Russisch-orthodoxe Kirche für Bad Kissingen

Am 20. Juli d. J. wurde in Kissingen mit Gebet und Gesang und in Gegenwart einer zahlreichen Versammlung der Grundstein zum Bau einer russisch-orthodoxen Kirche gelegt und zwar auf einem erhöht gelegenen Grundstück an der Salinenstrasse, unweit der Stadt.

Die Baukosten, die etwa 100 000 M. betragen werden, sollen durch freiwillige Beiträge gedeckt werden: Davon sind gegenwärtig etwa 30 000 M. bereits gesammelt. An der Spitze des Unternehmens steht der Probst Malzew von der russischen Gesandtschafts-Kirche in Berlin und der Wirkl. Staatsrath Kalaidowitsch.

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Der Bau wird bestehen aus der eigentlichen Kirche, die etwa 190 Betende fassen kann, und aus einem Sitzungssaal mit Vorzimmer, der eine Bibliothek enthalten und zu Versammlungszwecken der Gemeinde dienen soll. Bei grösseren Festlichkeiten wird dieser Saal als Erweiterung der Kirche benutzt werden. An ihn lehnen sich Zimmer für den Priester und den Vorsänger und eine kleine Wohnung für den Hausdiener an. Unter der Kirche ist eine Todten-Kapelle vorgesehen.

Russisch-orthodoxe Kirche für Bad Kissingen – Grundriss und Querschnitt

Da zu beiden Seiten des Kirchen-Grundstückes sich Villen befinden, die malerisch bewegte Formen mit Erkern und Thürmchen zeigen und die aus buntfarbigen Materialien errichtet sind, so war es geboten, die Kirche, des grösseren Kontrastes wegen, in Formen und Farben möglıchst ernst und ruhig zu halten. Daher wurde nicht der sonst beliebte, sehr malerische und bunt-bewegte sogen. russisch-moscowitische Stil gewählt, sondern eine Anlehnung an byzantinische Vorbilder, wobei als Material für die Fassaden heller Sandstein bestimmt worden ist. Kuppel und Glockenthürmchen sollen mit Zink eingedeckt werden; die eisernen Kreuze werden vergoldet. De Innere der Kirche wird glatt geputzt und ausgemalt. Die Bilderwand (Ikonosthas) soll in geschnitztem Eichenholz zur Ausführung gelangen. Die Bauleitung hat Hr. Architekt Karl Krampt in Kissingen übernommen.

Russisch-orthodoxe Kirche für Bad Kissingen

Dieser Artikel erschien zuerst am 5. November 1898 in der Deutsche Bauzeitung, er war gekennzeichnet mit „V. Schröter“.