Die Schiffbarmachung des Hauptspreearmes in Berlin, der seit Jahrhunderten durch die Stauanlagen des Mühlendammes dem Durchgangsverkehr von der Unter- zur Oberspree und umgekehrt entzogen war, legte der Stadtgemeinde nach dem mit dem Staate abgeschlossenen Vertrage vom 17. Februar/24. Juli 1888, betreffend das gemeinsame Unternehmen der Spreeregulirung, die Verpflichtung des Umbaues der Langen Brücke auf, deren lichte Durchfahrtshöhen und Weiten den Ansprüchen der Schiffahrt nicht genügten.
Da nach angestellten Untersuchungen die alten Fundamente der Brücke nicht tief genug herabreichten, um die zur Regulirung des Flusses nothwendige Austiefung der Sohle auszuhalten, so ergab sich die Nothwendigkeit eines vollständigen Neubaues der Brücke.
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Ein dementsprechend aufgestellter Entwurf, welcher gleichzeitig eine Verbreiterung der nur 13,25 m breiten alten Brücke auf 16 m vorsah, fand am 8. Januar 1891 die Zustimmung der Stadtverordneten-Versammlung. Die Verbreiterung der Brücke sollte nach Norden, also stromab erfolgen mit Rücksicht auf eine eventuelle spätere Regulirung des engsten Theiles der Königstrasse zwischen Burg- und Heilige Geiststrasse. Das Maass von 16 m würde der Strassenbreite entsprochen haben, wie sie an dem Reichspostamte vorhanden ist, dessen Baulichkeiten der Festlegung einer weiter zurückgeschobenen, von der Burgstrasse bis zur Spandauerstrasse reichenden neuen Baufluchtlinie ein voraussichtlich unüberwindbares Hinderniss entgegengesetzt haben würden.
Dieser Entwurf erhielt, obschon er in gemeinsamen Berathungen der betheiligten Behörden in seinen Hauptzügen festgesetzt war, die Genehmigung des Hrn. Ministers der öffentlichen Arbeiten nicht, und zwar wurde die Ablehnung damit begründet, dass der Entwurf nicht genügende Rücksicht auf den Land- und Wasserverkehr nehme. Die schiefe Lage zum Stromstrich bereite der Schiffahrt Hindernisse und für den Landverkehr sei die Zufahrt vom Schlossplatz zur Brücke mit Rücksicht auf die weit vorspringenden Häuser zwischen Breitestrasse und Spree in gefährlicher Weise beengt. Dieser Zustand habe sich besonders seit Aufstellung des Schlossbrunnens unangenehm fühlbar gemacht, da sich zwischen diesem und dem südlichen Bürgersteige des Schlossplatzes ein gefährlicher Engpass gebildet habe (vergl. den Lageplan Abbildg. 2). Durch den vorgelegten Entwurf werde der jetzige Zustand gleichsam verewigt werden.
Diesen Uebelständen sei in wirksamer Weise durch die Niederlegung der Häuser No. 7-16 am Schlossplatz abzuhelfen. Dem letzteren werde dadurch ausserdem seine ursprünglich geplante regelmässige Form wiedergegeben und es werde ein freier Ausblick auf das hervorragendste Denkmal Berlins, das Standbild des Grossen Kurfürsten geschaffen, das bisher hinter den Gebäuden versteckt lag. Da gleichzeitig in Aussicht gestellt wurde, dass seitens der Krone im Falle der Ausführung des Planes in dieser Weise längs der freigelegten Marstallfront nach Schläter’schen Entwürfen eine neue Fassade aufgeführt werden solle, so werde durch diese Umgestaltung nicht nur dem Verkehrs-Bedürfnisse, sondern auch in hervorragendem Maasse dem ästhetischen Interesse gedient und die Gelegenheit zu einer monumentalen Ausgestaltung der Brücke und des Schlossplatzes gegeben.
Der Magistrat verschloss sich diesen Ausführungen nicht, sondern fasste am 3. Februar 1893 einen Beschluss im Sinne dieser Anregung. Er zog aber auch die weiteren Konsequenzen, indem nun sofort die Verbreiterung der Königstrasse auf der Südseite bis zur Spandauerstrasse ins Auge gefasst wurde, um die bisherige Einschnürung des Verkehrs auf dieser Strecke zu beseitigen und die lang geplante Durchführung einer zweigleisigen Pferdebahn über die Lange Brücke und den Schlossplatz bis zum Anschluss an die vorhandenen Linien jenseits der Breitenstrasse zu ermöglichen, für welche bisher mit Rücksicht auf die Enge der betreffenden Strassenstrecke und der Brücke die Genehmigung nicht zu erhalten gewesen war. Durch Ausführung dieser Pferdebahnlinien werden ganz erhebliche Umwege abgekürzt. Für den Strassenverkehr wird durch die Verbreiterung die Hauptverkehrslinie zwischen dem Osten und Westen dem stetig wachsenden Bedürfnisse entsprechend umgestaltet.
Eine in diesem Sinne ausgeführte Magistrats-Vorlage fand zunächst die Zustimmung der Stadtverordneten-Versammlung nicht, welche vielmehr an einer Verbreiterung der Nordseite der Strasse festhielt und den Magistrat mit Aufstellung eines Entwurfes für die Verbreiterung dieser Seite beauftragte. Es wurde demgemäss ein Plan aufgestellt, gleichzeitig aber die Verbreiterung der Südseite aufs neue als die bei weitem günstigere Lösung befürwortet, da sich hier – allerdings nur unter der Voraussetzung der Niederlegung der Gebäude am Schlossplatz – eine bedeutendere Verbreiterung, und zwar bis zur Spandauerstrasse durchgehend, schaffen lasse, während an der Nordseite das Reichspostamt der Verbreiterung ein Ziel setzt. Zwischen Spandauer- und Heilige-Geist-Strasse wäre also bei Zurückschiebung der Nordseite an dem jetzigen Zustande nicht viel zu ändern und es würde ein unregelmässig gestalteter Strassenzug verschiedener Breite entstehen, der dem Verkehrsbedürfnisse nicht in günstiger Weise entgegenkomme und ausserdem die Durchführung der Pferdebahn sehr zweifelhaft erscheinen lasse.
Die Stadtverordneten-Versammlung schloss sich nunmehr der Begründung der Magistratsvorlage für eine Verbreiterung der Südseite an und ermächtigte durch Beschluss vom 11. Januar 1894 den Magistrat zur Einleitung der weiteren Verhandlungen.
Nach dem nunmehr festgestellten Entwurfe, der in dem Lageplan (Abbildg. 2) dargestellt ist, wird für die Südseite der Königstrasse, von der Burg- bis zur Spandauerstrasse, eine neue geradlinige Baufluchtlinie festgesetzt, derart, dass eine Strassenbreite von 17-18,5 m entsteht. Der Fahrdamm, der bei der alten Strasse nur eine Breite von 7,75 m besass, wird in einer gleichmässigen Breite von 10 m durchgeführt. Der südliche Bürgersteig erhält eine Breite von 3,5-4 m, während die Unregelmässigkeiten der nördlichen Bauflucht in dem Bürgersteige daselbst ausgeglichen werden, dessen Breite also erheblich wechselt. Für die neue Brücke, deren Fahrdamm die Verlängerung desjenigen der Königstrasse bildet, ist ebenfalls eine Breite von 10 m für den Fahrdamm festgesetzt, während beide Bürgersteige je 4 m Breite erhalten. Die Brücke ist genau senkrecht zum Stromstrich gerichtet.
Am Schlossplatz ist die neue Baufluchtlinie derart festgelegt, dass die dem Marstall vorgebauten Häusermasken vollständig verschwinden und die Bauflucht in gerader Linie liegt mit der Verbindung der beiden Ecken der Breiten- und der Brüderstrasse. Die Bürgersteige längs der Südseite des Schlossplatzes sind auf 7 m bemessen.
Anstelle des Engpasses am Schlossbrunnen entsteht dann eine Dammbreite von 23,5 m bis zur östlichen Ecke der Breitenstrasse. Auf dem westlichen Theile des Schlossplatzes ist der Personenperron zu entfernen und die vorhandene Gleisanlage entsprechend umzubauen.
Am Schlossplatz sind, wie schon bemerkt, 8 Gebäude zu beseitigen, die alle verschiedenen Besitzern gehören. Günstiger liegen die Verhältnisse der Königstrasse zwischen Burg- und Poststrasse. Hier nimmt der Neubau anstelle der alten Post das ganze Strassenviertel ein. Nach der Magistratsvorlage war geplant, das Gebäude in seiner jetzigen Stellung bestehen zu lassen und durch Ausbrechen des Erdgeschosses Kolonnaden zu schaffen, welche als Bürgersteig dienen sollten. Die Stimmung der Stadtverordneten-Versammlung geht jedoch mehr auf eine Zurückrückung der ganzen Gebäudefront, da man eine neue Auflage des alten Mühlendammes befürchtete. Jedenfalls würde durch das weit vorspringende Gebäude die Einheitlichkeit des Strassenzuges gestört und der freie Blick nach dem Rathhause behindert. Eine endgiltige Entscheidung ist noch nicht getroffen. Für die Strecke zwischen Post- und Spandauerstrasse wird die Herstellung der neuen Bauflucht voraussichtlich erst mit der Ausführung von Neubauten erfolgen. Für einen grösseren Komplex sind solche bereits in Aussicht genommen.
Die Kosten des Unternehmens setzen sich zusammen aus den Mehrkosten für die Brücke infolge der weiteren Verbreiterungen um 2 m, aus den Kosten für den Umbau des Gebäudes der alten Post und namentlich aus den Grunderwerbskosten, da 1863 qm jetzt bebaute Grundfläche zukünftig in das Strassenland fallen. Die Kosten sind annähernd auf 3 bis höchstens 3,5 Millionen M. ermittelt.
Nachdem so die Grundsätze, nach welchen die Ausführung erfolgen sollte, festgelegt waren, konnten sofort die Vorbereitungen für den Neubau der Brücke in Angriff genommen werden, die bisher noch als einziges Hinderniss der Eröffnung der im übrigen fertigen neuen Schiffahrtsstrasse im Wege stand. Am 19. Mai d. J. konnte bereits eine unterhalb der jetzigen Brücke ausgeführte Nothbrücke dem Verkehr übergeben werden, und es wurde dann sofort der Abbruch der alten Brücke in Angriff genommen, nach dessen Beendigung die neue Schiffahrts-Strasse im September d. J. eröffnet wurde. Ein Bild von der Erscheinung der alten Brücke kurz vor dem Abbruch ist in Abbildg. 1 wiedergegeben, nach einer im Besitz des Märk. Prov.-Museums befindlichen Aufnahme. Mit dem Abbruch der jetzigen Brücke verschwindet die einzige monumentale Brücke aus älterer Zeit, die Berlin noch aufzuweisen hatte, nachdem bereits 1890 die ein Jahrhundert jüngere Herkules-Brücke beseitigt wurde, welche aber in der ehemaligen Albrechtshofer, jetzigen Herkules-Brücke am Lützowplatz eine theilweise Auferstehung gefeiert hat. Bei der hervorragenden Bedeutung, welche die Lange Brücke sowohl in architektonischer und künstlerischer Beziehung, namentlich mit Rücksicht auf das Denkmal des Grossen Kurfürsten, das sie trägt, als auch in Beziehung auf die Geschichte Berlins besitzt, sei es gestattet, an dieser Stelle auch auf die Schicksale dieses Bauwerks, das in seiner jetzigen, nur wenig veränderten Gestalt auf ein 200 Jahre langes Bestehen zurückblicken kann, etwas näher einzugehen.
Ende des Artikels vom 15.12.1894, es folgt die Fortsetzung vom 19.12.1894
Ueber die Geschichte der Brücke und namentlich über den Umbau Ende des 17. Jahrhunderts berichten verschiedene Schriftsteller jener Zeit. Wichtige Mittheilungen giebt namentlich Gercke in einem im Besitze der Rathhaus-Bibliothek befindlichen Manuskript, dann Jacob Schmidt in seiner Sammlung Berlinischer Merkwürdigkeiten 1727 und in seiner Berlinischen Chronik, einer kurzgefassten Zeittafel von 1736, Christian Schramm in seinem historischen Schauplatz, in welchem die merkwürdigsten Brücken aus allen 4 Theilen der Welt beschrieben werden, 1735. Sehr ausführlich ist G. Küster in seiner Berlinischen Chronik III. Abth. 1756.
Er stützt sich in seinen Ausführungen wesentlich auf Gercke. Dagegen soll Chr. Schramm nach Küsters eigener Angabe von ihm das Manuskript seines bereits 20 Jahre vor Erscheinen der III. Abth. begonnenen Werkes erhalten haben, das jener dann schleunigst benutzte, um die Beschreibung der Langen Brücke fast wörtlich auszuschreiben. Eingehende Mittheilungen macht auch J. Spiess in seinen Brandenburgischen Münzbelustigungen 1770 bei Beschreibung der Faltz’schen Medaille, die weiterhin erwähnt wird. Die letzten Mittheilungen giebt Nicolai 1779. Kurze Angaben über die Brücke machen noch Marperger 1710 in seiner Beschreibung der kgl. preussischen Länder, Berckenmayer 1709 und 1738 in seinem Curieusen Antiquarius, ausserdem Berger im Thesaurus Brandenburgieus 1696. Letzter giebt auch einen allerdings der Wirklichkeit in keiner Weise entsprechenden Kupferstich der Ende des 17. Jahrhunderts erbauten massiven Brücke. Abbildungen und Beschreibungen der jetzt abgebrochenen Brücke sind in „Berlin und seine Bauten“, ferner in R. Borrmann „Die Bau- und Kunstdenkmäler Berlins“ enthalten.
Einige Zeit nach Abschluss dieses Aufsatzes ist eine Ahandlung von R. Borrmann über die Lange Brücke in der Zeitschrift für Bauwesen, Heft VII erschienen, auf welche hiermit hingewiesen sei.
Die erste Anlage der Brücke reicht wahrscheinlich bis in das 13. Jahrhundert zurück. Jedenfalls aber ist sie im Anfang des 14. Jahrhunderts vorhanden gewesen, als Berlin und Köln sich zu einer gemeinsamen Verwaltung verbanden und ein gemeinsames Rathhaus an der Langen Brücke anlegten, über dessen Gestaltung allerdings keine bestimmten Nachrichten auf uns überkommen sind. Aehnlich wie die alten Bauten am Mühlendamm und der Fischerbrücke wird es wahrscheinlich auf Pfählen neben der Brücke in der Spree gestanden haben. R. Borrmann zieht verschiedene Urkunden an, aus denen hervorgeht, dass das Rathhaus an der Langen Brücke in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bestand. J. Schmidt giebt an, dass 1342 bereits das Rathhaus gestanden habe und zitirt ausserdem eine Urkunde des Jahres 1431, einen Vertrag zwischen Berlin und Köln betreffend, in der mehrfach das Rathhaus bei der Langen Brücke erwähnt wird. Den Namen der „Langen Brücke“ führte das zunächst in Holz ausgeführte, ursprünglich „Neue Brücke“ genannte Bauwerk als die längste Brücke Berlins; denn nach Nikolai reichte die Spree in früheren Zeiten einerseits bis zur Breitenstrasse, andererseits bis zur Heiligen-Geiststrasse. Nach Borrmann wurde das Rathhaus 1514 wegen Baufälligkeit abgerissen, nachdem es bereits seit 1442, d. h. nach der Aenderung der Verfassung der beiden Städte durch Kurfürst Friedrich II. nicht mehr als Rathhaus, sondern als Sitz des Hofrichters gedient hatte.
Die Brücke war in ihrer älteren Anlage eine hölzerne Jochbrücke einfachster Konstruktion, wie eine Aquarellskizze des Stridbeck’schen Skizzenbuches zeigt. 1661 wurde sie nach Schmidt und Küster von Grund auf neu gebaut. Der Rath beider Städte steuerte hierzu 400 Thlr. bei, während der Kurfürst das Eichenholz lieferte und die übrigen Kosten trug. Wie die Berichte angeben, hatte die Brücke nicht einen unmittelbar befahrenen Holzbelag, sondern wurde mit Sand beschüttet und 1662 gepflastert. Der Rath fuhr den Boden an, während der Kurfürst das Pflaster ausführen liess. Diese Brücke war mit einem Holzgeländer mit kräftigen Postamenten versehen, an denen ebenfalls in Holz ausgeführte Wappenschilde angebracht waren. Bei Borrmann und in „Berlin und seine Bauten“ findet sich eine Abbildung dieser Brücke nach einem im Hohenzollern-Museum befindlichen Oelbilde.
Die sehr häufigen Reparaturen, welche die Brücke nöthig machte, veranlassten den Kurfürsten Friedrich III., nachmaligen ersten König, anstelle der hölzernen Brücke eine steinerne zu bauen, mit welcher wahrscheinlich von vornherein das Denkmal des Grossen Kurfürsten in Verbindung gebracht werden sollte. Wenigstens zeigt die 1692 von R. Faltz gelegentlich der Grundsteinlegung zur neuen Brücke gestochene Medaille, von der sich ein Exemplar im Märk. Prov.-Museum befindet, ein Reiterstandbild auf einem vorspringenden Vorbau an der Mittelöffnung der dem Schlosse abgekehrten Seite, also eine Darstellung, die der späteren Ausführung durchaus entspricht. Nach J. Schmidt wurde im August 1691 neben der alten Brücke eine Interimsbrücke geschlagen und nach ihrer Fertigstellung die alte Holzbrücke abgebrochen. Am Nachmittag des Sonntag nach Michaelis 1692 legte nach Küster der Kurfüst selbst den Grundstein im ersten Pfeiler auf der Berlinischen Seite.
Beim Abbruch hat man hier im Fundament ein kupfernes Büchschen mit verschiedenen Münzen und Medaillen aus der damaligen Zeit gefunden. Ob diesem Funde, den sich zunächst Arbeiter widerrechtlich angeeignet hatten, auch Dokumente beigefügt waren, hat sich leider nicht feststellen lassen.
Die Arbeiten wurden dann so gefördert, dass am 5. November 1694 (einzelne Chroniken geben 1695 an) die Tochter des Königs Johann III. von Polen, die Braut des Kurfürsten Maximilian Emanuel von Bayern ihren Einzug über die Brücke halten konnte. Diese war jedoch noch nicht fertig, es fehlten vielmehr ausser dem bildnerischen Schmuck auch noch die steinernen Geländer, die nach Küster erst in den folgenden Jahren aufgestellt wurden. Ein Bild von der Erscheinung dieser Geländer giebt Abbildg. 3, welche einem Kupferstich nach einem Bilde des bekannten Malers Rosenberg (Originale in der Rathhaus-Bibliothek, Stiche in der Göritz-Lübeck’schen Sammlung und im Märk. Prov.-Museum) aus der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts nachgebildet ist.
Als den Erbauer der Brücke nennen Gercke, Schramm und Nikolai Johann Arnold Nering, der sich nach Nikolai und Spiess des Ingenieurs Cayart als Beihilfe bediente. Schlüter selbst, der ebenfalls genannt wird, kann nur bei der Ausgestaltung des Denkmals und der sonstigen bildnerischen Ausschmückung der Brücke thätig gewesen sein, da er erst nach Berlin berufen wurde, als das Bauwerk im wesentlichen fertig war.
Den vornehmsten Schmuck der Brücke bildet das Denkmal des Grossen Kurfürsten, dessen Figuren von Schlüter modellirt, von dem Giesserei-Direktor Johann Jacobi in Bronze gegossen wurden.
Am 12. Juli 1703, am 46. Geburtstage des Königs, fand die feierliche Enthüllung des Reiterstandbildes des Kurfürsten statt, welche J. Schmidt und Küster sehr ausführlich beschreiben. Es fehlten damals jedoch noch die 4 gefesselten Eckfiguren, die sogenannten Sklaven, die erst 1710 fertig wurden. Interessant ist die beim Abbruch des Marmorsockels des Denkmals gemachte Entdeckung, dass die wirkungsvolle Profilirung des Sockels mit den 4 als Palmwedel ausgebildeten, kräftig vorspringenden Eckvoluten nicht von vornherein geplant war. Diese Palmwedel sind vielmehr weit schwächlicheren Voluten stumpf vorgelegt. Es fand sich eine durchgehende Fuge, unter welcher die ursprüngliche Profilirung noch vollständig erhalten war. Ebenso ist den Sockeln, auf welchen die 4 Eckfiguren sitzen, ein Stück vorgesetzt. Der Aufbau des Denkmals war also ursprünglich über einer viel schmaleren Basis geplant.
Nach Küster beträgt das Gewicht des in einem Stücke mit verlorenem Kern gegossenen Reiterstandbildes 250 Ztr.
Die Gesammtkosten des Denkmals sollen 60 000 Thlr. betragen haben.
Das Denkmal des Grossen Kurfürsten bildete jedoch keineswegs den einzigen bildnerischen Schmuck der Brücke; vielmehr war diese noch reich mit anderen Figuren ausgestattet, von denen allerdings nichts in unsere Zeit hinüber gerettet worden ist. Nur die mächtigen, in Stein gehauenen Wappen-Kartuschen, welche die Gewölbe-Zwickel über den Strompfeilern zieren und umrahmt sind von Wasserpflanzen in naturalistischer Darstellung, sind erhalten geblieben, wenn sie auch mehrfachen Ausbesserungen unterworfen werden mussten. Die 4 dem Schlosse zugekehrten Wappentafeln trugen nach den alten Chronisten ursprünglich „in die Solität des Steines gehauen“, später in vergoldeter Bronze die Zeichen: F. III. E. B. Spiess bemerkt dazu, „dass solche Frideriens Tertius Elector Brandenburgi hiessen und den Namen des durchlauchtigsten Stifters verewigen sollen, braucht keines vielen Nachdenkens.“
Ueber die sonstige figürliche Ausschmückuug der Brücke geben uns die alten Chroniken verschiedene, sich zumtheil widersprechende Nachrichten, aus denen nicht mit Sicherheit entnommen werden kann, was thastsächlich zur Ausführung gekommen ist. Beger in seinem Kupferstich, Faltz auf seiner Medaille zeigen auf den Geländer-Postamenten stehende Figuren, die nach Beger römische Gottheiten darstellten, welche die Tugenden des Herrschers verherrlichen sollten. J. Schmidt beschreibt diese Statuen ebenfalls, als wenn er sie thatsächlich auf der Brücke gesehen hätte. Auf der Faltz’schen Medaille befinden sich ausserdem auf den Pfeilervorköpfen in Höhe des Bogenkämpfers liegende Figuren, nach Küster und Spiess 12 an der Zahl, welche Seegötter und Najaden darstellten. Desgleichen berichten diese beiden Chronikschreiber ebenso wie Schramm, dass auf den Geländer-Postamenten nur Laternen ständen, dass man aber beabsichtigt habe, diese durch Götterstatuen zu ersetzen. Nikolai schliesslich schreibt die auf den Pfeilervorköpfen liegenden Figuren Schlüter zu und theilt mit, dass sie zu seiner Zeit schon stark ruinirt gewesen seien.
Aus diesen verschiedenen Berichten scheint so viel hervorzugehen, dass die Götterstatuen auf den Geländern entweder überhaupt nicht zur Ausführung gekommen sind, oder sehr rasch wieder verschwunden sein müssen. Ausgeführt waren dagegen thatsächlich die liegenden Figuren auf den Strompfeiler-Vorköpfen, wie auch aus einer Randbemerkung auf einer im Besitze der Bauverwaltung befindlichen theilweisen Aufnahme der Brücke vom Jahre 1812 ersichtlich ist. Auch ein Kupferstich aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts nach einem Bilde von L. Serrurier (dreissig mahlerische Ansichten der Stadt und Gegend um Berlin. Leipzig bey Gerhard Fleischer dem Jüngeren 1806) lässt diese liegenden Figuren vermuthen. Ueber den Verbleib dieser Figuren, welche nach Borrmann nicht von Schlüter, sondern von dem Bildhauer G. Weyhenmeyer herrühren, ist nichts bekannt; auch haben sich keinerlei Abbildungen erhalten, welche über ihre Gestaltung sichere Aufschlüsse geben.
Nach der Borrmann’schen Veröffentlichung in der Zeitschrift für Bauwesen sollten die Figuren bei dem 1818 unter Schinkel erfolgten theilweisen Umbau der Brücke durch Rauch wiederhergestellt bezw. erneuert werden. Dies unterblieb jedoch und die Figuren sind seitdem vollständig verschwunden.
Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Brücke einer grösseren Reparatur unterzogen. 1818 erfuhr sie dann unter Schinkels Leitung eine wesentliche Umgestaltung, indem die verwitterten, steinernen Brüstungen beseitigt und durch gusseiserne Geländer nach Schinkel’scher Zeichnung ersetzt wurden, um an Bürgersteigbreite zu gewinnen. Diese Geländer sind erst jetzt beim Abbruch der Brücke vollständig verschwunden. Dem wachsenden Verkehre genügte jedoch die schmale Brücke bereits in den 50er Jahren nicht mehr, da sie nur 5,96 m Dammbreite und zwei je rd. 3 m breite, stark erhöhte Fusswege besass. Zu einer Verbreiterung wurden verschiedene Entwürfe aufgestellt. Man plante zunächst die Ableitung des Fussgänger-Verkehrs über eine besondere hölzerne Laufbrücke, beabsichtigte dann eine Vorrückung der ganzen, stromab gelegenen Brückenfront unter Herstellung neuer Pfeilervorköpfe, die mit den alten Pfeilern durch Bögen verbunden werden sollten. Schliesslich begnügte man sich damit, 1867 die alten, über 1 Fuss starken Granitplatten der Bürgersteige abzunehmen, die obere Schräge des Hauptgesimses abzuarbeiten und neue, nur 13 cm starke Granitplatten aufzubringen und noch ein Stück über das Gesims hinauszuschieben. Von dem Schinkel’schen Geländer beseitigte man die starken, quadratischen Zwischenpfosten und ersetzte sie durch kleine Säulchen. Das ganze Geländer wurde dann möglichst an die Aussenkante der Granitplatten vorgeschoben. Auf diese Weise gelang es, bei ungefährer Festhaltung der Bürgersteigbreiten einen 7,53 m breiten Damm zu gewinnen und eine Gesammtbreite von 13,25 m, wie sie die Königstrasse bei der Einmündung in die Burgstrasse besass.
Abbildg. 4, 5 und 6 lassen die Wandlungen erkennen, welche Geländer und Hauptgesims allmählich erfahren haben.
Bei dem letzten Umbau war die Denkmals-Plattform im wesentlichen unberührt geblieben. Das Hauptgesims blieb hier unverdeckt und es entstand infolge der Verringerung der Plattenstärken auf der Brücke zwischen Brücke und Plattform eine Stufe, die das Denkmal nunmehr wirkungsvoll von der Brückenbahn abhob. In gleicher Weise soll bei dem Neubau die ganze Plattform 2 Stufen höher gelegt werden als der Bürgersteig.
Beim Abbruch der Brücke wurde hinter einer der 1867 theilweise erneuerten Kartuschen der dem Schlosse zugekehrten Seite eine eingemauerte Flasche gefunden, welche eine von der Hand des damaligen Bauführers Weyer herrührende Beschreibung des Umbaues enthielt. Baurath Schrobitz wird hier als Leiter der Arbeiten genannt.
Die letzte unwesentliche Veränderung erfuhr die Brücke in den 80er Jahren durch Ausrundung der nordwestlichen Ecke am Schlossplatz zwischen Brückenfront und Ufermauer. Die hierzu nöthige Auskragung ist durch eine im Charakter der Wappen-Kartuschen ausgeführte, von Wasserpflanzen umrahmte Muschel gebildet. Dieses Motiv wird bei der neuen Brücke an allen vier Uferanschlüssen zur Verwendung kommen.
Ende des Artikels vom 19.12.1894, es folgt die Fortsetzung vom 22.12.1894.
In den Abbildg. 9, 15, 8 ist das alte Bauwerk im halben Längsschnitt, Grundriss und Querschnitt zur Darstellung gebracht. Zum Vergleich sind die entsprechenden Bautheile des zur Ausführung bestimmten Entwurfes in den Abbildg. 10, 14, 11 gegenüber gestellt.
Die alte Brücke besass 5 Oeffnungen (vergl. Abbildg. 9 und 15), von denen die drei mittleren je 7,96 m, die beiden äusseren je 5,96 m Lichtweite aufwiesen. Die Stärke der Strompfeiler betrug je 2,10 m, der Landwiderlager je 2,51 m.
Dies aus alten Zeichnungen entnommene Maass hat sich beim Abbruch als beinah doppelt so gross erwiesen.
Massive Sandsteingewölbe in Korbbogenform von 60-70 cm Stärke überspannten die Durchfahrts-Oeffnungen. Die Form der tragenden Gewölbe trat in der Ansicht jedoch nicht in die Erscheinung. Es waren vielmehr der Brücke beiderseits in einer Stärke von 0,45 m besondere, schön geformte Stirnbögen stumpf vorgelegt, deren Scheitel erheblich tiefer lagen, als die der Gewölbe (vergl. Abbildg. 8 und 9). Die beiden mittleren Oeffnungen hatten daher nur 2,48 m, die Seitenöffnungen sogar nur 2,02 m Lichthöhe über dem jetzigen Hochwasserstande. Die Stirnbögen waren unter sich mit hochkantig gestellten Flachschienen verankert,welche in voller Brückenbreite hindurchgriffen. Die Breite der tragenden Gewölbe betrug nur 10,90 m, Der Mittelöffnung der Brücke war die 8,16 m vorspringende Denkmals-Plattform vorgelagert, welche von einem Halbkreisgewölbe getragen wurde. Die beiden, vor der Brückenfront vorspringenden Pfeiler waren dabei einander soweit genähert, dass nur eine Lichtweite von 5,66 m verblieb (Abbildg. 9 u. 15). Das tragende Gewölbe stiess stumpf an das Brückengewölbe und lag mit seinem Scheitel etwa in gleicher Höhe mit letzterem. Im Längenprofile zeigte die Brücke über den beiden äusseren Strompfeilern einen scharfen Knick. Das Hauptgesims des ganzen mittleren Theiles lag wagrecht, während die beiden Enden stark nach dem Ufer abfielen.
Die Gründung des alten Bauwerks bestand nach Untersuchungen, die Ende der 80er Jahre im Schutze von Fangedämmen ausgeführt und durch den Befund beim Abbruch bestätigt wurden, in einem in voller Brücken- und Flussbreite durchgehenden Pfahlroste. Dieser Rost besass längs und quer gelegte Holme, unter denen bei den Pfeilern und Widerlagern längere, in den Oeffnungen meist kürzere Pfähle standen. Die rechteckigen Zwischenräume zwischen den Holmen waren zur Verdichtung des Bodens mit kurzen Pfählen ausgesetzt. Die Anordnung war also eine sehr ähnliche, wie sie bei den überwölbten Gerinnen des Mühlendammes, die 1707-1708 ausgeführt worden sind, gefunden wurde. An der stromauf gelegenen Seite fand sich quer vor der Brücke eine Stülpwand, in deren Schutz jedenfalls die Gründungsarbeiten seiner Zeit im Trocknen ausgeführt worden sind. Ebenso waren die vorspringenden Pfeiler der Denkmalsplattform mit Spundwänden umschlossen. Wie Abbildg. 8 und 9 zeigt, waren selbst die längeren Pfähle unter den Pfeilern so kurz, dass bei Herstellung der zukünftigen Sohle auf + 28,47 das ganze Bauwerk in der Luft geschwebt haben würde.
Die Gewölbe der alten Brücke waren ganz in Sandstein hergestellt, ebenso alle Ansichtsflächen der Pfeiler und Widerlager mit starken, unter eich vielfach verankerten Sandsteinquadern verblendet. Als Material geben Schramm und Nikolai Pirnaischen Sandstein an. Es sind jedoch auch andere sächsische Sandsteine, so namentlich Seehäuser, gefunden worden. Das Füllmauerwerk bestand aus Ziegeln grossen Formates, die vollständig verwittert waren, sodass kaum ein ganzer Stein beim Abbruch gewonnen wurde, trotzdem das Mauerwerk im wesentlichen nur mit Kalkmörtel, z. Th. mit Zusatz von Ziegelmehl ausgeführt war.
Vor Inangriffnahme des Abbruchs der Brücke musste zunächst das Denkmal des Grossen Kurfürsten beseitigt werden, das später wieder auf der Brücke aufgestellt werden soll. Zu dem Zwecke wurde eine hölzerne Jochbrücke in Höhe der zukünftigen Denkmals-Plattform oberhalb der Brücke vor der Mittelöffnung ausgeführt und sodann ein Laufwagen um das Denkmal herum aufgebaut (vergl. Abbildg. 16). In diesem auf 8 Rädern laufenden Wagen wurde das Reiterstandbild auf kräftigen Balken zunächst sicher gelagert, um beim Abbruch des morschen Sockels jede Gefahr zu vermeiden. Dann wurden die 4 Eckfiguren und die Reliefs abgenommen, die nur sehr lose am Sockel befestigt waren, worauf der Abbruch des letzteren selbst erfolgte. Der Sockel bestand in seinem Kern aus Sandstein. Nur die äussere, z. Th. recht dünne Schale war in Marmor hergestellt. Die Marmortheile waren unter sich nach allen Richtungen mit eisernen Bändern und Klammern fest verankert. Das Reiterstandbild hat keine durchgehende Fussplatte. Es ruhte mit 3 Hufen des Pferdes auf kleinen Bronzeplatten auf, an denen kräftige, senkrecht in den Sockel hinabreichende eiserne Anker befestigt waren. Nach Abbruch des Sockels wurde der Wagen am Boden und an den Seiten noch sorgfältig verschwertet und sodann auf die Rüstung auf Schienen hinübergerollt. Der Wagen wurde dann vollkommen eingeschaalt, um das schwebende Reiterstandbild dem Auge der Passanten zu entziehen. So bleibt er stehen, bis die neue Brücke fertig ist und der Kurfürst seinen Platz, den er nahezu 2 Jahrhunderte inne gehabt hat, wieder einnehmen kann. Der abgebrochene Sockel ist provisorisch wieder zusammengesetzt, um als Modell zu dem neuen Sockel zu dienen; denn die ursprünglich geplante Wiederverwendung hat sich bei dem stark verwitterten Zustande des Marmors als unmöglich erwiesen. Für die Neuausführung ist der wetterbeständige Laaser Marmor (Tirol) gewählt.
Das neue Bauwerk ist in den Abbildg. 10, 11, 12, 13, 14 zur Darstellung gebracht. Die Brücke erhält nur 3 Oeffnungen, von denen der mittleren, welche das Denkmal tragen soll, 8 m Lichtweite gegeben ist, während die beiden Seitenöffnungen je 15 m erhalten. Die Mittelöffnung soll später der Dampfschiffahrt dienen, während die beiden Seitenöffnungen nach der Fahrrichtung getrennt von der übrigen Schiffahrt benutzt werden sollen. Die Lichthöhen über höchstem Hochwasser betragen 3,44 m in der Mittelöffnung, je 3,10 m in den beiden Seitenöffnungen im Scheitel. Bei Normalwasser steigt letzteres Maass auf 4,70 m. Die Breite der Brücke wird von Mitte zu Mitte Geländer 18,50 m betragen, die Dammbreite 10 m. Die beiden grossen Seiten Öffnungen erhalten eine nach der Ellipse gekrümmte Bogenform. In der Mittelöffnung wird dagegen ein hoch angreifendes flach, gespanntes Stichkappen-Gewölbe eingelegt, um bei den nur 3,25 m starken Strompfeilern die nöthige Standfestigkeit zu gewähren (vergl. Abbildg. 10). Das Gewölbe des Denkmalvorbaues hat dagegen Halbkreisform (Abbild. 13). Unter den Stufen des Denkmals selbst ist ein besonderes, stark überhöhtes Gewölbe eingelegt, um die freistehenden Seitenpfeiler weniger ungünstig zu belasten (Abbildg. 12). An der stromab gelegenen Seite musste ebenfalls das Stichbogen – Gewölbe verdeckt werden. Hier ist daher ein kleiner, mit Halbkreis- Gewölbe überspannter Vorbau angelegt, der zugleich dazu dient, um ausserhalb des lebhaften Strassenverkehrs einen Platz zur ruhigen Betrachtung des Denkmals zu gewinnen. Die Konstruktion der Brücke bietet im übrigen nicht viel Bemerkenswerthes. Die Gründung ist auf Beton zwischen Spundwänden erfolgt. Als Baumaterial dienen hauptsächlich Klinker.
Nur die Stirnflächen werden mit Sandstein verblendet, ebenso die Pfeiler. Auch das Brückengeländer wird wieder massiv hergestellt, aber nicht geschlossen, sondern aufgelöst in Sockel und Ballusterstellungen. Als Material für sämmtliche Werkstücke ist Cudova-Sandstein gewählt. Im übrigen ist die Anordnung aus den beigegebenen Zeichnungen zurgeniüge ersichtlich.
Von der zukünftigen Erscheinung der Brücke giebt die nach dem Entwurfe konstruirte Perspektive Abbildg. 7 der Bildbeigabe, die auf der Grundlage einer Zeichnung des Verfassers gefertigt ist, eine Vorstellung. Zu bemerken ist dazu noch, dass, soweit möglich, die alten Architekturformen der Brücke wieder zur Geltung kommen werden, so die Profile der Pfeiler und der der Bogenumrahmungen das Hauptgesims, die Kartuschen usw. Ein figürlicher Schmuck der Brücke ist nicht in Aussicht genommen, so dass dann das Denkmal des Grossen Kurfürsten wieder in einsamer Majestät die Brücke beherrscht.
Der Abbruch der alten Brücke ist beendet, desgleichen die Gründungsarbeiten. Nur von dem linken Landwiderlager hat die Hälfte des Fundamentes noch nicht ausgeführt werden können, da sich dieses unter das Gebäude Schlossplatz No. 16 schiebt. Im übrigen werden die Pfeiler und Widerlager noch in diesem Jahre bis über Wasser geführt.
Das eigentliche Brückenbauwerk wird Ende nächsten Jahres fertiggestellt sein. Die Ausführung des ganzen Unternehmens einschl. der Strassenregulirungen wird davon abhängen, wie rasch die niederzulegenden Gebäude durch freihändigen Ankauf oder imwege der Enteignung erworben werden können.
Mit dieser Umgestaltung der Langen Brücke, der Königsstrasse und des Schlossplatzes werden die grossartign Umwälzungen, welche in den letzten zwei Jahrzehnten im Herzen Berlins stattgefunden haben, die mit dem Bau der Stadtbahn begannen, durch die Durchlegung der Kaiser Wilhelmstrasse, Bau der Kaiser Wilhelmbrücke, Verbreiterung und Umgestaltung des Mühlendammes und seiner Umgebung, sowie die Verbreiterung der Gertraudenstrasse fortgesetzt wurden, einen würdigen, für das ganze Verkehrsleben zwischen Westen und Osten der Stadt wichtigen und segensreichen Abschluss erfahren. Was an dieser Stelle geschaffen werden soll, wird als ein Zeichen des Gemeinsinns der Berliner Bürgerschaft, der im wichtigen Augenblicke auch vor recht erheblichen Opfern nicht zurückschreckte, späteren Geschlechtern erhalten bleiben.
Dieser Artikel von Fr. Eiselen erschien zuerst in drei Folgen am 15., 19. & 22.12.1894 in der Deutsche Bauzeitung.