Die grösste Taubenfarm der Welt

Südkalifornien ist die Riviera Amerikas, und Los Angeles ist ihr Mentone. Eingebettet zwischen Orangen- und Zitronenhainen, zwischen Weinbergen und gewaltigen Obstplantagen, liegt Los Angeles mitten im Garten Kaliforniens. Alles gedeiht dort mit tropischer Ueppigkeit, befruchtet von den feuchten Winden, die von der Santa Monicabai heraufwehen, und der heißen Sonne.

Die Wohnhäuser sind über und über mit Kletterrosen, die fast das ganze Jahr hindurch blühen, überzogen, und schlanke Palmen grüßen herüber. Nähert man sich an einem schönen, klaren Sommermorgen von Norden her dem freundlichen Ort mit der Bahn, so erblickt man schon von weitem, über dem Thal schwebend, sonderbare weiße Wolken, die sich bald trennen, bald wieder vereinigen, hierhin und dorthin schießen oder weite Kreise über dem Thal ziehen.

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Das sind die Tauben der berühmten Taubenfarm von Los Angeles, die ihren Morgenflug machen Die Farm liegt etwas außerhalb der Stadt zwischen waldbestandenen Hügeln und ist von mehr als 8000 Tauben bevölkert. Auf ihr verteilt erheben sich mehrere große Holzschuppen, an deren Außenseiten sich Tausende und Abertausende von Brutkästen befinden. Vor ihnen liegen die Futterplätze und die Wasserbehälter. Es ist ein sinnverwirrender Anblick, wenn man sich auf einem der Futterplätze zeigt und dann die Tauben wie Wolken herniederschießen, einen umflattern und umkreisen. Wenn die ganze Schar sich von einem der Dächer in die Lüfte erhebt, so verursacht das Flügelschlagen ein Geknatter, als ob ein lebhaftes Infanteriegefecht in nächster Nähe stattfände. Und dabei dies unaufhörliche Girren und Gurren, daß man sein eigenes Wort kaum hören kann.

Auf dem Futterplatz der Taubenfarm

Da man in Los Angeles den Winter nur dem Namen nach kennt, so brüten die Tauben fast das ganze Jahr hindurch, und der Besitzer der Taubenfarm macht glänzende Geschäfte.

Das grösste Taubenhaus der Welt

In Eis verpackt werden die jungen Tauben bis nach Neuyork verschickt, und eine solche fette junge Taube, drüben „squab“ genannt, ist ein sehr gesuchter Leckerbissen.

Dieser Artikel erschien zuerst am 26.07.1902 in Die Woche.