Entwurf zu einem Kunst- und Alterthums-Museum für Rostock

Architekten Schulz & Schlichting in Berlin. Der am 30. Januar d. J. zur Entscheidung gelangte, mit 45 Arbeiten beschickte Wettbewerb für Entwürfe zu einem Kunst- und Alterthums-Museum für Rostock hat s. Z. die Aufmerksamkeit und Theilnahme der deutschen Architektenwelt so sehr in Anspruch genommen, dass unsern Lesern eine Vorführung des an erster Stelle ausgezeichneten Entwurfs nicht unwillkommen sein dürfte. Das Gutachten der Preisrichter über denselben hat folgenden Wortlaut:

„Die Arbeit „Niklot“ bebaut bei vollständiger Erfülluug des Programms nicht ganz 900 qm und lässt bei zulässiger Reduktion der Geschosshöhen und Vereinfachung in der Detaillirung der Fassaden sich für die ausgeworfene Summe herstellen. Derselbe nutzt das Nordlicht vorzüglich aus, fügt sich mit seinen Umrissen sehr gut in die Form des Bauplatzes und gewährt eine schöne Raumfolge mit überall gut beleuchteten Sälen. Zu bemängeln ist die etwas knapp bemessene, aber leicht zu vergrössernde Treppen-Anlage, Die Fassaden in den Formen der späteren deutschen Renaissance bringen den Charakter eines Museums gut zur Erscheinung“.

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Die übersichtliche Einfachheit der ganzen Anlage macht eine nähere Erläuterung der mitgetheilten Abbildungen wohl kaum erforderlich.

Kunst- und Alterthumsmuseum in Rostock – Abbildung 01 (Lageplan)
Kunst- und Alterthumsmuseum in Rostock – Abbildung 03

Besonders glücklich erscheint der Grundgedanke der Grundrisslösung, welche ebenso den Zwecken des Baues entspricht, wie der sehr ungünstig geformten Baustelle sich anschmiegt – ein Vorzug, der für die Wahl der Arbeit auch wohl ausschlaggebend gewesen sein dürfte.

Kunst- und Alterthumsmuseum in Rostock – Abbildung 04

Die Verfasser derselben sind dem ihnen von Rostock ertheilten Auttrage gemäss z. Z. beschäftigt, ihren Entwurf für die Zwecke der Ausführung neu zu bearbeiten. Dabei werden die Ausstellungen und Rathschläge des Preisgerichts nach Möglichkeit berücksichtigt.

Kunst- und Alterthumsmuseum in Rostock – Abbildung 02

Die kleinen, der Haupttreppe gegenüber liegenden, vom Lichthofe aus beleuchteten Räume sind durch einen gemeinschaftlichen Vorplatz zugänglich gemacht. Die Fassaden werden stark vereinfacht; namentlich kommt die Dach-Ballustrade in Fortfall.

Dieser Artikel erschien zuerst am 16.05.1891 in der Deutsche Bauzeitung.