Die wichtigsten Kulturpflanzen Ostafrikas sind unzweifelhaft Kokospalme und Gewürznelke. Erstere ist überall in den Tropen zu finden und für die Eingeborenen geradezu unentbehrlich. Es ist unglaublich, was alles von der Kokospalme gewonnen wird.
Nehmen wir erst die Nuß: aus ihrem Bast werden Stricke gefertigt, Matten geflochten, Füllung für Matratzen gewonnen u. s. w. Dann kommt die harte Schale der Nuß, die zu den mannigfaltigsten Trink- und Schöpfgefäßen verarbeitet wird und auch als Brennholz dient. Der Kern selbst wird hauptsächlich zum Reiskochen verwandt, und man kann wohl annehmen, daß dreiviertel aller in Ostafrika geernteten Kokosnüsse zu diesem Zweck im Land selbst verbraucht werden.
Etwa ein Viertel nur kommt in Gestalt von Kopra zum Export.
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Die Gewinnung der Kopra ist sehr einfach. Die Nüsse werden zuerst vom Bast befreit, was der Neger mittels eines in den Boden geschlagenen spitzen, festen Stockes in unglaublich kurzer Zeit vollbringt. Die Nuß mit beiden Händen haltend, stößt er sie auf den Stock, der sich in den Bast einbohrt; dann reißt er einfach seitwärts, wodurch der Bast gelöst wird; mit drei, vier Schlägen ist eine Nuß enthülst. Die harte Schale wird zerbrochen, indem man die Nuß in der Mitte auf einer scharfen Kante oder auf einen Stein aufschlagen läßt. Manche gebrauchen auch ein Messer, mit dem sie durch einen oder zwei Schläge die Nuß in zwei Teile teilen. Wenn der Kern schon ganz reif ist, so ist fast gar kein Wasser mehr in der Nuß enthalten, und er löst sich leicht von der Schale; weniger weit fortgeschrittene Kerne sitzen ganz fest. Nachdem die Nüsse gespalten sind, legt man sie mit der Innenseite nach oben an die Sonne zum Trocknen, und in wenigen Tagen ist die Kopra dann fertig zum Versand. Der Kopraexport von Zanzibar betrug 1899: 3,727,150 Kilogramm gleich 879,077 Mark; 1900: 5,9 61,763 Kilogramm gleich 1,422,314 Mark.
Die Blätter der Kokospalme werden zu sogenannten Makuti geflochten und zum Dachdecken verwandt. Ein solches Makutidach hält mehrere Jahre dicht, brennt aber natürlich bei trockenem Wetter wie Zunder, deshalb kommen auch in den Negervierteln der Stadt Zanzibar so leicht Feuer aus, die aber häufig auf Brandstiftung zurückzuführen sind. Merkwürdigerweise brennt es nämlich fast immer, wenn sehr viel Stangenholz zum Aufbau der Dächer am Markt ist.
Das Holz der Palme ist nicht sehr widerstandsfähig und findet nur wenig Verwendung zu Thürschwellen in Lehmhäusern. Die Blattrippen werden bei kleinen, mit Makuti gedeckten Häusern bisweilen als Sparren verwandt und liefern auch Brennholz für den armen Mann, dessen bester Freund die Palme ist.
Um eine Pflanzung anzulegen, gräbt man kleine, lange Furchen, in die die Nüsse in kleinen Abständen flach hineingelegt werden, wobei man sie nur ganz leicht mit Erde bedeckt in zwei bis drei Monaten zeigt sich der junge Trieb. Die Umpflanzung geschieht aber am besten erst im fünften oder sechsten Monat nach dem Aussetzen der Nüsse und dann möglichst während der feuchten Jahreszeit, also etwa im April. Der größte Feind neuer Anpflanzungen sind die schwarzen Nachbarn, die die Nüsse, noch ehe sie gekeimt haben, nachts ausgraben und ihren Reis damit kochen. Es ist vorgekommen, daß keine einzige Nuß aufging, und als man nachsah, fand man den sehr einfachen Grund: es war keine übriggeblieben.
Der Baum verlangt wenig Pflege. Im sechsten Jahr trägt er die ersten Früchte. Man erntet drei- bis viermal im Jahr; manche Bäume geben, wenn sie in voller Kraft sind, hundert und mehr Nüsse.
Unsere Illustrationen zeigen einige Episoden der Kokosnußernte. Meist werden zum Pflücken der Nüsse kleine Jungen verwandt, die für jeden Baum einen Pesa (2 Pfennig) bekommen.
Natürlich ist es nicht leicht, die himmelhohen Palmen zu erklettern, und fast unmöglich, den dicken Stamm mit den Beinen zu umklammern, deshalb bindet sich der Schwarze die Füße mit einem Strick zusammen, wodurch es ihm erleichtert wird, am Stamm hinaufzukriechen.
Die Gewürznelke ist gewissermaßen Monopol von Zanzibar und der benachbarten Insel Pemba; etwa sieben Achtel aller Nelken kommt von dort, das andere Achtel aus Penang, von den Molukken aus Guapana u. s. w. Aus der Heimat der Zanzibarnelke, von den Maskarenen, kommt so gut wie nichts mehr. Die Ernten sind sehr verschieden; der Durchschnitt der letzten zehn Jahre betrug 400 781 ½ Frasla, was fast sechs und eine halbe Million Kilo ausmacht.
Man sollte denken, daß jetzt, wo es so gut wie keine Sklavenarbeit mehr im Sultanat Zanzibar giebt und somit die Arbeitskräfte Geld kosten, daß jetzt auch die Nelken teurer geworden sind. Das Gegenteil ist der Fall, die Preise sind immer mehr zurückgegangen. Indessen wäre es voreilig, daraus zu schließen, daß die Nelkenkultur eine ungesunde Anlage ist. Das Gegenteil beweist die Sultansplantage Matschui, die unter europäischer Aufsicht gute Erträge abwirft, und noch mehr die Plantage Kizimbani auf Pemba, die bei bezahlter (nicht Sklaven-) Arbeit in einem Jahr – allerdings bei vorzüglicher Ernte – mehr Reingewinn abwarf, als ihr Kaufpreis betrug.
Die Nelken reifen vom Monat August ab bis in den Dezember hinein, man hat also reichlich Zeit zur Ernte. Ein schönes helles Rot ist das Zeichen der Reife. Das Trocknen besorgt man auf Matten einfach in der Sonne.
Wenn keine Regenschauer fallen, genügen drei bis vier Tage, der Nelke schöne braune Farbe zu geben. Bei den primitiven Einrichtungen auf dem Land kann man nachts meist die Nelken nicht ausgebreitet liegen lassen, sondern schüttet sie in Haufen. Die Nelken fangen sofort an, sich zu erhitzen, was der Qualität stets Abbruch thut.
Die Nelkenplantage hat etwas sehr Eintöniges, da die Bäume in langen, regelmäßigen Reihen gepflanzt sind, aber der wundervolle Duft und das frische, saftige Grün leisten vollkommen Entschädigung dafür.
Dieser Artikel von Kurt Toeppen erschien zuerst am 23.08.1902 in Die Woche.