Die Hochbauten des König Albert-Hafens in Dresden-Friedrichstadt

Von C. F. Richard Müller, kgl. Bauinspektor a. D. Im Zusammenhange mit den Dresdener Bahnhofsbauten wurde bekanntlich der neue Verkehrs- und Winterhafen, König Albert-Hafen, in Dresden-Friedrichstadt erbaut und am 1. Nov. 1895 (Nordkai) bezw. 1. Aug. 1896 (Südkai) inbetrieb genommen.

Die im Heft 1 und 2 des Jahrg. 1897 der Z. f. Arch. u. Ing.-Wesen enthaltene Veröffentlichung dieses Bauwerks vom kgl. Brth. Grosch in Dresden berücksichtigt eingehend die wasserbautechnische Seite desselben, während die umfangreichen Herstellungen des Hafenbahnhofes, der Lagerschuppen, Verwaltungsgebäude usw., welche durch die kgl. Generaldirektion der Staatseisenbahnen erfolgten, nur flüchtig erwähnt sind.

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Eine Kostenvergleichung des eisenbahntechnischen mit; dem wasserbautechnischen Theil der Anlage zeigt jedoch deutlich, dass ersterer, indem er nahezu ein Drittel der Gesammtkosten in Anspruch nahm, einen wesentlichen und beachtenswerthen Theil des Ganzen bildet. Während nämlich, wie in dem angezogenen Aufsatze angegeben, die der Wasserbau-Abtheilung unterstellten Ausführungen mit 4 850 000 M. veranschlagt bezw. Mit 4 595 000 M. ausgeführt worden sind, stellten sich die Aufwendungen für den eisenbahntechnischen Theil der Hafenanlage auf 2 300 000 M. nach den Anschlägen, bezw. 1 875 000 M. nach der Ausführung*).

In dem Aufsatze des Hrn, Brth. Grosch sind als „Kosten des Hafenbaues“ 4 595 000 M. angegeben. Dies ist jedoch nur richtig, wenn man hierunter die Kosten der wasserbautechnischen Herstellungen allein versteht, was nach dem voranstehenden Texte des Aufsatzes nicht genommen werden kann. Die thatsächlichen „Kosten des Hafenbaues“ belaufen sich auf 4 595 000 M. für den wasserbäutechnischen plus 1 875 000 M. für den eisenbahntechnischen Theil der Anlage, zusammen also auf 6 470 000 M.

Die Vertheilung dieser Kosten auf die einzelnen Titel ist aus nachfolgender Tabelle ersichtlich.

TitPos.GegenstandVeranschlagt M.Verausgabt M.
I. u. II.
Sind von der Wasserbauverwaltung übernommen

III.
Einfriedungen8 0008 010
IV.
Wege-Uebergänge einschl. der beiden Hafen-Einfahrtsbrücken337 910291 995
V.
Brücken und Durchlässe1 000320
VII.
Oberbau einschl. Zentralweichen-Stellwerke637 135468 900
VIII.
Signale17 00010 170
IX.
Bahnhöfe und Haltestellen


1Verwaltungsgebäude, Dienstgebäude, Wırthschaftsgebäude, Freiabtritte, Aschebehälter186 820203 350

2Weichenwärter- und Zentralstellwerks-Häuser, Thor- und Krahnwärter-Häuser35 30024 585

4Lagerschuppen, Laderampen, Krahne, Lademaasse, Gleisbrückenwaagen513 300475 980

7Entwässerungsanlagen, Strassen und Plätze, Bahnhofs-Einfriedigung371 506285 740

8Wasserleitung, Beleuchtungsanlagen27 00027 160

9Inventar und Geräthe20 0007 890

10Unterhaltungskosten9 074
X./XII.
Fehlen

XIII.
Verwaltungskosten95 00070 900
XIV.
Insgemein20 955
XV./XVIII.
Fehlen




________________


Zusammen2 300 0001 875 000

IX. – 8: Die allgemeine elektrische Beleuchtungs-Einrichtung, sowie die Kosten der Kraftübertragungen sind hierin nicht enthalten. Diese Herstellungen erfolgten zu Lasten des bahnfiskalischen Elektrizitätswerkes in Dresden-Friedrichstadt.

Es sind hiernach bei den der Eisenbahn-Verwaltung unterstellten Arbeiten rd. 425 000 M. erspart worden.

Lageplan des König Albert-Hafens in Dresden

Die Ausführung .der unter Titel II. bis VIII. fallenden Arbeiten bietet, von den beiden sehr interessanten Hafen-Einfahrtsbrücken abgesehen, nichts besonderes Erwähnenswerthes und braucht hier nicht weiter erörtert zu werden, umsomehr, als eine allgemeine Beschreibung der Gleisanordnung, Ladestrassen usw. in dem Aufsatze von Grosch bereits gegeben worden ist. Es soll daher hier nur in Kürze auf die Hochbauten des König Albert-Hafens eingegangen werden, da dieselben sowohl wegen ihrer gelungenen architektonischen Behandlung und geschickten Grundriss-Anordnung, als auch zumtheil schwierigen Gründungsweise, Interesse beanspruchen dürften.

Die Lagerschuppen.

Es sind vorerst je 2 Lagerschuppen auf dem Nord- und Südkai erbaut worden, erstere, mit No. 2 und 4 bezeichnet, haben 71,51 m äussere Länge bei 15,46 m äusserer Breite, letztere, No. 4 und 6, 71,49 m Länge und 18,06 m Breite. Die Schuppen sind in Ziegelfugenbau aus gelben und rothen Verblendern mit Sockel aus Sandsteinhorzel-Mauerwerk ausgeführt und ähneln in ihrer äusseren Erscheinung den Hochbauten auf dem Rangirbahnhof Dresden-Friedrichstadt. Jeder Schuppen besitzt nach der Wasser- sowohl als auch nach der Landseite 6 einander gegenüberliegende 3,518 m weite und 2,40 m hohe Thore. Die Schuppen 2 und 4 des Nordkais haben am Ostgiebel je 1 Thor gleicher Abmessung, am Westgiebel jedoch 2 Thore je 2,218 m weit und 2,4 m hoch. Dagegen weisen die Schuppen auf dem Südkai am Ost- wie Westgiebel je 2 Thore von 2,218 m Breite und 2,40 m Höhe auf. Die Ladeperrons der Schuppen auf dem Nordkai sind 60 m lang, auf der Wasserseite 2,019, auf der Landseite 1,019 m breit, diejenigen des Südkais sind von gleicher Länge und sämmtlich 2,019 m breit. Auf den Schuppen-Giebelseiten befinden sich ausserdem zwei 10,30 m lange und 1 m breite Perrons, die ausschliesslich der Verladung von und nach den Landfuhrwerken dienen. Dem zeitweiligen Bedürfniss entsprechend lässt sich das Innere der Schuppen durch in der Längsaxe derselben verschiebbare eiserne Querwände aus Drahtgeflecht von 3,20 m Höhe in beliebig grosse Räume für Zoll- und Bahngüter abtrennen. In jeden Schuppen ist eine massiv gemauerte Zollexpedition, 7,8 m i. L. Lang, 4 m breit, mit Ofenfeuerung und ein 3,68 x 2,5m i. L. grosser Raum zur Unterbringung von Geräthen für die Bahnverwaltung eingebaut. Unter den Zollexpeditionen wurden kleine Kohlenkeller angeordnet; im übrigen sind die Schuppen aber nicht unterkellert, da der Hochwasserspiegel nur 0,30 m unter Kaioberfläche liegt. Die Dachkonstruktion der Schuppen besteht aus eisernen 3,l m (Nordkai) bezw. 3,4 m (Südkai) hohen Dachbindern mit hölzernen Sparren und Pfetten, die Eindeckung erfolgte mit Doppelklebepappe.

Lagerschuppen

Die Fussböden wurden aus einer 15 cm starken Zementkalk-Betonunterlage (Mischungsverhältniss 1 Th. Zement, 3 Th. hydraulischer Kalk, 8 Th. Sand und 16 Th. Klarschlag) gebildet, auf welche imprägnirtes Kiefern-Hirnholzpflaster von 15 cm Stärke, dessen Fugen mit heissem Asphalt ausgegossen sind, zu stehen kam.

Das Schuppeninnere wird theils durch die über den Thoren angeordneten eisernen Stichbogenfenster, theils durch die neben der Dachfirst eingefügten 7 Stück stehenden Dachfenster von 2,86 x 1 m verglaster Fläche ausreichend erhellt.

Die Thore, welche wegen der im Innern angebrachten verschiebbaren Wände an der Aussenseite der Schuppen angeordnet sind, bestehen ebenso wie die Schutzdächer über den Perrons der Giebelseiten aus Wellblech. Ueber den Thoren sind die Laufschienen für die Halbportalkrahne angebracht; Auflagerung erhalten dieselben auf starken vorgekragten Granitsteinen.

Querschnitt durch die Hafenmauer und einen Lagerschuppen

Nicht einfach und ziemlich kostspielig gestaltete sich die Gründung der Schuppen. Dieselben kamen nach der dem Hafenbecken zugekehrten Seite in eine 7 m hohe Dammschüttung, die Schuppen auf dem Nordkai im übrigen in eine 2 m hohe, diejenigen des Südkais in eine 4 m hohe Schüttung auf guten tragfähigen Baugrund, gewaschenen groben Flusskies, zu stehen.

Die sämmtlichen Wände der Schuppen 4 und 6 auf dem Südkai und diejenigen nach der Wasserseite und je die Hälfte der Giebelwände der Schuppen 2 und 4 des Nordkais sind daher auf Senkbrunnen gegründet worden. Dieselben bestanden aus 1 m i. L. weiten Zementrohren, die mit Zementbeton (1 Th. Zement, 7 Th. Kiessand 9 Th. Klarschlag) ausgestampft. wurden. Die Brunnen sind durch darüber liegende Erdbögen, die ebenfalls aus Zementbeton gleicher Mischung gestampft wurden, mit einander verbunden und ausserdem durch in die Erdbögen eingelegte Eisenbänder gut verankert worden. Das Fundament der landseitigen Umfassungsmauern der Schuppen 2 und 4 auf dem Nordkai ist in gewöhnlicher Weise aus Bruchsteinmauerwerk hergestellt.

Brunnengründungen der vorbeschriebenen Art wurden bereits für die in hoher Dammschüttung gelegenen Stellereigebäude auf Rangirbahnhot Dresden-Friedrichstadt vielfach angewendet und haben sich gut bewährt; sie kommen zufolge einer angestellten Vergleichsberechnung gegenüber einer Gründung auf Pfählen mit starker Betonsohle, welche in Anbetracht des Umstandes, dass die Pfähle zumeist im trockenen Boden stehen und deshalb der Fäulniss sehr ausgesetzt sind, nicht sehr empfehlenswerth erscheint, um ungefähr 45 M. auf 1 m Frontlänge billiger, was für die Lagerschuppen eine Gesammtersparniss von rd. 23 000 M. ergiebt.

Infolge der ungünstigen Gründungsverhältnisse für die Umfassungsmauern musste von einer massiven Gründung der Perrons abgesehen werden; es hat daher folgende Konstruktion Anwendung gefunden: Die in Abständen von 5 m eingemauerten eisernen Konsolen unterstützen einen C-Eisen-Längsträger, N. Pr. 20, auf welchem die die 5 cm starken eichenen Laufbohlen tragenden I-förmigen Querträger vorn aufruhen. Die Bohlen sind mit 1,5 cm Fuge verlegt. Jeder Schuppen ist mit 2 Dezimalwaagen und 2 Feuerhydranten ausgestattet.

Die Kosten der Lagerschuppen stellen sich wie folgt:

Schuppen 2 u. 4 auf dem Nordkai mit Brunnengründungen nach der Wasserseite und auf halber Giebellänge, im übrigen Bruchsteinmauerwerk je 74 027 M, d. h. rd. 67 M. für 1 qm bebaute Grundfläche.

Schuppen 4 u. 6 auf dem Südkai mit allseitiger Brunnengründung und Mauerstärken sowie Pfeilergründungen für Tragsäulen zum späteren Aufbau eines Stockwerkes eingerichtet zu 92 898 M. d. h. 72 M. für 1 qm bebaute Grundfläche; hiervon entfallen 17 350 M. auf die Brunnengründungen.

Das Dienstgebäude.

Das am westlichen Ende des Südkais in der Nähe des Hafenbahnhofes und der Hafeneinfahrt gelegene Dienstgebäude enthält im Erdgeschoss: ein Telegraphenbüreau, je einen Aufenthaltsraum für Lokomotivführer, Streckenarbeiter, Schirrmeister, Rangirer, Krahnführer, sowie für die Arbeiter des Ladeunternehmers, eine aus zwei Räumen bestehende Expedition für den Hafenmeister, eine Schirrkammer, einen Lampenputzraum und eine in Verbindung mit dem Aufenthaltsraum der Krahnführer stehende Werkstätte mit kleiner Schmiede für dieselben, sowie die nöthigen Aborte und Pissoirs. Im Obergeschoss: eine aus zwei Stuben, 2 Kammern, Küche, Speisekammer und verschlossenem Vorsaal bestehende Wohnung für den Hafenmeister und eine aus Stube, zwei Kammern, Küche und verschlossenem Vorsaal bestehende Wohnung für einen Unterbeamten; ausserdem befindet sich über dem Erdgeschoss des Anbaues ein grösserer, durch eine eiserne Wendeltreppe von der Schirrkammer im Erdgeschoss aus zugängiger Bodenraum für die Eisenbahn-Verwaltung. Die beiden zu den Wohnungen gehörigen Aborte liegen am Treppenpodeste ausserhalb der verschlossenen Vorsäle. Das Dachgeschoss enthält eine Wohnung für einen Unterbeamten, bestehend aus Stube, zwei Kammern und Küche, sowie drei weitere Kammern für den Hafenmeister und die Unterbeamten.

Dienstgebäude

Die äussere Ansicht des mit 2 Eingängen ausgestatteten Gebäudes ist in gelben, rothen und braunen Verblendziegeln, der Sockel in Sandsteinhorzeln mit bearbeiteten Fugen, das Gurtgesims und das Oberglied des Hauptgesimses aus festem Sandstein mit geschliffenen Flächen und einfacher Gliederung ausgeführt worden. Die Sohlbänke, Gewände und Bögen der Fenster sind in Verblendsteinen mit einfacher Profilirung gearbeitet.

Wo der tragfähige Boden sich in etwa 4,5 m Tiefe vorfand, konnten sämmtliche Gebäudemauern auf eine 60 cm hohe Zementkalkbetonschicht (1 Th. Zement, 3 Th. hydraulischer Kalk, 8 Th. Sand und 16 Th. Klarschlag) mit in zwei Absätzen aufgesetztem Pläner- und Sandsteinziegelmauerwerk gegründet werden. Die Scheidewände in allen Geschossen bestehen aus festen gewöhnlichen Mauerziegeln. Die Podeste und Stufen der 1,25 m i. L. breiten, bis in das Dachgeschoss führenden Haupttreppe sind aus festem Sandstein hergestellt. In den Fluren, Aborten, sowie in den Werkstätten der Krahnführer kamen Fussböden aus Steinzeugplatten mit Kalkzementbeton-Unterlage, in dem Telegraphenzimmer und den beiden Expeditionsräumen des Hafenmeisters solche aus deutschem Linoleum auf 2 cm starkem Gussasphalt mit Betonunterlage und in den übrigen Räumen Steinholzplatten (Xylolith) auf Betonunterlage in Anwendung. Im Obergeschoss ist durchgehends geleimter tannener und fichtener Tafelfussboden von 35 mm Stärke, auf dem Aktenboden 30 mm starker rauher Fussboden verlegt worden.

Bei der nach ortspolizeilichen Vorschriften ausgeführten Wasserklosetanlage wird die Fäkalflüssigkeit von der Klosetgrube nach dem Klärschacht, dann in den Kontrollschacht und hierauf mittels einer 20 cm weiten Steinzeugrohrschleuse in die Dresden-Friedrichstädter Fluthschleuse, welche unterhalb der Hafeneinfahrt in die Elbe mündet, abgeführt. Die drei Küchen sind mit Wasserleitungsanlage versehen, ausserdem ist noch eine Wasserentnahmestelle im Erdgeschoss unter der Haupttreppe eingerichtet worden. Von der Anbringung von Feuerhydranten innerhalb des Gebäudes ist abgesehen worden, da solche in unmittelbarer Nähe ausserhalb des Gebäudes gelegen sind. Zur Bedachung sind glasirte Falzziegel auf Lattung gewählt worden; das oberste, flache Dach des Flügelbaues hat eine Eindeckung von Zinkblech No. 13 erhalten.

Die Herstellungskosten des Dienstgebäudes belaufen sich auf 63 122 M., d. h. rd. 149 M. für 1 qm bebaute Grundfläche; es entfallen hiervon etwa 14 000 M. auf die Erdarbeiten und das Fundament-Mauerwerk.

Das Verwaltungs-Gebäude.

Am Ostende der Hauptzufuhrstrasse des Südkais, in unmittelbarer Nähe des Hafen-Haupteinganges von der Waltherstrasse her, ist das Verwaltungs-Gebäude errichtet worden; in demselben sind in der Hauptsache die Diensträume der Zoll- und Steuerverwaltung, der Eisenbahn-Verwaltung, sowie einige Wohnungen für Beamte untergebracht. Dieses Gebäude besteht aus 2 Flügelbauten, welche je mit einem Ober- und Dachgeschoss überbaut sind, und einem dazwischen liegenden nur ein Erdgeschoss enthaltenden Langbau.

Verwaltungs-Gebäude

Das Erdgeschoss umfasst im östlichen Flügel die Diensträume der Zoll- und Steuerverwaltung, im westlichen Flügel diejenigen der Eisenbahn-Verwaltung und im Zwischenbau einige weitere Diensträume für die genannte Verwaltung, sowie Expeditionsräume für den Lade-Unternehmer und die städtische Steuer. Entsprechend der Anordnung der Diensträume befinden sich in dem östlichen Flügelbau im Obergeschoss die Wohnung des Zoll- und Steuer-Inspektors und im Dachgeschoss zwei kleine Wohnungen für Unterbeamte der Steuerverwaltung, während im westlichen Aufbau in den entsprechenden Geschossen die Wohnungen des Bahnhofs-Inspektors, sowie zweier Unterbeamter der Eisenbahn untergebracht sind.

Den Ostflügel ziert ein Thurmaufbau, welcher eine elektrische Uhr mit 4 je 1,5 m grossen Zifferblättern trägt. Die Aussenarchitektur des Verwaltungsgebäudes ist sonst vollständig derjenigen des Dienstgebäudes nachgebildet. Dasselbe gilt von der Dachdeckung, den Fussboden-Befestigungen und den Kloset- und Wasserleitungs-Anlagen. Die Aussenmauern in den Wohnungen der oberen Geschosse sind behufs Erzielung möglichster Trockenheit hohl hergestellt worden. Die Gründung des Gebäudes ist gleich derjenigen des Dienstgebäudes, die Verhältnisse lagen hier jedoch insofern günstig, als der Bauplatz bei Beginn des Baues noch nicht aufgefüllt war; es machte sich im Gegentheil die Beschaffung von Bodenmassen zur Einplanirung der Fundamente erforderlich.

Die Kosten des Gebäudes haben einschliesslich Wasserleitung, Entwässerung und kleiner Garteneinfriedigung 122 480 M., d. h. für 1 qm bebauter Grundfläche rd. 163 M betragen; es entfallen dabei ungefähr 23 000 M. auf Erdarbeiten, Bodenbeschaffung und Fundamentmauerwerk.

Die Wirthschaftsgebäude neben dem Dienst- und Verwaltungsgebäude.

Mit Rücksicht auf die Höhenlage des Hochwasserspiegels im König Albert-Hafen – 30 cm unter Kaioberfläche – verbot sich die Unterkellerung der Hauptgebäude, es mussten daher besondere Wirthschaftsgebäude zur Aufnahme der Feuerungsmaterialien, der Waschküchen, Feuerlösch-, Bahnmeister- und Hafenmeister-Geräthschaften errichtet werden. Das zum Dienstgebäude gehörige Wirthschafts-Gebäude enthält eine Waschküche, je einen Raum für die Bahnmeister-, Hafenmeister- und Feuerlösch-Geräthe und 4 Räume für die Feuerungsmaterialen der Wohnungen usw., während das zum Verwaltungs-Gebäude gehörige Wirthschafts-Gebäude mit einer Waschküche, einem Raum für die Feuerlösch-Geräthe und 8 Räumen für die Feuerungsmaterialien versehen ist. Mit Rücksicht auf die tiefe Lage des gewachsenen Bodens und die vor Ausführung des Baues bereits erfolgte hohe Anschüttung wurde das erstgenannte Gebäude auf einen Pfahlrost mit übergelegter Betonplatte gestellt; diese Gründungsart empfahl sich deshalb, weil einerseits die Belastungen nicht bedeutend sind, andererseits jede sonstige bis auf den gewachsenen Boden reichende Gründung infolge der umfänglichen Erdarbeiten beträchtliche Mehrkosten verursacht hätte. Bei dem zum Verwaltungs- Gebäude gehörigen Wirthschafts-Gebäude fehlte jedoch bei Beginn des Baues die Anschüttung noch vollständig; da infolgedessen die Erdarbeiten fast ganz wegfielen, so stand hier der Ausführung gewöhnlicher, auf Beton ruhender Grundmauern nichts im Wege. Beide Gebäude sind in Uebereinstimmung mit den übrigen Hochbauten des Hafengebietes als Ziegelfugenbauten mit Sandsteinsockel hergestellt worden.

Die Kosten der beiden Gebäude haben betragen: Wirthschafts-Gebäude am Dienst-Gebäude mit Betongründung auf Pfahlrost 4630 M., d.h. ungefähr 66 M. für 1 qm bebaute Grundfläche. Die Hofeinfriedigung und Entwässerung kosteten weitere 450 M.

Wirthschafts-Gebäude am Verwaltungs-Gebäude mit Bruchsteinmauerwerksgründungen 4650 M, d. h. ungefähr 66 M. für 1qm bebaute Grundfläche. Auf Hofeinfriedigung und Entwässerung entfielen weitere 760 M.

Stellereigebäude, Krahn- und Thorwärterhäuser, Abtritte usw,.

Als kleinere Hochbauten im Gebiete des König Albert-Hafens sind noch zu nennen: 2 Stellereigebäude in Ziegelbau mit Bruchsteinmauerwerksgründung, Sandsteinsockel, Pappdach und Latrineneinrichtung zu 29,6 qm bebaute Grundfläche. Die Kosten stellen sich bei Stellerei A mit tiefer Gründung auf 4775 M., d.h. 161,5 M. für 1 qm Grundfläche und bei Stellerei B auf 3434 M. d.h. 116,2 M. auf 1 qm Grundfläche.

1 Bahnwärterhaus in gleicher Ausführung wie die Stellereien, jedoch ohne Abort. Bei 9797 M .Ausführungskosten und 144,4 qm bebauter Grundfläche entfallen 68 M. auf 1 qm.

1 Thorwärterhaus in ähnlicher Ausführung wie die Stellereigebäude mit Abortanlagen. Die Kosten belaufen sich auf 1896 M., d. h. bei 15 qm bebauter Grundfläche 126.4 M. für 1 qm.

3 Stück Freiabtritte in Fachwerksbau mit tiefer Bruchstein-Mauerwerks-Gründung von je 21 qm bebauter Grundfläche. Die Kosten zwischen 1755 und 2035 M., d. h. 83,2 bis 94,6 M. für 1 qm bebauter Grundfläche.

3 Xylolithbuden mit je 8 qm Grundfläche für je 685 M.
2 Xylolithbuden mit je 3,75 qm Grundfläche für je 551 M.
Die grösseren Xylolithbuden haben einen 2 x 3 m grossen Aufenthaltsraum und einen 2 x 1 m messenden Raum für Geräthe und Latrineneinrichtung, die kleinen Buden enthalten dagegen nur einen einzigen Raum.

Verwaltungs-Gebäude – Privatspeicher – Lagerschuppen G

Wie eingangs bemerkt, unterstand die Ausführung des Hafenbahnhofes, der Lagerschuppen, Verwaltungs- und Dienstgebäude, Krahne, Strassen, Rampen usw. der kgl. Gen.-Dir. der Staats-Eisenbahnen, deren technischer Referent für die Dresdener Bahnhofsbauten Hr. Ob-Fin-Rth. Peters die Oberleitung ausübte.

Die architektonisch und technisch höchst gelungenen Entwürfe sämmtlicher Hafen-Hochbauten rühren von dem ehemaligen Vorstande des Sektions-Büreau I der Dresdener Bahnhofsbauten Bauinsp. Toller, unter Mitwirkung des Reg.-Bmstr. Häuser her. Diese haben auch die Ausführung der Bauten in sachgemässer und tüchtiger Weise geleitet. Die Vollendungsarbeiten am Dienst- und Verwaltungs-Gebäude, sowie die Abrechnungsarbeiten fielen nach der am 1. Jan. 1896 erfolgten Versetzung des Bauinsp. Toller dem Verfasser dieses Aufsatzes in Gemeinschaft mit dem Reg.-Bmstr. Häuser zu.

Dieser Artikel erschien zuerst am 06.11.1897 in der Deutsche Bauzeitung.