Attentat auf den Prinzen v. Wales.
Auf den englischen Thronfolger hat in Brüssel, das er auf der Durchreise nach Kopenhagen berührte, ein fünfzehnjähriger Bursche namens Sipido aus einem alten Revolver mehrere Schüsse abgegeben, glücklicherweise ohne den Prinzen zu treffen. Ganz unbestimmte Vorstellungen von einem Etwas, das Anarchismus heißt, die Sucht seinen „Mut“ zu beweisen und nicht zuletzt der in der Luft liegende Haß gegen England wegen der Vergewaltigung Transvaals scheinen die Triebfedern des unreifen Burschen gewesen zu sein, der ja seiner Strafe nicht entgehen wird. Der ganze Widersinn dieser That kommt so recht zum Ausdruck, wenn man bedenkt, daß gerade der Prinz von Wales sich niemals aktiv an der Politik beteiligt hat. Er lebt mehr seinen Vergnügungen, besonders liebt er den Sport und heitere Geselligkeit. Unser Bild auf zeigt ihn im Kreise seiner Familie, zu der sich auch häufig das russische Zarenpaar gesellt.
Das Dubliner Schloß,
in dem die Königin Viktoria von England während ihres Aufenthalts in Irland wohnt, ist ein altes einstöckiges Gebäude ohne großen architektonischen Schmuck. Die „Loge des Vizekönigs“, wie das im Phönixpark gelegene niedrige Haus heißt, ist im Jahr 1751 erbaut und erst Ende des achtzehnten Jahrhunderts von der englischen Regierung als Landsitz für den Vizekönig gekauft worden. Die Königin hat jetzt die selben Zimmer für sich einrichten lassen, in denen sie vor fünfzig Jahren mit ihrem Gemahl gewohnt hat.
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Der Papst
erteilt um die Osterzeit immer zahlreichen Pilgerscharen, die sich aus der katholischen Welt in Rom zusammenfinden, den apostolischen Segen. Zu denen, die in diesem Jahr der Auszeichnung teilhaftig wurden, befand sich unter anderm auch der Präsident des Deutschen Reichstags Graf Ballestrem. Unser Bild auf zeigt Leo XII als Segensspender in der Sixtinischen Kapelle, umgeben von einer Anzahl von Kardinälen.
Aus München
meldet man die Verlobung des Prinzen Rupprecht von Bayern, ältesten Enkels des Prinzregenten, mit Herzogin Marie Gabriele, der jüngsten Tochter des berühmten Augenarztes Herzog Karl Theodor in Bayern. Prinz Rupprecht, der Sohn des präsumtiven bayrischen Thronfolgers Prinz Ludwig und als solcher der zweitnächste Thronanwärter, vollendet am 18. Mai sein 51. Lebensjahr, steht als Oberst und Kommandeur des 2. Infanterieregiments à la suite dieses und des 1. preußischen Leib Kürassierregiments. In wenigen Wochen findet die Vermählung seiner Schwester Prinzessin Mathilde mit dem Prinzen Ludwig von Sachsen- Koburg – Gotha statt, und dann wird wohl diese zweite Verlobung im bayrischen Königshaus offiziell verkündet werden. [Porträtbilder sind in der Galerie am Ende des Artikels zu finden.]
Der Dampfer „Mexikan “
von der englischen Union Castle Linie ist achtzig Seemeilen von Kapstadt infolge eines Zusammenstoßes mit dem Frachtdampfer „Wingfield“ untergegangen. Der „Metrikan“ hatte 107 Passagiere, darunter zum großen Teil verwundete englische Soldaten, an Bord, die indessen ebenso wie die Mannschaft des Schiffes sämtlich gerettet wurden. Der Zusammenstoß ereignete sich nachts bei starkem Nebel; zum Glück blieb der „Mexikan“ noch etwa eine Stunde flott. so daß alle darauf befindlichen Personen an Bord des „Wingfield“ in Sicherheit gebracht werden konnten.
Bürgermeisterwahl in Berlin.
Die Stadtverordneten von Berlin haben den bisherigen zweiten Bürgermeister von Königsberg i. Pr. Brinckmann zum zweiten Bürgermeister der Reichshauptstadt erwählt. Dieser erhielt 69, sein Gegenkandidat, der Berliner Stadtsyndikus Meubrink, 66 Stimmen. Die Ziffern lehren, daß die Entscheidung an einem Haar hing; sie lassen den Schluß zu, daß beide Männer wohl geeignet wären, den Posten auszufüllen. Der Wahl gingen in diesem Fall ungewöhnlich erregte Erörterungen voraus; hoffentlich schlägt sie zum Wohl der Stadt aus.
„Neutralität“ im südafrikanischen Krieg.
Die Lieferung eines deutschen Sattels an die Buren ist in den Augen der Engländer ein Verbrechen, gegen die Verschiffung von Tausenden von Pferden für die britische Armee in Südafrika aus Oesterreich – Ungarn haben sie natürlich nichts einzuwenden. Der Besitz einer Flotte giebt ihnen in dieser Beziehung einen bedeutenden Vorsprung vor ihren Feinden, denn diese können gegen solchen Bruch der Neutralität nur auf dem Papier Widerspruch erheben. Die österreichische Bevölkerung hat auch dagegen protestiert, aber ohne Erfolg; es sind eben Privatleute, die die Tiere liefern – auf ihre eigene Gefahr. Unsere Bilder zeigen die Verladung der Pferde auf den englischen Dampfer ‚Dumore“ im Hafen von Fiume, die in Eisenbahnwagen bis unmittelbar an das Schiff gefahren und dann auf schmalen leinwandüberzogenen Gängen an Bord gebracht werden. Hier werden nun die armen Tiere nichts weniger als freundlich behandelt. denn die für sie hergerichteten Stände sind nur je 75 Zentimeter breit, so daß an ein Niederlegen während der 40 Tage dauernden Reise gar nicht zu denken ist! Es geht daher auch ein großer Teil der Pferde zu Grunde, bevor sie ihren Bestimmungsort erreichen, aber einige tausend bleiben doch immerhin am Leben.
Da es gerade der Mangel an Pferden ist, der angeblich Cord Roberts zur Unthätigkeit zwingt, so können gerade diese Nachschübe frischen Pferdematerials entscheidend für die Weiterführung des ganzen Krieges werden.
Auf dem Terrain der Pariser Weltausstellung
herrscht eine fieberhafte Thätigkeit, das sich bei der offiziellen Eröffnung, am 14. d. Mts. entsprechend den Gewohnheiten aller Ausstellungen, keinesfalls in fertigem Zustand präsentieren dürfte. Eine Ausnahme von dieser Regel wird wohl, so weit dies technisch möglich ist, das unter der Organisation der Reichskommissare Geh. Oberregierungsrat Dr. Richter und Geh. Regierungsrat Lewald erbaute deutsche Ausstellungsgebäude machen. Besonders ersterem, der sich als kaiserlicher Reichskommissar bei der Weltausstellung in Chicago glänzend bewährte, verdanken die deutschen Aussteller ihre außerordentlichen Vorteile bei der Plätzeverteilung. Als zweiter Reichskommissar fungiert Geh. Regierungsrat Lewald. Die französischen Ausstellungsbehörden waren mit ausgesuchtester Liebenswürdigkeit entgegengekommen und haben so ihr Teil an dem Gelingen beigetragen. An der Spitze des ganzen Riesenunternehmens steht der Generalkommissar Alfred Picard, eines der größten organisatorischen Talente der dritten Republik. Ihm zur Seite steht der Generaldirektor M. Delaunay-Belleville, während M. Bouvard die architektonische Ausgestaltung des Ausstellungsplatzes glänzend geleitet hat. Der Generalsekretär Henri Chardon, der Vorsteher des großen Bureaus, erledigt die Verträge mit den Ausstellern und den Eisenbahn- und Zollbehörden. Von besonderem Interesse dürften gegenwärtig die Abbildungen der kleinen alten Burenfarm sein, die sich seltsam genug inmitten der sie umgebenden Paläste ausnimmt.
Dagegen legt das stolze Haus der Transvaalrepublik Zeugnis ab von dem Kulturfortschritt der südafrikanischen Freistaaten, in die jetzt die englischen Soldaten wahre Zivilisation hineintragen werden.
Die spanische Gesandtschaft beim Prinzregenten von Braunschweig.
Der Herzog von Veragua hat auf der Rückreise nach Spanien auch dem Prinzregenten Albrecht, der im vorigen Jahr dem jungen König von Spanien die Insignien des preußischen Schwarzen Adlerordens überbracht hatte, in Braunschweig seine Aufwartung gemacht. Unser zeigt den Prinzen mit seinen spanischen Gästen auf der Burg Dankwarderode.
Neue Bismarckdenkmäler.
Die nie verlöschende Erinnerung an Bismarck, den Heros des vergangenen Jahrhunderts, läßt im deutschen Cand zum Zeichen unvergänglicher Treue Denkmäler entstehn, Feuertürme, Standbilder aus Erz und Stein, die künftigen Geschlechtern eine Mahnung sein sollen, der großen Tage, die sein Name verkörpert, eingedenk zu sein. Vor wenigen Tagen ist in Mannheim die Hülle von einem neuen Bismarckdenkmal gefallen, das, von Professor Hundrieser – Charlottenburg modelliert, in seiner wuchtigen, markigen Kraft ein würdiges Abbild der Reckengestalt des verewigten Reichskanzlers bieten.
Eine zweite Einweihung, die des neuen Bismarckturms bei Salzwedel in der Altmark, deren Zeremonie der Schlüsselübergabe wir illustrieren, hat ebenfalls vor einigen Tagen stattgefunden. Der zum Andenken an den Mitbegründer des deutschen Vaterlandes errichtete Turm erhebt sich 15 Meter hoch auf dem schwarzen Berg, von dem aus man eine prachtvolle Fernsicht über die Altmark genießt. Landrat v d. Schulenburg nahm im Namen des Kaisers Besitz von dem Turm, der der erste der Altmark ist.
Theater und Musik.
Während im Lessing · und Berliner Theater die innige und reiche Individualität der Sorma und die ungezügelte Leidenschaft der Sandrock die Bewunderer dieser beiden großen, heterogenen Talente immer wieder aufs neue fesseln, ist im Berliner Opernhaus eine Tanzlegende eingezogen, ein flimmernder, funkelnder Märchentraum von berauschendem Glanz, „Die roten Schuhe“.
Als Darinka hat Fräulein dell’Era Poesie und Empfindung in diese reizend erdachte russische Legende hineingetragen, in dieses Märchen der wunderthätigen kleinen roten Schuhe aus der Wallfahrtskapelle, die die kleine Diebin, die sie stahl, zur Strafe hinwegtanzen aus dem bescheidenen Wirtshaus ihres Vaters zum stolzen Schloß des reichen Iwan empor, aus der Tugend ins Verderben, immer weiter und weiter, bis schließlich der Himmel ein Einsehen hat, seine Schuhe und seinen Fluch zurücknimmt. Der Komponist Raoul Mader, dessen Bild wir mit denen der Librettisten Regel und Haßreiter wiedergeben, wird der ausgezeichneten Primaballerina Dank wissen für ihre glänzende Interpretation der Hauptrolle.
Im Residenztheater zu Hannover, das sich immer mehr als ein „Theater der Lebenden“ erweist, erzielte vor kurzem ein vaterländisches Schauspiel von Divisionspfarrer Kurt Delbrück großen Beifall. Das effektvolle Volksschauspiel spielt in den Tagen der Freiheitskämpfe und bietet Gelegenheit zu stimmungsvollen, patriotischen Scenen.
Ein ehemaliger Schüler der Hochschule für Musik zu Berlin, der gegenwärtige Musikdirektor der Kapelle des 106. Regiments in Leipzig, Herr Matthey, hat eine Symphonie h-moll in vier Sätzen komponiert, die bei ihrer kürzlichen Aufführung in Leipzig rauschenden Erfolg errang.
Dr. Kübler,
der Direktor des königl. Wilhelmsgymnasiumin Berlin, ist vom Kaiser dazu ausersehen worden, die jüngerer kaiserlichen Prinzen in den alten Sprachen zu unterrichten. Dr. Kübler genießt in weiten Kreisen einen aus gezeichneten Ruf als Pädagoge.
Sport.
In Deutschland hat nun auch der Rennsport begonnen, in Hannover und in Karlshorst bei Berlin sind Hindernisrennen abgehalten worden, und der Zufall hat es gewollt, daß hier wie dort im ersten Herrenreiten Offiziere den Sieg errangen, die am Schluß der vorigen Saison verunglückt waren. Der Erfolg hat erfreulicherweise gezeigt, daß beiden ihr „Accident“, wie es in der Sportsprache heißt, keinen dauernden Schaden gebracht hat.
In England hat das erste große Rennen ein Pferd des Prinzen von Wales gewonnen. Sein brauner Wallach Ambush, ging bei der mit 40 000 Mark dotierten Grand National Steeplechase in Liverpool als Erster durchs Ziel.
Zum erstenmal wird jetzt in Berlin eine internationale Katzenausstellung abgehalten, zu der als edelster Teilnehmer auch „Dodo“, erschienen ist, ein Augorakater, der im vorigen Jahr in Paris im grand prix Sieger blieb. „Dodo“ ist vom ältesten Katzenadel, sein Stammbaum reicht bis ins Jahr 1794 zurück; damals brachte ein französischer Generalarzt seinen Urahn mit nach Frankreich, wo sich das Geschlecht bis auf den heutigen Tag erhalten hat.
Zu den beliebtesten sportlichen Veranstaltungen gehört in England das alljährlich im Frühling auf der Themse zwischen den Universitäten Oxford und Cambridge ausgefochtene Rudermatch. Nachdem Oxford eine längere Reihe von Siegen ohne Unterbrechung davongetragen, gelang es im vorigen Jahr endlich Cambridge wieder, den Preis zu erringen. Das Glück blieb ihm in diesem Jahr treu, seine Mannschaft gewann unter dem Jubel eines zahlreichen Publikums mit überlegener Leichtigkeit.
Vereinsleben.
Eine Deutschlandfahrt unternimmt in den nächsten Wochen der deutsche Kriegerbund in Newyork. Hundert ehemalige deutsche Soldaten werden am 5. Mai die Reise antreten, um dem alten Vaterland einen Besuch abzustatten und den Kameraden zu zeigen, daß sie stolz darauf sind, den deutschen Waffenrock getragen zu haben. Auf S. 628 finden unsere Leser die Porträts des Präsidenten des Newyorker Bundes und seines Führers auf der Deutschlandfahrt.
Der deutsche Keglerbund hält vom 14. bis 19. Juli in Chemnitz sein neuntes Bundeskegelfest ab; aus diesem Anlaß bringen wir die Porträts hervorragender Mitglieder des Bundes, unter denen sich ebenfalls eines aus Newyork befindet.
Porträts
Dieser Artikel erschien zuerst am 14.04.1900 in Die Woche.