Vom Untergang des Dampfers „Primus“

Groß wie das Unglück, das der Zusammenstoß des „Primus“ mit dem Dampfer „Hansa“ zur Folge gehabt hat, ist die Teilnahme der Bevölkerung und ihre Mildthätigkeit.

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Auch unser Kaiser, der wegen des andauernd schlechten Wetters seine Nordlandreise früher, als es ursprünglich in seiner Absicht lag, beendigt und nach seiner Rückkehr soeben der Stadt Emden einen Besuch abgestattet hat, ließ es sich nicht nehmen, in einem an den Bürgermeister von Hamburg gerichteten Telegramm sein herzliches Beileid für das schwere Unglück auszusprechen. Besonders beachtenswert in der kaiserlichen Kundgebung ist der Wunsch, daß alles gethan werde, um einer ähnlichen Katastrophe auf der Elbe in Zukunft vorzubeugen. Den Opfern der Katastrophe erwiesen in Hamburg Hunderttausende die letzte Ehre, indem sie die Leichenzüge zum Friedhof begleiteten, oder sie wenigstens in den Straßen der Stadt mit schweigendem Ernst grüßten.

Für die Hinterbliebenen aber bildete sich sofort ein Hilfskomitee, das sich nicht nur die Linderung der ersten Not, sondern die dauernde Fürsorge für die ihrer Ernährer Beraubten zur Aufgabe gemacht hat. Durch private Mittel soll das Erforderliche zusammengebracht werden, damit die so hart Betroffenen nicht auf öffentliche Armenunterstützung angewiesen sind. Gebührt dieser Fürsorge Anerkennung, so muß aber das Verhalten eines der Verunglückten noch höher gepriesen werden; es ist der Kellner Emil Eberhard (vgl. untenstehende Abbildung), der selbst das Leben verlor, nachdem er es fünf Personen opfermutig gerettet hatte. Inzwischen ist auch an der Hebung des gesunkenen Dampfers eifrig gearbeitet worden, sein Zustand wird vielleicht Fingerzeige geben, bei wem die Schuld für das Unglück zu suchen ist.

Dieser Artikel erschien zuerst in Die Woche am 02.08.1902 in der Rubrik Unsere Bilder.