Architekt: Georz Weidenbach in Leipzig. In Friedrich Ludwig Jahn verehren unsere Turner den Begründer des deutschen Turnwesens und ihren Altmeister; mehre Denkmäler bezeugen dies. Das erste derselben, ein schlichtes Granitpostament mit einer wohlgelungenen Bronzebüste, einem Erstlingswerke Johannes Schilling’s, wurde im Jahre 1858, also sechs Jahre nach dem Tode Jahn’s, über einem Grabe auf dem Friedhofe zu Freyburg a. d. Unstrut erichtet.
Später folgten u. a. das Denkmal in Jahn’s Geburtsort, Lanz bei Lenzen in der Priegnitz, sowie das Denkmal in der Hasenheide zu Berlin. Aber damit war den begeisterten Jüngern Jahn’s an dankbarer Verehrung und Anerkennung seiner grossen Verdienste noch nicht genug gethan, und so entstand die schöne und erhebende Idee, über der Stätte, wo Jahn dereinst enttäuscht und lebensmüde zur ewigen Ruhe eingegangen war, eine „Erinnerungs-Turnballe“ zu errichten. Jenes schlichte Postament mit der bereits vorhandenen Schilling’schen Jahnbüste sollte den Mittelpunkt des neu zu schaffenden Denkmalbaues bilden, unmittelbar an denselben anschliessend aber in einer neuen Turnhalle eine Stätte geschaffen werden, auf welcher alltäglich deutsche Jugend und deutsche Männer Leib und Seele sollten stärken können für das deutsche Vaterland, dessen Erstehen als geeintes Reich die Lebenshoffnung und das Lebensziel des Turnvaters Jahn gewesen ist.
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Die Durchführung dieses Gedankens war die Aufgabe, welche dem Architekten gestellt wurde. Alsbald nach Genehmigung der Pläne durch den geschäftsführenden Ausschuss der deutschen Turnerschaft wurde im Spätsommer 1893 der von dem Architekten Weidenbach-Leipzig entworfene Bau begonnen und unter dessen Oberleitung von den Maurermeistern Richter und Rottig zu Freiburg a, U. als General-Unternehmer ausgeführt.
Der Bau ist äusserlich als Ziegelfugenbau mit Haustein-Gliederungen aus sogenanntem Freyburger Kalkstein hergestellt, und mit glasirten Ludwigshafener Falzziegeln eingedeckt worden. Den Hintergrund der Denkmalnische ziert der deutsche Reichsadler, auf Goldgrund gemalt; der Rundbogenfries in der Nische zeigt die Worte Jahn’s: „Die Nachwelt setzt Jeden in sein Ehrenrecht“. Im Giebel darüber befindet sich die Widmung: „Errichtet von der deutschen Turnerschaft 1894“. An den Denkmalsbau schliesst sich unmittelbar ein durch hohes Seitenlicht beleuchteter Raum an, Jahn-Museum genannt, in welchem die zahlreichen, mit dem Andenken Jahn’s verbundenen Erinnerungszeichen und Denkstücke untergebracht werden sollen.
Die Halle hat im Innern eine einfache Holzdecke und eben solche Wandvertäfelung sowie einen Fussboden von yellow-pine, in Asphalt gelegt, erhalten. Die sehr reichhaltige, schmucke und zweckmässige turnerische Ausstattung wurde von der Firma Dietrich & Hannak in Chemnitz geliefert.
Ausser den bereits genannten General-Unternehmern, welche durch einige Freyburger Bauhandwerksmeister unterstützt wurden, waren beim Bau noch betheiligt die Firma Heinrich Kraeft in Wolgast durch Lieferung der Fussböden, die Dekorationsmaler Schultz-Leipzig und Runge-Halle, sowie der Tischlermeister Arnemann-Leipzig.
Die gesammten Baukosten werden einschl. der turnerischen Ausstattung ungefähr 30 000 M. betragen, was für 1 qm bebaute Grundfläche rd. 76,60 M. und für 1 cbm umbauten Raum, von Gelinde-Oberkante bis Hauptgesims-Oberkante berechnet, rd. 11,60 M. als Einheitspreise ergeben würde.
Am 10. Juni 1894 fand in Gegenwart der Vertreter der Regierung und der Stadt- und Kirchenbehörden, sowie unter begeisterter Theilnahme der nach mehren Tausenden zählenden Turner die Einweihung der Erinnerungs-Turnhalle durch den Geschäftsführer der deutschen Turnerschaft, Hrn. Dr. med. Ferd. Götz in Leipzig-Lindenau statt.
Dieser Artikel erschien zuerst 1894 in der Deutschen Bauzeitung.