Die Duchoborzen oder Geisteskämpfer, eine russische religiöse Sekte, deren Anhänger im Jahr 1900 aus Transkaukasien zum größten Teil nach Amerika auswanderten, haben in letzter Zeit den Behörden von Kanada sehr viel zu schaffen gemacht.
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Von einer Art religiösem Wahnsinn erfaßt, der übertriebenem Vegetarismus und überschwenglichen Tierschutzbestrebungen entsprang, haben sie ihre festen Wohnsitze verlassen und sind im Land umhergezogen, um den Messias zu suchen und die ihnen jüngst offenbarte Wahrheit zu predigen. Ein Fanatiker hatte sie zu der Ueberzeugung gebracht, daß die Welt zu Grunde gehe, wenn die Menschen ihre Sündenlast, die sie den Tieren aufgebürdet hätten, nicht selbst wieder auf sich nehmen. Die Anlage zum Glauben an solche Botschaft war vorhanden; ließen sich doch die Frauen der Duchoborzen willig vor den Pflug spannen, um die Tiere zu schonen. Neuerdings aber gingen sie weiter, sie ließen überhaupt alles Vieh in die Freiheit entlaufen und lösten bald darauf ihre Haushaltungen auf. Dann machten sie sich auf den Weg, um den Heiland zu finden, vernachlässigten dabei aber ihre Kinder, die natürlich die Schule nicht mehr besuchen konnten, derart, daß viele von ihnen vor Hunger krank wurden und starben. Sie priesen die Kleinen glücklich als Märtyrer und legten sich auch selbst die härtesten Entbehrungen auf, um leiden zu müssen, wie jene. So wurden die Duchoborzen schließlich zu einer großen Gefahr für ganz Kanada. Die Behörden sahen sich daher genötigt, einzugreifen, und führten die umherschweifenden Fanatiker zwangsweise in ihre Wohnsitze zurück.
Dieser Artikel erschien zuerst am 22.11.1902 in Die Woche.