Das Bestreben, sich über die Erde zu erheben und sich unabhängig von Wind und Wetter einen Weg durch die Luft zu bahnen, ist eins der ältesten Probleme des menschlichen Geistes.
Immer wieder tauchen Erfinder auf, die ihr Leben an die Aufgabe setzen, das lenkbare Luftfahrzeug zu erbauen. Augenblicklich sieht man mit Spannung der Auffahrt des vom Generalleutnant z. D. Grafen von Zeppelin konstruierten Riesenluftschiffs entgegen, die in nächster Zeit aus der wohlverschlossenen Ballonhalle inmitten des Bodensees erfolgen soll. Der große hölzerne Schuppen, die Montierungshalle für das neue Luftschiff, die wir im Bild bringen, ist etwa 140 Meter lang, 24 Meter breit und 21 Meter hoch und schwimmt auf 95 Pontons.
Wenn der große zylinderförmige Ballon, den diese Halle birgt, fertig gestellt ist, wird seine Länge ungefähr 125 Meter betragen. Das Gerüst dieses Riesenluftschiffs besteht fast ganz aus Aluminiumstäben, die von starken Aluminiumdrähten zusammengehalten werden.
Dieses Gerüst ist in mehrere Abteilungen geteilt, von denen jede einen mit Wasserstoffgas gefüllten Ballon als eigentlichen Tragfaktor enthält. Im ganzen tragen nicht weniger als 17 Ballons mit einem Raumgehalt von 10 000 Kubikmetern das neue Fahrzeug, während seine Bewegung durch vier große Schrauben, deren Flügel ebenfalls aus Aluminium hergestellt sind, bewirkt wird. Die aus dem gleichen Metall erbauten beiden Gondeln tragen je einen Benzinmotor, um die genannten vier großen Schrauben in Bewegung zu setzen.
Um die praktische Verwendbarkeit seiner Erfindung zu erproben, hat Graf Zeppelin die von ihm konstruierten Luftschrauben in ein Boot einsetzen lassen. Die zur Verwendung kommenden Apparate sind dieselben, die einst dem Luftschiff Richtung und Bewegung geben sollen.
Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.