Winterpelze

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Wohl noch niemals hat der Pelz in der Mode eine so umfangreiche Rolle gespielt wie in diesem Jahr. Pelz als Aufputz der Ballroben, Pelz zur Herstellung kleiner Halsbinden, die, lose geknotet, der Toilette Eleganz und de Gesicht eine wirkungsvolle Folie verleihn. wenn sie aus Hermelin, Maulwurf oder Chinchilla verfertigt werden, Pelz in Gestalt doppelseitiger Capes, die für Tages und Abendzwecke bestimmt, auf der einen Seite Nerz, Seal oder Breitschwanz, auf der andern Chinchilla, Hermelin oder helle Zobel zeigen und durch gleichfarbige Knebel auf beiden Seiten schließbar sind, und vor allem Pelze zu Paletots und Jacken verarbeitet, die wohl zu dem Praktischsten zählen, was jemals zur Erwärmung weiblicher Herzen diente.

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Loses Jacket aus afrikanischer Zibetkatze mit Aufschlägen aus Fuchs. Mütze von Maulwurfsfell.
Loses Jacket aus afrikanischer Zibetkatze mit Aufschlägen aus Fuchs. Mütze von Maulwurfsfell.

Es ist unzutreffend, anzunehmen, daß diese Jacken und halblangen Paletots, von denen wir zwei in nach stehenden Abbildungen wiedergeben, nur zu Automobilzwecken Verwendung finden können. Nur die Kopfbedeckung verleiht ihnen den sportmäßigen Anstrich, während sie in Verbindung mit breitrandigen Sammet, Filz oder Pelzhüten, mit Straußfedern, Flügeln, ja selbst Blumen garniert, für Straßen- und Besuchszwecke sich längst in Frankreich, England und Amerika außerordentlicher Beliebtheit erfreuen. In Deutschland beginnt diese überaus praktische Mode, die den Anforderungen der Kleidsamkeit entspricht, ohne daß man dabei zu frieren braucht, wie dies zumeist bei kleidsamen Wintermoden der Fall war, sich immer mehr einzubürgern. Man verfertigt diese Jacken bereits in Breitschwanz mit Kragen und Manschetten aus Silberfuchs, aus Sealskin mit amerikanischem Zobelbesatz, völlig aus Nerz mit antiken Goldknöpfen, aus Sealbisam mit Hermelinaufschlägen, aus Persianer mit Miniwerbesatz, kurz in den verschiedensten Zusammenstellungen, die, da die Pelzimitation eine bewunderungswerte Höhe erreicht hat, allen Geschmacksrichtungen und allen Budgets gerecht werden. Da der übrigens dank seiner Farbe höchst unkleidsame Maulwurfspelz vorerst noch als modernstes Pelzmaterial gilt, seien auch diese lose gearbeiteten Jacketts erwähnt, die neuerdings kragenlos geschnitten werden, und zu denen kleine, seiden gefütterte Hermelin- oder Chinchillahalsbinden mit Chenillefransen ihre Verwendung finden. Die langen Pelzmäntel aus brokatgefüttertem Chinchila mit dichtem Jabot echter Spitzen oder aus Hermelin mit seiden Aermeln aus breiter irischer Gipüre, die auch den Mitteleinsatz des Rückens und den breiten Saum bildet, bleiben vorzugsweise Abendzwecken gewidmet, während der im Vorjahr so beliebte Fäh eigentlich nur noch, falls man ihn besitzt, sein Dasein bescheiden als Futter anderer Pelzkleidungsstücke beschließt. Er endet, womit er begonnen. Daß dessen ungeachtet auch fähgefütterte Hüllen, so fern sie als Geschenke unter dem Weihnachtsbaum prangen, herzlich willkommen sein dürften, bedarf wohl erst kaum der Erwähnung. Geschenke pflegen immer willkommen zu sein, auch wenn sie nicht so kostbar sind, wie jenes, das der Marschall Ludwigs XIV., Graf von Clermont, einer schönen und nicht unbarmherzigen Dame verehrte, eine Equipage aus massivem Gold mit silbernen Rädern, auf deren Schlag das Wappen des Gebers und der Vorname der Empfängerin in Brillanten leuchtete. Leider ist man im Lauf der Zeit weniger galant geworden … Dennoch werden alle Gaben mit gleich freudigem Lächeln entgegengenommen, wenn die Lichter auf dem Weihnachtsbaum aufflammen. Es bleibt doch inne die schönste Zeit des Jahres, diese holde Zeit der Märchen und der Träume!

Kurzer Nerzpaletot mit Manschetten und holländischer Kappe aus Sealskin. Handschuhe aus Persianer
Kurzer Nerzpaletot mit Manschetten und holländischer Kappe aus Sealskin. Handschuhe aus Persianer

Dieser Artikel erschien zuerst in Die Woche 52/1903.