Aus Deutsch-China

Wer heute in Tsingtau unser deutsch-chinesisches Gebiet betritt, kommt seiner Unterkunft und Verpflegung wegen nicht mehr so leicht in Verlegenheit.

Ihm steht die Wahl zwischen verschiedenen Restaurants und Gasthäusern frei, unter denen das Hotel „Prinz Heinrich“ an erster Stelle zu nennen ist.

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Noch vor kurzer Zeit war das ganz anders. Es gab weder ein Gasthaus noch ein Restaurant in Tsingtau. Da sprang als erster ein intelligenter, dollarsüchtiger Chinese in die Bresche: Ling-Pao, der ehedem als Schiffskoch gefahren war.

Deutsche Kneipe in Kiautschau

Ein elendes Chinesenhäuschen wurde halbwegs eingerichtet, im Hofraum aus Brettern ein „Gastzimmer“ hergestellt, und das Restaurant „Zur Zauberflöte“ war fertig. Natürlich nahm Ling-Pao von seinen Gästen „Kriegspreise“, wo er nur konnte. Trotzdem wurde bei ihm fleißig getrunken, und besonders, so oft nach langem Harren die Post aus der fernen Heimat anlangte.

Briefpost aus Deutschland

Ob die famose „Zauberflöte“ heute noch floriert, wo das Chinesendorf Tsingtau von Grund aus umgestaltet und neu aufgebaut wird? Doch der schlaue Wirt dürfte hierbei kaum zu Schaden gekommen sein.

In der Bucht von Kiautschau

Vielleicht kauft er sich nun eine eigene Tschunke, wie sie unser Bild zeigt, um billige Erzeugnisse seines Vaterlandes heranzuschaffen und sie den fremden „roten Teufeln“ zu möglichst hohen Preisen zu verkaufen.

Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.