Revolution in China

Aufruhr in China

Das Reich der Mitte, China, ist jetzt der Schauplatz starker revolutionärer Erhebungen. Ihr Sitz ist vornehmlich die Stadt Wutschang, woselbst harte Kämpfe zwischen den Empörern und den Regierungstruppen stattfanden. Die ersteren streben die Abschaffung der Mandschudynastie an. Die gesetzgebende Versammlung der Provinz Hupeh hat sich von der kaiserlichen Regierung losgesagt und ist zu den Rebellen übergegangen.

Die ausländischen Konsuln haben den Schutz der Mächte im Interesse der Fremden angerufen, obgleich der Führer der Aufständischen eine Proklamation erlassen hat, in der er zur Schonung der Ausländer auffordert. Europäische und japanische Kreuzer sind in Wutschang zum Schutz der Fremden eingetroffen. Die Stadt befindet sich in der Gewalt der Empörer, die ihren Handstreich lange und sorgfältig vorbereitet haben.

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Der Vizekönig, der über die Provinzen Hupeh und Hunan gebietet, in denen die zwei Millionen Einwohner zählenden Schwesterstädte Wutschang und Hankau liegen, ist geflohen, die Lage ist also ernst. Die vizeköniglichen Truppen sind auch zu den Empörern übergegangen. Die Bevölkerung ist darüber zur Empörung gekommen, daß die Regierung Eisenbahnverstaatlichungen vornehmen will, zu deren Durchführung sie eine Viermächteanleihe aufnahm. Hankau war als der künftige Knotenpunkt dieses Eisenbahnnetzes gedacht. Die Bevölkerung ist dadurch aufgestachelt worden, daß man ihr einredete, die Regierung gebe nicht nur die Bahnen, sondern auch das Land den Fremden preis.

Aufruhr in China
Zu dem Aufruhr in China: Die deutsche Niederlassung in Hankau. Die Stadt Hankau liegt im Mittelpuntkt des Aufruhrgebiets und ist durch den Jongtsekiang von der durch die Revolutionäre eingenommencn Stadt Wutschang getrennt. Hankau ist eine Zentrale für den Handelsverkehr mit den mittleren und westlichen Provinzen Chinas. Die Stadt hat gegen 900 000 Einwohner und wird jährlich von etwa 900 Dampfern besucht. Im Taipingaufstand wurde Hantau niebergebrannt und geplündert. Zum Schutz der Europäer liegen mehrere Kanonenboote vor Hantau und Wutschang.

Der Kriegsminister General Jin-Tschang, der frühere chinesische Gesandte in Berlin, selbst ein Mandschu von Geburt, ist mit zwei Armeekorps nach Wutschang abgegangen, um den sehr bedrohlich gewordenen Aufstand niederzuwerfen. In Wutschang haben Massenmorde an dort lebenden Mandschus stattgefunden.

Die beiden Jangtseprovinzen Hupeh und Hunan sind als Republik erklärt worden. Die revolutionären Truppen befehligt General Lihuanheng, der bereits über 25 000 gedrillter Truppen verfügt. Auch große Geldmittel sind in seiner Hand. Der eingestandene Endzweck der Erhebung ist der, das ganze China in eine Republik umzuwandeln.

Dieser Artikel erschien zuerst in Reclams Universum Weltrundschau vom 09.-15.10.1911, er war gekennzeichnet mit „Spectator.“.