Eine Spazierfahrt des italienischen Königspaares im Parke der Villa Borghese in Rom

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Unmittelbar vor der Porta del populo, dem nördlichen Thore Roms, liegt auf einem sanft ansteigenden Hügel die herrliche, von weiten Parkanlagen umgebene Villa Borghese, Eigenthum des alten Fürstengeschlechtes gleichen Namens, deren von Kunstschätzen aller Art erfülltes Innere Einheimischen wie Fremden ebenso offen steht, wie der wundervolle Garten und Park. Letzterer bietet die köstlichsten Waldparthien und schattige Baumalleen von Pinien und Steineichen neben wohlgepflegten Gartenanlagen, in denen außer einem Flor herrlicher Blumen die dunkle Cypresse gen Himmel ragt, ab und zu sogar eine Palme stolz ihr Haupt erhebt und Myrten, Lorbeer und Granaten, neben Johannisbrodbaum und Mastix deutlich bekunden, daß wir uns unter der Sonne des Südens befinden.

Durch ein Prachtthor tritt man in den neueren Theil der Villa ein und gelangt auf einem angenehmen, neben der Fahrstraße herlaufenden Fußwege in etwa zehn Minuten zu dem alten, von egyptischen Pylonen gebildeten Eingange Es folgt eine herrliche Waldung, eine Allee immergrüner Steineichen, und dann kommt man, vorbei am Hypodrom, zu einem Rundtempelchen in malerischer Lage und von dort zu einem Springbrunnen, dessen Schale von vier Meerpferden getragen wird.

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Von da aus gelangt man auf einem anderen Wege zu einem stattlichen Pinienhaine und dann zu dem Palast mit der Antikensammlung. Park und Garten der Villa Borghese bilden nebst dem unmittelbar daran stoßenden Monte Pincio den Lieblingsspaziergang der feinen Welt Roms, die dort in den Nachmittagsstunden zu Fuß, zu Wagen und zu Pferde anzutreffen ist.

Eine Spazierfahrt des italienischen Königspaares im Parke der Villa Borghese in Rom. Nach einer Originalskizze von F. Hofang
Eine Spazierfahrt des italienischen Königspaares im Parke der Villa Borghese in Rom. Nach einer Originalskizze von F. Hofang

Zu den ständigen Besuchern der Villa Borghese gehört auch das italienische Königspaar, und wenn König Humbert in Rom weilt, kann man täglich sein einfaches Gefährt durch die Alleen des Parkes rollen sehen. Der König fährt gewöhnlich selbst. Im einfachen bürgerlichen Anzuge sitzt er auf dem erhöhten Bocksitze und führt mit geschickter Hand die Zügel des Zweigespanns; neben ihm gewährt man die allbeliebte Königin Margherita, der in noch höherem Maße als dem Könige selbst die ehrfurchtsvollen Grüße des Publikums gelten. Unser Bild zeigt uns das italienische Königspaar auf solch’ einer Spazierfahrt im Parke der Villa Borghese in dem Augenblicke, wo der Wagen gerade an dem großen Springbrunnen mit den vier Meerpferden vorüberfährt

Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 8/1890 des Das Buch für Alle.