Ein kalter Morgen

Beitragsbild

Es ist eine allen Großstädtern gar häufig vor die Augen kommende Straßenscene, welche den Hintergrund unseres getreu nach der Natur entworfenen Bildes bildet.

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Wir gewahren dort einen öffentlichen Platz, der zum Theil von Anlagen eingenommen wird, deren Bäume und Sträucher jetzt kahl und ohne Blätter dastehen, während dahinter drei- und vierstöckige Miethskasernen emporragen. Es ist noch ziemlich früh am Tage, aber schon herrscht auch hier rege Thätigkeit. Dort ist die Dampfwalze in geräuschvoller Arbeit, um einen neuen Straßenbelag festzuwalzen, hier sind Männer mit langen Besen beschäftigt, den Bürgersteig vom Schmutz zu reinigen. Schon steht der Winter bevor, auf dessen Nahen die empfindliche Kälte hindeutet, die heute Morgen herrscht. Die hübsche junge Dame im Vordergrunde unseres Bildes läßt sich aber dadurch nicht abhalten, ihre Ausgänge zu machen.

Ein kalter Morgen
Ein kalter Morgen

Sie verschmäht die Umhüllung eines Mantels für ihre schlanke Figur, nur eine mit Schnüren besetzte Jacke umgibt den Oberkörper. Um den Hals legt sich dafür wärmend eine langwallende Boa, und die Hände stecken in einem Muff. So schreitet sie, begleitet von ihrem treuen Hunde, elastischen Schrittes rasch in der kalten Morgenluft dahin, während wohl gar mancher Blick aus Männeraugen bewundernd der reizenden Erscheinung folgt.

Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 8/1890 des Das Buch für Alle.