Die Pferdeschau, die alljährlich vor Weihnachten im Madison Squaregarten zu Neuyork eine Woche lang abgehalten wird, kennzeichnet den Beginn der amerikanischen Saison. Wer irgendwelchen Anspruch darauf macht, zur Gesellschaft zu gehören, muß die „horse show“ besuchen, um dort zu sehen und, was bedeutend wichtiger ist, gesehen zu werden.
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Und nicht nur tout Neupork giebt sich dort ein Stelldichein, sondern die Modedamen und Herren aus Philadelphia, Boston, Washington, Chicago u.s.w. betrachten es als eine unabweisliche Pflicht, den Besuch der Neuyorker Pferdeschau in ihr winterliches Programm aufzunehmen. Die Pferde sind Nebensache, trotzdem dort die Elite des Pferdematerials vorgeführt wird. Sie sind nur Mittel zum Zweck, um dieser gesellschaftlichen Veranstaltung den Namen zu geben. Die wenigsten Besucher treibt sportliches Interesse nach dem Madison Square. Ihnen ist es nur um die Parade der neuen Moden, weiblicher wie männlicher, wenn diese Bezeichnung gestattet ist, zu thun, und in ihren Augen sind die Kunstwerke der Schneider und Schneiderinnen von größerer Wichtigkeit, als die Pferde. Die Pferdeschau bedeutet für Neuyork und die Vereinigten Staaten etwa das, was der Große Preis von Paris für die französische Modenwelt. Auch dieses Jahr bildete keine Ausnahme. Die Neuyorker „Vierhundert“ mit ihrem ganzen Anhang waren im Madison Squaregarten, die Damen in wahren Wunderwerken von Toiletten.
Dieser Artikel erschien zuerst in Die Woche 51/1902.