gegen den famosen Mailänder Dom wäre dieser Bau doch nicht aufgekommen. Man sieht ihm auch gut an, dass sich die Gothik in Italien je weiter südlich um so unbehaglicher befunden hat. Wie aus einem Guss und mit einer Grandezza, die nur aus der römischen Antike unmittelbar wieder aufleben konnte, steht hingegen S. Pietro, die mächtige Barockkirche da. Trotz aller Grossartigkeit hat der Raum immerhin etwas Elefantenhaftes. Das muss mit den kolossalen Hauptpfeilern zusammenhängen. Mir ist St. Michael in München denn doch noch viel lieber.

Der Bummelzug brachte mich von Bologna nach Castell Bolognese. Wie von Mailand bis Bologna, so setzt sich auch hier mit unendlicher Gleichförmigkeit die Bebauung des Flachlandes der Romagna fort. Unabsehbare Reihen von Ulmen, Pappeln oder Maulbeerbäumen, an denen sich der Weinstock emporrankt, um in malerischen Guirlanden von Baum zu Baum hernieder zu wallen, unterbrechen die Einförmigkeit des weiten Küstenflachlandes. Zwischenhin zog sich der bebaute Acker, grösstentheils schon abgeerntet. Die so gut regulirte Landschaft machte schon einen recht herbstlichen Eindruck, da das Grün mit Gelb und Roth stark untermischt war. Man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man annimmt, dass unsere aus römischer Zeit stammenden Hochäcker ihre breitgelagerten Wellen einer ähnlichen Bebauungsweise entnommen haben. Im Gegensatz zu der Feuchtigkeit, die unseren Spätsommer diesmal wieder ausgezeichnet hat, schienen hier Trockenheit und Hitze den frühen Herbst herbeigerufen zu haben.

Als ich die Zweigbahn nach Ravenna bestieg, befand ich mich in Gesellschaft eines sehr liebenswürdigen Capitano dei Carabinieri, den ich von dem Abenteuer unterhielt, welches ich vor 20 Jahren mit sieben Freunden in Formia bei Gaéta erlebt hatte. Er musste herzlich darüber lachen, dass man uns damals als eine gefährliche Räuberbande 24 Stunden lang in dem kleinen Albergo del Musjú (Monsieur) gefangen gehalten hatte. „Wie kann man aber auch auf einem solchen Weg zu Fuss gehen?“ war die erstaunte Frage, die ich nicht anders erwartete; denn in einem Lande, in welchem selbst der kleinste Mann fährt, wird man den Reiz einer Fusswanderung noch lange nicht begreifen. Es fuhr übrigens auch diesmal eine ganze Abtheilung Carabinieri mit uns, doch habe ich über die Absicht dieser Expedition nichts erfahren können. Die „spada d’oro“ empfing mich mit einer fast unheimlichen Freundlichkeit. Vier Mann hoben mich gleichzeitig aus dem Wagen. Im Verhältniss zu der allerdings etwas aufgebesserten Einrichtung dieses Gasthauses sind aber auch die Preise recht saftig.

Die alte Praxis, bei allem vorher den Preis auszumachen, kommt in Italien auf dem Lande gewiss noch lange nicht ab. Auch ist man hier immer noch nicht mit Bequemlichkeiten zu wissenschaftlicher oder künstlerischer Arbeit eingerichtet. Der mit wunderbaren Polstermöbeln ausgerüstete „Salon“ des Hauses ist jedoch glücklicherweise so beleuchtet, dass ich mir ein gemüthliches Arbeitsplätzchen für den Abend in einer Ecke desselben einrichten konnte.

Architektonische Reise-Skizzen aus Italien.

II . Palast des Theodorich. – St. Apollinare nuovo. – Der Dom. – Das Baptisterium S. Giovanni

Bei meinen ersten Wanderungen durch die Strassen von Ravenna überkam mich aufs neue die früher empfundene wehmüthige Stimmung, welche jede gefallene Grösse in uns hervorbringt.

Die Wandlung, welcher alles Menschliche unterworfen ist, hat auch diese ehemals so glänzende Residenz zu einer halbverödeten und schmutzigen Provinzialstadt herabsinken lassen. Nur die majestätische Pracht der Kirchen-Innenräume lässt noch die einstige Grösse ahnen. Es bleibt eine wunderbare Sache, dass diese altehrwürdigen Kirchenbauten alle Stürme der Zeit so gut überstanden haben. Menschenhände sind ihnen weniger gefährlich geworden, als die natürlichen Kräfte des Verfalls und die allmähliche aber bedeutende Anschwemmung des Fussbodens. Nicht mit Unrecht hat man Ravenna das Pompei der frühchristlichen Kunst genannt, und nirgends wird man das Bindeglied, welches von der Antike zum Mittelalter führt, so wohlbehalten vorfinden.

Architektonische Reiseskizzen aus Italien

Der vielgenannte Palast des Theodorich ist nur noch die vorderste Coulisse einer offenbar sehr ausgedehnten Anlage. Der Chefingenieur Renuzzi ist dort gegenwärtig mit Ausgrabungen beschäftigt, welche dargethan haben, dass auf die noch gut erhaltene Eingangspartie zunächst einige querlaufende tonnengewölbte Räume folgten, an die sich in der ganzen Breite der Anlage ein von Pfeilerhallen umzogenes Atrium anschloss. Die Untersuchung wird wohl damit einstweilen ihr Bewenden haben, da das weiterhin folgende Gelände in Privathänden ist. Die Loggien-Architektur der vorerwähnten Aussenseite war also thatsächlich nur ein Dekorationsstück, denn in einem lichten Abstand von 1 m steigt hinter derselben das abschliessende alte Mauerwerk auf. Die Annahme, dass die Triforien des oberen Geschosses als Fenster von bedeutenden Gelassen anzusehen seien, ist dadurch hinfällig geworden und von einer Verwandtschaft dieses Baues mit dem Typus des altvenezianischen Palastes kann also nicht die Rede sein. Viel näher steht das merkwürdige Bauwerk dem antiken Wohnhause. Beobachtet man die Technik des Backsteinfugenbaues, welche sich nicht nur hier am Palast, sondern auch an den alten Kirchen gut erhalten hat, so wird der Abstand gegenüber den Bauten gleicher Technik in der römischen Kaiserzeit freilich sehr fühlbar. Die Sorglosigkeit zeigt sich in dem wechselnden Format der Backsteine, welches mit der ungleichen Stärke der Mörtelbänder Hand in Hand geht. Das architektonische Detail, meist in Haustein eingesetzt, offenbart einen entsetzlichen Verfall und die Nachricht, dass man in jener Zeit bessere Steinmetzstücke aus Konstantinopel bezogen habe, gewinnt an Glaubwürdigkeit.

Die dem Palast unmittelbar benachbarte Basilika St. Apollinare nuovo (ehedem S. Martino in coelo aureo) soll die Hofkirche Theodorichs gewesen sein. Als sie nach dem Sturz des Gothenreiches dem römischen Kultus geweiht wurde, erhielt sie auch den Schmuck der Hochwände, welcher einzig in seiner Art dasteht. Auf eine nähere Beschreibung dieser wohlbekannten grossartigen Prozessionsszenen darf ich wohl verzichten. In gemessenem Schritt bewegen sich die heiligen Männer und Frauen gegen den Chor hin, wo als abschliessende Gruppen Christus und die Madonna mit den Engeln thronen. Ihren Beginn nehmen diese beiden Aufzüge von der Stadt Ravenna bezw. von der Hafenstadt Classis. Die Darstellung der Architekturen ist ungemein naiv und dabei doch von grösstem Interesse. Der Aufzug der beiden Figurenreihen in streng militärischer Ordnung und in der feierlichen Haltung bildet einen wohlabgestimmten Nachklang zu dem Aufmarsch der darunter befindlichen Säulenreihen selbst. Das Vorwiegen der weissen Gewänder auf dem Goldgrund und das Konzentriren der Farbe auf einige wenige Hauptfiguren und begleitende Dekorationen bringt hier, wie auch bei den anderen Ausschmückungen dieser Zeit, einen unvergleichlich vornehmen Eindruck hervor. Dass die Figuren sich grossentheils etwas stark nach vorn neigen, scheint den Künstler nicht beirrt zu haben; auch die trennenden Palmbäumchen weichen stark aus dem Senkel.

Leider ist die alte Absis einer barocken Choranlage gewichen, Der Gesammteindruck dieses durchaus einheitlich erscheinenden Innenraumes muss bei jedem empfänglichen Beschauer unverwischlich sein. Die polychrome Stukkatur an den Arkaden über den interessanten Kapitellen ist offenbar noch intakt und die in der Renaissancezeit gut hergestellte, flach kassettirte Mittelschiffdecke ist dem Ganzen fein angepasst.

Architektonische Reiseskizzen aus Italien

In der Domkirche haben sich nur wenige Spuren der frühchristlichen Zeit erhalten. Wie es scheint, hat hier schon vor Errichtung der mittelalterlichen Kirche eine ältere Basilika bestanden. Aber auch der vom Bischof Ursus um 1400 geweihte Bau verschwand, als im vorigen Jahrhundert Buonamici den an sich guten Barockdom errichtete. Man ist ihm heute noch gram, dass er eines Nachts unversehens den alten musivischen Schmuck herunterschlagen liess und damit den ganzen Bau dem Abbruch preisgab. In der Erinnerung ist deshalb dieser Mann durchaus nicht mehr der „gute Freund“, der er vielleicht damals war. Was von Kunstwerken älterer Epochen noch im Inneren des Domes zu sehen ist, kann bis auf den vortrefflichen elfenbeinernen Bischofsstuhl aus dem VI. Jahrhundert uns noch lange nicht über den Verlust des verschwundenen älteren Bauwerkes beruhigen. Der einzige sichtbare Rest ist der für die ravennatischen Kirchenbauten typische zylindrische Campanile. Er steht seitlich und vollkommen frei; da er mehrfach stark gesprungen ist, so erscheint hier die Gewohnheit fest aufgehängter Glocken, welche nur mit dem Klöppel geschlagen werden, recht zweckmässig.

Unser ganzes Interesse aber beansprucht der andere gleich daneben stehende uralte Bau, das bekannte Baptisterium S. Giovanni. Die äussere Erscheinung, der nee Backstein-Fugenbau dieser achtseitigen Zentralkapelle ist so ungemein schlicht, dass der Reichthum des Innern um so mehr anspricht. Der Bau wurde unter Bischof Neo im Jahre 430 errichtet. Heute noch ist ihr Inneres mit hellen Marmorsorten, musivischem Schmuck und farbigen Stukkaturen bekleidet. Das goldene Akanthusrankenwerk auf tiefblauem Grunde, welches die Blendarkaden des unteren Geschosses schmückt, hat allem Anschein nach verschiedene Ausbesserungen erlebt, doch haben sie sich alle getreu an das Vorbild der vorhandenen alten Theile gehalten. Der kleine Bau steckt jetzt so tief im Boden, dass innen und aussen etwa eine Schicht von 3 m abgehoben werden müsste, um das ursprüngliche Niveau zu erreichen. So vortheilhaft eine solche Freilegung für die Erhaltung dieses werthvollen Monumentes und für den Eindruck des Innenraumes wäre, so haben sich Staat und Gemeinde doch noch nicht gemeinsam zu dieser That aufgerafft.

Die Kämpferstücke und Säulen der vorerwähnten Arkaden im Innern sind nicht original und in situ und es fehlt fast der ganze ehemalige Wandbelag unterhalb der Kämpfer. Nur zwei von den Lünettenfeldern zeigen noch einen ausserordentlich schönen Ueberzug von Serpentin und Porphyr; die beiden Farben sind durch graziös eingefügtes weisses Lineament getrennt. Da de Inkrustationen ihrem Entwurf nach gar keine Beziehung zu der Form der betreffenden Felder aufweisen, so liegt die Vermuthung nahe, dass sie seinerzeit von einem anderen Bau hierher übertragen worden sind. Die Triforien-Gallerie des Blendarkadensystems im oberen Geschoss enthält zugleich die acht Fensteröffnungen. Die Dekoration der übrigen Wandgründe dieser Zone weicht von der sonstigen Flächenbehandlung insofern ab, als hier der frei angetragene Stuck die Alleinherrschaft hat. Die zierlichen Baldachine sammt den eingestellten Figuren und Bekrönungen standen ursprünglich hell auf farbigen Gründen. Obwohl beim Abkratzen einer späteren Bemalung fast alle Farbe verschwunden ist, lassen sich doch noch die Reste der ursprünglichen Färbung nachweisen. Leider ist ein grosser Theil des angetragenen Ornamentes in den Bogenlaibungen und auf den oberen Lünettenflächen verloren gegangen, was offenbar mit der geringen Haltbarkeit dieser Technik zusammenhängt. Die Verwandtschaft dieser Arbeiten mit den Stukkaturen früherer Jahrhunderte, wie man sie in Rom und Pompeji verfolgen kann, liegt auf der Hand. Wenn auch der Formenverfall offenkundig ist, so ist doch noch ein gutes Theil der alten Frische und Unmittelbarkeit erhalten.

Auf diese helle Zone folgt nun der reizvolle Mosaikschmuck der Kuppeldecke. Auf eine Beschreibung dieser Komposition will ich mich nicht einlassen; nur eine Bemerkung über die Farbengebung sei mir gestattet. Im Gegensatz zu der tiefen Farbengebung der unteren Mosaiken herrscht hier oben der helle Ton. Lebhafte Farbenwerth-Kontraste sind fast ganz vermieden und an einen gewissen Zug in der modernsten Malerei erinnernd stehen die Farben von annähernd gleichem Werth ruhig neben einander. Sogar die weissen Gewänder der dahinschreitenden 12 Apostel sind so stark abgetönt, dass sie mit den golden durchgeführten Mänteln und Gründen anmuthig zusammengehen. Der Zenith der Kuppel wird von der vielgerühmten Darstellung der Taufe Christi eingenommen. Unübertroffen ist die Stellung des Täufers, wie auch die Figur des Heilandes, welche von den Wellen des Jordans halb verdeckt wird. Andächtig wohnt der Flussgott Jordan, der eben mit dem grünen Mantel aus der feuchten Tiefe aufgetaucht sein muss, der heiligen Handlung bei. Ob es wohl die Absicht war, durch die hellschillernde Farbengebung, welche in den dies Mittelstück zweifach umziehenden Zonen der Kuppel vorherrscht, den Raum nach oben noch weiter und höher erscheinen zu lassen?

Das achtseitige Taufbecken ist aus älterem, theilweise kostbarem Material errichtet. Zum Vollzug der Taufhandlung dient aber gegenwärtig ein kleines, in dasselbe eingesetztes Taufbecken von ovaler Form. Dass heute noch von der Taufkapelle ein reichlicher Gebrauch gemacht wird, davon konnte ich mich während der Zeit meines Aufenthaltes hinlänglich überzeugen. Es muss wunderbar berühren, wenn ein Bauwerk dieser Art noch nach 14 Hundert Jahren dem gleichen heiligen Gebrauch geweiht ist. Damit soll freilich nicht gesagt werden, dass die heutige Handhabung des Taufritus de Würde des alten Raumes entspräche. Im Gegentheil: der Taufakt wird mit einer unnachahmlichen Geschwindigkeit vollzogen. Vielleicht hängt dies jedoch damit zusammen, dass der dienstthuende Geistliche selbst ein ungemeines Interesse für die Studien am Bau hatte und sich lebhaft für die Restaurirungsarbeiten interessirte, welche gegenwärtig an der Marmorinkrustation der unteren Wandflächen mit aller Vorsicht ausgeführt werden. Der florentinische maestro di tagliapietri, der mit dieser Arbeit betraut ist, wurde zudem noch durch das Interesse der gesammten übrigen Geistlichkeit Ravennas gestört, die fortwährend aus und einging. „O, mit diesen Geistlichen“, äusserte er einmal ganz verzweifelt, „ist es ein wahres Unglück, sie haben viel zu wenig zu thun“. –

Architektonische Reise-Skizzen aus Italien.

III. Ravenna. S. Vitale und das Grabmal der Galla Placidia.

San Vitale ist wohl der bekannteste Kirchenbau von Ravenna und würde allein schon die Reise dorthin lohnen. Die Chronik nennt Julianus Argentarius als Architekten, der das Werk unter Bischof Ecclesius 526-547 ausführte. Das Achteck, welches sich als Grundmotiv alter Zentralbauten einer so grossen Beliebtheit erfreut hat, musste auch hier die Grundlage der Raumentwicklung bilden.

Architektonische Reiseskizzen aus Italien

Im Gegensatz zu seiner bescheidenen Anwendung im Baptisterium S. Giovanni schliessen sich hier sämmtlichen Achteckseiten Nischen-Anbauten in Gestalt offener zweigeschossiger Arkaden an, und um dieses bereicherte Mittelstück zieht sich die tiefgewölbte Halle der Seitenschiffe. Der aufstrebende Mittelraum giebt dem Ganzen eine unübertrefflich schöne Beleuchtung. Eines der acht Felder ist mit Unterbrechung der Gallerie durchgeführt, mit dem Kreuzgewölbe überspannt und einer Absis versehen, welche sich nur auf der Höhe des Erdgeschosses hält. Die Anordnung ist sowohl im Grundriss als im Aufbau von merkwürdiger Klarheit und Natürlichkeit. Um so mehr nimmt sie als ein echtes Meisterstück unsere volle Bewunderung in Anspruch. Die verwandtschaftliche Beziehung zu S. Lorenzo in Mailand soll hier weiter nicht berührt werden.

S. Vitale würde sich auch mit um so grösserer Berechtigung der Sophienkirche von Konstantinopel an die Seite stellen lassen, wenn die Kirche ihre volle musivische Ausstattung erhalten hätte. Dies scheint aber nie der Fall gewesen zu sein. Der Chorbau allein wurde zurzeit der Erbauung mit seinem berühmten Mosaiken-Schmuck versehen. Gegenüber dem herrlichen Gesammt-Eindruck dieses Raumes kommen die kleinen Störungen späterer Ergänzung kaum inbetracht. Offenbar haben die übrigen Theile der Kirche durch ihre Kahlheit stets mit dem Chorbau so stark kontrastirt, dass man sich schon aus diesem Grunde dazu entschloss, den Mittelbau im vorigen Jahrhundert ausmalen zu lassen.

Die Gebrüder Barocci, welche das zu besorgen hatten, thaten sich freilich nicht leicht, einen Raum, der seinem ganzen Wesen nach ihrer Kunst vollkommen fremd war, auszuschmücken und es fiel auch dementsprechend aus. Stellt man sich aber vor, es wäre der Versuch gemacht worden, den Stil der Chorausschmückung in der Bemalung des Mittelbaues fortzusetzen, so wäre das Unglück jedenfalls viel grösser geworden. Alle Pracht der Dome von Venedig, Palermo, Monreale und Konstantinopel kann uns aber nicht so fesseln, wie dieser Chorbau von S. Vitale.

Das Zusammengehen der figürlichen, landschaftlichen und reich ornamentalen Ausschmückung mit dem Wesen und den Einzelformen des Raumes selbst ist hier belehrend und begeisternd. Das Ornament an Gurten und Gewölben hat einen besonders reichen Antheil an der Aufgabe und kann nirgends so gut studirt werden wie hier. Die Gründe sind schwarzblau, grün und braun in Gold schillerd, das vegetabilische und animalische Ornament reich farbig, die Figuren erscheinen fast durchaus in hellen Gewändern. Im Anblick des Haupt-Kreuzgewölbes zeigt sich besonders die schillernde Pracht, die nur mit dem Glanz eines Pfauenschweifes verglichen werden kann.

Im 15. Jahrhundert wurde dem Bau von S. Vitale ein weitläufiges Kloster angefügt, in welches die geräumige Vorhalle sammt ihren beiden Eckthürmen vollständig verbaut ist. Infolge hiervon ist der Zentralbau nur noch einseitig frei, und es fehlt ihm die ursprüngliche Uebersicht von aussen. Das ehemalige Kloster ist heile Infanteriekaserne und der Soldatenlärm, die gellenden Trompetensignale und die musikalischen Expektorationen der Mannschaft schrecken den andächtigen Beschauer des ehrwürdigen Baues unablässig auf, ihn daran erinnernd, dass wir jetzt in anderen Zeiten leben. –

Dicht hinter S. Vitale steht noch ganz unversehrt die kleine in griechischer Kreuzform errichtete Grabkapelle der Kaiserin Galla Placidia v. J. 440. Man hat hier so viel vom aufgeschwemmten Boden abgehoben, dass der Bau für sich in einem versenkten Hofraum steht. Aber das alte Niveau ist noch nicht wieder erreicht; es dürfte etwa noch 1 m fehlen. Die Abmessungen des Kapellenraumes sind bescheiden. Das Vierungsquadrat mit seiner Hängekuppel wird kaum 5 m Seitenlänge im Lichten überschreiten. – Die Beleuchtung geschieht durch 7 Fensterchen von Schiesschartengrösse und der Mosaikschmuck aller Gewölbe und Lünettenflächen ist wunderbar erhalten. Der Grundakkord der Farbenstimmung ist auch hier: Blau, Grün und Gold. Die Kreuzarme der Tonnengewölbe sind gegen den Vierungsraum mit farbigen Bändern ornamentaler Art abgegrenzt. Die Tonnenflächen selbst zeigen abwechselnd den Ranken-Akanthus und das vielfarbige Sternmuster: Die Kuppelfläche ist ganz auf blauem Grund gestirnt. Nur wenige grossgezeichnete und einfach bewegte Figuren schmücken die Lünettenflächen. Die bekannte Darstellung des „guten Hirten“ auf dem Eingangs-Stirnbogen, der als jugendlich schöne Erscheinung inmitten der friedlich weidenden Schafe sitzt, ist noch so erfüllt von antiker Anmuth und freier Beweeung, dass man sich von diesem Kunstwerk nur schwer trennen kann. Wie verschieden ist doch dieser kleine Raum durch seine besonders intime Stimmung von Schöpfungen, wie wir sie im Baptisterium von S. Giovanni und S. Vitale selbst haben. Leider fehlt die Marmorverkleidung der unteren Wandflächen, doch kann dieser Misstand den Eindruck nicht wesentlich stören.

Nicht unwichtig für das Studium der musivischen Verzierungsweise ist auch die im erzbischöflichen Palast befindliche sogen. capella domestica. Bei genauer Betrachtung ergiebt sich die Gewissheit, dass ihre Mosaiken zu einem wesentlichen Theil unglücklich erneuert und durch Malerei ersetzt sind. Das Mosaik der Madonna über dem Altar, aus einem anderen entschwundenem Bau hierher versetzt, scheint besonders werthvoll in Auffassung und Farbenstimmmung und ist noch weit entfernt von der Steifheit späterer Zeiten oder gar der Sentimentalität, mit der die Mutter Gottes vom Mittelalter ab dargestellt wird.

Man thut Unrecht, die altravennatischen Kirchen schlechtweg als „byzantinisch“ zu bezeichnen. Wenn auch zugegeben werden muss, dass einzelne Architekturtheile, wie namentlich Säulenschäfte, Kapitelle und Bogen aus Byzanz bezogen wurden, so ist nach anderen Richtungen hin festzustellen, dass hier in der Behandlung des Backsteinbaues im Aeusseren, namentlich aber im Innenschmuck noch sehr starke Beziehungen zur antik-italischen Kunstweise bestehen. Hübsch hat dies in seinem vortrefflichen Werk über die altchristlichen Kirchenbauten sehr anschaulich nachgewiesen. In der That kann sich alles, was von musivischem Schmuck in den altchristlichen Kirchen von Byzanz noch vorhanden ist, an Schönheit und Reichthum der Komposition nicht entfernt mit den Leistungen von Ravenna messen.

So ist es denn ein sehr bemerkenswerther Umstand, dass es gerade dieser monumentalsten aller Techniken auf dem Gebiete des Wandschmucks vorbehalten war, die Grösse der antiken Kunst bis in so späte Jahrhunderte fortleben zu lassen. Die Stellung der ravennatischen Mosaiken in der Kunst-Entwicklung wird man freilich erst dann sicherer überblicken, wenn man die zahlreichen in Rom noch vorhandenen Arbeiten hinzunimmt, welche ihnen theilweise sogar zeitlich vorausgehen.

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IV. Ravenna. St. Apollinare in Classe. – Die Pigneta. – Die Stadt

Der Cyclus von Denkmälern altravennatischer Kunst schliesst ab mit der ehrwürdigen Basilika von St. Apollinare in Classe. Classis die ehemals blühende Hafenvorstadt von Ravenna, durch Befestigungsmauern mit ihr verknüpft, ist wie vom Erdboden verschwunden. Als einziger Zeuge der alten, glänzenden Zeit steht verlassen zwischen einförmig sich hinziehenden Reisfeldern die Basilika mit ihrem treuen Begleiter, dem zylindrischen Campanile. Diese Vereinsamung muss ebenso wehmüthig berühren, wie die isolirte Kirchengruppe von Torcello in den Lagunen von Venedig. Nachdem die altchristlichen Basiliken Roms theils verschwunden, theils umgebaut worden sind, steht St. Apollinare unter den Bauten dieser Epoche oben an. Die auffallend helle Beleuchtung, die heute in ihr vorhanden ist, lässt die Vermuthung aufkommen, als ob die Fenster ehemals mit durchscheinenden Marmorplatten statt Verglasung geschlossen waren bezw. geschlossen werden sollten. Die Stimmung des Raumes leidet aber auch dadurch, dass von dem Mosaikschmuck nur noch derjenige in der Chorabsis und am Triumphbogen vorhanden ist. Hier aber werden wir reichlich entschädigt für das, was in St. Apollinare nuovo fehlt, und so ergänzen sich beide Basiliken in vorzüglicher Weise. Weitaus der grösste Theil der Kuppelfläche des Chorgewölbes wird von dem Grün der Wiese mit ihren Blumen und Lämmern eingenommen. Ueber den Kirchenheiligen in der Mitte schwebt das strahlende Kreuz der triumphirenden Kirche in wunderbarer Schönheit. Den Marmorschmuck der Wände soll der gewaltthätige Sigismondo Malatesta entführt haben, um ihn bei der verschönerung von S. Francesco in Rimini zu verwenden. Die werthvollen altchristlichen Sarkophage an den Wänden der Seitenschiffe sind kein Ersatz für diese Beraubung und die Kahlheit wird noch dadurch vermehrt, dass die offenen Dachstühle, wie auch die Mauern einfach mit Kalk getüncht sind. Die theils zerstörte, theils verbaute Vorhalle ist von späteren Zuthaten befreit worden und man muss zugestehen, dass, was zur baulichen Unterhaltung nöthig ist, verständnissvoll gethan wird.

Das sumpfige Flachland, welches sich hier ausdehnt, wo ehemals das Meer brandete, zeigt übrigens dem malerisch empfindenden Auge ebenso gern seine Reize, wie dies bei den Moos-Ebenen unserer Heimath der Fall ist. Zu der bräunlich herbstlichen Stimmung des Baumschlags stimmte der theilweise bedeckte Himmel.

Wer an einem solchen Tage das Glück hat, dort hinauszufahren, wird auch den Weg nicht scheuen, die vielbesungene „Pigneta“ zu besuchen, in der Dante, Göthe und Byron gedichtet haben. Es wäre unrichtig, sich unter ihr einen dichten Pinienwald vorzustellen; der Bestand an Bäumen ist vielmehr sehr wechselnd und gerade dadurch malerisch. Die saftig grünen, breiten Wipfel haben gar oft etwas nadelkissenartig Komisches; wo sie aber in dichten Schaaren zusammengedrängt auftreten, um sich meilenweit an der Meeresküste hinzuziehen, ist ihre Wirkung von schwermüthigem Ernst. Soweit ich diesen einzigen Pinienwald Italiens mit dem Auge verfolgen konnte, reicht er nicht hart an das Meer. Es zieht sich zwischen seinem Saum und der Küste ein sumpfiger Streifen hin, der fast unzugänglich ist und eine vorzügliche Wasserjagd bietet. Auch der Fischfang in den Kanälen, die das Sumpfland durchschneiden, steht in Blüthe. Die Pinienstämme erheben sich auf einem mit Unterholz bestandenen Waldboden, und besonders anziehend war die mannichfaltige Färbung der Wucherpflanzen mit den verschiedensten Beeren. Das saftige Grün der jüngeren Pinien lässt hoffen, dass die Pigneta trotz allem Ungemach auch noch späteren Geschlechtern erhalten bleibe.

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Das ehemalige Camaldolenser-Kloster Classe in Ravenna beherbergt in seinen Hallen und Höfen, sowie in der 1630 erbauten sehenswerthen Kirche die kunstgeschichtlichen Sammlungen der Stadt. Der Schatz an antiken frühchristlichen und späteren Skulpturen ist nicht unbedeutend und auch für das Studium der Malerei findet sich manches. Ebenso enthält die kleine Sammlung, die Hr. Matteo Mungheni in seinem Hause am corso Garibaldi angelegt hat, einzelne sehr gute Fussboden Mosaiken, die heute als Wohnzimmerböden benützt werden und (wie auch das grosse Mosaik im Hauptsaal der Akademie) in Classe ausgegraben worden sind. Der als Naturforscher bekannte Carlo Ginani legte im vorigen Jahrhundert in seinem Hause eine Naturaliensammlung an. Hier ist es weniger der Werth der Gegenstände, als ihre gefällige Anordnung in den barokken Schaukästen, was den Besucher erfreut. Das Studirzimmer Ginanis befindet sich noch im alten Zustand und birgt manche Handschriften und Dokumente, welche dem Forscher von Werth sein können.

Dass Ravenna noch bis in unser Jahrhundert einen gewissen Wohlstand aufzuweisen hatte, sieht man aus einer Reihe von tüchtigen Palastbauten des Barockstils. Es ist hier vor allem die Familie Rasponi zu nennen, welcher heute noch vier stattliche Häuser angehören. „Freilich“, so theilte mir eine der bediensteten Frauen unter Thränen mit, „hat der Tod furchtbar unter ihnen aufgeräumt und der Conte Giulio, der letzte seines Geschlechts, hat nur Töchter.“

Ich darf endlich nicht unterlassen, in Kürze auch des Grabmals Theodorichs zu gedenken, welches man von der porta serrata in einer Viertelstunde erreicht. Das ist wirklich ein Bau für die Ewigkeit und der Werth der aus der alten Zeit überkommenen Technik bei Quadermauern zeigt sich in der geschlossenen Unverwüstlichkeit, mit der dieser untersetzte Grabthurm heute noch dasteht. Auch diesmal wieder zerbrach ich mir den Kopf darüber, wie wohl die zierliche Säulengallerie gestaltet war, die über dem achtseitigen Unterbau beginnend, den oberen zylindrischen Aufbau umschlossen haben muss. Die sehr eigenthümlichen Anschlusspuren, wie auch die vorhandenen Reste der Gallerie, geben keinen genügenden Aufschluss, um mit Sicherheit den alten Befund zu rekonstruiren. Dass diese Gallerie heute fehlt, ist übrigens nicht sehr zu beklagen; denn von monumentaler Wirkung kann sie nicht gewesen sein.

Die meisten Italienreisenden halten sich nur flüchtig in Ravenna auf und nehmen einen allgemeinen Eindruck mit sich, der in der Erinnerung bald unscharf wird. Der trostlose Anblick gesunkener Grösse hat auch wenig Einladendes und die Verpflegung steht nicht auf höchster Stufe, wiewohl sich dies gegen früher gebessert hat. Bei einem längeren Aufenthalt, der bestimmten Studienzwecken gewidmet ist, verliert sich die schmerzliche Stimmung der ersten Tage und man gewinnt diese verarmte, aber an Erinnerungen so reiche Stadt lieb. Allmählich entfaltet sich denn auch die grosse Zahl der malerischen Bilder, welche Ravenna innerhalb und ausserhalb der Mauern bietet. Es soll mich nicht Wunder nehmen, wenn unsere Maler noch einmal nach Ravenna gehen, so wie sie nach Dachau und Schleissheim gegangen sind. Gleich zu Anfang meines Aufenthaltes traf ich mit einem jungen Künstler, dem Maler Otto Hettner zusammen. Beim ersten Anblick rieth ich auf einen Kunstgelehrten. Ich schoss insofern nicht weit daneben, als er der Sohn des bekannten Historikers Prof. Hettner aus Dresden ist, den ich seinerzeit in Rom kennen lernte. Dass sich Professoren-Kinder bald nahekommen, versteht sich von Selbst, zumal wenn es zwischen ihnen so viele gemeinsame Interessen und geistige Anknüpfungspunkte giebt. So waren wir denn fast immer beisammen und man hielt uns für Vater und Sohn. Hettner lebt zurzeit in Paris und bekennt sich zur extremsten französischen Schule des Impressionismus. Gleichwohl fühlte auch er sich von den Schätzen der alten Kunst mächtig angezogen und arbeitete stellenweise beim Skizziren fleissig mit. Er fand sogar – und hierbei sieht man, wie sich die Extreme berühren – dass in Farbengebung, Haltung und Stimmung diese alte Kunst Vieles an sich habe, was den neuesten Bestrebungen verwandt sei, und ich glaube selbst, dass dies keine zufällige Sache ist. So schmerzlich es für unseren jungen Naturalismus sein muss, dass sich der Geschmack wieder mehr dem Stilismus – wenn ich dieses schreckliche Wort gebrauchen darf – zuwendet, so liegt doch darin wieder die tröstliche Gewissheit des hohen Werthes und des unvermeidlichen Einflusses der alten Kunstschätze.

Unsere abendlichen Spaziergänge längs der alten Umwallungsmauern von Porta Adriana bis zum Kirchlein S. Maria in Torrione, welches kühn auf der südwestlichen Mauerecke thront, und von dort bis wieder zum Einlass beim Dom, wurden denn auch mit Unterhaltungs-Thematen, wie Impressionismus, Naturalismus, Symbolismus belebt. Nebenher wurde auch geschwelgt in der malerischen Fernsicht, in dem Blick auf die Vorstadt mit ihren Obstgärten die dort die Niederung des alten Festungsgrabens höchst anmuthig ausfüllen. Aber nicht nur hier auf der Mauer und in der Vorstadt, sondern auch innerhalb der Mauern in den verlassenen Quartieren der Altstadt, wo üppige Obstbäume das uralte Backsteingemäuer zu verdecken suchen, findet der Maler reichlichen Stoff.

Architektonische Reise-Skizzen aus Italien.

V. Rimini.

Unsere Reisepläne gingen noch bis Rimini zusammen. Der Schienenweg zieht sich durch die wohlbebaute Landschaft an der Küste hin. Die Pigneta blieb hinter uns und indem wir viele Wasserläufe überschritten, sahen wir, wie der Höhenzug des Appenin sich stetig der Küste näherte. Rimini machte auf uns einen wohlhabenden, gut gehaltenen Eindruck. Zwar vermissten wir den Hafen und das malerische Getriebe des Seehandels, doch ist das Bild der inneren Stadt um so gefälliger. Zwei Monumente altrömischer Zeit: die Brücke des Tiberius und das wohlerhaltene Augusteische obere Stadtthor müssen zunächst das Interesse fesseln. In die erste Linie tritt jedoch das berühmte Werk der Frührenaissance, der Dom S. Francesco.

Der geniale Alberti, neben Brunellesco wohl der bedeutendste Bahnbrecher der Renaissance stand hier im Dienst des Sigismondo Malatesta und schuf in Verbindung mit einer Gruppe tüchtiger Bildhauer ein Denkmal, welches die Riminesen heute noch mit Stolz „il tempio di Malatesta“ nennen. Sonderbarer Weise haben wir es aber nicht mit einem Bauwerk aus einem Gusse zu thun. Was Alberti schuf, ist vielmehr die Umkleidung und reiche innere Ausschmückung eines erhaltenen gothischen Bauwerkes, der alten Kathedrale. Wie er in S. Andrea zu Mantua mit kühnem Griff den mächtig gewölbten einschiffigen Innenraum ins Leben rief, so gelang es ihm hier, dem Dom eine Aussengestalt zu geben, die frei von aller Zaghaftigkeit und Spielerei, ganz den Geist und die Grösse des antiken Kunstwesens wiederspiegelt. Unwahrscheinlich ist es nicht, dass bei der Anordnung der Hauptfassade mit ihren drei mächtigen Bogenfeldern und der darüber aufgesetzten Mittelarkade das augusteische Stadtthor von Einfluss gewesen ist. Kräftig gegliederte Pfeilerarkaden, in deren Bogenöffnungen (offenbar symbolisch) die Sarkophage der Familie Malatesta’s aufgestellt sind, bilden das Matze der Langfassaden. Ueber den Sarkophagen schauen fast kümmerlich die paarweise angeordneten Fenster der gothischen Kirche hervor.

Es müssen besondere Gründe bestanden haben, welche den Architekten verhinderten, den in diesem Fall wirklich unbedeutenden gothischen Bau ganz zu beseitigen und einen der Wucht der äusseren Erscheinung entsprechenden Innenbau zu schaffen. So war die Thätigkeit im Innern vorzugsweise der Ausschmückung der Mittelschiff-Wandflächen und der flachen gothischen Seitenkapellen zugewandt. Hier haben nun allerdings die Bildhauer den Löwenantheil und ihre Leistungen stempeln S. Francesco zu einem wahren Museum der Skulptur der Frührenaissance und dadurch zu einer der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Italiens. Die Grabkapelle des Sigismondo Malatesta selbst ist neuerdings in der besten Absicht restaurirt und ausgemalt worden, doch kann sie dabei nur verloren haben.

Architektonische Reiseskizzen aus Italien

Jene bildhauerischen Leistungen bewegen sich fast ausschliesslich auf dem Gebiete der Allegorie und der antiken Mythologie. Wie in den Bildern der paduanischen Schule und eines Bellini zeigt sich hier noch die Strenge mittelalterlicher Ueberlieferung gepaart mit dem freien Leben der Antike, welches immer mehr die Oberhand gewinnt. Die Empfindung in der Bewegung und im Gesichtsausdruck der Figuren geht dem Beschauer warm zu Herzen. Sie liegt uns vielleicht gerade jetzt, wo wir bei der neuesten Schwenkung in der Kunst wieder für das Alte, in diesem Sinn, empfänglicher geworden sind, besonders nahe. Denn in diesen Kunstwerken findet sich die Lösung des Räthsels, welche soviel angestrebt wird: grösste Schlichtheit und Würde der Darstellung, verbunden mit tiefinnerlicher Empfindung. Von einzelnen Figuren werden wir zuweilen ähnlich berührt, wie von guten Leistungen des Empire. Neben dem Figürlichen sehen wir übrigens auch, mit wahrer Meisterschaft behandelt, die Landschaft, das pflanzliche Ornament und die Pflanze selbst auftreten. Von besonderem Reiz sind die ganz flachgehaltenen Reliefs. Die Gewandung wird ganz zum freiempfundenen anmuthigem Linienspiel, welches fast nur gezeichnet in leichten Wellen die menschliche Figur umfluthet. Der Marmor dieser Skulpturen ist theilweise griechischen Ursprungs und, soweit wir es mit Platten zu thun haben, kann dieses Material wohl von St. Apollinare in Classe herrühren.

Ich weiss nicht, ob eine eingehende Monographie über S. Francesco in Rimini schon geschrieben worden ist. Sie wäre aber, mit reichlichen Abbildungen versehen, ein in unserer Zeit besonders verdienstvolles Unternehmen. Man hört vielfach mit Recht darüber klagen, dass sich ein grosser Theil unserer jungen Künstler im Schlepptau der englischen Präraffaeliten befinde. Die englische Schule hat aber unzweifelhaft auch aus diesen plastischen Arbeiten geschöpft. Wenn nun unsere Bildhauer und Maler ohne sich an die englischen Nachahmungen zu halten, sich hier an der Urquelle begeistern wollten, so würde vielleicht auch das Verlangen und das neue Verständniss an der Antike aufkommen und die aus den Sälen unserer Akademien grausam verstossenen antiken Abgusse würden von den Korridoren wieder in die Säle ihren feierlichen Einzug halten. Wie mancher hofft so etwas im Stillen ohne es auszusprechen!

Architektonische Reise-Skizzen aus Italien.

VI. Die Republik von S. Marino.

Der Anregung meines jungen Reisegefährten hatte ich es zu verdanken, dass wir uns nach dem Genuss der Kunstschätze Riminis noch zu einem eintägigen Ausflug in die Republik von S. Marino entschlossen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich als schwacher Geograph kaum je etwas von diesem kleinen Freistaat gehört hatte. Er ist thatsächlich der einzige seiner Art in Italien. Wie durch einen Zufall ist er es geblieben, als Italien geeinigt wurde.

Wenn man von Ravenna aus südwärts blickend die Apenninenkette verfolgt, so wird man gewahr, wie sich zuletzt noch eine höhere Welle aufthürmt, hinter welcher der Zug sich in sanfter Linie gegen die Küste von Rimini hin verläuft. Dieser letzte hohe Anlauf ist der Freistaat von S. Marino und just auf seinem Kamm liegt die Stadt mit ihren drei Burgen, welche weithin in die Landschaft schauen, als ob sie trotzig sagen wollten: „Seht, wir sind doch noch da.“ Umgekehrt ist die Rundsicht von dort auf die Apenninenkette mit ihren verschiedenartig geformten Bergrücken, auf das Hügelvorland in seinen grau-violetten Tönen und dem reizvollen Relief, das sich nach der Niederung hin allmählich verflacht, sowie auf das Meer von jenem eigenartigen Reiz, der den Fernblicken solcher vorgeschobener Höhenpunkte eigen ist.

Es ist klar, dass das Bestehen eines solchen eigenartigen Staatswesens, zumal an einem Punkt von so wirkungsvoller Erscheinung und in so beherrschender Lage die Neugierde der Reisenden reizen muss. S. Marino ist deshalb auch in die Mode gekommen und die Droschkenkutscher am Bahnhof von Rimini schienen nicht zu begreifen, warum wir nicht unmittelbar nach dort hinauffahren wollten. Was bei unserem Entschluss den Ausschlag gab, war übrigens neben dem Reiz der landschaftlichen Umgebung und der vielgepriesenen Aussicht bis zu einem gewissen Grade auch die Möglichkeit, unsere heimathlichen Postkarten- und Briefmarken-Kunden mit einem ganz ungewöhnlichen Material zu versehen.

Das leichte mit Schimmeln bespannte Fuhrwerk brachte uns rasch über das schöne Hügelvorland und immer schärfer trennte sich die hochaufsteigende Kalksteinscholle mit ihrem phantastisch gezackten Umriss von der Umgebung. Wir passirten das Dorf Seravalle, welches bereits der Republik angehört. Von dort führt die alte Fahrstrasse ziemlich steil bergauf. Die neue Strassenanlage mit gleichmässiger Steigung ist noch nicht lange fertig. Sie zieht sich in lebhaft geschlängelten Zügen zunächst bis an den Fuss des oberen steilen Felsabsturzes, unter dessen Schutz Borgo S. Marino liegt. Zu unserem Erstaunen fanden wir allenthalben Sauberkeit und beste Ordnung. Der Blick auf dieses Dorf mit dem Fels-Hintergrund erinnert an so manche landschaftliche Hintergründe alter Bilder. Vom Borgo aus musste man früher auf der alten Strasse Ochsenvorspann nehmen, und wer schwerbeladen hinauffährt, thut das auch heute noch auf der neuen. Endlich biegt die Strasse um die nördliche Felsenkante und nun zeigt sich die Stadt selbst, deren Häuser und Mauern, an den steilen Felsen angeklebt, vorher dem Blick ganz entzogen waren.

Das alte Stadtthor wird von der neuen Strasse umgangen, welche erst, nachdem sie an anderer Stelle die äussere Umwallung durchdrungen hat, ein zweites Thor erreicht. Zunächst wandten wir uns nach der Piazza und dem neuerrichteten Palazzo Communale, vor dem sich (wenn auch gerade nicht schön, so doch aus Marmor) die Statue der „Freiheit“ erhebt. Dieser fast ganz neu geschaffene Fernpunkt des Städtchens gewährt eine wundervolle Aussicht und ist dem Gelände so eigenartig abgewonnen, dass man seine Freude daran haben muss. Das neue Stadthaus selbst ist ein florentinischer Palazzo vecchio im Kleinen. Auch das Innere mit der malerisch entwickelten Haupttreppe und dem stattlichen Saal mit toskanischer Balkendecke sprach uns an. Freilich das alte verschwundene Rathhaus wäre uns lieber gewesen.

Ein sehr freundlicher älterer Herr gab uns auf Befragen Auskünfte über S. Marino und mein Begleiter meinte, er wäre am Ende gar selbst der Präsident. Ich frug ihn rundweg, ob das nicht der Fall sei. „Augenblicklich“, meinte er, „bin ich es zwar nicht, ich bin es aber schon fünf oder 6 mal gewesen. Es stellte sich bei unserem Gespräch heraus, dass die Präsidenten stets zu zweien, und zwar nur auf ein halbes Jahr gewählt werden, worauf sie auf 3 Jahre nicht wieder wählbar sind. Dass übrigens die Republik durchaus nicht kirchenfeindlich gesinnt ist, geht wohl daraus hervor, dass die engere Wahl der beiden Präsidenten, die durch das Loos erfolgt, bei einer gottesdienstlichen Handlung in der Kirche vorgenommen wird, indem der Geistliche die Loose von einem fünfjährigen Kinde ziehen lässt. Im festlichen Zuge bewegt sich dann die ganze Volksvertretung und Beamtenschaft mit ihren neu erwählten Staats-Oberhäuptern an der Spitze, von der Kirche nach dem Stadthaus. Infolge des häufigen Personalwechsels an jenen obersten Stellen kann den tüchtigen und beliebten Mann das Schicksal, Präsident zu werden, oft genug im Leben treffen. So giebt es in S. Marino Familien, die bis zu 180 Präsidentschaften nachweisen können. In den Räumen des neuen Stadthauses finden sich die Bilder Carnot’s und Faure’s, im Vorsaal aber auch die Büsten des italienischen Königspaares aufgestellt. Auch glaube ich mich des Papstes zu erinnern; jedenfalls hat S. Marino, der Schutzheilige und Patron der Steinmetze einen bevorzugten Platz.

Ihr Bestehen führt die kleine Republik bis in das V. Jahrhundert nach Chr. Geb. zurück und es wird wohl Niemand einen ernstlichen Versuch machen, ihr das Vergnügen eines so hohen Alters streitig zu machen. Dass das Ländchen heute sehr mit seinem Schicksal zufrieden ist, geht aus der ganzen Erscheinung desselben deutlich hervor. S. Marino war zwar zeitweise ein Zufluchtsort für Deserteure und unsaubere Individuen; doch auch dieser Schatten ist gewichen, seitdem ein Auslieferungsvertrag mit dem Königreich Italien abgeschlossen ist. Von der Miliz der Republik konnten wir nichts wahrnehmen, wohl aber von der Militärkapelle, die in diesem Falle zugleich freiwillige Stadtkapelle ist. Das alte Hauptkastell auf der obersten Felsspitze ist Staatsgefängniss und beherbergt z. Zt. zwei Gefangene, die es recht gut haben sollen. Die Stadtkirche, ein klassizistischer Bau aus dem Anfang des Jahrhunderts, hat ein tonnengewölbtes Mittelschiff und eine gegiebelte Vorhalle mit sechs jonischen Säulen. Offenbar hat auf der Baustelle ein älteres Heiligthum gestanden, und die Felsableitungen in nächster Nähe sowie das Vorhandensein merkwürdiger kleiner Felsenkapellen lassen vermuthen, dass die Kultusstätte in sehr alte Zeiten zurückgeht.

Der Raum innerhalb der alten Umwallung ist nur theilweise noch bewohnt. Grössere Strecken dienen als Steinbrüche und Werkplätze, auf denen heute noch lebhaft gearbeitet wird. Nachdem man über eine Mill. Frcs. für Strassen und öffentliche Bauten ausgegeben hat, ist man jetzt daran, einen neuen Friedhof zu bauen. Die Arbeiten interessirten mich sehr, und ich liess mir vom capo-scapellaio die Pläne zeigen. Der römische Architekt Azurri, welcher die Piazza mit dem Palazzo governale errichtet hat, ist auch der Urheber dieses Planes. Unser Steinmetzmeister wurde warm, als er das Interesse für seine Werke sah, und theilte mir über seine heimathlichen Verhältnisse offenherzig vieles mit. Die Steinmetzkunst ist die einzige nennenswerthe Industrie dieses „mikroskopischen Staates“, der bei einer Ausdehnung von etwa 5 deutschen Quadratmeilen rd. 10 000 Einwohner, unter diesen aber ungefähr 2000 Steinmetzen zählt. Naturgemäss arbeiten die wenigsten der letzteren im Lande selbst. Bei der Bedürfnisslosigkeit der Einwohner und den guten Einkünften des Gemeinwesens kann ein wesentlicher Aufwand von Staatsmitteln dem Bauwesen zugewendet werden.

Vor dem Abschied zeigte uns der wackere Steinmetzmeister noch ein „Fossile“, das in einer der Werkhütten sorgsam eingeschlossen war. Wir waren nicht wenig überrascht, den Schädel eines gewaltigen, wallfischähnlichen Thieres zu finden. Der eine Unterkieferknochen dürfte etwa 1,20 m lang sein. Eine Anzahl Rückenwirbel, Rippen und Schenkelknochen wurde dicht dabei aus dem Stein geschält. Es muss eine schwierige Arbeit gewesen sein, diese Petrefakten aus dem graugelben Kalkstein, Sappia del mare genannt, herauszuarbeiten. In wenigen Tagen, so theilte mir der Meister mit, würde ein berühmter Professor der Paläontologie aus Bologna kommen, dem er die Photographie des Funden gesandt habe. Ich bat ihn, die Photographie auch nach München zu senden. Ob es aber unseren einheimischen Gelehrten gelingen wird, das „Fossile“ zu erringen, das ist eine andere Frage.

Dieser Artikel von F. v. Thiersch erschien zuerst, in mehreren Teilen, zwischen dem 20.08. & 24.09.1898 in der Deutschen Bauzeitung.