Die höchste Wetterwarte Europa’s

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Das Rauriser Thal oder die Rauris bildet für den Gebirgswanderer einen der leichtesten und lohnendsten Zugänge zu der Eiswelt der Tauern. In zwei Stunden gelangt man von der Station Taxenbach an der Giselabahn durch die wilde und malerische Kitzlochklamm nach dem Dorfe Rauris, dem schön gelegenen und als beliebte Sommerfrische bekannten Hauptorte des Thales; eine Stunde weiter liegt Wörth, wo das Thal sich theilt in das westliche Seidl- oder Seitenwinkel-Thal, durch welches man in 8 Stunden nach Heiligenblut, in 6 bis 7 Stunden zum Fuscher Thörl (den beiden bekannten Aufstiegpunkten zum Großglockner) gelangen kann, und in das östliche Hüttwinkelthal, das von einer Reihe der prächtigsten Gipfel der Tauernkelte (Ritterkopf, Herzog Ernst, Schareck, Hochnarr, Goldbergspitze etc.) umgeben ist.

Vier Marschstunden bringen den Wanderer auf höchst aussichts- und genußreichem Weg das Hüttwinkelthal aufwärts nach dem in e großartiger Umgebung gelegenen Weiler Kolben oder Kolm-Saigurn (1597 Meter, siehe die kleine Skizze auf unserem Bild Seite 44) der einen der besten Standorte für lohnende Touren ins Hochgebirge darbietet.

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Hier ist auch das Pochhaus für die auf dem Goldberg gewonnenen Erze, welche mittelst einer Seilbahn auf Holzgerüsten herunterbefördert werden. Von Kolm-Saigurn aus ersteigt man den hohen Sonnblick, dessen Gipfel unser großes Bild auf Seite 44 darstellt. Der Sonnblick ist keine der höchsten Tauernspitzen (3603 Meter), aber eine der günstigst gelegenen zu einem großartigen Rundblick und zugleich einer der am leichtesten und gefahrlosesten zu ersteigenden. Seit 1886 steht auf dem Gipfel des Berges das Sonnblickhaus (siehe unser Bild), ein das ganze Jahr hindurch bewohntes Wirthshaus mit meteorologischer Station, der höchsten in Europa, welche durch Telephon mit Kolm-Saigurn, Rauris und Lend und hierdurch mit der übrigen Welt verbunden ist. Da im Wirthshaus neun Betten verfügbar sind, so machen neuerdings viele Reisende die in jeder Hinsicht interessante und lohnende Parthie auf den hohen Sonnblick.

Die Wetterwarte auf dem Sonnblick, die höchste in Europa. Originalzeichnung von A. Heilmann
Die Wetterwarte auf dem Sonnblick, die höchste in Europa. Originalzeichnung von A. Heilmann

Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 2/1890 des Das Buch für Alle.