Ein gefährlicher Sport

„Autopolo“ ist, um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, ein Polospiel, das statt mit Ponys mit Automobilen betrieben wird.

Natürlich ist dieser neuste Sport im Land des Sports par excellence, in Amerika erfunden worden, und es gehören zur Ausübung dieses Spiels natürlich auch wirkliche amerikanische Nerven. Das Polospiel selbst, so wie es bisher betrieben wurde, ist eins der ritterlichsten und aufregendsten Sports, die es überhaupt giebt. Zu dem Spiel gehören zwei Parteien in beliebiger Stärke, die beritten sind. Es handelt sich nun für die eine Partei darum, einen Ball durch ein bestimmtes Thor zu bringen, was von der andern auf jede Weise zu verhindern gesucht wird. Das Spiel erfordert eine große Geschicklichkeit im Reiten und eine bedeutende Körperkraft, um mit dem elastischen, aber immerhin schweren Poloschlegel wuchtige Hiebe austeilen zu können. Es giebt bei allen sportlichen Veranstaltungen kaum einen schöneren Anblick als eine gut eingeübte Polotruppe – flinke Reiter auf flinken Pferden sind immer die besten Repräsentanten des Sports.

Nun ist man aber in Amerika auf die Idee verfallen, diesen Sport mit Automobilen, d. h. also mit Maschinen ausüben zu wollen. Eine wie große Zukunft dem Automobilismus auch bevorstehen mag – in sportlicher Beziehung kann die Maschine das Pferd unseres Erachtens nach niemals ersetzen.

Es mag immerhin eine bedeutende Geschicklichkeit dazu gehören, ein Automobil so zu lenken, daß es an Biegsamkeit und Geschwindigkeit dem Pferd annähernd gleichkommt, aber diese Chauffeurthätigkeit ist doch niemals mit dem frischen, fröhlichen Reiten zu vergleichen. Es kommt bei diesem Sport nun noch eins hinzu, und das ist die Gefährlichkeit des Automobilsports, die ja hinreichend bekannt ist.

Eine jede Kollision ist außerordentlich gefahrdrohend und oft todbringend für beide Führer, denn bei der großen Explosionsgefahr wird es in den meisten Fällen den Führern nicht mehr möglich sein, sich zu retten So sehr man in Deutschland für die Ausbreitung des Pferdepolos bestrebt sein sollte, so wenig soll man sich aus diesen verschiedenen Gründen für Einführung dieses neusten und gefährlichen amerikanischen Sports, des unsinnigen „Autopolos“ bei uns interessieren.

Allerdings werden ja die Bäume auch so leicht bei uns nicht in den Himmel wachsen, erstens sind die Automobile denn doch noch etwas zu teuer, und zweitens sind auch unsere Sportsmen im allgemeinen wohl vernünftiger.

Dieser Artikel erschien zuerst am 01.11.1902 in Die Woche.