Architekt: Hans Grisebach in Berlin. Es ist ein schon seit einer längeren Reihe von Jahren errichtetes gross angelegtes villenartiges Einfamilienhaus aus der besten Zeit des Künstlers, welches wir hier in einigen Abbildungen zur Darstellung bringen. Von einem geräumigen Garten umgeben, ist es in seinem architektonischen Zuschnitt neben dem Gesellschaftsleben auf ein freies sommerliches Zusammenleben mit der Natur eingerichtet,daher die geräumigen Terrassen, sowie die offenen Loggien, durch deren Vermittelung sich das Leben des Hauses gewissermaassen in den Garten weiter fortsetzt. In der Grundrissanlage liegt viel Eigenartiges und viel von der herkömmlichen Form Abweichendes.
Durch ein polygonales Vestibül gelangt der Besucher in die Diele, an welcher Nebenräume, das winkelförmig um die Ecke gelagerte Herrenzimmer, Salon, Damenzimmer und insbesondere der sehr geräumige Speisesaal liegen, der sich mit zwei grossen Fenstern gegen die Hauptterrasse öffnet. Ein Theil des langgestreckten Saales ist erhöht angelegt; neben ihm liegt das Billardzimmer. Im Obergeschoss sind das Frühstückszimmer, die Schlafräume, die Fremdenstube und die Räume für die Kinder des Hauses und ihre Erzieherinnen angeordnet.
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Aus dieser Anlage ergiebt sich eine reiche Gruppirung des Aufbaues, welchen über dem Vestibül ein stattlicher Rundthurm beherrscht. Giebel von schöner Umrisslinie, Dachaufbauten, wälsche Hauben usw. beleben das bewegte Architekturbild, das von den Bäumen des frischen Gartens umrahmt ist.
Das Material ist Granit-Cyklopen-gemäuer für den Sockel, Backsteinfugenbau für die Flächen und Sandstein für die architektonischen Gliederungen. – Die Dächer sind mit Schiefer gedeckt. Zu dem Anwesen gehört ein Stallgebäude, dessen unteres Geschoss im Ziegelfugenbau, dessen oberes Stockwerk in Fachwerk erstellt ist.
An den Bauarbeiten waren für den Rohbau und namentlich für das Innere grösstentheils Breslauer Firmen betheiligt; es führten insbesondere die Maurer- und Zimmerarbeiten Oesterlink & Hentschel in Breslau aus. Doch wurden auch einzelne Arbeiten an Berliner Firmen vergeben; so stammen die Steinmetzarbeiten von Carl Schilling, die auf einzelne Punkte beschränkten Bildhauerarbeiten von H. Giesecke und die Kunstschmiede-Arbeiten von Paul Marcus in Berlin.
Der Stil des Ganzen ist der einer maassvollen deutschen Renaissance mit jenem wohlabgewogenen Maasse von Formenaufwand und von architektonischen Ausdrucksmitteln, und mit jenem Grade persönlicher Färbung, welche den Arbeiten des Künstlers aus jener Zeit den weitverbreiteten Ruf frischer, eigenartiger und künstlerisch sorgfältig durchgearbeiteter Leistungen verschafft haben. –
Dieser Artikel erschien zuerst am 31.03.1899 in der Deutsche Bauzeitung.