Bei Ernst von Wildenbruch

Nach längerer Pause ist Ernst von Wildenbruch wieder mit einem neuen Bühnenwerk, der „Tochter des Erasmus“, hervorgetreten, das vor kurzem in Berlin eine begeisterte Aufnahme fand und von hier aus gewiß seinen Siegeszug über die deutschen Theater antreten wird.

Ernst von Wildenbruch hat eine wechselreiche und bewegte Jugend hinter sich. Als Sohn eines preußischen Konsuls in Beirut in Syrien geboren kam er in seinem zweiten Lebensjahr nach Berlin, dann nach Athen und von dort nach Konstantinopel.

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Als zwölfjähriger Knabe kehrte er nach Deutschland zurück, besuchte die Gymnasien in Halle und Berlin und trat dann in das Kadettenkorps ein, um als Offizier in der preußischen Armee zu dienen. Aber schon nach zwei Jahren nahm er seinen Abschied und widmete sich dem Studium der Rechte in Berlin. Er wurde Referendar, Assessor, Hilfsarbeiter im auswärtigen Amt, Legationsrat und schließlich 1897 Geheimer Legationsrat.

Ernst von Wildenbruch in seinem Arbeitszimmer

Wenn Wildenbruch seine größten Erfolge („Harold“ „Die Karolinger“, „Der Mennonit“, „Das neue Gebot“, „Die Quitzows“, „Die Haubenlerche“, „König Heinrich“) auch als Dramatiker errungen hat, so hat er seine dichterische Kraft doch nicht ausschließlich dem Theater gewidmet. Der Lyriker und Epiker offenbart sich in seinen Heldenlieder Dichtungen, Erzählungen, Novellen und Romanen.

Ernst von Wildenbruch mit seiner Gattin am Billard

Seit Jahren lebt Wildenbruch mit seiner Gattin, einer Enkelin Karl Maria von Webers, in Berlin, wo er in der stillen und vornehmen Hohenzollernstraße sein Heim aufgeschlagen hat. Mögen die Meinungen über den Dichter und seine Werke auseinandergehen, über den Menschen herrscht nur eine Stimme. Ohne Rücksicht auf seine hohe Stellung tritt Ernst von Wildenbruch mit dem ganzen Einfluß sein Persönlichkeit ein, wo es gilt, die Interessen des Schriftstellers zu wahren und die Freiheit der Kunst zu schützen.

Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.